Sarāwak

[604] Sarāwak (Serawak), Fürstentum, an der Nordwestküste der indomalaiischen Insel Borneo (s. Karte »Hinterindien«), seit 1888 (der nördliche Distrikt des Lembangflusses seit 1890) unter englischem Schutz, etwa 130,000 qkm mit etwa 600,000 Einw. Die 650 km lange Küste ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles, wo die Kaps Sirik, Sipang und Datu die Datubucht einschließen, niedrig und sumpfig oder sandig. Guten Ankergrund für Schiffe von 4–5 m Tiefgang bietet nur die flache Bai von Kidorong. Das Land erstreckt sich ostwärts bis zu einer bis 3000 m hohen Gebirgskette an der Grenze. Die bedeutendsten Flüsse sind der S., der Batang Lupar, der 260 km weit schiffbare Rejang mit großem Delta, der Bintulu und der Barram, alle für Schiffe mittlern Tiefganges fahrbar; größere Schiffe können wegen der Mündungsbarren nicht einlaufen. Das Klima ist außer in der Übergangszeit zwischen der trockenen und nassen Periode gesund, die Tagestemperatur steigt selten über 32° und fällt selten unter 20°, der Regenfall beträgt 4–5000 mm. Die Vegetation ist sehr üppig. Die vornehmsten Produkte sind Eisenholz, Reis, Zuckerrohr, Mais, Maniok, Sago, Kokosnüsse, Tabak, Cinchona, Pfeffer, Gambir, Kakao, Palmöl, Guttapercha, Kautschuk, Rotang. Fische, Schildkröteneier und eßbare Vogelnester. Der Mineralreichtum (Kohle, Diamanten, Gold, Antimon, Quecksilber [Zinnober], Blei, Silber, Eisen) ist sehr bedeutend; auch Petroleum und Salz sowie heiße Quellen kommen vor, ebensoviel Kohle. Die durchweg wohlhabende Bevölkerung setzt sich zusammen aus 67,000 Malaien, 13,000 Chinesen, 133,000 Dajak (meist an der Küste) und den mit ihnen verwandten Milano, Kayan und Murut nebst etwa 100 Europäern. Englische protestantische Missionare (3200 Christen) sowie katholische sind hier tätig. Die Einfuhr (namentlich Reis, Tuch, Öl, Tabak, Opium) betrug 1904: 2,896,262, die Ausfuhr 4,272,671 Doll. Letztere besteht namentlich in Gold (1,8 Mill. Doll.), Sago (3,75 Mill.), Stuhlrohr, Pfeffer (2,7 Mill.), Kopra, Gambir, Guttapercha, Kautschuk, Fischen, Kohle, Antimon, Quecksilber. Der Radscha, seit 1868 Sir Charles Brooke, ein Neffe des Begründers des Staates (s. Brooke 4), regiert mit unumschränkter Gewalt. Seine Einnahmen beliefen sich 1904 auf 978,723, die Ausgaben auf 1,590,429 Doll. Die Schiffahrt umfaßte 1903 Fahrzeuge von 159,890 Ton. (meist deutscher Flagge vom Norddeutschen Lloyd). Eine Eisenbahn (176 km) führt von der Bruneibai ins Innere und nach Jesselton an der Gayabai (Britisch-Nordborneo). Das Militär besteht aus 500 Dajak unter einem englischen Offizier. Sklaverei besteht noch, doch kann sich jeder Sklave für 30 Doll. freikaufen. Die Hauptstadt S. oder Kutsching, 37 km oberhalb der Mündung des bis zur Stadt für große Schiffe[604] fahrbaren Flusses S., ist Freihafen und hat lebhaften Handel (fast ganz in den Händen der Chinesen), namentlich mit dem 750 km entfernten Singapur, katholische und anglikanische Missionsanstalten und 20,000 Einw. Der nächstgrößte Ort ist Sibu (Fort Brooke), 150 km oberhalb der Mündung des Rejang. Vgl. Low, S., its inhabitants and productions (Lond. 1848); Charles Brooke, Ten years in S. (das. 1866, 2 Bde.); Cotteau, Quelques notes sur S. (Par. 1886); Roth, The natives of S. and North Borneo (Lond. 1896, 2 Bde.), sowie die Literatur bei den Artikeln »Borneo« und »Brooke« 4).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 604-605.
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