7. Hyrkans I. Königstitel.

[653] Nach Josephus führte Hyrkan noch nicht den Königstitel. Erst Aristobul I. habe sich das Königsdiadem aufgesetzt: διάδƞμα πρῶτος ἐπιτίϑεται (Ἀριστόβουλος, Altert. XIII, 11, 1). Nach Strabos Bericht sei gar Alexander zuerst judäischer König geworden: πρῶτος ἀνϑ᾽ ἱερέως ἀνέδειξεν ἑαυτὸν βασιλέα Ἀλέξανδρος (Geographie 16, 2, 40). Das arabische Makkabäerbuch hingegen, das neben Josephus noch andere Quellen über judäische Geschichte benutzt hat und auch nicht von Josippon abhängig ist (wie anderweitig bewiesen werden soll), stellt die Sachlage so dar, daß bereits Hyrkan I. den Königstitel angenommen hat, als die Römer das Bündnis mit den Judäern erneuert haben. ילא םורלא באתכ לצו אמלפ רבכאלא ןהאכלאב ךלד לבק ימסי ןאכו אכלמ ימס סונאקרא (c. 22). Aristobuls Aufsetzen des Diadems, welches das arabische Makkabäerbuch nicht übergeht, erläutert es dahin, daß diese Handlung Aristobuls eine Verachtung des Hohenpriestertums gewesen, daß er zu dem bereits von seinem Vater ererbten Königstitel ein großes Diadem hinzugefügt und das Hohepriestertum verachtet habe: ילע אמיטע אגאת (סולבטסרא) סבלי ןאכו סדקמלא תנאהכלא גאתל אראקחא והסאר (c. 27). Auch der Talmud nennt hin und wieder ךלמה יאני, worunter Hyrkan zu verstehen ist (Kiduschin 66a). Indessen ist darauf wenig zu geben, da es bloß eine ungenaue Titulierung ist, hergenommen von Alexander Jannai, der richtig ךלמה יאני genannt wird. Richtig ist es doch wohl, daß erst Aristobul den Königstitel angenommen hat. Denn es lag darin eine Art Anmaßung, welche sein Vater, der bis in sein Alter pharisäisch gesinnt war, sich nicht erlaubt hätte. Simon, der Makkabäer, wurde vom Volke lediglich als ἡγούμενος d.h. als אישנ »Fürst« eingesetzt, nicht als König [653] weil nach der Anschauung der damaligen Zeit diese Würde nur den Nachkommen Davids gebühre. Darum wird bei der Verleihung der Machtvollkommenheit hinzugefügt: ἕως τοῠ ἀναστῆναι προφἠτƞν πιστόν, d.h. bis Elia, als Vorläufer des Messias, auferstehen werde; dann werde der Davidssohn König sein. Die Annahme des Königstitels involvierte demnach die Verleugnung des Messiasglaubens, gewissermaßen die Entthronung des Davidischen Hauses. Diese Anmaßung lag mehr in Aristobuls Charakter.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1906, Band 3.2, S. 653-654.
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