Kresse (2), die

[1772] 2. Die Krèsse, plur. inus. eine Pflanze, welche Schötchen trägt, einen scharfen Geschmack hat, und wovon einige Arten gegessen werden können; Lepidium L. Die Spanische Kresse, Lepidium Cardamines, ist in Spanien zu Hause. Die Gartenkresse, Lepidium sativum, wird in den Gärten gebauet, und nur schlechthin Kresse genannt. Die wilde Kresse, Lepidium Iberis, wächset an den Wegen und wird nicht zur Speise gebraucht. Die Hundeseiche und das Pfefferkraut sind zwey andere wilde uneßbare Arten derselben. Die Indianische Kresse, [1772] Tropaeloum L. gehöret zu einem andern Geschlechte, und führet diesen Nahmen nur wegen einiger Ähnlichkeit. Eine andere in dem mitternächtigen Europa befindliche Pflanze, Arabis thaliana L. führet daselbst gleichfalls den Nahmen der wilden Kresse, so wie eine Art des Löffelkrautes, welche an Geschmack der Brunnkresse gleicht, Cochlearia Coronopus L. verschiedene Arten der Raute, Sisymbrium silvestre und aquaticum, gleichfalls wilde Kresse und Schweinskresse, und die Iberis nudicalis L. in manchen Gegenden auch wilde Kresse genannt wird. Die Bergkresse, Cardamine L. mit ihren Arten, der Springkresse, Feld- oder Wiesenkresse und Bitterkresse, welche letztere auch unechte Brunnkresse genannt wird, zum Unterschiede von der wahren Brunnkresse, Sisymbrium Nasturtium L. gleicht der Gartenkresse so wohl an Gestalt als Geschmack. Die Winterkresse, Erysimum Barbarea L. ist eine Art des Hederichs, und wird auch Barbenkraut genannt. Die Türkische Kresse, Arabis alpina L. wächset in der Schweiz und dem südlichen Deutschlande so wie die Strandkresse, Bunias Cakile L. welche auch Meersenf heißt, an dem Seestrande einheimisch ist.

Anm. In den Monseeischen Glossen Cresso, im Oberdeutschen auch Kressig, im mittlern Lat. Cresso, Crisonium, im Engl. Cresse, im Französ. Cresson, im Ital. Crescione, im Nieders. mit versetztem r, Karse, Kasse, Kassen, in Thüringen Kirsch, im Dän. Karse, im Angels. Caerse, im Schwedischen Krasse. Da so wohl die Gartenkresse als auch alle übrige Pflanzen, welche den Nahmen der Kresse führen, sich durch ihren scharfen bittern Geschmack unterscheiden, so ist es sehr wahrscheinlich, daß dieses Wort vermittelst des vorgesetzten Gaumenlautes aus dem noch im Oberd. üblichen räß, scharf von Geschmack, bitter, gebildet ist, daher auch im Angels. der Senf Cressae genannt wird. S. Kreßling.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1772-1773.
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