Alchimie

[36] Alchimīe (Alchymie, arab. al-kîmîa), bis ins 17. Jahrh. gleichbedeutend mit Chemie, dann im Gegensatz zu der wissenschaftlichen Chemie die vermeintliche Kunst, unedle Metalle in edle (Gold und Silber) zu verwandeln. Gewöhnlich wurde die A. auf Hermes Trismegistos in Ägypten zurückgeführt. Das Abendland erhielt die A. durch die Araber in Spanien, unter denen Geber zu Anfang des 9. Jahrh. epochemachend war. Die berühmtesten Alchimisten des Mittelalters waren Albertus Magnus, Roger Bacon, Arnoldus Villanovanus, Raimundus Lullus, Basilius Valentinus. Später pflegten Fürsten, wie Heinrich VI. von England, Karl VII. von Frankreich, Kaiser Rudolf II., Kurfürst August von Sachsen, die A. Man wollte die Verwandlung der unedlen Metalle durch Zusatz einer geringen Menge einer besondern Substanz, des sog. Steins der Weisen, bewirken. Wenn dieser Stein die Kraft besaß, sämtliche unedle Metalle in jedem Mengenverhältnis in Gold zu verwandeln (zu transmutieren), hieß er das Universal, wenn er aber bloß die Kraft besaß, ein bestimmtes Metall in edles zu verwandeln, ein Partikular. Dieser Stein der Weisen, auch Roter Löwe, Großes Elixier oder Magisterium, Rote Tinktur, Panazee des Lebens genannt, sollte zugleich als Universalmedizin auf den menschlichen Körper heilend, stärkend und verjüngend einwirken. Wer dies Mittel gefunden hatte, hieß Adept. Ein weniger vollkommenes Mittel war der Weiße Löwe, die Weiße Tinktur, das Kleine Elixier oder Magisterium, das unedle Metalle in Silber verwandeln sollte. Eine wirkliche Umwandlung der unedlen Metalle ist den Alchimisten niemals gelungen. Noch 1796-1819 bestand in Deutschland eine von Kortum gegründete Gesellschaft von Alchimisten, die Hermetische Gesellschaft. – Vgl. Kopp (2 Bde., 1886).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 36.
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