Form

[71] Form. Das Äußere, die Gestalt eines Gegenstandes im Gegensatze gegen dessen Inneres, den Inhalt. Jeder natürliche Gegenstand hat seine eigenthümliche Form, eine Form, die sich der Inhalt selbst gibt, die also nothwendig ist. In dieser Weise ist die Gestalt der Thiere und Pflanzen und die krystallinische Bildung der Mineralien mit dem Inhalte zusammenhängend. Willkürlich dagegen ist die Form aller Dinge, welche Menschenwerk sind. Indem der Mensch die Gegenstände der Natur verarbeitet, läßt er ihnen nicht ihre eigenthümliche Form, sondern gibt ihnen eine andere durch seine Willkür bestimmte. Da diese Form mehr oder weniger von dem Belieben des Einzelnen abhängt, so ist sie zufällig. Formlos ist im Grunde nichts, aber es kann der Fall sein, daß die ursprüngliche Form verwischt oder überhaupt nicht in die Augen fallend ist. – Formell ist, was Form hat. Die Formen des geselligen Lebens sind die herkömmlichen Arten, sich in gewissen Verhältnissen zu benehmen; der förmliche Mensch beobachtet sie, aber man pflegt nur so zu nennen, welcher diese Beobachtung auf lästige Weise übt, und so, daß jene Formen zu etwas nur Äußerlichem herabsinken und nicht wahre Äußerungen seines Innnern sind. – Formalismus ist das bloße, den Inhalt vernachlässigende Berücksichtigen der Form. – Man versteht ferner in Künsten und Gewerben unter Form en auch Werkzeuge, welche inwendig hohl sind und dadurch, daß sie eine weiche oder flüssige, nachher erstarrende Materie in sich aufnehmen, dieser eine bestimmte willkürliche Form ertheilen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 71.
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