Viertes Kapitel.

Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz.

[522] Das Fridericianische Kriegswesen war zum erstenmal mit dem neufranzösischen zusammengestoßen bei Valmy, hatte den Kampf dann noch zwei Jahre, 1793 und 1794 fortgesetzt und sich in dieser Zeit qualitativ immer noch überlegen gezeigt. Aus politischen Gründen, aber militärisch unbesiegt, schied Preußen durch den Frieden von Basel im Frühjahr 1795 aus dem Kriege aus. Als es elf Jahre später von neuem die Waffen mit den Franzosen kreuzte, hatten diese sich mittlerweile zu den Soldaten Napoleons entwickelt, und jetzt krachte Preußen beim ersten Stoß zusammen. Man erschöpft die Natur dieses Vorganges nicht, wenn man mit der Königin Luise sagt, Preußen sei eingeschlafen gewesen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen. So stolz man war auf den ererbten Ruhm, so waren doch auch Kritik und Reformbestrebungen recht lebendig und Altes und Neues stehn schon vor der Krisis im Kampf miteinander. Noch ehe man sich in Frankreich selber so recht des eigenen Schaffens in der Taktik bewußt war, trug am 10. Juli 1794 der damalige hannoversche Major Scharnhorst in sein Tagebuch den Satz ein »Der jetzige französische Krieg wird das jetzt angenommene taktische System in einigen Punkten gewaltig erschüttern« und schrieb dann gegen Ende des Jahrhunderts mehrere Abhandlungen, in denen er von dem Satz ausging (1797), »es ist eine ausgemachte Wahrheit, daß die französischen Tirailleurs den größten Teil der Affairen in diesem Kriege entschieden haben«, und daran seine Vorschläge für die Fortbildung der in den deutschen Heeren noch herrschende Taktik knüpfte524. Er wollte das Alte[522] und Neue organisch miteinander verbinden. Die Linear-Aufstellung aufzugeben oder gar die ganze Infanterie in Schützen aufzulösen, erschien ihm abwegig, aber er schlug vor, das dritte Glied für den Tirailleur-Kampf zu verwenden525. Für die Salve war das dritte Glied ohnehin nicht recht verwendbar gewesen und man war im Revolutionskrieg schon tatsächlich zur zweigliedrigen Aufstellung übergegangen. Das ergab aber generell durchgeführt unregierbar breite und gefährlich dünne Linien. Indem man nun ein Drittel der Infanterie ausschwärmen ließ und dazu nicht das erste, sondern das dritte Glied nahm, blieb die alte, wohlgeordnete und fest zusammenhaltende Front bestehn und konnte ihre Vorzüge zur Geltung bringen, die Schützen aber, die sich um die Flügel der Bataillone nach vorn zogen, verstärkten die Feuerkraft des Ganzen viel intensiver, als wenn sie im dritten Gliede der Linear-Front verblieben, wo sie überdies doch im Bedarfsfalle zur Verdickung der Front wieder ihren Platz fanden. Die Erhaltung der festgeschlossenen Front für das Salvenfeuer und schließlich die Attacke schienen Scharnhorst so wichtig, daß er die Mannschaften der beiden ersten Glieder das Schützengefecht nicht einmal gelehrt wissen wollte.

Auch als Scharnhorst in den preußischen Dienst übernommen wurde (1801), drangen nun seine Ideen noch keineswegs durch. Der General Fürst Hohenlohe führte allerdings für dieselben schlesischen Regimenter, die er nachher bei Jena kommandierte, das Tiraillieren des dritten Gliedes ein (1803). Aber in demselben Jahr erließ der Feldmarschall v. Möllendorff in Berlin einen Befehl, in dem er das Zielen beim Schießen direkt verbot – die Soldaten sollten »den Kopf grade aufrecht haltend horizontal anschlagen«526.[523]

Altes und Neues haben also schon vor 1806 in Preußen mit einander gerungen, aber in allem wesentlichen war das Alte unerschüttert und die Armee war ihrer Struktur nach noch durchaus die alte Friderizianische. Als solche aber war sie nicht etwa schlechter, sondern besser als zu Friedrichs Zeit. Ihre Disziplin war unerschüttert, das Offizierkorps tapfer, aber der Geist war entwichen, die Führung war kläglich, der Gegner ein Riese, und so mußte sie erliegen. Ich habe mich über diese Zeit und diese Ereignisse, die Katastrophe, den Wiederaufbau und den endlichen Sieg Preußens, in anderen Arbeiten eingehend geäußert und will mich hier nicht wiederholen527. Das Ergebnis ist, daß Preußen die Ideen der französischen Revolution, denen es unterlegen war, nunmehr selber aufnahm, sich mit ihrer Hilfe verjüngte, auf dem Gebiete des Kriegswesens noch überbot und praktisch und theoretisch die letzten Konsequenzen herausarbeitete.

Einzuschieben ist, daß auch Österreich nach der Niederlage von 1805 unter der Leitung des Erzherzogs Karl die alte Taktik reformierte und das Tiraillieren und die Kolonnen in geschickter Weise mit der Linear-Ordnung verband, so weit das bei einem Heer, daß der nationalen Grundlage entbehrte, möglich war528. Ich habe oben schon die Argumentation des Generals Mack angeführt, weshalb das Tiraillieren zu verwerfen sei. Ein drastisches Zeugnis, wie anders der Geist der alten Militär-Pädagogik war und wie schwer es werden mußte, den Übergang in den neuen Geist zu finden, ist ein Bericht des Feldmarschalleutnant Bukassowicz an den Hofkriegsrat (1803): »Im Türkenkrieg hat man bei Besania-Damm eine Truppenabteilung auf den halben Mann das Bajonett zu fällen beordert, und da auch der Mann sonst nichts andres damit zu tun gelernt hat, ist auch derselbe wie eine Statue unbeweglich geblieben. Die Türken haben davon profitiert und mit bloßem Messer sich unter die Musketen begeben, sofort die Füße[524] der Soldaten abgehauen, wessentwegen die Truppen nach der Hand lernen mußten, mit dem Bajonett auf das Kommandowort: Stich! – zu stechen529«.

Die Russen folgten noch dem Worte Suwarows »die Kugel ist eine Närrin, das Bajonett aber ist ein ganzer Mann«. Noch 1813 haben in der russischen Armee nur die Jäger-Regimenter tirailliert; die übrigen Infanterie das Einzelgefecht gar nicht gekannt530.

In Preußen verwandelte SCHARNHORST als Kriegsminister die alte Söldnerarmee in ein Volksheer, indem er die fremde Werbung abschaffte und die allgemeine Wehrpflicht, die die Franzosen wieder hatten fallen lassen, verwirklichte. Die Idee fand so viel Widerspruch, daß sie nicht in der Vorbereitungszeit, sondern erst mit dem Moment der Erhebung selbst durchgesetzt und zur Ausführung gebracht werden konnte (9. Februar 1813). Sie war auch zunächst nur für die Dauer des Krieges verkündet, wurde aber 1814 von dem Jünger und Nachfolger Scharnhorsts, BOYEN, von neuem und definitiv zur Annahme gebracht531.

Das Tirailleur-Gefecht war, wie wir gesehen haben, bei den Franzosen zwar zu größter Bedeutung gelangt, aber eine wildwachsende Pflanze geblieben. In Preußen, wie vorher schon in Österreich, wurde es nunmehr in Anlehnung an die Vorschläge, die Scharnhorst schon 1797 literarisch gemacht hatte, systematisch durch Reglements eingeführt. Nach wie vor blieb die dreigliedrige Linear-Aufstellung mit ihrem alles wegfegenden Salvenfeuer die Grundform. Aber das dritte Glied sollte vor der Front zum Schützengefecht ausschwärmen und nötigenfalls (darin ging Scharnhorst jetzt über seinen Vorschlag von 1797 hinaus) durfte auch das ganze Bataillon in Tirailleurs aufgelöst werden532.[525]

Das in Linie aufgestellte Bataillon sollte aber nicht bloß Salvenfeuer abgeben, sondern auch beim Angriff mit ihrer Stoßkraft der Tiefe wirken können. Das zu ermöglichen, konstruierte Scharnhorst, auch nach französischem Muster, die »Kolonne nach der Mitte«, zwei Züge breit, vier Züge tief. Mit der denkbar größten Schnelligkeit konnte das Bataillon aus dieser Kolonne zur Linie aufmarschieren oder aus der Linie die Kolonne bilden, da sich zugleich von rechts und links die äußeren Züge hinter die mittleren setzen.

Die Kolonne nach der Mitte war (da das Bataillon 4 Kompagnien oder 8 Züge zählte) 12 Mann oder bei ausgeschwärmten Schützen noch 8 Mann tief. Das war die Normaltiefe der griechischen Phalanx, also nach den älteren Begriffen noch eine Linear-Aufstellung, im Verhältnis zu der dreigliedrigen Aufstellung aber zu der man im 18. Jahrhundert gelangt war, schon eine Kolonne.

Wie Scharnhorst die französischen Organisations-Gedanken auf Preußen übertragen und zugleich erneut hat, so ist GNEISENAU, der schon bei der Armee-Reform Scharnhorst zur Seite gestanden hatte, derjenige unter den Gegenspielern Napoleons, der dessen Strategie ganz in sich aufgenommen hatte, so daß er den Gewaltigen mit seinem eignen Schwerte zu schlagen vermochte. Die große Aufgabe der Verbündeten im Herbstfeldzug 1813 war, ihre Heere, die in Brandenburg, Schlesien und Böhmen im Halbkreis um Napoleon herum standen, auf einem Schlachtfeld zu vereinigen, ohne dem Gegner die Gelegenheit zu geben, von seiner Zentralstellung aus sie einzeln zu fassen und zu schlagen. Das wurde erreicht, indem die Schlesische Armee, als Napoleon sie nach ihrem Übergang über die Elbe bei Wartenburg (3. Oktober) packen wollte, nicht über die Elbe zurückwich, sondern, ihre Verbindungen preisgebend, um Napoleon herummarschierte und sich in seinem Rücken an der Saale mit dem Schwarzenbergischen Heer zusammenschloß. Napoleon war durch dieses Manöver von Frankreich abgeschnitten und hätte mit seiner ganzen Armee durch die Übermacht der Verbündeten eingeschlossen und vernichtet werden können. Schwarzenbergs Generalstabschef Radetzky hatte auch in diesem Sinne bereits eine Disposition entworfen, die bis in unsere Tage auf die gröblichste Weise mißverstanden und entstellt worden ist, als ob ihr Sinn gewesen[526] sei, nicht sowohl das französische Heer zu vernichten, als es ohne Schlacht im Sinne der alten Strategie durch Manöver zum Rückzug zu bewegen. Radetzkys genialer Plan wurde zerrissen durch die Einmischung des Kaisers Alexander auf Betreiben seines militärischen Beraters des Generals v. Toll. Die Heere der Verbündeten trennten sich wieder und gaben den Franzosen die Rückzugsstraße nach Westen dadurch frei533.

Ein Zug von ähnlicher Anlage und Kühnheit, wie 1813 der Marsch von der Elbe an die Saale, ist 1815 der Marsch von Ligny über Wavre nach Belle-Alliance534. Beide Manöver waren um so wirksamer, als Napoleon sie nicht in Rechnung gezogen hatte und infolgedessen selber falsch operierte, 1813 einen Luftstoß machte, 1815 das Korps Grouchy nicht rechtzeitig auf das Schlachtfeld berief. »Ces animaux ont appris quelque chose« rief er aus.

Zur Vollendung einer großen Erscheinung in der realen Welt gehört auch ihre Theorie. Merkwürdig genug, daß auch der theoretische Denker, der das strategische Handeln Napoleons begrifflich zu fassen wußte, dem preußischen Heer angehörte, Clausewitz, ein Jünger Scharnhorsts, der Freund Gneisenaus. Wie die drei Männer zusammenzuordnen sind, ist ausgeprägt in dem Satz, den Gneisenau an Clausewitz schrieb, als man Scharnhorsts Gebeine von Prag, wo er gestorben war, nach dem Invaliden-Kirchhof von Berlin überführte: »Sie waren sein Johannes, ich nur sein Petrus, obgleich ich ihm nie untreu geworden bin, wie jener seinem Meister«.

Schon vor Clausewitz hat der französische Schweizer Jomini Napoleons Kriegskunst zu analysieren unternommen. Er war ein begabter und belesener, sehr fruchtbarer Schriftsteller, hat auch[527] den entscheidenden Punkt in der Napoleonischen Strategie, das Streben nach der Schlachtentscheidung, gut erfaßt und beschrieben (schon 1805), in das eigentliche Wesen des Napoleonischen Handelns und der Strategie überhaupt ist er jedoch nicht eingedrungen. Dazu gehörte jener Trieb zu philosophischer Vertiefung, der seit Kant und Hegel das Leben in Deutschland erfüllte und in dem preußischen Offizier den Interpreten des Kriegsgottes erweckte, dessen Taten die alte Welt umgestürzt und die Menschen gezwungen hatten, eine neue aufzubauen. Jomini suchte das Wesen der Strategie in den Operationslinien und prüfte die Vorzüge der inneren Operationslinie und der äußeren. Clausewitz erkannte, daß Basis und Operationslinie und was dahin gehört, wohl sehr brauchbare Begriffsbildungen seien, sich zu verständigen und Situationen klar zu erfassen, daß jedoch Regeln für Pläne und Entscheidungen sich daraus nicht ableiten lassen, weil im Kriege die Elemente des Handelns alle unsicher und relativer Natur sind. Das strategische Handeln kann daher nicht doktrinärer Natur sein, sondern entspringt der Tiefe des Charakters. Der Krieg aber ist eine Handlung der Politik und die Strategie darf daher überhaupt nicht isoliert, sondern immer nur im Zusammenhange mit der Politik betrachtet werden. Wer sich darüber beschwert, daß die Politik sich in die Kriegführung gemischt habe; sagt etwas logisch Widersinniges und meint in Wahrheit, daß die sich einmischende Politik als solche ihm falsch erscheine. Eine richtige Politik kann auch die Strategie – falls der Politiker nicht etwa militärisch unrichtig denkt – nur richtig dirigieren. In den höchsten entscheidenden Momenten sind Politik und Strategie nicht von einander zu unterscheiden und die weltgeschichtliche Wirkung des großen Strategen geht aus von der Persönlichkeit im ganzen. Friedrichs gemäßigter Kriegsplan beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und die Steigerung im nächsten Jahr sind durchaus bestimmt durch die politischen Momente, die Rücksicht und die Bundesgenossen der Kaiserin, und nicht, weil er glaubte, mit seiner schrägen Schlachtordnung die Österreicher sicher zu besiegen, sondern weil er sich mit dem Gedanken des ehrenvollen Unterganges vertraut gemacht hatte, wagte er den Angriff auf die Übermacht bei Leuthen. Die Überlegenheit, die dem General Bonaparte über alle die anderen tapferen und glänzenden Soldaten[528] der Revolutionsheere erhob, wurzelte nicht nur in seinen eminenten militärischen Qualitäten, sondern ebenso sehr in seinem Sinne für Politik. Denn erst die politische Überlegung war es, die ihm erlaubte, die ausgreifenden strategischen Ideen zu vollführen, weil er in Aussicht nahm, den militärischen Erfolg politisch zum Abschluß zu bringen, ehe ein Rückschlag das Gewonnene wieder zerbrach. Daß Napoleon am Tage von Belle-Alliance nicht mit dem Wiedererscheinen der Preußen rechnete, kann ihm rationell als ein schwer begreiflicher Fehler angerechnet werden. Hier aber liegt sein Heldentum. Hätte er auf die Ankunft der Preußen gerechnet, so hätte er gegen die erdrückende Übermacht den Kampf gar nicht aufnehmen können und hätte geendet, wie 1870 Bazaine, der von vorn herein am Erfolge verzweifelte und schließlich, ohne eine Schlacht wirklich durchgeschlagen zu haben, kapitulieren mußte. Auch Napoleon konnte gegen die erdrückende Übermacht unter zwei Feldherren, wie Wellington und Gneisenau, den Feldzug auf keine Weise gewinnen. Daß er aber dem Siege ganz nahe gekommen und schließlich nicht schmachvoll, sondern ruhmvoll unterlegen ist, hat ihm selber einen unvergänglichen Glanz und seinem Volke einen Brunnen moralischer Kraft geschaffen, aus dem es sich immer wieder neues Leben getrunken hat.

Die Epoche von der Renaissance bis zum Ende der alten Monarchie zeigt eine unendliche Fülle von großen Soldaten und Heerführern. Aber in der ersten Hälfte wird man den Ausdruck »große Strategen« noch nicht anwenden wollen; die Dimensionen der kriegerischen Ereignisse sind trotz der gewaltigen Schlachten, denen wir begegnen, nicht groß genug, oder besser ausgedrückt, das Kriegerische im großen Zusammenhang der Dinge bewegt sich noch mehr in der Sphäre einzelner Kriegstaten auf dem politischen Hintergrunde, als in jener Einheit von Politik und kriegerischer Aktion, die das Wesen der Strategie ausmacht.

Die großen Strategen im vollen Sinne des Worts beginnen erst mit Gustav Adolf. In Wallenstein spielt der Staatsmann und Organisator eine größere Rolle, als grade der Strateg. Die großen Feldherren aus der Schule Gustav Adolfs, Cromwell, die Reihe der großen französischen Marschälle unter Ludwig XIV. werden im Gedächtnis der Nachwelt überragt durch Eugen von[529] Savoyen und Marlborough. Ihren Höhepunkt und ihren Abschluß findet die Epoche in Friedrich dem Großen. Man hat diesem lange eine besondere Stellung anweisen wollen, indem man ihn charakterisierte als den Vorläufer Napoleons. Diese Formulierung haben wir als falsch erkannt und verworfen. Friedrich war nicht ein Vorläufer, sondern ein Vollender. Erst durch Clausewitz philosophische Vertiefung des Begriffs der Strategie in Verbindung mit der Politik und seine damit verbundene psychologische Analyse des Wesens der Heerführung, ist das volle Verständnis für die Gleichheit wie für die Verschiedenheit der beiden Kriegsgewaltigen erschlossen worden. Clausewitz selber hat diese Konsequenz seines Gedankenbaus noch erkannt, aber nicht mehr ausgeführt. In einer »Nachricht«, die er am 10. Juli 1827 niederschrieb und die an die Spitze seines hinterlassenen Werkes »Vom Kriege« gestellt ist, nimmt er sich vor, dieses Werk noch einmal umzuarbeiten unter dem Gesichtspunkte, daß es eine doppelte Art des Krieges gebe, nämlich diejenige, »wo der Zweck des Niederwerfen des Gegners ist«, und diejenige, »wo man bloß an den Grenzen des Reiches einige Eroberungen machen will«. Die »ganz verschiedene Natur« dieser beiden Bestrebungen müssen überall von einander gesondert werden. Ehe er diese Arbeit ausführen konnte, ist Clausewitz im Jahre 1831 gestorben. Die Lücke, die er gelassen hat, auszufüllen, war eine der Aufgaben des vorliegenden Werkes.

Mit dem Erscheinen von Clausewitz' Werken nach seinem Tode (1831) schließt sozusagen die Napoleonische Periode der Geschichte der Kriegskunst. Sie leitet über in die neue, insofern sich Moltke in seinem Denken an den Clausewitzschen Werken gebildet hat. Diese neue Epoche wird in ihrem Inhalt bestimmt durch die neue Technik, nicht nur der Waffen, sondern auch des Verkehrs und aller Hilfsmittel des Lebens, von den Eisenbahnen und Telegraphen bis zu den Nährmitteln, die in so unendlicher Fülle im Laufe des 19. Jahrhunderts emporgestiegen sind.

Bis zu diesem Punkte wollte ich dieses Werk führen. Was folgte, beschlossen in dem phänomenalen Aufstieg Preußens und seinem endlichen Zusammenbruch, das werden sich einmal Andere angelegen sein lassen.[530]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1920, Teil 4.
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