A

[1] A, ein Vokal, und zugleich der erste Buchstab des Deutschen Alphabetes, welcher unter allen Vocalen für die Aussprache der einfachste und leichteste ist, weil er mit der weitesten Öffnung des Mundes gebildet wird, daher er auch der erste vernehmliche Ton ist, welchen die Natur in den neugebornen Kindern von sich gibt. Sprichw. Wer A sagt muß auch B sagen, wer sich einmahl in etwas eingelassen hat, muß darin fortfahren.

Bey den Hochdeutschen hat dieses a nur einen einzigen Laut, welcher entweder gedehnt ist, wie in da, Gabe, laben oder geschärft, wie in was, raffen, Pallast. Allein in den verschiedenen Mundarten wird es fast durch alle Schattirungen der Aussprache hindurch geführet; wovon man, was die Oberdeutschen Provinzen betrifft, Popowitschens Untersuchung vom Meere S. 89, 288 f. nachsehen kann. Am häufigsten nähert man es daselbst dem o, da es denn dem Schwedischen å sehr ähnlich wird. Oft wird das a von dem o gänzlich verdränget, und es gibt auch noch Hochdeutsche, welche Odem für Athem sprechen und schreiben. In manchen Provinzen verwandelt man es in den unangenehmen Doppellaut oa, z.B. foahren, troan, für fahren, tragen, und in noch andern läßt man ein u hinter her schleichen, wie jau für ja, oder setzet wohl gar das u an dessen Stelle, wie hust du, für hast du, ju für ja, Klufter für Klafter.

Von der Bezeichnung des gedehntem a, S. Orthogr. Th. 1, S. 248. In der Ableitung und Veränderung der Wörter wird dieses a sehr oft in ä verwandelt; als Anfang, anfänglich; Zahl, zählen, Pfalz, Pfälzer; Hand, Hände; Mangel, Mängel; ich dachte, ich dächte; ich schlage, du schlägst, er schlägt; wovon die Regeln, wenn anders welche davon gegeben werden können, in der Sprachlehre gesucht werden müssen.

Das a privativum, welches einige in den alten Deutschen Mundarten angetroffen haben wollen, ist nichts anders, als eine verkürzte Aussprache des heutigen un oder ohn; z.B. adeilon, untheilhaft, ateilig verlustig, Achusti, Untugend, Amalia, die Unbefleckte, von Mail.[1]

Auf gleiche Art sprechen einige Niedersachsen noch heut zu Tage Amacht, amächtig, awiesig, Awiesigkeit u.s.f. für Ohnmacht, ohnmächtig, unweise oder läppisch u.s.f. Eben diese Bewandtniß hat es auch mit Wachters so genanntem a positivo, welches wohl auch nichts anders, als der durch eine geschwinde Aussprache verkürtzte unbestimmte Artikel ein ist, Statt dessen nicht nur viele Deutsche Provinzen im geschwinden Reden, sondern auch die Engländer allemahl, ein a oder ä, und wenn ein Vocal darauf folgt, au gebrauchen; z.B. a Finger, a Fisch, a Gürtel, a Glas, än, oder an Altar, an Ofen, an Arm, an Ochs und s. f. und Engl. a finger, a fish, a girdle, a glass, an altar, an oven, an arm, an ox, u.s.f. welcher Artikel denn nachmahls mit vielen Hauptwörtern auf eine nunmehr unzertrennliche Art zusammen geschmolzen seyn kann. S. Ein, und Ameise.

Das a drucket, wie in den meisten Sprachen, so auch in der Deutschen, fast alle Bewegungen und Leidenschaften der Seele aus, und um den Ausdruck zu verstärken, hat man demselben von den ältesten Zeiten an noch die Hauchlaute ch und h beygefüget. S. Ach und Ha.

Am Ende vieler heutigen eigenthümlichen Nahmen der Flüsse und Örter ist a aus acha, aha, oder ach, d.i. Wasser, zusammen gezogen. S. Ach.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1-2.
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