Nachmittagssitzung.

[540] VORSITZENDER: Dr. Nelte, obwohl der Gerichtshof erklärt hat, daß er Dr. Horn um 2.00 Uhr anhören würde, möchte er das Verhör des Angeklagten Keitel nicht unterbrechen, wenn Sie jetzt Lieber damit fortsetzen wollen. Entscheiden Sie sich nach Ihrem Belieben.

DR. NELTE: Dr. Horn ist damit einverstanden, wenn ich mein Verhör mit Keitel fortsetze.


VORSITZENDER: Gut.


MR. DODD: Hoher Gerichtshof! Ich habe, um die Verhandlungen zu erleichtern, festgestellt, daß das erste Halder-Affidavit, das Dr. Nelte heute morgen erwähnte, als Beweisstück US-531, 3702-PS am 4. Januar von Oberst Taylor vorgelegt wurde. Das zweite Halder-Affidavit, auf das Dr. Nelte verwies, wurde als Beweisstück US-533, 3707-PS am 5. Januar von Oberst Taylor vorgelegt.


VORSITZENDER: Danke sehr.


DR. NELTE: Herr Präsident, Herr Dodd war so liebenswürdig, mir eine entsprechende Anzahl von Exemplaren des Aufsatzes »Grundlagen über die Organisation der deutschen Wehrmacht« zur Verfügung zu stellen, um sie dem Gerichtshof zu überreichen. Ich tue das hiermit.


[Zum Zeugen gewandt:]


Sie hatten zuletzt dargelegt, daß am 4. Februar 1938 ein Teil der bisherigen kriegsministeriellen Zuständigkeiten auf die Wehrmachtsteile, ein anderer Teil auf das Oberkommando der Wehrmacht übertragen wurde. In dem erwähnten Erlaß heißt es bezüglich dieser Geschäfte:

»Das OKW nimmt zugleich die Geschäfte des Reichskriegsministeriums wahr. Der Chef des OKW übt in meinem Auftrage die bisher dem Reichskriegsminister zustehenden Befugnisse aus.«

Sagen Sie mir kurz, welches diese Gebiete waren. Ich selbst werde ein Diagramm dem Gerichtshof überreichen, das zum Zwecke der Übersetzung auch schon in der Übersetzungsabteilung ist, aber von dem ich nicht weiß, ob es schon in der Übersetzung in dem Besitz des Gerichtshofs selbst ist.

KEITEL: Diejenigen Funktionen ministerieller Art, die auf das OKW tatsächlich arbeitsmäßig übergegangen sind, wurden in einer Reihe von Ämtern vollzogen beziehungsweise bearbeitet, von denen ich die wichtigsten hier kurz mit ihren Funktionen nennen will.

Zunächst ein Wort über den »Wehrmachtführungsstab«, der, als ein Amt des OKW, gleichgeordnet war mit den anderen Ämtern, in [540] Bezug auf die Unterstellungsverhältnisse eine bevorzugte Stellung aber einnahm gegenüber den anderen Ämtern, und, wie der Name schon ausdrückt – »Wehrmachtführungsstab« –, ein Organ seines Oberkommandos war, mit dem der Führer sehr viel, und ich kann wohl sagen vorwiegend, persönlich arbeitete. Dort lagen auch keine ministeriellen Befugnisse.

Dann das allgemeine Wehrmachtsamt, das hauptsächlich alle verwaltenden Fragen ministerieller und administrativer Art hatte. Man könnte es vielleicht beinahe ein kleines Kriegsministerium nennen.

Dann das Amt »Ausland/Abwehr«, vielfach ministeriell, zum Teil auch als Hilfe für Führungsfragen.

Dann das »Rüstungs- und Wirtschaftsamt«, wobei ich erwähnen muß, daß es im Jahre 1940 aufgelöst wurde und nur noch ein kleines Wehrwirtschaftsamt bestand, das sich hauptsächlich befaßte mit Nachschubfragen auf allen Gebieten der Verbrauchsgüter der Wehrmacht, die ich hier nicht mehr nennen will, wie Feuerung, Kohle, Treibstoff und so weiter; dann ein bedeutender Aufgabenbereich: das Ersatzwesen für die gesamte Wehrmacht, kurz genannt die Rekrutierung, ein Zentralamt, mehr für die internen personellen Fragen innerhalb des OKW. Dann das Rechtswesen, die Haushaltszusammenfassung und eine Reihe von anderen Gebieten, die wohl nicht näher bezeichnet werden müssen.

Darin vollzog sich die ministerielle Betätigung des OKW. Ich möchte diesen Teil...


VORSITZENDER: Dr. Nelte, ich glaube, der Gerichtshof hat den Unterschied, den der Angeklagte zwischen dem Generalstab des Oberkommandos und dem OKW machte, verstanden; aber ist es notwendig, daß vor dem Gerichtshof alle diese Einzelheiten erörtert werden?


DR. NELTE: Ich war mit diesem Abschnitt jetzt fertig.


VORSITZENDER: Sehr gut.


DR. NELTE: Ich wollte den Angeklagten lediglich...


VORSITZENDER: Bevor Sie von diesem Dokument, das Sie dem Gerichtshof gerade vorgelegt haben – dieses Diagramm – auf etwas anderes übergehen, wollen Sie uns bitte mitteilen, ob Sie es als Beweisstück vorlegen wollen?


DR. NELTE: Ich bitte, es als Beweisstück entgegenzunehmen. Es wird Ihnen auch noch eine Übersetzung zugehen.

VORSITZENDER: Wenn das der Fall ist, welche Nummer wollen Sie ihm geben? Sie müssen alle Ihre Beweisstücke numerieren.


DR. NELTE: Geben Sie ihm bitte die Nummer Keitel 1a.


[541] VORSITZENDER: Wer hat es gemacht?


DR. NELTE: Das ist von uns angefertigt und von der technischen Abteilung der Anklagebehörde vervielfältigt worden. Die Anklagebehörde hat dieses Diagramm auch.


VORSITZENDER: Haben Sie den Angeklagten gefragt, ob er die Richtigkeit bestätigt?


DR. NELTE:


[zum Zeugen gewandt]


Wollen Sie, Herr Feldmarschall, nachsehen, feststellen, ob dieses Diagramm richtig ist?


KEITEL: Ja, ich erkenne das Diagramm...


GENERAL RUDENKO: Herr Vorsitzender, die Anklagebehörde hat das Diagramm nicht bekommen. Die Anklagebehörde möchte sich daher mit ihm vertraut machen, bevor sie Schlüsse daraus zieht.


VORSITZENDER: Haben Sie noch weitere Kopien, Dr. Nelte?


DR. NELTE: Sie können sofort geholt und verteilt werden. Dann würde ich bitten, Ihre Entscheidung so lange zurückzustellen, bis die Diagramme Ihnen in ausreichender Zahl übergeben werden.


KEITEL: Ich erkenne dieses Diagramm als richtig an. Es enthält nicht die kleinen Veränderungen, die seit dem ersten Bestehen des OKW bis zu diesem Zustand eingetreten sind, den ich nannte – durch die Umformung der Rüstungsministerien und so weiter –, sondern es zeigt die Weise, wie es tatsächlich in den letzten Jahren gearbeitet hat.


VORSITZENDER: Fahren Sie fort, Dr. Nelte.


DR. NELTE: Um diesen Fragenkomplex abzuschließen, möchte ich folgendes sagen: Ist es richtig, daß danach alle von der Anklagebehörde bezeichneten und vorgelegten Keitel-Befehle, Keitel-Erlasse, materiell also Führer-Befehle, das heißt Befehle waren, die auf Hitlers Willensäußerung, auf seinen Auftrag und seinen Befehl zurückzuführen sind?


KEITEL: Ja, das ist die richtige Definition der Zusammenfassung der gegebenen Darstellung. Ich möchte aber vielleicht nochmals zusammenfassend von mir aus sagen und feststellen, daß ich für diese Befehle, wie eingangs gesagt, soweit sie mit meinem Namen in Verbindung stehen, auch die Verantwortung trage und getragen habe, denn die Dinge waren so: Ich kannte selbstverständlich den Inhalt dieser Befehle, die ich vollzogen habe, ich erkenne in den mir Vorgelegten Dokumenten selbstverständlich, meine Unterschrift und damit das Dokument als ein authentisches an; ich darf hinzufügen, daß, soweit ich soldatische Bedenken oder sonstige Vorbehalte gegenüber den Befehlen hatte, daß ich sie selbstverständlich eindringlichst zur Sprache gebracht habe, daß ich mich bemüht habe, Befehle, die ich nicht als unanfechtbar ansah, zu verhindern; ich [542] muß aber auch pflichtgemäß erklären, daß, wenn diese Entscheidung letzten Endes von Hitler gefällt war, daß ich dann diese Befehle – ich darf beinahe sagen, ohne sie irgendwie noch zu prüfen – herausgegeben und weitergeleitet habe.


DR. NELTE: Herr Präsident! Bevor ich in den nächsten Teil meiner Fragen eintrete, möchte ich folgendes sagen:

Die Anklage hat Keitels Beteiligung an den vielen hier vorgetragenen Verbrechen aus verschiedenen Tatsachen abgeleitet, Tatsachen, die in sich nicht immer miteinander zu verbinden und in Übereinstimmung zu bringen sind. Sie hat nämlich gesagt, er sei ein mächtiger und wichtiger Stabsoffizier gewesen. Das steht in der Anklage. Dann hat sie behauptet, er sei ein willenloses Werkzeug gewesen und daß das Verhältnis zwischen ihm und Hitler intim gewesen sei.

Sie werden verstehen, daß der Angeklagte, wenn er diese Dinge klären oder widerlegen will, sich mit dem Verhältnis zwischen ihm und Hitler auseinandersetzen muß.


VORSITZENDER: Das hat ja der Angeklagte selbst schon getan, Dr. Nelte. Er hat sein Verhältnis zu Hitler hier klargelegt. Wenn Sie das erläutern wollen, müssen Sie ihm weitere Fragen vorlegen.


DR. NELTE: Ich wollte ihn nur ergänzend über das interne Verhältnis zu Hitler sprechen lassen; bisher war es das dienstliche.


[Zum Zeugen gewandt:]


Wollen Sie bitte etwas über die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Hitler sagen? Ich bitte Sie, sich dabei so kurz wie möglich zu fassen und nur das Notwendigste dazu zu sagen, aber immerhin so, daß es ein richtiges Bild gibt.

KEITEL: Die Zusammenarbeit kann man eigentlich nur charakterisieren wie die zwischen einem hohen militärischen Vorgesetzten und seinem Untergebenen war, mit anderen Worten, die Verhältnisse, wie ich sie immer in meiner Soldatenlaufbahn gegenüber den Befehlshabern innegehabt habe, bei denen ich eine Stabsstellung bekleidete. Aus diesem streng Militärischen und rein dienstlich Soldatischen ist das Verhältnis zwischen Hitler und mir nie herausgekommen. Ich war selbstverständlich berechtigt und verpflichtete meine Ansichten zu vertreten. Wie schwierig das war, kann nur der beurteilen, der weiß, daß Hitler gewohnt war, schon nach wenigen Worten die ganze weitere Erörterung an sich zu ziehen und damit überhaupt das angeschnittene Thema von seiner Seite aus zu erschöpfen. Es war wohl dann sehr schwer, überhaupt noch über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. Ich muß sagen, ich war wohl gewohnt, durch meine vielfachen Stellungen in hohen Stäben [543] mit vorgesetzten Befehlshabern umzugehen, wenn ich mich so ausdrücken darf. Die Verhältnisse, wie sie mir hier entgegengetreten sind, waren mir völlig ungewohnt und überraschten mich und haben mich nicht selten tatsächlich in eine Unsicherheit des Auftretens hineingebracht. Das ist verständlich, wenn man weiß, daß Hitler in seinen soldatischen und militärischen Fragen, wenn ich mich ganz vorsichtig ausdrücken will, ein Mann war mit umfassendsten Reformplänen, denen ich mit einer 37jährigen Tätigkeit als Soldat alter Schule gegenüberstand.

DR. NELTE: War das im Kriege ebenso oder sprachen Sie jetzt von der Zeit vor dem Kriege?

KEITEL: Im Kriege milderten sich diese Gegensätze, wenn ich so sagen soll, durch die Ereignisse, so daß der Umgang stark beeinflußt war durch die Aktualität aller Handlungen. Insofern traten diese Dinge nicht in dieser Form in Erscheinung. Andererseits war es so, daß Hitler bei seinen Lagebesprechungen einen verhältnismäßig großen Kreis von annähernd immer zwanzig Personen um sich vereinigte, und, nach soldatischen Begriffen gesprochen, schonungslos seine Anklagen erhob – Beanstandungen und Kritiken in der Regel gegen Personen, die gar nicht anwesend waren. Ich bin dann für den Abwesenden grundsätzlich eingetreten, weil er sich selbst nicht rechtfertigen konnte. Die Folge war, daß sich dann die Vorwürfe und die Anklagen gegen mich richteten, und meine soldatische Erziehung mich letzten Endes dazu zwang, Zurückhaltung zu üben, da es ungehörig ist, wenn man, so wie hier, einem Vorgesetzten gegenüber vor sehr jungen Untergebenen, wie sie dort anwesend waren, zu protestieren oder zu entgegnen oder Widerspruch zu üben versucht. Widerspruch gegen einen Vorgesetzten und gegen Persönlichkeiten, gleich welchen Dienstgrades, vertrug der Führer überhaupt nicht. Man konnte dann nur unter vier Augen versuchen, mit ihm über die Dinge sich auseinanderzusetzen.


DR. NELTE: Hatten Sie das Bewußtsein, Hitlers Vertrauen zu besitzen?


KEITEL: Ich kann das nicht bejahen, sondern muß aufrichtig bekennen, daß dieses Vertrauen seitens Hitlers zu mir keineswegs ohne Vorbehalte war; und heute weiß ich zur Genüge, daß es sehr viele Dinge gegeben hat, in denen er sich mir gegenüber nie ausgesprochen, und in denen er sich mir gegenüber nie anvertraut hat. Es war nun mal so, daß Hitler alten oder älteren Generalen gegenüber zumindest eine starke Voreingenommenheit hatte. Sie waren für ihn Produkte einer alten, ehemaligen, überalterten Schule, und er war doch in diesem Sinne für uns alte Soldaten ein Mann, der revolutionäre, neue Ideen in die Wehrmacht und in ihre Erziehung hereintragen wollte. Es hat das mehrfach zu ernsten Krisen geführt. [544] Ich glaube, darüber brauche ich nichts weiteres zu sagen. Das schlimme aber war, daß das Mißtrauen sich in einer Form ausdrückte, nämlich in der, daß er immer glaubte, ich steckte mit den Generalen des Heeres hinter seinem Rücken und stützte sie gegen ihn – vielleicht die Folge meiner Haltung, für diese Generale einzutreten, weil sie sich nicht verteidigen konnten. Das hat unter verschiedenen Umständen zu außerordentlich harten und schweren Krisen geführt.


DR. NELTE: Es wird darauf ankommen, festzustellen, in welcher Weise Ihre Zusammenarbeit mit Hitler zu werten ist; insbesondere, inwieweit Sie als sein Mitarbeiter, Berater oder dergleichen anzusehen sind. Wollen Sie mir sagen, ob Hitler seine Pläne in der Art, wie das sonst bei einer engen Zusammenarbeit üblich ist, mit Ihnen beraten hat?


KEITEL: Ich muß das im großen verneinen. Es entsprach das auch in keiner Weise der ganzen Eigenart der Persönlichkeit Hitlers, in dieser Form Berater zu haben – wenn man unter Berater versteht irgend jemand, der Ratgeber ist, schon Berater im Sinne der Herbeiführung einer großen Anzahl, sagen wir, von militärischen Elementen aus einer langen Erfahrung als Offizier, aber nicht in der Form des Beraters zur Entschlußbildung, der weittragenden Entschlüsse, an die, glauben wir, hier zweifellos gedacht ist. Es ging grundsätzlich einer Entschlußfassung ein mindestens wochenlanges, manchmal monatelanges Abwägen voraus. In dieser Zeit mußte man tätig sein, in der Form der Herbeischaffung von Unterlagen, aber was den hauptsächlichsten Punkt betrifft, die Entscheidung selbst, akzeptierte er irgendeinen Einfluß nicht. Und es ist deswegen einzig – so hart das klingen mag – immer nur so gewesen, daß die letzte Antwort die war: »Das ist mein Entschluß und der ist unabänderlich«. Das war die Bekanntgabe seiner Entschließungen.


DR. NELTE: Wenn für solche Entschlüsse verschiedene Ressorts zuständig waren, kam es dann da nicht zu Besprechungen gemeinsamer Art?


KEITEL: Nein, ich kann mich nicht entsinnen, daß irgendeine der wirklich maßgebenden Entschließungen seit dem Jahre 1938 jemals zustandegekommen wäre in der Gemeinsamkeit der Beratung – sagen wir – der Politiker und der Soldaten oder sonstigen Minister, denn es war die Eigenart Adolf Hitlers, jedes Ressort und jeden Ressortchef in der Regel allein unter vier Augen zu sprechen, aus ihm herauszuholen, was er von ihm wissen wollte, und daraus wiederum ein Element zu finden für den Bau seiner Pläne. Es war also nicht so, wie es den Anschein gewinnt, wenn man hier die Dokumente bekommt von Niederschriften über Versammlungen der Generale, Zusammenkünfte, oder ähnliches, mit Anwesenheitsliste; [545] niemals hat eine solche Zusammenkunft den Charakter einer Beratung gehabt. Davon konnte ja keine Rede sein, sondern der Führer hatte einen bestimmten Gedanken, hatte aus manchen Gründen das Empfinden, daß wir gegen seine Gedanken, wenn auch innerlich nur, opponierten. So nahm er das zum Anlaß, vor einem großen Kreis seine Gedankengänge klarzulegen, ohne daß damit irgendwie eine Erörterung verbunden war. Also, Beratungen haben in diesen Gremien, von denen hier die Dokumente als Versammlungen sprechen, nie stattgehabt. Ich muß hinzufügen, daß schon die Außenform, in der diese Dinge sich abspielten, so war, daß nach militärischem Vorbild der älteste Kommandant soundsoviele Generale zusammenstellte, dann wurde sich hingesetzt, der Führer erschien, sprach, und ging heraus. Irgend jemand hätte in dieser Situation überhaupt nicht den Punkt gefunden, etwas zu sagen. Es war so, um ein einziges Wort dafür zu gebrauchen – und ich übertreibe es wirklich nicht – es war eine Befehlsausgabe, aber keine Beratung.


DR. NELTE: Nun noch etwas anderes. Die Anklagebehörde hat behauptet, Sie seien ein Mitglied der Reichsregierung gewesen. Was sagen Sie hierzu?


KEITEL: Ich habe niemals zur Reichsregierung gehört, bin auch niemals Kabinettsmitglied gewesen. Ich muß auch feststellen, daß ich niemals Minister geworden bin, sondern, wie es in dem Erlaß von 1938 heißt: »Er hat den Rang eines Reichsministers«, nicht »er ist Reichsminister«. Der Ausdruck »Minister« sollte einfach bedeuten den Rang eines Ministers und das hatte seinen guten Grund. Ich brauche nur darauf hinzuweisen, was ich heute morgen sagte: Ein mit Ministerbefugnissen ausgestatteter Amtsträger sollte zwischen Hitler und der Wehrmacht und den Wehrmachtsteilen nicht existieren. Und die hier auch in der Anklage mehrfach erörterte Frage: »Er hatte ja den Rang eines Ministers«, muß ich dahin aufklären, daß ich die Frage gestellt habe, bevor dieser Erlaß herausgegeben wurde, mit wem ich zu verhandeln habe, mit den Staatssekretären oder mit den Ministern, und Hitler darauf erwiderte:

»Wenn Sie in meinem Auftrage mit anderen Reichsministern verhandeln, dann können Sie das natürlich nur mit dem Rang eines Ministers und nicht auf der Stufe der Staatssekretäre.«

Das ist die Erklärung der Worte in dem Erlaß »Er hat den Rang eines Ministers«.

DR. NELTE: Haben Sie mit anderen maßgeblichen und auch für entscheidende Dinge zuständigen Persönlichkeiten im Hauptquartier Beratungen gehabt, wie zum Beispiel Ribbentrop, Rosenberg, Speer, Sauckel und so weiter?

[546] KEITEL: Der Besuch von Ministern oder von Sonderbevollmächtigten im Hauptquartier vollzog sich nach einem Plan und führte nur ganz selten zur gleichzeitigen Anwesenheit mehrerer Persönlichkeiten. In der Regel wurde es genau eingeteilt, daß für jeden eine besondere Zeit vorgesehen war. Ich erfuhr natürlich in der Regel »Der Außenminister ist da«, oder »Minister Speer ist da«, »Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz Sauckel ist da«. Ich bin aber nur für die rein militärischen Fragen zu Besprechungen, die der Führer allein mit diesen Herren, unter vier Augen möchte ich sagen, abhielt, hinzugezogen worden. Ich könnte dafür Beispiele nennen. Aber wie neulich schon durch die Vernehmung des Staatssekretäre Steengracht hier zur Sprache kam, wäre es falsch, zu glauben, daß diese Herren, die nun in das Hauptquartier kamen, dort wieder eine Art kleines oder engstes Kabinett gebildet hätten. Hitler verhandelte mit jedem dieser Amtsträger und Funktionäre allein, gab ihm seine Aufträge, entließ ihn mit diesen Aufträgen, und es ist wohl vorgekommen, daß auf dem Heimwege die Herren mich im Vorbeigehen aufgesucht haben, meist mit kleineren Fragen und Gefälligkeiten, die ich den Herren erweisen konnte, oder mit dem Auftrage, mich über irgendeine Entscheidung zu informieren, oder mit dem Auftrage, eine getroffene Entscheidung den militärischen Stellen zu übermitteln, die das erfahren mußten.


DR. NELTE: Abschließend zu diesem möchte ich noch wissen, ob der Ausdruck, der in der Anklageschrift enthalten ist, »intim«, für das Verhältnis zwischen Ihnen und Hitler irgendwie, sei es privat oder dienstlich, zutrifft?


KEITEL: In der Anklageschrift habe ich das Wort »intim« gefunden. Ich habe mir die Frage vorgelegt: Woher stammt diese Auffassung? Wenn ich ehrlich bin, dann kann ich sie nur damit beantworten, daß niemand jemals aus meinem Munde ein Wort erfahren hat über die tatsächlichen ständigen Schwierigkeiten, die ich gehabt habe; ich habe das verschwiegen. Intim sind diese Verhältnisse, nach dem was ich unter »intim« verstehe, ich weiß nicht, ob in der englischen Übersetzung »intim« das ist, was wir »intim« nennen, das heißt ein vertrauliches, ein sich offen-aussprechen-könnendes Verhältnis bestanden hätte; das hat nicht bestanden. Ich habe das vorhin schon charakterisiert. Es war auch nicht die Eigenart Hitlers gegenüber den Generalen, zu deren älterer Generation ich ja auch gehörte. Unabhängig von dem oft wochenlang stattgefundenen sehr formellen Verkehr, den ich hier nicht näher erörtern will, der gerade noch die äußeren Formen wahrte gegenüber den Untergebenen, ist das Verhältnis niemals zu dem gekommen, was ein engster Berater oder engster Mitarbeiter für jemanden bedeuten sollte, und wie ich es gekannt habe aus meinen [547] vielen Stabsstellungen. Ich muß sagen, daß von meiner Seite aus ich treu und loyal gewesen bin und so meine Stellung auch stets aufgefaßt habe. Aber ich muß auch sagen, daß ein aufrichtiges, persönlich sich gegenseitig verstehendes und sich gegenseitig vertrautes Verhältnis niemals bestanden hat. Es ist stets korrekt geblieben, aber es war militärisch-offiziell, und über das ist es nicht hinausgegangen.


DR. NELTE: Und durch Erlaß vom 4. Februar 1938 wurde ein Geheimer Kabinettsrat errichtet. Nach dem Inhalt dieses Erlasses sollen Sie Mitglied dieses Kabinettsrates gewesen sein? Um Zeit zu sparen, frage ich Sie lediglich, bestätigen Sie die Aussage des Reichsmarschalls Göring aus eigener Kenntnis, daß die Schaffung dieses Geheimen Kabinettsrates nur zum Schein erfolgte, und daß der Geheime Kabinettsrat sich in Wirklichkeit niemals konstituiert hat, und daß er niemals eine Sitzung abgehalten hat?


KEITEL: Ich kann das nur mit Ja beantworten, niemals.


DR. NELTE: Ich komme jetzt zu dem Komplex des Reichsverteidigungsrates. In der Sitzung vom 23. November hat der Herr Anklagevertreter als Beweismaterial für die Wiederaufrüstung, für die aktive Beteiligung der Wehrmacht an den Planungen von Angriffskriegen und anderen vorgelegt:

Das Dokument EC-177, das bezeichnet wurde als Zusammenkunft des Reichsverteidigungsrates vom 22. Mai 1933. Ich muß sagen, daß ich diese Übersetzung aus dem Protokoll entnommen habe, und ich nicht weiß, ob der Ausdruck »Reichsverteidigungsrat« richtig übersetzt ist. Es heißt in der Niederschrift, daß es eine Sitzung des Arbeitsausschusses ist. Ich darf zu Ihrer Orientierung sagen, daß der Reichsverteidigungsrat eine Art ministerielles Gremium sein sollte, und daß daneben ein Arbeitsausschuß bestand.

Als zweites Dokument wurde EC-405, eine Sitzung des gleichen Gremiums vom 7. März 1934, und als drittes Dokument 2261-PS, das Reichsverteidigungsgesetz von 1935 mit der gleichzeitigen Ernennung des Herrn Dr. Schacht zum Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, vorgelegt.

Sie sind unstreitig in den Fragen der Landesverteidigung tätig gewesen. Diese Urkunden werden auch gegen Sie als Beweismittel persönlich vorgelegt, und ich bitte Sie, sich dazu zu äußern, ob diese Sitzungen, denen Sie beigewohnt und die Sie geleitet haben, sich mit Kriegsvorbereitungen und Kriegsrüstung befaßt haben?


KEITEL: Ich habe von Anfang an, solange in diesen Dingen gearbeitet worden ist – eines Referentenausschusses, aus dem heraus die anderen Dinge gewachsen sind –, persönlich in diesen Dingen drin gestanden und kann mich bezeichnen als den Urheber [548] dieses Ausschusses der Referenten der Ministerien, für eine Zusammenarbeit mit dem Wehrministerium. Als Leiter der Organisationsabteilung des Heeres habe ich im Winter 1929/30, also drei Jahre vor der Zeit der Regierung Hitler, diesen Referentenausschuß gebildet, persönlich zusammengeholt, nachdem der Reichskanzler – Brüning war es wohl – und der Reichs- und Preußische Innenminister Severing hierzu ihr Einverständnis gegeben hatten. Ich möchte dazu bemerken, daß ständig ein Vertreter des damaligen Ministers Severing anwesend war zur Überwachung der Tatsache, daß hier nichts geschah, was gegen den Versailler Vertrag verstoßen hätte. Diese Arbeit war sehr mühsam, denn kein Reichsminister und kein Ressortchef war verpflichtet, von Amts wegen die Wünsche des Wehrministeriums des Heeres zu vollziehen, sondern das war auf reiner Freiwilligkeit aufgebaut. Infolgedessen sind die Arbeiten auch äußerst schleppend und langsam vorgeschritten. Wir befaßten uns in diesem Ausschuß der Referenten, der etwa zwei- bis dreimal im Jahre zusammenkam, eigentlich, wenn ich es zusammenfassen will, damit, welche Aushilfen können die zivilen Ressorts leisten, um das Hunderttausend-Mann-Heer der Soldaten für reine Kampfaufgaben freizumachen. Natürlich im Rahmen des Schutzes unserer Grenzen, wie es im Versailler Vertrag auch heißt: Der Schutz der Grenzen. Ich könnte wohl auch aus meiner Erinnerung, da ich mit Ausnahme von 1933 bis 1935 jede dieser Ausschußsitzungen selbst geleitet habe beziehungsweise als der Leitende der Verhandlungen aufgetreten bin – nicht als Vorsitzender, sondern als Leiter der Verhandlungen – noch sagen, was gesprochen worden ist. Ich kann aber, und das wird vielleicht noch vorgelegt werden können, schon jetzt hinweisen auf das Mobilmachungsbuch für die Zivilbehörden, auf das ich nachher noch darauf zu sprechen komme, das am Ende dieser Arbeit gestanden hat. Beschäftigt haben wir uns nur mit Fragen defensiver Grenzsicherungen und, um verstanden zu werden, darf ich vielleicht einige der Dinge nennen: Die Wehrmacht sollte frei werden, irgendwelche Objekte der Reichsbahn zu schützen, irgendwelche Objekte der Post, Verstärkerämter, Funkstationen zu schützen, die Grenzen zu besetzen mit Sicherheitsbesatzungen; das sollte der Zolldienst übernehmen. Es sollten die Verbindungen nach Ostpreußen, Kabel-und Seeverbindungen verbessert werden.

Ich möchte Sie damit nicht langweilen, es waren alles defensive Maßnahmen, um die wenigen Soldaten für rein militärische Funktionen frei zu machen. Denn für die Zwecke des tatsächlichen militärischen Einsatzes brauche ich ja nicht nachher zu begründen, was man mit einem Hunderttausend-Mann-Heer machen kann. Irgendwelche Fragen, die über diesen Rahmen hinausgegangen waren, sind in diesem Ausschuß niemals behandelt worden. Der Weg war nun so: Die Referenten wurden von mir gebeten, ihren Ressortchefs[549] oder Staatssekretären die Wünsche vorzutragen und dann, kraft ihrer Überredungskunst zu erreichen, daß die Ressortchefs uns die Aufgaben abnahmen, so daß man sagen konnte, das machen die anderen, darum brauchen wir uns nicht zu kümmern. Operative Fragen, strategische Fragen, Rüstungsfragen, Beschaffungsfragen für Kriegsgerät sind in diesem Ausschuß garantiert niemals erörtert worden, niemals. Es waren nur organisatorische Fragen der Übernahme von Funktionen, die im allgemeinen die Aufgabe des Soldaten sein sollten, und die wir ablassen wollten auf die zivilen Stellen.

Nun die Sitzung vom 22. Mai 1933, über die mehrfach gesprochen worden ist. Es war schon in der Überschrift des Protokolls, das vorliegt, gesagt worden: Bisher Reichswehrminister, jetzt Reichsverteidigungsrat zuständig. Das habe ich eben erklärt. Bisher Reichswehrminister, über den Ausschuß Freiwilligkeit der Minister der anderen Ressorts, jetzt pflichtmäßige Betätigung der Ressortchefs, das heißt der Minister, die die Bezeichnung bekamen »Verteidigungsrat«. Ich will das noch klarer ausdrücken, damit das nicht mißverstanden werden kann. Jedes Ausschußmitglied war der Vertreter eines Ministeriums. Der zu diesem Ausschußmitglied, Referenten-Ausschußmitglied, zuständige vorgesetzte Minister bildete mit seinen anderen Ministerkollegen, nach unseren damaligen Begriffen, den Reichsverteidigungsrat. Das waren der Rat, und wir waren der Ausschuß: Daher – bisher Reichswehrminister; jetzt könnte man sagen, wie ich es eben ausdrückte, die anderen Minister sind jetzt verpflichtet, das zu tun.

Besonders ist dann im Abschnitt 3 gesprochen worden von den Arbeitsplänen. Diese Arbeitspläne sind mit einem Wort die Vorläufer des Mobilmachungsbuches; es ist also ein Endstadium, während die Arbeitspläne ein Zwischenstadium etwa des Jahres 1933 waren. Dann von der Sitzung vom 22. Mai 1933 die Schlußworte, die auch hier von seiten der Anklage besonders hervorgehoben wurden, hinsichtlich der Geheimhaltung, wo ich ausgesprochen habe, wie das Protokoll wiedergibt, daß nichts Schriftliches sich in den Schreibtischen der Ministerien zu lagern hätte, das unter Umständen bei den Abrüstungsverhandlungen in Genf zu Beanstandungen führen könnte. Es ist richtig, das habe ich gesagt, und zwar habe ich es gesagt, weil mir die Referenten mitteilten, daß sie außer einem kleinen Holzverschlag oder einem unverschließbaren Schreibtischschubfach nichts besaßen, worin sie etwas hinterlegen könnten, und weil der damalige Reichskriegsminister von Blomberg, der beinahe zwei Jahre in Genf in der Abrüstungskonferenz gewesen war, mir damals vor dieser Sitzung den ausdrücklichen Befehl gab, auf diese Dinge hinzuweisen, da Genf umgeben sei mit einer außerordentlich großen Zahl von [550] Agenten, die nur Wert darauf legten, irgendwelche Beweise dafür zu erbringen, daß über die Abrüstungsverhandlungen hinweg schon Sachen sich vollzogen, die einen Verstoß gegen den Versailler Vertrag bedeuten könnten. Das ist das, was ich zu dem Dokument zu sagen hatte.


DR. NELTE: Ich habe Ihnen nun das »Mobilmachungsbuch für die Zivilverwaltungen« übergeben lassen. Es ist das Dokument 1639-PS. Es ist dies vorgelegt worden, um zu beweisen, daß es sich hierbei um Planung von Angriffskriegen handeln solle. Wollen Sie uns auseinandersetzen, wofür dieses Buch bestimmt war?


KEITEL: Ich berichtete schon, daß in einem früheren Stadium der Jahre 1932/1933 die einzelnen Ministerien sogenannte Arbeitspläne führten, in denen drin stand, woran sie zu denken haben, wenn irgendwelche Ereignisse ihre Mitwirkung in der Landesverteidigung bedingten. Und im Laufe der Jahre sind natürlich eine Anzahl von neuen Aufgaben hinzugetreten, und das hat schließlich zu diesem Mobilmachungsbuch für die Zivilbehörden und Zivilverwaltungen geführt, dessen Studium bestimmt nichts ergibt, das irgendwie mit strategischen, operativen oder sonstigen Kriegsvorbereitungen zu tun gehabt hätte. Andererseits bin ich nicht in der Lage, damit zu beweisen, daß alles was darin steht, niemals zu verwenden wäre bei militärischen Operationen, die aus eigenem Entschluß bezüglich eines Angriffskrieges sich entwickeln. Viele, man könnte fast sagen die meisten Maßnahmen im Falle einer Mobilmachung lassen äußerlich nicht erkennen, ob das eine Maßnahme ist zur Verteidigung, oder ob das eine Maßnahme ist, die für eine Angriffshandlung notwendig oder Voraussetzung ist. Das kann man nicht sehen. Ich glaube aber sagen zu können, weil ich selbst in dieser Arbeit persönlich so drin gestanden habe, wie vielleicht in keiner anderen, daß gar keine Veranlassung dazu vorgelegen hat, die zivilen Referenten, das waren Oberregierungsräte, etwa in der Form mit strategischen oder operativen Planungen zu befassen. Daß das nicht zu diesem Kreis gehörte, das glaube ich, ist kaum nötig zu beweisen. Ich habe dieses Mobilmachungsbuch auch hier durchgeblättert und durchstudiert. Ich möchte Sie nicht damit langweilen, daß ich Punkte herausziehe, die rein defensiver Art sind. Ich könnte sie nennen: Sperren, Verstärkung des Grenzschutzes, Zerstörungen, Unterbrechungen von Eisenbahnen und ähnliches, steht alles hier drin. Räumen eines der wichtigsten Kapitel, das – wenn ich mich erinnere – vielleicht fünf oder sechs solcher Sitzungen beinhaltet hat, war das Gebiet der Räumung, das heißt grenznahe Gebiete von wertvollen materiellen und personellen Kriegsmitteln zu evakuieren, um sie nicht vor einer kriegerischen Verwicklung mit dem Nachbarn in Feindeshand fallen zu lassen. Dieses Räumen war eines der schwierigsten Gebiete, weil die [551] Grenze, bis wohin man räumen kann, das heißt welche Mittel man räumen kann, eine der schwierigsten Entscheidungen ist, die es vielleicht gibt.

Aber ich möchte noch über den Reichsverteidigungsausschuß folgendes sagen und ergänzend sagen zu den Gedanken, die ich vorhin vortrug: Daß bis zum Jahre 1938 niemals eine Tagung oder eine Sitzung des Reichsverteidigungsrates, also der Minister, die über dem Ausschuß gestanden haben, stattgefunden hat. Niemals, nicht ein einziges Mal. Das müßte ich wissen, obwohl in der Kabinettssitzung schon im, ich glaube, es war März 1933, der Beschluß gefaßt war, diesen Ministern die Verantwortung eines Reichsverteidigungsrates in Bezug auf diese Aufgaben beizulegen und sie damit zu verpflichten, diese Aufgaben als ein ihnen obliegendes Gebiet der Landesverteidigung zu übernehmen und natürlich auch zu finanzieren. Das war der Endpunkt der Dinge. Sonst hat der Reichsverteidigungsrat nie getagt.


DR. NELTE: Tatsächlich sind die für die Zeit von 1933 bis 1938 vorgelegten Protokolle Sitzungen vom Arbeitsausschuß. Aber Sie wissen, daß etwa vor acht Tagen zwei Dokumente vorgelegt worden sind, die sich äußerlich darstellen als Sitzungen des Reichsverteidigungsrates. Die eine Sitzung oder Versammlung soll im November 1938 und die zweite im März 1939 stattgefunden haben. Leider sind die Urkunden mir nicht zugegangen, aber ich habe sie angesehen und Sie haben sie auch gesehen. Erklären Sie uns, wie es zu diesen Protokollen, das heißt zu diesen Versammlungen gekommen ist und was sie bedeuten.


KEITEL: Ich möchte nur noch einige ergänzende Worte zu dem sagen, was Reichsmarschall Göring schon als Erklärung gegeben hat. Im Dezember 1938 war das Reichsverteidigungsgesetz, das bis dahin aus dem Jahre 1935 bestehend, ein Schubkastengesetz, also ein unveröffentlichtes Gesetz, das einer Änderung bedurfte, und zwar deswegen, weil das Reichsverteidigungsgesetz von 1935 aufgebaut wurde von dem Reichskriegsminister, Oberbefehlshaber von Blomberg, der nicht mehr bestand. Ich war damals beim Reichsmarschall Göring, um mit ihm das zu besprechen und eine neue Basis für das Gesetz zu finden, das bis dahin unveröffentlicht vorlag. Dieses Gesetz vom Herbst 1938 hatte eine Reihe von Ergänzungen und Erweiterungen gegenüber dem alten, und die Einzelheiten kann ich vielleicht später noch erwähnen. Unter anderem war hier auch der Reichsmarschall Göring der Vertreter des Führers, der vorher der Reichskriegsminister gewesen war, eine Funktion, die ich nicht ausüben konnte. Diese Besprechung im November 1938 war, um das kurz in Erinnerung zu bringen, vom Reichsmarschall Göring einberufen, um dieses unveröffentlichte und auch unveröffentlicht bleiben sollende Gesetz einem großen Kreis von Angehörigen der [552] Ministerien bekanntzugeben. Es waren ungefähr siebzig und mehr Personen anwesend, denen der Reichsmarschall in Form einer Ansprache den Zweck und das Wesen der Dinge auseinandersetzte. Irgendwelche Erörterungen haben nicht darüber hinaus stattgefunden, und von einer Sitzung des Reichsverteidigungsrates konnte in diesem Zeitpunkt gar nicht die Rede sein.

Sie haben mir auch das zweite Dokument neulich gezeigt, von der Sitzung des Reichsverteidigungsrates, wie er genannt wird, und wie es auch überschrieben ist in den Protokollen vom Sommer 1939.


DR. NELTE: Nein, März 1939.


KEITEL: Und das war genannt hier und ich glaube, es war die zweite Sitzung des Reichsverteidigungsrates. Dieses kann ich aufklären, und zwar so: Ich habe eine Sitzung des Ausschusses einberufen und selbstverständlich dem Reichsmarschall Göring Tagesordnung und Personenkreis zugestellt. Reichsmarschall Göring ließ mich wissen, daß er selbst kommen werde, und daß er den Kreis entsprechend erweitern werde, da er noch andere Fragen zu erörtern gedenke. Diese Besprechung hat infolgedessen eine Tagesordnung, die für den Ausschuß von mir vorgesehen war und auch konkrete Fragen in die Debatte gebracht. Bemerkenswert ist nur, daß nach der Anwesenheitsliste beziehungsweise nach den Feststellungen, die Mitglieder des Reichsverteidigungsrates nur in ganz kleiner Zahl, zum Teil überhaupt nicht vertreten waren, obwohl es wiederum ein Kreis war von etwa vierzig bis fünfzig Personen. Der Reichsverteidigungsrat selbst war ein Gremium von zwölf Personen, und es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, daß in diesen Formen sich die beiden Besprechungen oder Sitzungen abgespielt haben, man wohl nicht sagen kann, das waren die beschlußfassenden Sitzungen des Reichsverteidigungsrates auf Grund einer klar fixierten Tagesordnung, sondern es waren zwei Veranstaltungen, deren Ursache und deren Ausmaße ich hier geschildert habe.


[Verhandlungspause.]


VORSITZENDER: Dr. Nelte, der Gerichtshof ist der Ansicht, daß Sie das Verhör des Angeklagten vielleicht etwas beschleunigen könnten. Der Gerichtshof erinnert sich, daß Sie vor einigen Tagen darum ersuchten, eine eidesstattliche Versicherung des Beweismaterials des Angeklagten zu unterbreiten. In Ihrem Dokumentenbuch ist eine eidesstattliche Versicherung. Sie haben alle diese Angelegenheiten, die in Ihrer eidesstattlichen Versicherung stehen, sehr viel ausführlicher behandelt, als wenn Sie sie verlesen hätten. Wir hoffen, daß es Ihnen möglich sein wird, in Zukunft weniger Zeit zur Behandlung des Beweismaterials in Anspruch zu nehmen.

DR. NELTE: Herr Präsident! Ich habe mich bemüht, die Fragen auf das notwendigste Maß zu beschränken. Aber die Beurteilung [553] ist natürlich immer subjektiv. Der Angeklagte ist leider der meist Genannte in diesem Prozeß gewesen, und es liegt ihm naturgemäß daran, die Dinge, die er für wesentlich hält, um sein Bild klarzustellen, eingehend darzulegen.


VORSITZENDER: Dr. Nelte, ich glaube nicht, daß wir dieses Thema weiter besprechen müssen; der Gerichtshof hat erklärt was er wünscht.


DR. NELTE: Ich werde dem Wunsche, soweit ich es kann, nachkommen, Herr Präsident.


[Zum Zeugen gewandt:]


Feldmarschall Keitel! Sie haben uns auseinandergesetzt, was Reichsverteidigungsrat, Reichsverteidigungsausschuß war. Sie sind sich wohl darüber klar, daß es nicht so sehr darauf ankommen kann und darf, ob irgendwelche Entschlüsse in einem Reichsverteidigungsrat oder in einem Reichsverteidigungsausschuß gefaßt werden. Worauf es ankommt ist, was geschehen ist. und ob das, was geschehen ist, den Anschuldigungen der Anklage entspricht oder nicht. In diesem Sinne bitte ich Sie mir zu sagen: War das, was Sie in dem Reichsverteidigungsausschuß beraten und geplant haben, geeignet, den Verdacht zu rechtfertigen, daß Sie an Angriffskriege gedacht haben?

KEITEL: Ich bin mir vollkommen klar, daß es sich hier nicht um die Formalität handeln kann, ob Ausschuß oder Rat, denn selbstverständlich war der Rat ein Kollegium von Ministern, der Ausschuß ein solcher von kleinen Referenten. Es kommt an auf das, was tatsächlich geschah und gemacht worden ist. Und mit der Einschränkung dessen, daß ich im Jahre 1934 und bis zum Herbst 1935 nicht anwesend gewesen bin in den Erörterungen und Besprechungen, also nicht für jedes Wort, was damals gesprochen wurde, hier mich verbürgen kann, muß ich erklären, daß irgend etwas über die Planung von Kriegen, der Vorbereitung von Kriegen, der operativen, strategischen und rüstungsmäßigen Bereitstellung für Kriege niemals erörtert worden ist, was diesen Zwecken diene.

DR. NELTE: Die Anklagebehörde hat Sie als Mitglied eines Dreierkollegiums bezeichnet und daraus eine besondere Befugnis hergeleitet, im Rahmen der Deutschen Reichsregierung zu handeln. Ich gebe Ihnen das Dokument 2194-PS. Dort finden Sie im Reichsverteidigungsgesetz von 1938, Paragraph 5, Absatz 4, die Quelle dieser Bezeichnung, die an sich keine offizielle ist.


KEITEL: In dem Reichsverteidigungsgesetz von 1938 war zur Verengung des Gremiums ein Generalbevollmächtigter für die Verwaltung vorgesehen. Der Reichsminister des Innern sollte dies wahrnehmen und ferner bei dem Paragraphen 5, Absatz 4, für[554] Reichsbahn und Reichspost, dem Oberkommando der Wehrmacht bestimmte bevorzugte Einflußmöglichkeiten auf diese beiden Ressorts geben, weil sie im Falle einer Mobilmachung die Transporte fahren und die Nachrichtenübermittlung zur Verfügung stellen müssen, wie das überall ist.

Das Dreierkollegium ist ein Begriff, den ich niemals vorher gehört habe als hier. Gemeint sind der Generalbevollmächtigte für Verwaltung, der Generalbevollmächtigte für Wirtschaft und der Chef OKW. Diese drei waren gemeint. Darüber ist kein Zweifel. Und zwar deswegen, weil sie im Rahmen des Reichsverteidigungsgesetzes eine Reihe von Verordnungen schon im Schubkasten liegen haben sollten, die bei Veröffentlichung des Gesetzes dann publiziert wurden und jeder der drei, für seinen Bereich, diese Dinge vorzubereiten hatte. Daraus ist der Begriff Dreierkollegium entstanden, aus diesen Vollmachten, die Berechtigung zu diesen Funktionen herzuleiten.

DR. NELTE: Es ist dann von der Anklagebehörde die Behauptung aufgestellt worden, die sich aus dem Dokument 2852-PS ergibt, daß Sie Mitglied des Ministerrates für die Reichsverteidigung gewesen sind. Wurden Sie dadurch, daß Sie zum Mitglied des Reichsverteidigungsrates bestimmt wurden, nicht Minister?


KEITEL: Ich darf vielleicht ein kurzes Wort über den Ministerrat vorausschicken, insofern, als Reichsverteidigungsgesetz, Reichsverteidigungsausschuß und Reichsverteidigungsrat durch die Gesetze über den Ministerrat der Reichsverteidigung verschwunden waren, also damit niemals veröffentlicht wurden und niemals in Kraft getreten sind. Der Ministerrat für die Reichsverteidigung ist am 1. September 1939 neu geschaffen worden und hat alle diese papierenen Vorbereitungen im Reichsverteidigungsrat, Reichsverteidigungsausschuß und das Gesetz null und nichtig gemacht und eine neue Sache, eine Institution dafür an die Stelle gesetzt. Diese Institution, Ministerrat für die Reichsverteidigung, war nunmehr das kleine Kriegskabinett, das vorher, wenn ich so sagen darf, nach meiner Vorstellung der Reichsverteidigungsrat hätte werden sollen, in seiner beschränkten Zahl von Mitgliedern. Damit war eine neue Grundlage und damit wurden nun die Verordnungen, die notwendig waren, durch den Ministerrat der Reichsverteidigung in Kraft gesetzt, nachdem er ernannt und bestätigt war.

Ich bin in diesen Ministerrat einberufen oder habe einen Sitz in diesem Ministerrat bekommen. Die Gründe möchte ich hier nicht darlegen, weil sie interner Art waren. Das Pflaster war für den Widerstand, gegen diese Dinge, die... Aktiv bin ich nicht geworden im Ministerrat für die Reichsverteidigung, aber Mitglied bin ich gewesen; es war auch nicht notwendig, weil in dem rein militärischen Sektor, das heißt den Dingen, die die Wehrmacht [555] unmittelbar betrafen, der Führer ohne den Ministerrat die dafür notwendigen Verordnungen durch eigene Unterschrift persönlich in Kraft setzte, also war der Umweg über den Ministerrat in Berlin gar nicht notwendig. Und die Frage, ob ich damit Minister geworden bin oder Funktionen eines Ministers erlangt habe, muß ich nach meiner Auffassung verneinen. Es war damit keineswegs verbunden nunmehr die Berechtigung, Funktionen eines Ministers auszuüben, sondern ich war nur der Vertreter der Wehrmacht in diesem Ministerrat.


DR. NELTE: Es ist aber unstreitig, daß Ihr Name unter einer Anzahl von Gesetzen und Erlassen zu finden ist. Wie erklären Sie diese Zeichnung der Gesetze?


KEITEL: Ja, ich habe eine Reihe von Erlassen des Ministerrates unterschrieben, weil sie mir von dem Sekretariat beziehungsweise dem Chef der Reichskanzlei, Reichsminister Lammers, mit der Bitte, auch meinen Namen darunter zu setzen, zugeleitet worden sind, und auf die Frage, warum das eigentlich notwendig sei, mir formal die Antwort von Lammers zuteil wurde, damit auch die anderen Reichsressorts sehen, daß die Wehrmacht hiervon nicht ausgeschlossen ist von den Verordnungen oder Gesetzen. Deswegen stehe ich damit darunter, das bedeutet, auch die Wehrmacht hat sich dieser Verordnung, diesem Gesetz zu fügen. Ich habe deswegen keine Bedenken getragen, meinen Namen darunterzuschreiben.


DR. NELTE: Nun ist von der Anklagebehörde noch ein Vorwurf gegen Sie erhoben worden, nämlich, daß Sie ein politischer General gewesen seien. Sie sind auch zweifellos bei verschiedenen Anlässen in Erscheinung getreten. Wollen Sie sich bitte zu diesem Vorwurf äußern und erklären, wie es dazu gekommen ist?


KEITEL: Ich kann das verstehen, daß die Tatsache der Funktionen ministerieller Art, die mich ja vielfach auch mit den Reichsministern in Berührung bringen mußte, im Laufe eines Krieges ausgesprochen alles ja irgendwie mit der Wehrmacht Berührung hatte, der Gedanke naheliegend sein konnte, als ob ich in diesen Dingen eine politische Funktion ausübte. Ähnlich könnte es auch aus anderen Anlässen abgeleitet werden. Das heißt, meine Anwesenheit ist vielfach auch, wie es in den Dokumenten hier ist, bei Staatsbesuchen und ähnlichen Anlässen, daß ich auf diese Weise eine politische Funktion hatte oder in irgendeiner Weise zu politischen Funktionen hinzugezogen worden wäre. Beides trifft nicht zu, weder im innerdeutschen ministeriellen Geschäftsbetrieb noch in Bezug auf das, was mit der Außenpolitik etwa im Zusammenhang steht. Aber mit den Ministerien, mit den Fachministerien, waren natürlich eine ganze Reihe von Dingen zu regeln, und bei fast allen Verordnungen, die die zivilen Minister herausgaben, mußte die [556] Wehrmacht in irgendeiner Form beteiligt werden oder gehört werden. Und dieser Arbeitsgang vollzog sich natürlich in Berlin, während ich, gebunden an den Führer, im Hauptquartier abseits mich befand, und das bedingte natürlich auch, daß meine Ämter, die Ämter des OKW, im wesentlichen in lockerer Zügelführung, diese Fragen mit den Reichsressorts und ihren Sachbearbeitern erledigen mußte. Und so kam es natürlich selbstverständlich, daß Verordnungen dieser Art entstanden, zu denen dann meine Stellungnahme und von mir das Einverständnis des Führers herbeigeholt wurde, und daß ich in diesem Zusammenhang derjenige war, der die verschiedenen Wünsche oder die verschiedenen Auffassungen auch der Oberbefehlshaber der Wehrmachtsteile in irgendeiner Form auf einen Generalnenner der Wehrmacht zusammenfaßte. Durch diese Arbeiten bin ich selbstverständlich in den Gesamtapparat dieser Arbeitstechnik hineingezogen worden. Ich glaube aber nicht, daß das rechtfertigt, den militärischen Stabschef des Führers als einen »politischen General« zu kennzeichnen.


DR. NELTE: Wie war es mit der außenpolitischen Lage, mit den außenpolitischen Zusammenkünften?


KEITEL: Auf dem Gebiet der Außenpolitik möchte ich eigentlich nur unterstreichen, was der ehemalige Reichsaußenminister in Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Wehrmachtsführung bereits gesagt hat. Wenn überhaupt zwei oberste Beteiligte, jeder für sich allein marschierte, dann ist es einmal die Außenpolitik und einmal die Wehrmacht, und zwar unter dem Einfluß des Führers selbst, der das Zusammenwirken oder das gegenseitige Miteinanderausgleichen von Gedanken ablehnte und nicht wollte. Er hielt uns ausgesprochen in getrennten Lagern und wollte mit jedem allein arbeiten, das muß ich ganz ausdrücklich betonen. Und so war es auch, um das abzuschließen, mit den anderen Ressorts, die in das Hauptquartier kamen, nämlich, daß alles allein besprochen wurde und sie allein auch das Hauptquartier wieder verließen. In der Außenpolitik darf ich vielleicht nur zusammenfassend sagen, Berührungen mit dem Auswärtigen Amt, wie sie hier von dem Staatssekretär von Steengracht besprochen worden sind, waren auf dem Gebiet aller Völkerrechtsfragen, dann auf dem Gebiet des damit im Zusammenhang stehenden Kriegsgefangenenwesens, Verkehr mit den Schutzmächten und ein Gebiet, das vielleicht Steengracht neulich hier vorgeschwebt hat, als er sagte: »Mit der Wehrmacht das gesamte Attachégebiet«. Denn sämtliche Berichte, die die Militärattachés in allen neutralen Staaten, befreundeten Staaten, an die Wehrmacht oder an die Wehrmachtsteile, ihre Oberbefehlshaber schickten, gingen durch die Schleusen des Auswärtigen Amtes. Dahin mündeten sie, und von dort aus bekamen wir sie. Es war ganz natürlich, daß während des Krieges insbesondere stark interessierende Nachrichten insofern oft [557] Gegenstand... auch gewisse Berührungen gebracht haben, daß wir uns oft beklagen mußten, daß wir die Berichte zu spät bekamen aus dem Auswärtigen Amt, und sie unser Ministerium direkt haben wollte und nicht über den Umweg. Sonst muß ich ausdrücklich feststellen, hat es auf anderen Gebieten keine Zusammenarbeit oder irgendeine – ich möchte sagen: Arbeitsgemeinschaft auf den Gebieten der Kriegsführung mit dem Auswärtigen Amt gegeben.

DR. NELTE: Vor ungefähr zehn Tagen ist hier ein Dokument D-665 von der Anklagebehörde vorgelegt worden. Dieses Dokument trägt die Überschrift: »Gedanken des Führers über die Waffen-SS« vom 6. August 1940. In diesem Dokument ist ein Schreiben des Oberkommandos der Wehrmacht, in welchem folgendes gesagt ist:

»Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht hat hierzu festgestellt, daß die weiteste Verbreitung der Gedanken des Führers nur erwünscht sein kann.«

Kennen Sie dieses Dokument?

KEITEL: Ja, ich habe dieses Dokument in den Tagen, als es hier vorgebracht wurde, gelesen und mich daran erinnert. Zur Entstehung des Dokuments muß ich kurz zum Verständnis sagen: Nach dem Krieg in Frankreich plante Hitler oder führte durch eine Selbständigmachung der SS-Verbände – Waffen-SS-Verbände – zu vollständigen Truppenkörpern. Bis dahin waren es Infanterietruppenteile gewesen, die verschiedenen Heeresformationen angegliedert wurden. Jetzt wurden aus ihnen unabhängige Truppenteile mit allem Zugehörigen gemacht und damit selbständige Formationen gebildet. Das hat beim Heer größte Unruhe, in der Generalität schwerste Verstimmung herbeigeführt, und man sagte, das wäre eine Konkurrenz des Heeres, und der dem Heer zugesagte damalige Satz: »Es gibt nur einen Waffenträger in Deutschland, das ist die Wehrmacht«, der ist damit gebrochen; wo führt das hin?

Damals hatte der Oberbefehlshaber des Heeres den Chefadjutanten Hitlers um Auskunft über diese äußerst empörliche Angelegenheit gebeten und der General Schmundt hat damals dieses Schriftstück, das in diesem Dokument genannt wird, geschrieben mit Zustimmung Hitlers.

Ich war selbst beim Führer in dieser Frage, um ihm deutlich zu sagen, daß das als ein Affront von der Armee aus angesehen würde. Er entschloß sich, diese Aufklärung über seinen Chefadjutanten zu leiten, da das Oberkommando der Wehrmacht mit dieser Frage an sich nichts zu tun hatte. Diese Bekanntmachung, zur Beruhigung der erregten Gemüter, wurde dann vom Heer selbst erteilt und die Mitteilung von mir, daß auch hier gegen weiteste Verteilung nichts einzuwenden sei, war die Befriedigung eines Wunsches des Generals von Brauchitsch, der ausdrücklich darum bat, bis in die Einheiten [558] hinein das verteilen zu dürfen, um in der Armee beruhigend zu wirken, daß es sich hier um Polizeitruppen handelte, die aber unbedingt auch im Krieg gestanden haben müßten, falls ihr nicht in der Heimat jede Anerkennung als eine Art Truppe versagt würde. So ist dies entstanden, und wenn man mich fragt, wie ich zu dieser ganzen Angelegenheit heute stehe, so darf ich kurz hinzufügen: Damals habe ich auch geglaubt, diese Dinge sollten eine Grenze haben, ich glaube zehn Prozent wurden genannt. Nach der Entwicklung, die sich nach 1942 anbahnte mit den weiteren Aufstellungen, verloren diese Formationen den ihnen ursprünglich zugedachten Charakter einer Elite oder einer Auslese personeller, rassischer Art. Und es war unverkennbar ein Drang vorhanden, und ich habe selbst die größten Befürchtungen gehabt, daß eines guten Tages dieses aufgeblähte, über zwanzig Divisionen stark gewordene Instrument der Waffen-SS eine weltanschauliche, andere neue Armee werden würde. Dagegen haben wir die größten Sorgen und Bedenken gehabt; zumal das, was nunmehr da war, überhaupt nicht mehr den Charakter einer Auslese bedeutete, zumal die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, aus den Wehrmachtsteilen dazu versetzt und dort hineingesteckt wurden. Das war also nicht mehr eine Auslese von Freiwilligen. Ich glaube, mehr ist dazu nicht zu sagen.


DR. NELTE: Die Anklagebehörde hat das Dokument L-211 mir vorgelegt. Es trägt die Überschrift: »Die Kriegsführung als Problem der Organisation« und enthält die Stellungnahme des OKW zu der Denkschrift des Oberbefehlshabers des Heeres über »Die Organisation der Wehrmachtsführung«. Dieses Dokument wurde vorgelegt, um zu beweisen, daß das Oberkommando der Wehrmacht und Sie als Chef des Oberkommandos der Wehrmacht aggressive Tendenzen gehabt und diese in dieser Studie niedergelegt hatten.

Ich nehme an, daß Ihnen diese Studie noch gegenwärtig ist. Was haben Sie gegen den daraus abgeleiteten Vorwurf zu sagen?


KEITEL: Diese Studie ist mir auch hier in der Voruntersuchung vorgelegt worden. Ich bin dadurch an ihre Existenz erinnert worden. Auch hierzu muß ich ein kurzes Wort der Vorgeschichte sagen. Es ist nicht übertrieben, daß schon anfangs der zwanziger Jahre, also kurz nach der Beendigung des ersten Weltkrieges, ich glaube in allen beteiligt gewesenen Staaten, eine umfangreiche Literatur auftrat über die Frage: Welches ist die zweckmäßigste Kriegsspitzengliederung für die oberste Wehrmachtsführung? Selbst ich habe darüber geschrieben, und ich kenne Stimmen der Vereinigten Staaten, aus England, aus Frankreich. Man beschäftigte sich damals mit der Kriegsspitzengliederung, von der Blomberg sagte, daß seine Stellung die achte Lösung sei, sieben seien schon verworfen.

[559] In diesem Zusammenhang setzte sich ein Kampf fort seitens des Oberkommandos des Heeres und des Generalstabs des Heeres, noch immer genährt gegen die Idee einer zusammengefaßten obersten Wehr machtsführung und mit dem Anspruch, im Großen Generalstab des Heeres, wie auch früher, die oberste Führungspotenz zu sehen.

Nachdem das Oberkommando der Wehrmacht geschaffen und Blomberg weg war, hielt das Heer es für den geeigneten Augenblick, erneut diese Frage schärfstens in die Debatte zu werfen. Daraus entstand eine Denkschrift des Oberbefehlshabers des Heeres, verfaßt vom General Beck, und darauf ist das, was hier als Studie vorliegt, die Antwort. Ich kann aus der Mitarbeit an dieser Antwort für die zwei Männer hier verantwortlich zeichnen. Das ist Generaloberst Jodl und ich, die allein hierzu die Mitarbeiter waren. Ich kann feststellen, daß damals gar kein akutes Problem oder eine vorbereitende Generalstabsarbeit für den Kriegsfall uns bewegte, sondern lediglich, ich möchte sagen, daß das uns aus den vielen Denkschriften, aus den vielen Untersuchungen des zweckmäßigsten Problems als das zweckmäßigst Erscheinende von uns hier herausgestellt ist.


VORSITZENDER: Dr. Nelte, spricht denn das Dokument nicht für sich selbst? Er betont, daß er daran mitgearbeitet hat, aber daß es nichts mit Krieg zu tun hatte. Das ist doch alles, was dazu zu sagen ist. Das Dokument spricht also für sich selbst.


DR. NELTE: Er kann aber doch eine Erklärung für manche Gedankengänge geben, die in diesem Dokument enthalten sind. Im übrigen, Herr Präsident, hatte ich zu dieser Frage mir erlaubt, Ihnen in dem Dokumentenbuch 2 das Affidavit vorzulegen »Oberkommando der Wehrmacht und Generalstab«, unterzeichnet sowohl von dem Angeklagten Keitel als auch von Herrn Jodl. Es liegt als Nummer 2 des Dokumentenbuches 2 vor Ihnen.


VORSITZENDER: Ist das das Affidavit vom 8. März?


DR. NELTE: Vom 29. März, Herr Vorsitzender.


VORSITZENDER: Das erste im Buch, oder wo steht es?


DR. NELTE: Nein, im zweiten Teil.


VORSITZENDER: Aber welche Seite?


DR. NELTE: Es hat hier keine fortlaufende Seitenzahl, Herr Vorsitzender. Es hat ein Inhaltsverzeichnis, das ist Nummer 2.


VORSITZENDER: Zitieren Sie jetzt aus L-211? Sind Sie damit fertig?


DR. NELTE: Dieses Affidavit gehört zu L-211.


[560] VORSITZENDER: Ich dachte, der Zeuge sagte, daß er an der Studie L-211 mitgearbeitet hat, und daß das nichts mit Krieg zu tun hatte. Sie können es dabei lassen.


DR. NELTE: Ich denke, es kommt in diesem Prozeß darauf an zu hören, was die Angeklagten zu den Dokumenten zu sagen haben, die sie belasten sollen. Das, was der Angeklagte Keitel zu dem Dokumentenbuch L-211 hierzu zur Erklärung zu sagen hat, ist im Affidavit niedergelegt, das ich im Dokumentenbuch Nummer 2 überreicht habe.


VORSITZENDER: Wenn das, was er sagen wollte, in dem Affidavit enthalten ist, dann hätte er darüber nicht befragt werden sollen; das Affidavit hätte verlesen werden sollen.


DR. NELTE: Der Unterschied zwischen dem, was er sagt, und dem Affidavit ist das Verhältnis einer Zeitspanne von eins zu zehn. Er hat nur ganz kurz gesagt, was er zusammenfassend antworten will. Das Affidavit ist länger und deswegen glaube ich, ich könnte auf die Verlesung des Affidavits verzichten, wenn er kurz das, worauf es ankommt, hier sagt.


VORSITZENDER: Wir beide haben verschiedene Ansichten über das Wort »Zusammenfassung«.


DR. NELTE: Darf ich fortfahren, Herr Vorsitzender?


VORSITZENDER: Ja, fahren Sie fort.

DR. NELTE: Ich komme jetzt zu dem Komplex, der sich mit der Wiederaufrüstung und mit den verschiedenen Fällen Österreich, Tschechoslowakei und so weiter befaßt. Ich will Ihnen Fragen über die Beschuldigung der Anklagebehörde stellen, daß Sie an der Vorbereitung und Planung von Angriffskriegen beteiligt gewesen seien. Damit wir uns verstehen und Sie Ihre Antworten richtig geben können, muß klar sein, was unter »Angriffskrieg« zu verstehen ist. Wollen Sie diese Ihre Ansicht darüber sagen?


KEITEL: Als Soldat muß ich sagen, daß der Begriff »Angriffskrieg« für mich nichts in dem Sinne bedeutet, weil wir wohl gelernt haben, Angriffsoperationen, Verteidigungsoperationen, Rückzugsoperationen zu führen. Aber nach meinem persönlichen soldatischen Empfinden ist der Begriff »Angriffskrieg« ein ausgesprochener politischer und nicht ein militärisch-soldatischer. Ich meine, wenn die Wehrmacht und der Soldat Werkzeug der Politiker sind, sind sie meiner Ansicht nach nicht berufen, zu entscheiden und zu beurteilen, ob es sich hier um eine Angriffskriegsmaßnahme handelt, bei den militärischen Operationen, oder nicht. Ich glaube, das kurz zusammenfassend sagen zu können, daß die militärischen Dienststellen nicht die maßgebenden Stellen hierfür sein sollen und nicht[561] sein können, und daß die Entschlüsse hierzu nicht die Aufgabe des Soldaten, sondern allein der Politiker sind.


DR. NELTE: Sie wollen also sagen, daß Sie, und das gilt wohl für alle hiervon berührten Dienststellen und Befehlshaber, die Frage, ob ein Krieg Angriffskrieg sein würde oder zur Verteidigung des Landes geführt werden müsse, letzten Endes, ob ein Krieg ein gerechter Krieg ist oder nicht, überhaupt nicht in den Kreis Ihrer beruflichen Überlegungen und Entschlüsse aufgenommen haben?


KEITEL: Nein. Das wollte ich damit ausdrücken, denn...


DR. NELTE: Das ist eine Erklärung, die Sie geben. Aber Sie sind nicht nur ein Soldat, sondern auch eine Persönlichkeit, die ein Eigenleben hat. Haben Sie sich denn nicht in dieser Eigenschaft Gedanken gemacht, wenn Tatsachen zu Ihrer beruflichen Kenntnis gekommen sind, die eine geplante Unternehmungsaktion als unrecht erscheinen ließen?


KEITEL: Ich glaube nur, dazu wahrheitsgemäß sagen zu können, daß ich in meinem militärischen Aufstieg und meiner militärischen Laufbahn eigentlich nur in den traditionellen Auffassungen groß geworden bin und aufgewachsen bin, die sich mit dieser Frage nicht auseinandersetzte. Natürlich hat man eine eigene Ansicht, und hat man ein Eigenleben. Aber in Bezug auf seine beruflichen Funktionen als Soldat und Offizier hat man sein Eigenleben eigentlich verschenkt, vergeben, in Bezug auf den Beruf und in Bezug auf die Funktionen als Soldat. So habe ich nicht empfunden und vermag auch nicht nachträglich zu bestätigen, daß ich mir in dieser Richtung über diese Fragen, der rein politischen Ermessensfragen, Gedanken gemacht habe, und daß ich auf dem Standpunkt stand, der Soldat kann verlangen, daß er seiner Staatsführung vertrauen kann, und dementsprechend ist er berufen, seine Pflicht zu tun und zu gehorchen.


DR. NELTE: Nun wollen wir die einzelnen Komplexe einmal durchgehen. Kannten Sie Hitlers Pläne in Bezug auf das Planen, zunächst in Bezug auf die Wiederaufrüstung, dann später in Bezug auf irgendwelche – wie die Anklage sagt – Aggression? Ich denke zunächst an den Zeitpunkt Februar 1933 bis 1938.


KEITEL: Es war mir schon klar, daß mit dem Antritt Hitlers als Reichskanzler zweifellos wir Soldaten vor einer anderen Steuerung unserer Verhältnisse im Reich standen, und daß der militärische Faktor sicherlich wieder eine andere Berücksichtigung finden würde, wie das vorher der Fall war, so daß wir es ehrlich und offen begrüßt haben, zu wissen, daß an der Führung der Reichsregierung ein Mann stand, der ent schlossen war, auf diesen Gebieten eine Zeit heraufzuführen, die uns herausführte auf der anderen Seite aus unseren jämmerlichen Zuständen. Soweit muß ich bekennen, daß ich die [562] Pläne und Absichten einer Wiederaufrüstung, soweit das damals schon möglich war, und die Gedankengänge, die in diese Richtung führten, begrüßt habe. Immerhin bin ich schon im Jahre 1933, im Spätsommer, aus der damaligen Tätigkeit im Kriegsministerium ausgeschieden, war zwei Jahre an der Front und bin erst zurückgekehrt zu einem Zeitpunkt, wo die Wehrhoheit zurückgewonnen war und die Aufrüstung schon offensichtlich betrieben wurde, so daß ich in dieser Zeit meiner Abwesenheit diesen Dingen nicht gefolgt bin. Jedenfalls in der Zeit von 1935 bis 1938, in der ich als Chef bei Blomberg war, habe ich natürlich alles das mitgesehen und miterlebt, was in Bezug auf die Aufrüstung geschah, und was seitens des Kriegsministeriums auf diesem Gebiete helfend den Wehrmachtsteilen geschehen ist.


DR. NELTE: War Ihnen bekannt, daß die Besetzung des Rheinlandes in der entmilitarisierten Zone, die Einführung der Wehrhoheit, die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, Erschaffung der Luftwaffe, die Erhöhung der Wehrmachtkontingente gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages verstießen?


KEITEL: Der Wortlaut des Versailler Vertrages, so lange er als für uns verbindlich und als existent angesehen war, hat das natürlich nicht zugelassen, und das Studium des Versailler Vertrages, kann ich wohl behaupten, ist mit äußerster Intensität bei uns erfolgt, um zu erkennen, wo sind Lücken, durch die wir durch die entsprechende Auslegung, ohne vertragsverletzend zu sein, Maßnahmen ergreifen oder betreiben konnten, die uns nicht vertragsbrüchig machten. Das war schon im Zusammenhang mit dem Reichsverteidigungsausschuß ein tägliches Brot. Ab 1935 lagen die Verhältnisse ja völlig anders, und bei meiner Rückkehr als Chef bei Blomberg, muß ich ehrlich bekennen, habe ich mir keine Gedanken mehr darüber gemacht, ob jetzt noch die Frage akut sei: Ist das ein Verstoß gegen den Versailler Vertrag? Denn das, was geschah, geschah öffentlich. Es waren 36 Divisionen angemeldet, die wir aufstellen wollten. Es fanden darüber ganz offen Erörterungen statt. Ich habe darin nichts mehr gesehen, was in irgendeiner Weise für uns ein Vertragsbruch sein müßte, für uns Soldaten. Es war uns allen klar, und das war auch unser Wille, alles zu tun, um von diesen territorialen und militärischen Fesseln des Versailler Vertrages wegzukommen. Ich muß ehrlich sagen, daß ein Soldat oder ein Offizier, der in diesen Dingen nicht ein solches inneres Gefühl und Streben gehabt hätte, für mich nichts wert gewesen wäre, das war wohl selbstverständlich, wenn man Soldat war.


DR. NELTE: Es ist in diesem Prozeß ein Befehl vorgelegt worden, C-194, der Ihre Unterschrift trägt. Es handelt sich da um Luftaufklärungs- und U-Bootsbewegungen zur Zeit der Rheinlandbesetzung. Es ist hieraus eine Beteiligung Ihrerseits an der [563] Rheinlandbesetzung abgeleitet worden. In welcher Eigenschaft haben Sie diesen Befehl unterzeichnet?


KEITEL: Der Befehl trägt auch schon die spätere Einleitung: »Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Minister von Blomberg, hat nach Vortrag befohlen:...« Ich habe danach einen Auftrag, den mir der General von Blomberg erteilte, in dieser Form an den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe geleitet, und erinnere mich, daß es sich darum handelte, bestimmte Überwachungsmaßnahmen eintreten zu lassen, während der Tage, in denen die drei Bataillone in die entmilitarisierte Zone einmarschierten.


DR. NELTE: Haben Sie bis zu Ihrer Ernennung zum Chef OKW von Hitler selbst oder auf andere Weise Kenntnis davon erlangt, daß Pläne bestanden, die entgegen ausgesprochenen Friedensversicherungen Hitlers nur durch Gewaltanwendung, das heißt also durch Krieg zu verwirklichen waren?


KEITEL: Ich kann mich nicht erinnern, in dieser Zeitperiode bis zu den ersten praktischen Maßnahmen im Fall Österreich, irgendwie von einem Programm beziehungsweise von einer programmatischen Festlegung einer Planung auf Jahre oder auf weite Ziele etwas gewußt zu haben. Ich muß auch sagen, daß wir so beschäftigt waren mit der Umformung dieses kleinen Sieben-Divisionen-Heeres in eine erweiterte Truppe, verdoppelt, verdreifacht, abgesehen von der Schaffung im größten Umfang einer Luftwaffe, die ja gar nichts hatte, so daß man in diesen Jähren nur in unserem Arbeitszimmer gewesen sein muß, um zu wissen, daß wir mit diesen Problemen der reinen Organisation völlig ausgefüllt waren und nach der Methode, wie ich sie heute schon schilderte, wie Hitler arbeitete, war es auch ganz klar, daß man von diesen Dingen nichts sah.


DR. NELTE: Haben Sie dann bis zum 4. Februar 1938 mit Hitler in irgendeinem persönlichen Konnex gestanden?


KEITEL: In den Jahren von 1935 bis 1938, als Chef bei Blomberg, habe ich den Führer dreimal gesehen. Er hat mit mir nie ein Wort gesprochen, er kannte mich also nicht. Wenn er über mich etwas wußte, so konnte es nur durch Herrn von Blomberg geschehen sein. Irgendwelche Berührung, weder mit dem Führer selbst noch auf dem Wege sonstiger in der Partei oder Politik prominenter Männer, habe ich überhaupt nicht mit ihm gehabt, und das erste Gespräch mit mir war das in den letzten Januartagen, bevor ich in dieses Amt berufen wurde.


DR. NELTE: Haben Sie von der Zusammenkunft und Besprechung bei Hitler im November 1937 nichts gehört? Es handelt sich um die Besprechung, in der Hitler, wie man sagt, sein Testament bekanntgegeben hat?


[564] KEITEL: Ich habe schon in der Voruntersuchung unter meinem Eid ausgesagt, daß ich dieses nicht erfahren habe, daß ich ein Dokument oder Protokoll oder eine Niederschrift über diese Besprechung hier zum erstenmal gesehen habe. Es ist das Hoßbach-Dokument, wenn ich das richtige meine, und ich kann mich in keiner Form an dieses erinnern, daß Blomberg nach dieser Besprechung mir irgendwelche Anweisung zu irgendwelchen vorbereitenden Maßnahmen gegeben hatte. Das ist nicht der Fall.


DR. NELTE: Hatten Sie Kenntnis von den Absichten Hitlers über territoriale Gebietsfragen, zum Teil?


KEITEL: Ja, das muß ich bejahen. Das war mir bekanntgeworden, und das wußte ich auch aus den öffentlichen politischen Erörterungen, daß eine Reihe von territorialen Problemen als das Ergebnis des Versailler Vertrages ein Ziel war, diese in irgendeiner Form allmählich oder über kurz oder lang zu beseitigen. Das stimmt.


DR. NELTE: Und was dachten Sie über die Verwirklichung dieser territorialen Fragen, ich meine über den Weg, sie zu lösen?


KEITEL: Ich habe die Dinge damals nur gesehen und gemessen an dem, was wir militärisch waren und militärisch konnten und kann nur sagen, wie ich 1935 die Truppe verließ, bestand noch keine von den 24 Divisionen, die aufgestellt werden sollten. Ich habe das alles betrachtet, nicht von dem Standpunkt politischer Zielsetzungen, sondern von der nüchternen Erwägung: Kann man hier militärisch durch Angriff und durch Kriegsführung etwas machen, wenn man keine militärischen Mittel bisher besitzt? Infolgedessen hat sich bei mir alles um die Programme der Aufrüstung in dieser Hinsicht gedreht und ihre Grenzen waren auf 1943, 1945, Marine 1945 festgesetzt. Wir hatten also zehn Jahre Zeit, um überhaupt zu einer konzentrierten Macht zu kommen. Infolgedessen habe ich alle die Probleme, auch dann, wenn sie politisch an mich herantraten, niemals für akut gehalten, weil ich es für unmöglich hielt, sie zu realisieren, anders wie auf dem Wege von Verhandlungen.

DR. NELTE: Wie erklären Sie die allgemeine Anweisung vom Juni 1937 für die Mobilmachungsvorbereitungen?


KEITEL: Dieses Dokument ist tatsächlich eine allgemein gehaltene Mobilmachungsanweisung und knüpfte an unsere traditionelle Generalstabserziehung der Vorkriegszeit und der Vorweltkriegszeit, der ersten Weltkriegszeit an, daß so etwas grundsätzlich vorbereitet sein müsse. Das hatte mit irgendwelchen politischen Planungen Hitlers meiner Ansicht nach nichts zu tun, denn in dieser Zeit war ich bereits Chef des Stabes bei Blomberg, und der Generaloberst Jodl war damals Chef der Abteilung Landesverteidigung, und es klingt vielleicht etwas anmaßend, wenn ich sage, wir waren sehr [565] zufrieden, daß man endlich wieder anfing, der Wehrmacht für jedes Jahr zu sagen, womit sie sich geistig, theoretisch zu beschäftigen hatte; und in der alten Generalstabserziehung, die ich genossen habe vor dem ersten Weltkrieg, war es der Hauptzweck dieser Anweisungen, daß daraufhin die Generalstabsreisen, Studienreisen des großen Generalstabes, abgestellt wurden in theoretischer Durchdenkung aller Probleme. So war die alte Erziehung im Großen Generalstab. Ich weiß aber nicht mehr, ob hierzu Blomberg damals die springenden Gedanken möglichster Komplikationen oder möglichster kriegerischer Verwicklungen direkt gegeben hat, und ob er vielleicht von Hitler beeinflußt war.

Dieses hat sicher Hitler nie gesehen, das war eine interne Generalstabsarbeit der Wehrmacht.


DR. NELTE: Aber Sie finden darin den Hinweis auf einen Fall »Otto«, und Sie wissen ja, daß dies die Sache mit Österreich war?


KEITEL: Ich erinnere mich natürlich an den Fall »Otto«, der ja schon kennzeichnet, um wen es sich hier handelte, um Otto von Habsburg. Es waren wohl – und sind bestimmt gewesen – gewisse Nachrichten über eine angestrebte Restauration, und unter dieser Voraussetzung sollte tatsächlich eine, auch eventuell bewaffnete, Intervention erfolgen. Dagegen wollte sich der Führer Adolf Hitler zur Wehr setzen, daß in Österreich eine Restauration der Monarchie eintrete. Das ist dann später in Zusammenhang gekommen mit dem Fall des Anschlusses. Ich glaube, das kann ich hier weglassen und später vielleicht zur Erklärung geben. Es war jedenfalls so, daß man glaubte, auf Grund dieser Überlegungen des Heeres sei eine Art Vorbereitung da, die einen Fall »Otto« auslösen könnte, auf das Stichwort: »Fall Otto tritt in Kraft«.


DR. NELTE: Also, Sie wollen sagen, daß auf Grund dieser allgemeinen Weisung irgendwelche konkreten Befehle bezüglich des Falles »Otto« nicht gegeben wurden?


KEITEL: Sie meinen des Anschlusses, Anfang Februar?


DR. NELTE: Bitte?


KEITEL: Ich kann da nur das hier aussagen, was ich erlebt habe, als ich von Hitler zum Heer geschickt wurde und zu General Beck in das Arbeitszimmer kam und ihm sagte: »Der Führer verlangt, daß Sie sich sofort bei ihm melden und ihm über die Vorbereitungen berichten, die schon für einen eventuellen Einmarsch in Österreich bestehen«, und damals der General Beck mir gesagt hat: »Wir haben gar nichts vorbereitet, es ist nichts geschehen, nichts.«


DR. NELTE: Die Anklagebehörde behauptet nun, daß Sie an dem Plan des Vorgehens gegen Österreich beteiligt waren, wie er [566] im März 1938 verwirklicht wurde? Ich habe hier die Weisung betreffend Unternehmen »Otto«, C-102.

Können Sie dann auch behaupten, daß die ganze Sache eigentlich improvisiert gewesen wäre?


KEITEL: Ich erinnere mich, daß dieser Befehl herausgegeben worden ist an den Oberbefehlshaber des Heeres und an die übrigen Befehlshaber, und zwar erst ausgegeben worden ist, als schon alles im Gange war. Es war nichts vorbereitet gewesen, sondern es war alles improvisiert, und dies sollte die aktenmäßige Registrierung der Tatsachen darstellen, die dann praktisch geworden sind. Die Befehle waren mündlich einzeln gegeben worden, wie es zum Ablauf kommen sollte, und wie es auch tatsächlich abgelaufen ist am 12. März in der Frühe mit dem Einmarsch nach Österreich.


DR. NELTE: Ich muß nun auf die Vorgeschichte des Falles Österreich zurückkommen. Es ist Ihnen bekannt, daß im Tagebuch Generaloberst Jodls die eingetragene Bemerkung steht, »Schuschnigg unterschreibt unter schärfstem politischem und militärischem Druck«. In welcher Weise haben Sie bei dieser Besprechung auf dem Obersalzberg, die mit Schuschnigg stattgefunden hat, mitgewirkt?


KEITEL: Darf ich meine vorherige Antwort noch ergänzen dadurch, daß hieraus hervorgeht, daß der Einmarsch am 12. März früh, die Ausgabe dieses Befehls am 11. März spät abends erfolgte, also dieses Dokument hatte einen praktischen Einfluß auf diese Dinge nicht haben können. Zwischen 10.00 Uhr abends und 6.00 Uhr früh kann man einen solchen Befehl nicht ausarbeiten.

Zur anderen Frage meiner Beteiligung auf dem Obersalzberg am 10. oder 11. Februar, dazu kann ich folgendes sagen:

Es war die erste dienstliche Handlung, die ich miterlebt habe. Am 4. Februar abends verließ Hitler Berlin. Er bestellte mich für den 10. Februar auf den Obersalzberg. Dort ereignete sich dann an jenem Tage der hier vielfach erörterte Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Schuschnigg. Kurz nach mir – ich hatte keine Ahnung, zu welchem Zweck ich bestellt war – erschien General von Reichenau aus München und General der Luftwaffe Sperrle, so daß wir drei Generale da waren, als etwa um 10.30 Uhr Herr Schuschnigg mit Herrn von Papen erschien. Zunächst, da ich noch nie eine Konferenz oder eine politische Aktion oder etwas Derartiges miterlebt hatte, wußte ich überhaupt nicht, was ich sollte. Ich muß das ehrlich sagen, sonst versteht man das nicht. Im Laufe des Tages wurde mir natürlich die Anwesenheit von drei Repräsentanten der Wehrmacht klar, die eine militärische, zumindest eine militärische Demonstration – so darf ich es ruhig nennen – in gewisser Beziehung darstellte. Es ist mir in der Voruntersuchung und auch nachher durch weitere Erörterungen die Frage gestellt worden, was [567] das bedeutet hätte, daß am Nachmittag plötzlich durch das Haus der Ruf ergangen sei nach meinem Namen und ich zum Führer kommen sollte. Ich bin dann zu ihm ins Zimmer gegangen. Es klingt vielleicht komisch, wenn ich es sage, als ich das Zimmer betrat, glaubte ich, er würde mir eine Anweisung geben. Das Wort hieß »Gar nichts«. Er brauchte die Worte: »Bitte setzen Sie sich« und sagte dann: »Ja, der Bundeskanzler will mit seinem Außenminister Schmidt eine kurze Konferenz abhalten, ich habe sonst gar nichts.« Ich kann nur versichern, daß nicht ein Wort über irgendeine politische Aktion mir gesagt worden ist – außer der Tatsache, daß Herr Schuschnigg erst abends abreiste und noch mehrere Besprechungen stattgefunden haben.

Wir Generale saßen in dem Vorzimmer, und als ich am Abend, kurz vor meiner Abfahrt, die Anweisung bekam, Nachrichten zu lancieren, was hier durch ein Dokument bekannt ist, Nachrichten, daß wir gewisse Mobilmachungsmaßnahmen trafen, wurde mir natürlich nun vollkommen klar, daß dieser Tag dazu gedient hatte, unter der Vorführung militärischer Repräsentanten die Erörterungen zu einem Ziel zu führen und die Anweisung, solche Nachrichten auszustreuen, einen Druck, wie es sich hier bewiesen hat, aufrechtzuerhalten.

Es ist dann in Berlin bei meiner Rückkehr in meine Wohnung, in Anwesenheit von Goebbels und Canaris, erörtert worden, was man für Nachrichten lancieren sollte, die Canaris dann in München in den Äther gesendet hat. Es ist schließlich, um den Dingen den Schluß zu geben, nicht uninteressant, daß der damalige Nachrichtenchef im österreichischen Bundesministerium, der hier anwesend gewesene Lahousen uns, General Jodl und mir, später, als er bei uns in die Dienste der Wehrmacht trat, gesagt hat: »Auf diesen Bluff sind wir nicht hereingefallen«. Ich habe zweifellos dem Generaloberst Jodl den Anlaß zu der Notiz im Tagebuch gegeben, wenn sie auch natürlich etwas drastisch formuliert ist, weil mich natürlich dieses erste Erlebnis beeindruckt hat.


DR. NELTE: Wie beurteilen Sie die Maßnahmen gegen Österreich?


KEITEL: Über die weiteren Entwicklungen der Dinge braucht nichts gesagt zu werden. Das ist hier eingehend vorgetragen worden. Ich bin am Tage des Einmarsches der Truppen in Begleitung von Hitler an die Front geflogen, und wir sind die Landstraßen über Braunau, Linz mit einer Übernachtung nach Wien gefahren. Und nüchtern gesprochen ist es wahr, daß wir in jedem Ort auf das stürmischste begrüßt worden sind, und daß die österreichische Bundesarmee auf der gleichen Straße, im gleichen Schritt mit deutschen Soldaten marschiert ist, durch die wir durchgefahren sind. Es ist kein Schuß gefallen. Auf der anderen Seite ist die einzigste [568] Formation, die eine gewisse militärische Bedeutung hatte, ein Panzerverband auf der Straße von Passau nach Wien gefahren und nur mit wenigen Fahrzeugen in Wien eingetroffen. Zur Parade am nächsten Tag war die Division zur Stelle. Das ist ein ganz nüchternes Bild von dem, was ich gesehen habe.


DR. NELTE: Wir kommen jetzt zur Frage der Tschechoslowakei. Wann sprach Hitler mit Ihnen zum erstenmal über die Frage der Tschechoslowakei und seine Absichten darüber?


KEITEL: Ich glaube, es war etwa sechs bis acht Wochen nach diesem Einmarsch in Österreich, dem Anschluß also gegen Ende April; dieser war Mitte März. Und auch das vollzog sich in der Form, daß ich plötzlich abends in die Reichskanzlei befohlen wurde, wo mir der Führer dann die Dinge auseinandersetzte, auf Grund deren die bekannte Weisung des Falles »Grün« dann entstanden ist, der hier in allen Vorstufen aus den Schmundt-Akten bekannt ist, und die ich alle in der Voruntersuchung identifiziert habe. Damals hat er mir die ersten Direktiven in verhältnismäßiger Eile gegeben. Rückfragen sind überhaupt nicht aufgekommen, weil er anschließend sofort Berlin verlassen wollte. Das waren die Grundlagen für die Fragen, unter welchen Voraussetzungen eine kriegerische Aktion gegen die Tschechoslowakei entstehen könnte oder würde.


DR. NELTE: Sie hatten den Eindruck, daß Hitler die Tschechoslowakei angreifen wollte?

KEITEL: Die Ausführungen, die er am Abend mir gegenüber machte, waren jedenfalls so, daß eine Vorbereitung der militärischen Aktion mit all den Vorarbeiten, die der Generalstab für solche Dinge leisten muß, in Angriff genommen werden sollte. So präzis drückte er sich aus, wenn er auch ausdrücklich erklärte, daß der Zeitpunkt vollkommen offen sei und sagte, daß er einstweilen nicht die Absicht habe. So mit diesen Worten: »... einstweilen nicht die Absicht habe.«


DR. NELTE: War hierbei ein Unterschied gemacht zwischen dem Sudetenland und der Tschechoslowakei im ganzen?


KEITEL: Ich glaube, das ist am Abend in dieser kurzen Besprechung gar nicht erörtert worden. Der Führer hat das auch nicht politisch mit mir besprochen, sondern hat nur die militärisch notwendigen Maßnahmen damals als Aufgabe zur Überlegung gestellt, und nicht die Frage, ob man sich hier begnügen wollte mit dem Sudetengebiet, oder ob man den Festungsgürtel der Tschechoslowakei durchstoßen wollte. Das ist auch damals nicht das Problem gewesen, sondern für alle die Fälle, wenn sie kriegerisch hätten ausgetragen werden müssen, müßte der Krieg vorbereitet werden; wenn man zu einer Auseinandersetzung mit der tschechischen Wehrmacht kam, also zu einem wirklichen Krieg, so müsse es vorbereitet werden.

[569] DR. NELTE: Sie wissen ja, daß in dem Protokoll über die Besprechung Hitler/General Keitel am 21. April – das Protokoll liegt in zweifacher verschiedener Fassung vor – die Rede davon ist, daß blitzartiges Handeln auf Grund eines Zwischenfalls erforderlich sei. Einmal ist hinter dem Wort Zwischenfall gesagt: »zum Beispiel Ermordung des Deutschen Gesandten« im Anschluß an eine deutschfeindliche Demonstration. Das andere Mal steht bloß dahinter: »Beispiel: Handlung auf Grund eines Zwischenfalls.« Wollen Sie bitte erklären, worauf diese Notiz, die ja kein Protokoll im richtigen Sinne des Wortes ist, zurückzuführen ist?


KEITEL: Ich habe diese Niederschriften Schmundts hier zum erstenmal gesehen. Uns ist es als Arbeitsunterlage damals nicht zugestellt worden, und es ist kein Protokoll, sondern es ist eine nachträgliche Niederschrift eines Adjutanten. Ich will die Richtigkeit oder die Genauigkeit gar nicht bezweifeln, weil das Gedächtnis das auch ja gar nicht möglich machen würde, heute noch zu wissen, was an einzelnen Worten gefallen ist; aber diese Frage, die hier als bedeutend angesehen wird, Ermordung des Deutschen Gesandten in Prag, eine derartige Situation ist mir niemals ins Bewußtsein gekommen und schon allein auch deswegen nicht, weil das niemals gesagt worden ist; sondern es wurde gesagt: »Es kann ja auch passieren, daß der Gesandte ermordet wird.« Darauf sagte ich: »Welcher Gesandte?« (So ähnlich.) Darauf sagte – wie ich mich erinnere – Hitler: »Der Krieg 1914 ist doch auch durch einen Mord in Serajewo entstanden. Solche Zwischenfälle können doch passieren.« Irgendwie einen Eindruck, man wolle hier den Krieg etwa durch eine Provokation herbeiführen, habe ich in dieser Situation nicht bekommen.


DR. NELTE: Sie müssen mir noch etwas über diesen Punkt sagen.


VORSITZENDER: Wir werden uns jetzt vertagen.


[Das Gericht vertagt sich bis

4. April 1946, 10.00 Uhr.]


Quelle:
Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1947, Bd. 10, S. 540-571.
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