Meine erste Reise nach Ägypten.

[121] Es war gegen das Ende des Jahres 1851, als ein Herr Reuter, ein deutscher Kaufmann aus Magdeburg, der eben von einer in Handelsgeschäften nach Syrien und Ägypten unternommenen Reise zurückgekehrt war, mich in Berlin aufsuchte, um mir die Grüße eines in Alexandrien ansässigen englischen Bewohners dieser Stadt zu überbringen. Sein Name, Mr. Harris, war mir schon damals wohlbekannt, obgleich er sich erst später in den Bezeichnungen hochberühmter ägyptischer Papyrusrollen, namentlich von Harris No. I., in den Sammlungen des Britischen Museums in London wahrhaft verewigt hat. Seine reichen Mittel erlaubten es ihm, Jahr um Jahr regelmäßig eine Winterreise auf eigenem Nilschiffe nach Oberägypten zu unternehmen und Altertümer aller Art, vor allem wertvolle griechische und ägyptische Papyrus zu, nebenbei gesagt, überaus billigen Preisen zu erwerben. Das Glück war ihm dabei außerordentlich hold. So stieß er bei seinem Besuche einer Höhle voller Krokodilmumien, gegenüber der Stadt Monfalut in Oberägypten, auf einbalsamierte menschliche Körper, die mitten unter den Ungeheuern,[121] man weiß nicht aus welchen Gründen, ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Auf dem Leibe des einen entdeckte er zwei umfangreiche Papyrusrollen, die mit griechischen Buchstaben beschrieben waren. Sie enthielten die eine die Reden des griechischen Redners Hypereides, die andere den größten Teil der Homerischen Ilias. Beide Funde machten damals gerechtes Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt und der Name Harris lebte in aller Munde.

Auf seinen Fahrten nach dem Oberlande pflegte er von einer jungen Vollblutnegerin begleitet zu sein, die er an Kindesstatt angenommen hatte. Ich habe sie später als erwachsene Jungfrau persönlich kennen und ihren Geist hoch schätzen gelernt. Sie hatte in England eine vorzügliche Erziehung genossen, sprach und schrieb das Englische mit außerordentlicher Feinheit, beherrschte daneben das Französische, Italienische und Arabische und spielte in der Gesellschaft von Alexandrien eine geradezu hervorragende Rolle. Wenn auch ihr Negerantlitz an Schönheit alles zu wünschen übrig ließ, so vergaß man in der Unterhaltung mit ihr das Häßliche ihrer Rasse, denn neben ihrem Geiste besaß sie eine gefällige Beredsamkeit und einen sprudelnden Witz, der ihr die Herzen der Hörer sofort gewann. Nur das große Vermögen, das nach dem Tode ihres Pflegevaters ihr durch Testament zugesichert war, lockte manchen Freier an, allein lächelnd bemerkte sie mir einmal: »Sagen Sie mir, welcher Europäer wird mich bei einem solchen Gesichte aus reinster Liebe heiraten?«

Auf dem »Hahnen-Hügel« von Alexandrien, in der Nähe der Festungswerke, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Gräber Alexanders des Großen und der Ptolemäer bedecken, besaß Mr. Harris ein hübsches Haus mit einer reizvollen Aussicht über die unten liegende Stadt und das weite blaue Meer im Hintergrunde. Einen großen Teil der vornehmen[122] Villa nahmen die antiquarischen Schätze ein, die ein vollständiges Museum seltener und kostbarer Antiken bildeten, um freilich nach dem Tode des Vaters in alle Winde hin durch Verkauf zerstreut zu werden. Mr. Harris war nicht nur ein Amateur im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern ein besonnener und scharfsinniger Forscher, der mit der Hieroglyphenschrift, soweit sie damals erschlossen vorlag, bekannt war und manche wertvolle Publikation in englischer Sprache veröffentlicht hatte, welche die Früchte seiner Studien in den oberägyptischen Tempeln enthielten. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen betraf die geographische Bedeutung gewisser listenförmig geordneter Hieroglyphen, in denen er mit großem Scharfsinn die Namen und die Folge der altägyptischen Provinzen (Nomen) Ober- und Unterägyptens vermutete. Seine durchaus richtige Ahnung bildete die Grundlage aller meiner späteren geographischen Arbeiten über Ägypten.

Der deutsche Kaufmann, von dem ich vorher gesprochen hatte, behauptete, ein Freund des Mr. Harris zusein, in dessen Auftrage er mich zu einer Reise nach dem Nilthale einlud, um die Gastfreundschaft des sammelnden Engländers in vollstem Umfange zu genießen. Er verschwieg mir es nicht, daß Mr. Harris eine heiratsfähige schwarze Tochter von großem Geiste und Verstand besäße, allein ich wies ihm meinen Trauring und machte es ihm dadurch klar, daß ich bereits »versagt sei« und deshalb auf Fräulein Harris samt ihren Reichtümern und dem ägyptischen Museum verzichte. Mit tiefem Bedauern bin ich im vorigen Jahre erst, während meines letzten Aufenthaltes in Ägypten, durch ein Schreiben der unglücklichen, nunmehr recht alten schwarzen Dame belehrt worden, daß sie nach dem Tode des Vaters um ihr gesamtes Vermögen gekommen war, so daß sie sich in bitterster Not befand.[123]

Damals nahm ich mir die Freiheit, meinem hohen Gönner A. von Humboldt von der verlockenden Einladung des Herrn Harris gelegentlich Mitteilung zu machen, und er fand sie so wichtig für meine ägyptischen Studien, daß er mir das Versprechen gab, dem Könige davon Kenntnis zu geben und mir die notwendigsten Mittel zu einer wissenschaftlichen Reise nach Ägypten in Aussicht zu stellen. Die Hoffnung, die erforderliche Geldsumme aufzutreiben, war freilich recht schwach. Lepsius' Reise hatte etwa hunderttausend Thaler gekostet und seit dieser waren erst kaum zehn Jahre verflossen. Der König und der Staat hatten gegen das alte Ägypten ihre vollste Schuldigkeit gethan und dazu traten die Kosten für die Veröffentlichung der »Denkmäler«, welche die Hauptergebnisse der ersten preußischen Expedition in prächtigster Ausführung der Tafeln enthalten sollten. Des Königs Großmut war außerdem durch viele andere Unterstützungen auf wissenschaftlichem Gebiete in Anspruch genommen, so daß man mit dem Gelde ernstlich rechnen mußte. Humboldts Bemühungen, die Reise dennoch zu ermöglichen, fanden beinahe keine Grenzen und es ist rührend, die Briefe zu lesen, die er mir fast täglich schrieb, um mich über die guten Aussichten oder die Mißerfolge seiner Schritte im Laufenden zu erhalten. Mit Anspielung auf eine altägyptische Göttersage suchte er mich zu überzeugen, daß es sich nicht bloß um das Reisegeld, sondern damit auch um einen Kampf des bösen Typhon gegen den guten Osiris handele. Da er aber einmal die Angelegenheit in seine Hände genommen, so wolle er sie auch bis zu Ende durchführen.

So heiß meine Sehnsucht nach meinem gelobten Lande an den Ufern des Niles war, so hätte ich um alles in der Welt nicht gewagt, durch eigenes Bitten dem liebenswürdigen Greise lästig zu werden, denn es gab damals eine Menge [124] dii minorum gentium, die auf dem Wege der Hintertreppe seine Güte in geradezu unerlaubtem Maße und mit schamloser Dreistigkeit mißbrauchten und um Unterstützungen, Stellungen und sogar Ordensauszeichnungen sich an die Großmacht seines berühmten Namens und an seinen Einfluß auf den königlichen Freund wandten. Mit den aufreibenden Arbeiten für die Herausgabe des »Kosmos« beschäftigt, der von Bogen zu Bogen im Druck vorwärtsschritt (Prof. Buschmann besorgte die Reinschrift des bekanntlich schwer leserlichen Manuskriptes, das später, bald nach dem Tode A. von Humboldts, von dem Kopisten dem damaligen Kaiser Napoleon III., in Begleitung eines Schreibens, als Eigentum überreicht wurde), außerdem durch eingetretene körperliche Schwäche infolge seines zunehmenden Alters des Mutes energischer Abwehr beraubt, war er genötigt viele Stunden seiner kostbaren Zeit aufdringlichen Bittstellern zu opfern und sich mit»Bettelbriefen« und mit Besuchen bei Personen zu beschäftigen, die ganz außerhalb seiner wissenschaftlichen Kreise standen.

Meine Reisehoffnungen schienen langsam einzuschlummern. als eine in den Zeitungen verbreitete Nachricht ihnen einen neuen Anstoß gab. August Mariette, ein französischer Archäolog, dessen spätere herzliche Freundschaft zu mir nur mit seinem Tode (1881) erlosch, hatte das unerwartete Glück gehabt, die Grabstätten der heiligen Apis-Stiere im sogenannten Serapeum bei Memphis aufzufinden und unter dem tiefen Sande der Wüste hinter dem heutigen Dorfe Abusir und in der Nähe der Stufenpyramide von Sakkarah auf ebenso zahlreiche als wertvolle Denkmäler der Vorzeit zu stoßen. Darunter befand sich, nach den Mitteilungen der Tagesblätter, ein unglaublicher Reichtum beschriebener Stelen oder Denksteine, und nicht am wenigsten solcher, die mit demotischen Inschriften bedeckt waren. Sie blieben unverstandene Rätsel, da[125] sich außer mir niemand damals mit der Entzifferung der ägyptischen Volksschrift befaßt hatte. Welche Ernte durfte ich erwarten und wie schlug mein Herz bei dem Gedanken an die Hebung wirklich geschichtlicher Schätze!

Was beinahe unmöglich schien, wurde mit einem Male zur vollen Wirklichkeit. Alexander von Humboldt, kräftig von dem Geheimen Kabinettsrat Illaire unterstützt, verstand es durch den Hinweis auf die Marietteschen Funde, die Begeisterung des edlen und großmütigen Königs zu erwecken, und 1500 Thaler wurden mir für die Dauer eines Jahres zu einer Reise nach dem Lande meiner sehnsuchtsvollsten Wünsche bewilligt. Keiner konnte glücklicher sein als ich und mit überstürzender Eile traf ich alle Vorbereitungen zu meiner Abreise, die auf den Anfang des Monats Januar 1853 angesetzt wurde.

In Deutschland gehörten in der damaligen Zeit Wanderungen nach Ägypten zu deu Seltenheiten, nicht so in Frankreich und England, von wo der Reisezug alljährlich eine Menge von Besuchern nach dem Pharaonenlande führte, um an Ort und Stelle die Wunder der Vorzeit kennen zu lernen und, wie in einer Schule, der Erinnerung an längst vergangene Geschichten ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. In meinem Vaterlande war man noch nicht daran gewöhnt, sich ohne weiteres und aus bloßer Neugierde oder aus Wissensdurst den möglichen Gefahren einer so weiten Reise übers Meer nach Afrika auszusetzen und wenn es geschah, so ordnete der besonnene Mann sein Haus für den Fall seines Todes und traf alle Maßregeln, um sich vor den schädlichen Einflüssen des fremden Klimas zu schützen. Er zog vorher genauere Erkundigungen über Land und Leute in jener fernen Welt ein, denn einen »Bädecker, Ägypten« gab es noch nicht, vielmehr war der einzelne darauf angewiesen, sich aus den[126] bekannteren Reisewerken, besonders aus den »Reisebriefen aus Ägypten« des Professor Lepsius, den nötigen Rat und Beistand zu erholen.

Die Vorbereitungen innerhalb und außerhalb meiner vier Pfähle waren bald erledigt und selbst das dickste wollene Unterzeug blieb nicht vergessen, um den Leib vor Erkältungen zu hüten, und so nahm ich Abschied von meinen Lieben, die mich mit Segenswünschen und Thränen überschütteten, um in Begleitung meines Vaters zunächst über Prag und Wien die Reise nach der Hafenstadt Triest anzutreten. Er ließ es sich einmal nicht nehmen, mich wenigstens bis nach dem Hafen zu führen, um Zeuge meiner Einschiffung zu sein. Es war bitterkalt, wir reisten dritter Klasse, die Beförderung auf dem Schienenwege ging ziemlich langsam von statten, wurde am Semmering hinter Wien unterbrochen und hörte überhaupt bei Laibach vollständig auf. Man war gezwungen, sich eines Postwagens zu bedienen, um die letzte Strecke über den traurig öden und fast vegetationslosen Karst bis nach Triest zurückzulegen. Auf diesem Wege hatten wir zuguterletzt die unangenehme Überraschung, von einem Borasturm überfallen zu werden, der mit orkanähnlicher Gewalt über das grenzenlose Steinmeer dahinfegte, so daß die Postpferde nur noch im stande waren, im langsamsten Schritte den schweren Wagenkasten fortzubewegen. Der Anblick des blauen Meeres von der Höhe der Poststraße unmittelbar vor Triest aus entschädigte reichlich für die ausgestandene Kälte, und wohlgemut bezogen wir ein kleines Albergo in der Hafenstadt mit ihrem durchaus italienischen Anstrich.

Wie bei allen meinen früheren Reisen, so hatte auch diesmal Alexander von Humboldt es für gut befunden, mich vor meiner Abreise mit Empfehlungsschreiben zu versehen, die mir zum größten Vorteil gereichten und mir Haus und[127] Herzen öffnen halfen. Das Schreiben an den Engländer Harris in Alexandrien, von dem sich mein hoher Gönner die größten Erfolge versprach, hat ein merkwürdiges Schicksal gehabt. In seinem letzten Briefe, worin ich zugleich eine große Reihe von Aufträgen zu genauen Beobachtungen geologischer und physikalischer Natur empfing, schrieb er mir: »Hier, mein teurer Br., ist der Brief an Herrn Harris, in dem ich listig alles zusammengedrängt habe, was ihm angenehm und Ihnen nützlich sein kann.« Die Empfehlung war in französischer Sprache abgefaßt, nicht in englischer, wie man es nach der Abstammung des Adressaten hätte erwarten können. »Ich spreche und lese das Englische mit vollkommenstem Verständnis, sagte mir Humboldt eines Tages, aber ich habe nie gewagt, es zu schreiben. In seiner scheinbaren Einfachheit bietet es die größten stilistischen Feinheiten und darum Schwierigkeiten dar, denen ich mich nicht gewachsen fühle«.

Den Inhalt der »listigen« Empfehlung habe ich durch einen seltsamen Zufall erst vor zwei Jahren kennen gelernt und ich darf ihn ungescheut veröffentlichen, da er seit etwa 20 Jahren jedermann zur Kenntnis vorlag. Mein langjähriger Freund der Afrikareisende Professor Dr. Schweinfurth zog ihn vor mehreren Jahren mitten aus einem Haufen alter Papiere und Schriftstücke hervor, die in dem früheren Douane-Gebäude von Alexandrien aufgespeichert lagen. Bei einer flüchtigen Durchsicht erkannte er die Handschrift seines großen Kollegen Alexander v. Humboldt auf dem Briefumschlag. Er hatte nichts Eiligeres zu thun, als ihn für sich zu erbitten, ohne eine Auskunft darüber erhalten zu können, wie das Schreiben überhaupt an diesen Ort gelangt war. Nach seiner Rückkehr bereitete er mir die angenehme Überraschung, mir die 40 Jahre alte Empfehlung als mein Eigentum zu überreichen. Sie lautet wörtlich:


[128] Monsieur!

Je ne pouvais laisser partir un jeune Savant, Mr. Brugsch, auquel je suis vivement attaché, sans profiter de cette occasion pour Vous offrir, Monsieur, l'hommage de ma reconnaissance qui vous est due de la part de tous ceux qui suivent avec intérêt les immenses progrès de l'Archéologie égyptienne. Vous avez profité noblement avec succès de la position élevée dans laquelle Vous Vous êtes trouvé, en réunissant tant de documents démotiques, en découvrant le fragment précieux de l'orateur Hyperides et d'après ce que l'on nous annonce un fragment de l'Jliade! Que mon jeune ami, aussi distingué par l'étendue et la solidité de ses connaissances que par la douceur de son caractère, serait heureux de jouir de la Protection que j'ose réclamer pour lui auprès de Vous!

C'est d'après les ordres de mon Roi que le Dr. Brugsch, qui sur ma recommandation a été reçu avec une grande bienveillance à Paris, à Leyde et à Turin, se rend, pour une année, en Égypte. Le Roi le connaît et le chêrit personnellement. Au milieu des agitations politiq ues de l'Allemagne le Roi ne cesse de se mettre au courant de tout ce qui nous revèle le merveilleux et antique état de culture sur les bords du Nil et de l'Euphrate, à Thèbes comme à Nimrond et à Khorsabad. Votre dernière mémoire, Monsieur, que j'ai eu le plaisir de mettre sous les yeux du Roi, a fixé son attention dans une de nos soirées de Charlottenbourg q ui est le Sanssouci d'hiver pour la Cour de Prusse.

Veuillez bien, je Vous en prie, Monsieur, excuser l'illisibilité de ces lignes tracées par un savant »antédiluvien«[129] et agréer l'expression de ma plus haute et plus sincère considération.

à Berlin ce 26 Déc. 1852.

V. t. h. et t. d. serviteur.

Le Baron de Humboldt.


Ein letzter Segenswunsch des Vaters, und der Dampfer stieß in See. Fern sei es von mir, den Leser mit der Schilderung meiner Überfahrt von Triest nach Alexandrien auf einem winzig kleinen Schiffe des Österreichischen Lloyd zu langweilen. Nur das Eine bleibe nicht unerwähnt, daß ich bei einem ungewöhnlichen Sturme auf dem Adriatischen Meere, – ich war seekrank, wie nur einer es sein kann –, fast den Kopf verlor, als mitten in dem Wogenschwall einer der beiden oszillierenden Zylinder der Dampfmaschine einen Bruch bekam, so daß die Segel aufgesetzt werden mußten, um dem zweiten Zylinder die Arbeit zu erleichtern. Indes wir erreichten glücklich die Insel Korfu und wechselten das Schiff mit einem noch kleineren Raddampfer, um vier Tage später in A lexandrien glücklich einzulaufen. Auf dieser ersten Fahrt, die ich in den späteren Jahren meines Lebens mindestens fünfzigmal wiederholt habe, in einem einzigen Jahre, 1874, sogar dreimal, lernte ich weniger die feste Bauart und Eleganz, als vielmehr die seemännische Kenntnis, Ruhe, Besonnenheit und Nüchternheit der Offiziere und der gesamten Schiffsmannschaft des Österreichischen Lloyd hoch schätzen und ich blieb der Gesellschaft treu mit zwei Ausnahmen, die durch die zwingendsten Umstände geboten waren. Einmal benutzte ich die Fahrgelegenheit eines französischen Messagerie-Dampfers, von Marseille nach Alexandrien über Messina, das andere Mal eines englischen P. O. Company-Schiffes, ohne mich auf beiden besonders behaglich gefühlt zu haben, wenn auch die französische Heiterkeit von der englischen[130] Steifheit, wenigstens nicht-englischen Reisenden gegenüber, in angenehmster Weise abstach. Einen Übelstand hat allerdings der Lloyd, der von den Schiffsgästen ohne italienische Sprachkenntnis bis auf den heutigen Tag schwer empfunden wird, ich meine die mangelhafte Kenntnis oder die vollständige Unkenntnis der deutschen Sprache bei dem.gesamten Schiffspersonal.

Quelle:
Brugsch, Heinrich Ferdinand Karl: Mein Leben und mein Wandern. Zweite Auflage, Berlin 1894, S. 121-131.
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