15. Kapitel. (219-257)

[247] Lage der Juden in Babylonien und den parthischen Ländern. Ein jüdischer Vasallenstaat. Die Exilsfürsten. Die babylonischen Amoräer. Abba Areka (Rab) und sein königlicher Freund Artaban; Samuel und sein königlicher Freund Schabur (Sapor).


Während des Patriarchats R. Judas II. entwickelte sich unter den jüdischen Gemeinden in Babylonien ein reiches geschichtliches Leben, wodurch dieses Land nach und nach in den Vordergrund der jüdischen Geschichte trat. Babylonien wurde für die jüdische Nation eine zweite Mutter, nachdem ihr die erste entrissen worden, und es hat nur selten stiefmütterlich an ihr gehandelt. Dieses morgenländische Italien, dessen Hauptstadt in alter Zeit gleich Rom zuerst Weltherrscherin, dann Ziel völkerwandernder Einfälle gewesen und dessen Name auch nach dem Falle einen gewissen Zauber ausübte, – Babylonien, schon einmal zeitweiliger Aufenthalt der jüdischen Stämme, wurde eine geraume Zeit hindurch bleibender Sitz jüdischer Geistestätigkeit; Judäa trat dagegen allmählich in den Hintergrund. Das eigentümlich gestaltete Land zwischen Euphrat und Tigris erleichterte die Loslösung des Judentums von seinem Mutterschoße, vermittelte die Verpflanzung des jüdischen Geistes in fremde Zonen und wurde durch die Fülle eigenartiger Tätigkeit ein zweites Vaterland für die Heimatlosen. Die große Zahl der Juden, die seit undenklicher Zeit diese Landstriche bewohnte, die Selbständigkeit, welche die parthischen und persischen Herrscher ihnen ungeschmälert gelassen hatten, der Glanz, den ihnen ein eigenes politisches Oberhaupt verlieh, ihre ursprüngliche von Leiden und kleinlichen Plackereien ungebrochene Kernhaftigkeit, dieses alles verlieh ihrem Wesen einen eigenen Anstrich und förderte die Entfaltung neuer Seiten und Richtungen. Babylonien tränkte den jüdischen Geist mit jener durchdringenden Verständigkeit, die auf jede Frage eine Antwort, für jedes Rätsel eine Lösung findet und vor keiner Schwierigkeit zurückschreckt. Das jüdische Volk dieses [247] Landes wurde zu einem forschenden, grübelnden, nimmer rastenden; die darin aufeinander folgenden Schulhäupter und Führer zeichneten ihm die Furchen scharfsinnigen Nachdenkens ein und drückten ihm den Stempel der Gedankenhoheit auf. Die Geistestätigkeit der babylonischen Juden verhielt sich fortan zu der im Stammlande, wie Denken zu Fühlen, wie Wissen zu Ahnen. Ein eigner Forschungstrieb machte sich von jetzt an geltend, welcher das Gegebene nicht blindlings auf Autorität hinzunehmen, sondern bei jedem Gesetze und jeder Bestimmung sich die Frage vorzuhalten ge wohnt war: Woher diese und jene Bestimmung? worauf ist sie begründet? welche Berechtigung hat sie? Ein neues Element trat zu den zwei früheren, zu Bibel und Mischna hinzu, das logische Urteil (Sebara), welches zuweilen die Selbstständigkeit so weit trieb, Schrift und Mischna vor seinen Richterstuhl zu ziehen.1 – Der Begriff Babylonien, insofern die jüdische Geschichte in betracht kommt, ist bald weiter, bald enger und wird in dreifachem Sinne gebraucht. Im weitesten Sinne umfaßt Babylonien die ganze Strecke zwischen dem Zagrosgebirge und dem Euphrat, von dem Quellenland der Zwillingsflüsse Euphrat-Tigris bis an den persischen Meerbusen. In dieser weiten Ausdehnung gehörten dazu ein Teil von Südarmenien, ganz Mesopotamien, Chaldäa, Mesene (eine große vom Tigris gebildete Insel), ferner östlich vom Tigris bis zum medischen Gebirge die Landschaft Corduene, Assyrien mit Adiabene, Susiana, Elymais oder Chusistan (Be-Chusai). In dieser ausgedehnten Länderstrecke und noch über diese Grenze hinaus waren von jeher Juden verbreitet; doch hatten wohl nur diejenigen, welche vom Mittelpunkt des jüdischen Babylonien nicht allzu entfernt wohnten, eine ausgebildete Gemeindeorganisation.

In einem engeren Sinne umfaßt Babylonien nur den Landstrich zwischen den zwei Flüssen, von da an, wo sie sich immer mehr gegeneinander nähern, bis dahin, wo sie sich vollständig vereinigen, – wo zahlreiche Kanäle das Land ehemals durchschnitten und die Flüsse in Verbindung brachten: den südlichsten Teil von Mesopotamien, das Gebiet des alten Babel und einen Teil des ehemaligen Chaldäa. Dieses Babylonien im engern Sinne war größtenteils von Juden bewohnt, weswegen es auch den Namen Land Israel führte.2 Seine Grenzen sind ziemlich genau bestimmt. Der äußerste Nordpunkt am Euphrat war Ihi-Dakira (auch Is, Dakira, Diacira, Aipolis, jetzt Hit), so genannt wegen einer Asphaltquelle, welche sich in seiner Nähe am [248] rechten Euphratufer befindet3 und in alter und neuer Zeit die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen hat; nordwärts von Ihi-Dakira wohnten mehr Heiden als Juden. Einige dehnen die Nordgrenze etwas weiter aus bis Akra di-Tulbakene, andere noch weiter bis zur ersten Euphratbrücke.4 Im Süden reichte das jüdische Babylonien bis zur Stadt Apamia auf der Tigrisinsel Mesene5; im Osten bis zum Flusse Wani (Nahar-Wani, Naharowan) östlich vom Tigris,6 doch keineswegs höher hinauf als die Parallele mit Dakira erforderte und nur etwa bis zur Tigrisbrücke bei Machuza.7 Im Westen bildete der Euphrat die natürliche Grenze; doch wurden manche Punkte jenseits desselben, wie Bairam, dazu gerechnet. Im engsten Sinne heißt endlich Babylonien nur ein kleiner Bezirk an der Ostseite des Euphrats, dessen Mittelpunkt Pumpadita gewesen zu sein scheint. Die Ausdehnung dieses Bezirkes reichte von Nahardea im Norden bis Sura im Süden, etwa 22 Parasangen (16 1/2 deutsche Meilen).8 Doch wurde zuweilen nur der südlichste Teil dieses Striches Babel genannt und manchmal auch Nahardea darin eingeschlossen.9 Die Umgrenzung des jüdischen Babylonien ist für die jüdische Geschichte nicht gleichgiltig, weil sie für die damalige Zeit eine Gewissenssache war. Selbst in Judäa räumte man den babylonischen Eingeborenen jüdischer Abkunft die lauterste Reinheit der Geschlechter ein, und nahm an, daß sie sich von jeder Vermischung mit Heiden, Sklaven oder unehelich Geborenen auf das Strengste fern gehalten haben; Judäa stand und stellte sich in dieser Beziehung Babylonien nach. Ein altes Sprichwort sagte: »Die jüdische Bevölkerung in den (römischen) Ländern verhält sich in bezug auf Abstammung gegen jene in Judäa, wie vermischter Teig zum reinen Teig, Judäa selbst aber ist auch nur Teig gegen Babylonien«.10 Gewisse stehende Formeln über den Grad der Familienunbeflecktheit waren schon in Umlauf gesetzt; eine sprichwörtliche Tradition lautet: »Babylonien (im engern Sinne ist gesund [249] (makellos), Mesene tot (vermischt), Medien krank (halb zweifelhaft) Elam (Elymais, Chusistan) in den letzten Zügen (sehr zweifelhaft)«.11 Die Geschlechtsreinheit mancher Gegenden war strittig. Die jüdische Bevölkerung des südöstlich gelegenen Chusistan mit der Hauptstadt Be-Lapt wurde deswegen am meisten gemieden, weil sie sich mit heidnischen Einwohnern verschwägert hatte und auch als unwissend und roh galt, fromme Häuser der jüdisch-babylonischen Provinzen scheuten es eine geraume Zeit chusistanische Frauen in die Ehe zu nehmen.12

Das jüdisch-babylonische Gebiet zerfiel in mehrere kleinere Bezirke (Periwodoi genannt), welche ihren Namen von dem Hauptorte führten. So gab es Bezirke von Nares, Sura, Pumbadita, Nahardea, Nahar-Pacod, Machuza und andere; jeder von ihnen hatte etwas Charakteristisches, eine dialektische Eigentümlichkeit, eigene Sitten, Lebensweisen, sogar ein eigenes Maß und Gewicht.13 Unter diesen Bezirken zeichneten sich vier Städte als hervorragende Mittelpunkte aus, welche abwechselnd die Hegemonie über das ganze Gebiet hatten. Den ersten Platz nahm Nahardea (auch Naarda, Stadt und Gebiet so genannt) ein, eine feste Stadt am Euphrat und am Kanal Naraga, durchaus von Juden bevölkert; sie lag an der Grenze des jüdischen Babyloniens. Nahardea war eine Zeitlang das babylonische Jerusalem; hier war während des Tempelbestandes die Schatzkammer der babylonischen Gemeinden für die Tempelspenden, die unter starker Bedeckung nach Jerusalem geführt zu werden pflegten.14 Von hier aus hatten zwei jüdische Jünglinge dem persischen Könige Trotz geboten und ein unabhängiges jüdisches Gemeinwesen gegründet. Wenige Meilen südlich von Nahardea lag Firuz-Schabur (auch Be-Schabur, später Anbar), eine feste, reich bevölkerte Stadt, die wichtigste nach der Hauptstadt Ktesiphon.15 Unweit davon lag Pumbadita an einem der vielen Euphratkanäle, mit vielen Palästen geziert. Pumbadita war nicht minder eine durchaus jüdische Stadt mit einer uralten Gemeinde, welche als Hauptstadt der Golah galt.16 [250] In ihrem Gebiete lagen mehrere kleinere Städte, einige feste Burgen (Akra), die sich in den Strahlen der Hauptstadt sonnten. Die Pumbaditaner galten als äußerst scharfsinnig und spitzfindig, ja waren als listig und diebisch berüchtigt: »Begleitet dich ein Pumbaditaner,« sagt ein Sprichwort, »so ändere deine Herberge«.17 – Sechzehn geographische Meilen (22 Parasangen, Parsa), südlich von Pumbadita lag die Stadt Mata-Mechassia, in der tiefliegenden Gegend des Euphrats, da wo dieser sich zu dem umfangreichen See Sura erweitert; von diesem See führte auch die Stadt den Namen Sura.18 Hier wohnte eine gemischte Bevölkerung von Juden und Nabatäern.19 Die Gegend von Sura gehörte zu den fruchtbarsten des Landes, wegen ihrer tiefen Lage trat der Euphrat mit seinen Nebenflüssen und Kanälen alljährlich aus, und die Überschwemmung erzeugte eine ägyptische Fruchtbarkeit.20 Wie Pumbadita durch glänzende Gebäude und den schlauen Volkscharakter, so zeichnete sich Mata-Mechassia durch Ärmlichkeit und Redlichkeit seiner Bevölkerung aus; das Sprichwort bestimmte das Verhältnis beider zu einander: »Es ist besser auf dem Düngerhaufen Mechassias als in den Palästen Pumbaditas zu wohnen«.21 Mit diesen drei Euphratstädten Nahardea, Pumbadita und Mata-Mechassia wetteiferte eine vierte, Machuza, am Tigris gelegen, kaum drei Meilen von Ktesiphon, der Hauptstadt der Parther, entfernt. Machuza, auch Machuza-Malka (Maoga-Malka), von dem Königskanal (Nahar malka), der in der Nähe in den Tigris fließt, genannt, lag auf einer Anhöhe, durch zwei feste Mauern und einen tiefen Graben geschützt.22 Es hatte in der Nähe eine Burg, Akra di Coche genannt,23 die eine Schutzwehr für die Hauptstadt Ktesiphon war. Trotz der Wichtigkeit, die Machuza mit der Burg für die regierenden Parther und Perser hatte, war es doch durchaus von Juden bewohnt, und ein Amora wunderte sich, daß dessen Festungstore nicht mit vorschriftsmäßigen Türkapseln versehen waren.24 Diese angesehensten machuzanischen Familien stammten von Proselyten her25; daher hatten sie einen eigenen, von dem der übrigen jüdischen Bevölkerung Babyloniens abweichenden Charakter. Sie werden als [251] sehr leichtsinnig geschildert, dem Wohlleben und den Genüssen ergeben, mehr dem Weltlichen als dem Göttlichen zugewendet; man nannte sie deswegen »Höllenkandidaten«.26 Von den machuzanischen Frauen wird erzählt, daß sie dem Vergnügen und dem Müßiggange fröhnten. Als Levi ben Szißi die Halacha aus Judäa nach Nahardea brachte, daß Frauen am Sabbat goldene, mit Edelsteinen besetzte Kopfbinden tragen dürfen, fanden sich nur vierundzwanzig Frauen dieser Stadt, welche davon Gebrauch machten, während in Machuza aus einem einzigen Quartier achtzehn Frauen sehr kostbare Kopfbinden anlegten.27 Die Nähe der parthischen Hauptstadt Ktesiphon und ihre Wohlhabenheit hatte wohl Einfluß auf den Hang zum Luxus und auf die Lebensweise der Machuzaner. Auch die Königsresidenz und das nahe neuerbaute Ardschir waren reichlich von Juden bevölkert. Der ganze babylonische Landstrich glich wegen der vielen Kanäle einer Inselflur und mit seiner wunderbaren Fruchtbarkeit einem umfangreichen Garten. Dattelwälder gab es in so unzähliger Menge, daß man sprichwörtlich von den Babyloniern sagte: »Ein Korb voll Datteln um einen Denar, und sie sollten sich nicht mit dem Gesetzesstudium befassen!« – Die Beschäftigung der babylonischen Juden war Ackerbau, Handwerke aller Art und, was besonders in einem von Kanalbewässerung abhängigen Lande natürlich ist, sie gruben und reinigten Kanäle, auch betrieben sie Viehzucht, Handel, Schifffahrt und einige Künste.28

Die große Anzahl gab den babylonischen Juden eine gewisse politische Selbständigkeit, und sie fühlten sich in diesem Lande, wie in einem eigenen Staate. Das Verhältnis zu den Landesherren war ein sehr loses und bestand darin, daß sie gewisse Abgaben, Kopfsteuer (Charaǵ) und Grundsteuer, (Taska) zahlten; es gab damals noch viel herrenlosen Boden in der Euphratgegend, und wer sich anheischig machte, Grundsteuer davon zu zahlen, durfte sich ihn aneignen.29 Dafür hatten aber die Juden ihr eigenes politisches Oberhaupt, welches Exilsfürst (Exilarch, Resch-Galuta) genannt wurde, er war einer der Würdenträger des persischen Reiches und nahm auf der Stufenleiter der persischen Großen den vierten Rang nach dem Könige ein.30 Seine Stellung zu den persischen Königen war dem Lehnsverhältnisse ähnlich. Die Resch-Galutas waren Vasallen der persischen Krone, wurden aber nicht von der Krone gewählt, sondern [252] nur bestätigt. Ihre Würdenzeichen waren ein seidenes Obergewand und ein goldener Gürtel;31 in späterer Zeit waren sie von fürstlichem Luxus umgeben, fuhren in Prachtwagen, hatten ihr eigenes Gefolge von Dienern, und ein Vorreiter kündigte ihre Anwesenheit an. Hatten sie bei den Königen feierliche Audienz, so wurden sie von der königlichen Dienerschaft ehrerbietigst empfangen und verhandelten mit den Herrschern auf freiem Fuße.32 Nach Art orientalischer Fürsten hatten die Exilsfürsten beim Aufstehen und Schlafengehen musikalische Unterhaltung, was strenge Gesetzeslehrer wegen der Trauer um Jerusalem rügten.33 – Die Exilsfürsten stammten aus Davidischem Hause; daher unterwarf sich das Volk gern ihrer Macht, weil es in seinen Fürsten sich selbst ehrte und geehrt fühlte. Eine alte Chronik gibt ihre Zahl und Namen ausführlich an und führt ihre Abstammung bis auf Zerubabel, den Enkel des jüdischen Königs Jojachin, zurück, der nach Babel zurückgekehrt und Stammvater einer Reihe von Geschlechtern geworden sein soll. Diese Chronik zählt bis zum dritten Jahrhundert fünfzehn Geschlechter auf34; doch ist es mehr als zweifelhaft, ob das Exilsfürstentum auch unter den altpersischen und griechischen Dynastien bestanden hat. Erst in der hadrianischen Zeit ist seine Existenz historisch gesichert. Hier wird uns einer mit Namen Achija oder Nechunja genannt, welcher den Neffen des R. Josua unterstützt hatte, um die religiöse Oberhoheit über die Gesamtjudenheit vom heiligen Lande auf die Würdenträger in Babylonien zu übertragen.35 Später begegnen wir noch einem Resch-Galuta mit Namen Mar-Huna, der sich zur Zeit R. Judas I. nach Palästina bringen ließ, um im heiligen Lande die Grabstätte zu finden. Von dieser Zeit an läuft aber die Kette der Exilsfürsten bis ins elfte Jahr hundert ununterbrochen fort; sie hatten einen bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der jüdischen Geschichte auf babylonischem Boden.

Von ihrer Stellung zum Volke geben nur gelegentliche Nachrichten einige Andeutungen. Die Resch-Galuta waren Oberrichter der jüdischen Gemeinden, nicht nur in zivilrechtlichen, sondern auch in peinlichen Fällen, übten die Rechtspflege selbst oder betrauten damit einen eigenen Richterstand. Die Zwangsmittel gegen Unfügsame waren nach orientalischer Sitte Stockschläge.36 Auch das [253] Polizeiwesen in den Städten, die Aufsicht über richtiges Maß und Gewichte, über Kanäle und öffentliche Sicherheit gehörte zu ihren Funktionen; sie ernannten dazu eigene Beamte.37 Welche Einkünfte die Exilsfürsten vom Volke bezogen, ist nirgends angedeutet; höchstwahrscheinlich herrschte dabei die altasiatische Sitte, dem Herrscher Geschenke zu machen; erst in späterer Zeit ist von förmlichen alljährlichen Einkünften die Rede, die sie von gewissen Gegenden und Städten bezogen haben. Öffentlich genossen sie eine Ehrenauszeichnung, die nur den Herrschern aus Davidischem Hause eingeräumt war. Wenn sie nämlich aus der Thora einen Abschnitt vorlesen sollten, brachte man die Gesetzesrolle ihnen zu, während andere sich zu ihr verfügen mußten.38 Da sie von dem Ertrage ihrer ausgedehnten Ländereien reich waren, hatten sie auch einen reichen Sklavenstand und andere Dienerschaft; selbst freie Männer begaben sich unter ihr Patronat und trugen als Zeichen ihrer Hörigkeit das Wappen ihrer Herren an ihren Gewändern. Die Exilarchen waren auf ihr Abzeichen sehr bedacht und verziehen es selbst den von ihrem Hause unterhaltenen Gelehrten nicht, wenn sie es ablegten oder auch nur versteckten.39 Es war zu viel Macht in die Hände der Resch-Galuta gelegt, und diese Macht war zu wenig durch Gesetze oder Herkommen geregelt oder beschränkt, als daß nicht Willkür und Mißbrauch der Gewalt hätten vorkommen sollen. Oft wird über Anmaßungen, willkürliche Eingriffe, Gewalttätigkeit mancher Exilsfürsten oder ihrer Diener geklagt; sie setzten Schuloberhäupter ab, ernannten andere, manchmal unwürdige, an ihrer Stelle.40 Welche Macht hat sich je in den Grenzen der Gerechtigkeit und Billigkeit gehalten? In der vorgeschichtlichen Zeit, das heißt, ehe die Gesetzeskunde nach Babylonien verpflanzt und dort heimisch wurde, scheint die Unwissenheit der Exilsfürsten in der religiösen Praxis so groß gewesen zu sein, daß die Speisegesetze in ihrem Hause in der größten Harmlosigkeit übertreten wurden.41 Doch kennt die Geschichte auch würdige Persönlichkeiten in ihrer Reihe, die sich in späterer Zeit mit der jüdischen Gesetzeskunde auch die Tugenden des Judentums angeeignet haben und ein Ruhm ihres Volkes geworden sind. Die Exilsfürsten vereinigten oft mit der politischen Macht die Autorität der Gesetzeslehrer und glichen den palästinensischen Patriarchen. Wie[254] manche unter diesen nach politischer Gewalt strebten, um den Exilarchen nicht nachzustehen, was aber nicht immer den Umständen abzugewinnen war, so trachteten manche Resch-Galuta wiederum nach der Lehrwürde. – Alle diese Umstände zusammen, die große Zahl der jüdischen Bevölkerung in Babylonien, ihre Unabhängigkeit und die konzentrierte Macht des Exilarchats drücken der jüdischen Geschichte, so weit sie sich in diesem Kreise bewegt, einen eigentümlichen Stempel auf; es entstanden in diesem Lande neue Bedürfnisse, wie sie Judäa nicht kannte; neue Bedürfnisse erzeugten neue Gesetzesbestimmungen und Halachas, und so ging die Lehre einer neuen Entwicklung entgegen, woran Babylonien, wie schon erwähnt, den bedeutendsten Anteil hatte.

Zahlreicher als in früherer Zeit waren lernbegierige babylonische Jünglinge in dem letzten Tannaitengeschlechte unter dem Patriarchat R. Judas I. zu den galiläischen Lehrhäusern geströmt, als wollten sie die letzten Strahlen der untergehenden Sonne der Lehre im Stammlande auffangen, um damit ihr Geburtsland zu erleuchten. R. Chija aus Kafri und seine zwei Wundersöhne, seine Verwandten Abba-Areka und Rabba-bar-Chana, Abba und sein Sohn Samuel waren ausgezeichnete Jünger an R. Judas I. Schule; sie waren mittelbar oder unmittelbar die Bildner und Vorbilder für Babylonien. R. Chija und seine Söhne Juda und Chiskia kehrten indessen nicht nach ihrem Geburtslande zurück, sondern starben in Galiläa, wo sie gleich Heiligen verehrt wurden; man wallfahrtete zu ihren Gräbern, und es galt als eine Ehre, neben ihnen begraben zu liegen. Aber R. Chija hatte den größten Einfluß auf die Bildung seines Jüngers und Schwestersohnes Abba-Areka, dem er uralte babylonische Traditionen (Hilcheta bablaï) überlieferte;42 denn so ganz und gar entblößt von Lehrtätigkeit war Babylonien nicht, wie manche behauptet haben. Nahardea war der Sitz eines Gerichtshofes und Lehrhauses, das Sidra hieß. R. Nathan, Synhedrist in R. Simon ben Gamaliels II. Kollegium, und R. Chija haben sich in Babylonien gebildet, ehe sie nach Palästina ausgewandert waren. Ehe Abba-Areka und Samuel von der judäischen Hochschule R. Judas I. zurückkehrten, fungierte ein sonst unbekannter R. Schila in Nahardea als Schuloberhaupt (Resch Sidra).43 Aber mit diesen beiden Männern, die alle Begabung besaßen, um Schöpfer neuer Verhältnisse zu werden, traten weitgreifende Veränderungen ein; sie waren es, welche eine neue Richtung vorzeichneten und Babylonien zur Höhe von Judäa emporbrachten.

[255] Abba mit dem historischen Namen Rab, (geboren um 175, starb 247) hat seinen Zunamen Areka wahrscheinlich von einer Stadt dieses Namens.44 Nach dem Tode seines Vaters Aibu begab er sich nach dem Beispiel seines Verwandten, R. Chija, nach Judäa, um sich in dem Lehrhause R. Judas I. auszubilden. Mit außerordentlicher Bewunderung sprach man von den früh entwickelten Geistesfähigkeiten dieses Jünglings. R. Jochanan, jünger als er, erzählte von ihm: »In den Gesetzesdiskussionen zwischen R. Juda, dem Patriarchen, und Abba-Areka sprühten Feuerfunken von Beweisen und Gegenbeweisen, von denen ich nichts verstand«. Durch R. Chijas Vermittlung erlangte Rab eine in etwas beschränkte Promotion, die der Patriarch Gamaliel III. auch später nicht erweitern mochte.45 Große Erwartungen hegte man von ihm in der Heimat; als die Nachricht von seiner Rückkehr aus Palästina bekannt geworden war, erwarteten ihn der schon früher zurückgekehrte Samuel und sein Freund Karna an dem Ufer des Euphratkanals Nahar-Malka. Der letzte überstürzte ihn förmlich mit Fragen,46 und selbst das Schuloberhaupt R. Schila beugte sich vor dessen Kenntnissen. Rab hatte einmal ganz unbekannt bei ihm als Ausleger (Meturgeman) fungiert und eine gegen das Herkömmliche verstoßende Erklärung zu einer Mischna gegeben, welche dem Vortragenden mißfiel. Stolz entgegnete Rab: »Der Flötenton, der den Kenner entzückt, mißfällt dem Unkundigen! So habe ich es stets vor R. Chija zu seiner Zufriedenheit erklärt.« R. Schila, erstaunt in seinem Meturgeman den berühmten Abba zu erkennen, bat ihn demütig um Entschuldigung dafür, daß er ihn zu einer seinem Werte unangemessenen Funktion gebraucht habe.47 Nach R. Schilas Tod sollte Rab sein Nachfolger werden; allein er trat das Ehrenamt seinem jüngeren Freunde Samuel ab, weil Nahardea dessen Heimat war.48

Der Exilsfürst jener Zeit, dessen Namen wahrscheinlich Anan lautete, scheint bei Besetzung der von ihm abhängigen Ämter auf gesetzeskundige Babylonier Rücksicht genommen zu haben. Einen Verwandten seines Hauses, Mar-Ukba,49 ernannte er zum Oberrichter in Kafri, da sein Reichtum, seine Bescheidenheit, Persönlichkeit und Gesetzeskunde ihn eines solchen Amtes würdig machten. Auch Karna war zum Richter ernannt; dieser, weil unbegütert, [256] ließ sich von den Parteien seine Zeitversäumnis entschädigen.50 Abba-Areka übertrug der Exilsfürst das Amt eines Marktmeisters (Agoranomos) mit der Aufsicht über richtiges Maß und Gewicht.

Hierbei zeigte sich aber recht grell das Willkürregiment des Exilsfürsten. Er hatte von Abba-Areka verlangt, auch die Marktpreise zu überwachen und die Verteuerung der Lebensmittel zu verhindern. Weil dieser aber sich diesem Ansinnen nicht fügen wollte und sich hierbei auf ein marktpolizeiliches Gesetz berief, wurde er ins Gefängnis geworfen und blieb solange darin, bis Karna dem Exilsfürsten sein Unrecht vorhielt, daß er einen Mann strafe, der voll Dattelsaftes (voller Geistes) sei.51 Durch das Agoranomenamt war Abba-Areka veranlaßt, Reisen in die verschiedenen Bezirke des jüdischen Babyloniens zu machen, und wurde dadurch im Lande bekannt. Der letzte parthische König Artaban III. (216-226), aus dem Hause der Arsaciden, der ihn vielleicht auf seinen Rundreisen gesprochen hatte, schätzte ihn so hoch, daß er ihm einst wertvolle Perlen zum Geschenk zuschickte. Zwischen dem letzten Partherkönig und dem ersten babylonischen Amora herrschte ein so freundliches Verhältnis, wie zwischen dem judäischen Patriarchen und dem römischen Kaiser dieser Zeit. Artaban und die arsacidische Dynastie wurden von Ardschir gestürzt. Als Artaban fiel, sprach Rab trauernd: »Das Band ist gelöst«.52 Auf diesen Reisen erfuhr Abba mit Erstaunen, in welcher maßlosen Unwissenheit der jüdischen Gesetze diejenigen Gemeinden lebten, welche vom Mittelpunkte entfernt waren. In einem Ort Tatlafos kannte man nicht einmal das traditionelle Verbot, die Mischung von Milch- und Fleischspeisen zu genießen. Eine Frau fragte die andere: »Wieviel Milch braucht man zu so und soviel Fleisch?«53 Um der Übertretung aus Unwissenheit zu steuern, verschärfte Rab manches und verbot auch das Erlaubte. Manche neue Erschwerungen entstanden auf diese Weise, die vermöge seiner Autorität Gesetzesgiltigkeit erlangten. Die Verwahrlosung, in der sich die Gegend von Sura befand, regte in ihm den Gedanken an, gerade dort ein Lehrhaus anzulegen, damit durch die ab- und zureisenden Jünger die Gesetzeskenntnis allgemeiner werde. Und dieses große Werk ist ihm gelungen. Wenn der Ausbau des Religionsgesetzes zur Erhaltung des Judentums beigetragen [257] hat, so ist ein großer Teil dieses Erfolges Abba-Areka zuzuschreiben. Beinahe acht lange Jahrhunderte war Sura mit geringen Unterbrechungen der Sitz der talmudischen Gesetzeskunde und zuletzt eine Schule der Weisheit.

Das Lehrhaus, welches den üblichen Namen Sidra führte, eröffnete Abba (um 219) noch beim Leben seines Gönners Artaban. Zwölfhundert Jünger, von Abba-Arekas Ruf angezogen, strömten aus alle Gegenden Babyloniens herbei; selbst aus Nabatäa und dem sarazenischen Taiba kamen solche, um an dem neueröffneten Lehrhause teilzunehmen. Über hundert namhaft gemachte Jünger und Jüngergenossen haben seine Aussprüche und Entscheidungen weiter verbreitet. Der Zudrang von Zuhörern war so groß, daß Rab das Lehrhaus durch einen Garten erweitern mußte, den er zu diesem Zwecke von einem verstorbenen Proselyten als herrenloses Gut erworben hatte.54 Die Verehrung seiner Jünger für ihn war so groß daß sie ihn »Rab«, den Lehrer schlechthin nannten, wie man den Patriarchen Juda Rabbi oder Rabbenu nannte, und dieser Titelname ist für ihn stehend geworden. Seine Schule hieß Be-Rab (abgekürzt von Bet, Haus) und dieser Name bezeichnete später ein Lehrhaus überhaupt. Seine Autorität erstreckte sich über Babylonien hinaus; selbst R. Jochanan, der gefeiertste Lehrer Judäas, schrieb an ihn: »An unsern Lehrer in Babylonien«, war ungehalten, wenn man wegwerfend von ihm sprach und gestand, Rab sei der einzige gewesen, dem er sich gerne untergeordnet hätte.55 Eine große Anzahl von unbemittelten Jüngern verpflegte Rab auf eigene Kosten, denn er war reich und hatte eigene Äcker, die er selbst anbaute.56 – Die weise Einteilung der Zeit, die er getroffen hatte, machte es den Zuhörern möglich, sich dem Gesetzesstudium hinzugeben, ohne den Broterwerb zu vernachlässigen. Zwei Monate des Jahres (Adar und Ellul) im Herbst und Frühlingsanfang versammelten sich die Zuhörer in Sura. In diesen zwei Monaten, welche Versammlungsmonate (Jarche Kalla) hießen, waren tagtäglich vom Morgen an Lehrvorträge; kaum gönnten sich die Zuhörer den Morgenimbiß zu sich zu nehmen.57 Der gebräuchliche Name für öffentlichen Vortrag war Kalla. Außer diesen zwei Monaten hielt Rab eine Woche vor den Hauptfesttagen öffentliche Vorträge, an denen aber das ganze Volk und nicht bloß die Jünger Anteil nahmen. Auch der Exilarch fand sich zu dieser Zeit in Sura ein [258] und empfing daselbst die Huldigung der versammelten Menge. Der Zudrang war so groß, daß viele in den Häusern kein Unterkommen finden konnten und im Freien an den Ufern des Surasees lagern mußten.58 Diese Festvorträge hießen Rigle. Die Kallamonate und die Riglewoche hatten auch zivilrechtliche Folgen – die richterliche Gewalt pausierte während dieser Zeit, die Gläubiger konnten die Schuldner nicht vor Gericht laden.59 Rab sorgte also sowohl für die Belehrung des unwissenden Volkes, wie auch für die Weiterbeförderung des Lehrstoffes durch Ausbildung von Jüngern.

Von einer eigenen Methode Rabs ist nichts bekannt. Seine Lehrweise bestand darin, den ganzen Umfang der Mischna, die er in ihrer letzten Vollendung mitgebracht hatte, auseinanderzusetzen, Wort und Sinn jeder Halacha zu erläutern, auch die Boraïtas und größeren Mischnas, namentlich R. Chijas, damit zu vergleichen. Solche Entscheidungen und Folgerungen, welche man Memra nannte, sind von Rab in unzähliger Menge vorhanden und machen nebst denen von Samuel und R. Jochanan, den zeitgenössischen Schulhäuptern, einen bedeutenden Teil des Talmuds aus. In den meisten Fällen war er mehr als seine Mitamoras für Erschwerungen und geneigt, was an das Verbotene streift, zu verbieten, allerdings mit Rücksicht auf die unterscheidungsunfähige Menge der babylonischen Juden. Die meisten Aussprüche von Rab erhielten Gesetzeskraft, mit Ausnahme derjenigen, die das bürgerliche Recht betrafen, weil seine Autorität mehr in ritualen Fragen, als in zivilrechtlichen anerkannt war.

Mit durchgreifendem Ernste betrieb er die Verbesserung der Sittlichkeit, welche, wie die Religiosität, in den niedern Volksschichten einen sehr tiefen Stand hatte. Die ehemalige patriarchalische Einfachheit des Ehelebens war in Babylonien, dumpfer, tierischer Unsitte gewichen. Begegneten ein Jüngling und ein Mädchen einander und wurden einig sich zu heiraten, so riefen sie die ersten besten Zeugen herbei, und die Ehe war geschlossen. Väter verheirateten ihre kaum mündigen Töchter, und der Bräutigam bekam die Braut erst in dem Augenblick zu sehen, da ihn der Anblick derselben bisweilen zur Reue über den getanen Schritt stimmte. Das Gesetz, anstatt die Unsitte zu verdammen, hatte sie mit seiner Autorität geschützt. Gegen diese eingerissenen Unziemlichkeiten kämpfte Rab mit der ganzen Strenge seines sittlichen Eifers.60 Er verbot, ohne vorangegangene Bewerbung [259] zu heiraten, schärfte den Vätern ein, ihre Töchter nicht ohne deren Einwilligung und um so weniger vor deren Mündigkeit zu verheiraten, ermahnte die Heiratslustigen, vor der Verlobung mit dem Mädchen ihrer Wahl Bekanntschaft zu machen, damit die eheliche Liebe sich nicht durch Enttäuschung in Haß verwandele. Allerhand gesetzliche Kniffe, die der Gatte anwenden konnte, um eine notwendige Scheidung rückgängig zu machen, vereitelte Rab, indem er ihm für solche Fälle den Schutz der Gesetze entzog. Alle diese sittlichen Maßregeln sind allgemein giltige Gesetze geworden. Das Ansehen der Gerichtshöfe hob er ebenfalls; jeder mußte auf Vorladung des Gerichts erscheinen; die Gerichtsdiener wurden mit amtlichem Ansehen bekleidet; gegen die Widersetzlichen führte er den Bann ein. Der Bann hatte in Babylonien eine strengere Form und darum auch eine größere Wirkung. Man machte die Vergehungen des Gebannten öffentlich bekannt; man mied seinen Umgang, bis er Buße getan. In Babylonien, wo die jüdische Bevölkerung eine Welt für sich ausmachte, war der Bann hinreichend, den Gesetzen Ansehen und Gehorsam zu verschaffen. – Rabs Tätigkeit war also eine doppelte: er veredelte die Sitten und brachte wissenschaftliche Regsamkeit in ein Land, das früher, wie die Quellen sich ausdrücken, »ein freies, ungeschütztes Brachfeld war«. Rab umgab es mit dem Doppelzaun der Sittenstrenge und der Geistestätigkeit; nach dieser Seite hin war er für Babylonien, was Hillel für Judäa.

Auch die Tugenden Rabs, seine Geduld, Versöhnlichkeit und Bescheidenheit erinnern an Hillel. Er hatte eine böse Frau, welche ihm in allen Dingen zuwiderhandelte; erbat er sich eine bestimmte Speise, so war er gewiß, daß gerade etwas anderes zur Tafel kommen würde. Er erinnerte sich dabei des Segens, den ihm R. Chija zum Abschiede gegeben: »Gott schütze dich vor etwas, das noch schlimmer ist als der Tod«, was er damals in seiner Harmlosigkeit nicht begreifen konnte. Er ertrug aber die Unarten seiner Frau mit Geduld. Als sein Sohn Chija herangewachsen war, pflegte er die Bestellung seines Vaters an die Mutter umzukehren, damit sie gerade das Entgegengesetzte und also das eben Gewünschte ausführen sollte. Rab freute sich zwar über die zarte Aufmerksamkeit seines Sohnes, verbot es ihm aber, weil der Schein von Lügen zur Lügengewöhnung führen könnte.61 Gegen R. Chanina, das Schulhaupt von Sepphoris, hatte sich Rab in seiner Jugend vergangen, darum ermüdete er nicht, ihn mehreremale hintereinander um Verzeihung zu bitten.62 In [260] seiner Versöhnlichkeit nahm er keine Rücksicht auf seinen Stand; als er einen Mann aus dem Volke beleidigt zu haben glaubte, begab er sich am Vorabend des Versöhnungstages zu ihm, um sich mit ihm auszusöhnen.63 Wenn ihm an den Tagen der Lehrvorträge eine zahllose Menge ins Lehrhaus nachfolgte, pflegte er sich, um sich selbst vor hochmütigen Gedanken zu warnen, den Vers aus Job einzuprägen: »Wenn des Menschen Größe bis zum Himmel reicht, so vergeht sie ebenso plötzlich.« Ehe er sich in die Gerichtssitzung begab, sagte er: »Freiwillig begebe ich mich in den Tod; meines Hauses Angelegenheit besorge ich hier nicht, leer kehre ich von hier in mein Haus zurück: möchte ich bei meiner Heimkehr ebenso schuldlos dastehen, wie beim Hingehen«.64 – Er hatte die Freude, einen halachakundigen Sohn, Chija, zu besitzen und seine Tochter in das Haus des Exilarchen zu verheiraten; Die Söhne dieser Tochter wurden würdige und gelehrte Fürsten.65 Seinem zweiten Sohne Aibu, der keine geistigen Anlagen hatte, empfahl er gewisse Lebensregeln, unter anderm die Vorliebe für den Ackerbau: »Lieber ein kleines Maß vom Felde, als ein großes vom Söller (Warenlager)«.66 Achtundzwanzig Jahre bis ins Greisenalter wirkte Rab an der suranischen Sidra (219-247). Als er starb, begleiteten seine sämtlichen Schüler seine Leiche zur Ruhestätte und legten Trauerzeichen an. Auf den Vorschlag eines seiner Jünger hielt Babylonien ein ganzes Jahr Trauer um ihn, man legte an Hochzeiten die üblichen Blumen-und Myrthenkränze nicht an. Sämtliche babylonischen Juden, mit Ausnahme eines einzigen – Bar-Kascha aus Pumbadita – trauerten um den Verlust ihres großen Amora.67

Viel origineller und vielseitiger war Rabs Freund, halachischer Gegner und Mitarbeiter an der Hebung der babylonisch-jüdischen Bevölkerung, Samuel oder Mar-Samuel, auch Arioch und Jarchinaï genannt (geb. um 160, st. 257). Diese hochbegabte Persönlichkeit macht in gewisser Beziehung Epoche in der jüdischen Lehre. Die Sage, welche seinem nüchternen Leben kein Moment zur Ausschmückung abgewinnen konnte, will ihn schon im Mutterleibe verherrlichen. Eine wahrsagende Matrone habe seinem Vater Abba bar-Abba die Geburt eines unvergleichlich weisen Sohnes vorher verkündet. Seine Mutter habe des Ehebruchs fälschlich bezichtigt, Geißelhiebe bekommen, und Samuel habe sich im Mutterleibe [261] zusammengekauert, um von den Streichen nicht getroffen zu werden.68 Aus seiner Jugendzeit ist weiter nichts bekannt, als daß er einmal seinem Vater Abba entlaufen ist. Als Jüngling folgte er dem allgemeinen Zuge, sich nach Judäa zu begeben, um sich in dem Lehrhause des Patriarchen R. Juda I. auszubilden. Es ist bereits erzählt, wie er dort das Augenübel des kränklichen Patriarchen geheilt, dann noch vor Rab in die Heimat zurückgekehrt, und nach R. Schilas Tod zu der Würde des Resch-Sidra erhoben worden ist.

Samuel ben Abba war eine nüchterne, normal gebildete Persönlichkeit, fern von Schwärmerei und Überschwenglichkeit. Während seine Zeitgenossen die Erneuerung alter Wunder vor dem Eintreten der messianischen Zeit erwarteten, stellte er die Ansicht auf, es werde auch dann alles einen natürlichen Verlauf haben, nur die Untertänigkeit Israels unter fremden Herrschern werde aufhören.69 Seine geistige Tätigkeit war drei Fächern zugewendet: der Gesetzesauslegung, der Sternkunde und der Arzneiwissenschaft. – Als Amora stand er in Kenntnis der Ritualgesetze Rab nach, aber in der Kunde des jüdischen Zivilrechtes war er ihm bei weitem überlegen. Samuel entwickelte und bereicherte das jüdische Recht nach allen Seiten hin, und alle seine Entscheidungen haben halachische Giltigkeit erhalten. Aber keiner seiner Aussprüche war von so folgenschwerer Bedeutung wie jener, daß die Landesgesetze ebenso rechtskräftig für die Juden sein sollen, wie die eigenen (dina d'malchuta dina).70 Samuel wollte nicht bloß eine abgezwungene Duldung gegen die fremde Gesetzgebung geübt wissen, sondern diesen Grundsatz vollständig als Norm anerkannt sehen, dessen Übertretung auch von dem religiösen Gesichtspunkte sträflich sei. Es war dies im Grunde eine Neuerung, welche nur unter den Verhältnissen der babylonischen Juden zu dem parthischen und persischen Staate Anklang finden konnte. Der Samuelsche Grundsatz von der Heiligkeit der Landesgesetze stand offenbar in Widerspruch mit ältern Halachas, welche fremde Gesetze als Willkür und Eingriffe behandelten und ihre Umgehung nicht für sträflich hielten.71 Aber die Amoras hatten es in der Ausgleichung widersprechender Gesetze schon soweit gebracht, daß jene alten abstoßenden Bestimmungen und diese neuen schmiegsamen Grundsätze nebeneinander bestehen konnten. Die Samuelsche Anerkennung der [262] Landeseinrichtungen wurde in der Folge ein Rettungsanker für die Zerstreuten. Sie versöhnte einerseits die Juden selbst mit demjenigen Staate, wohin das unerbittliche Geschick sie geworfen hatte; ihr religiöses Gewissen fühlte sich nicht in Widerspruch mit den harten Gesetzen, die man ihnen zumeist auferlegte. Anderseits konnten die Judenfeinde aller Jahrhunderte, welche den scheinbar feindlichen Geist des Judentums zum Vorwande nahmen und zur Verfolgung und gänzlichen Vertilgung der jüdischen Nation rieten, auf ein jüdisches Gesetz verwiesen werden, welches ihre Behauptung mit drei Worten entkräftete. Der Prophet Jeremias gab den nach Babylonien vertriebenen Stämmen die herzliche Ermahnung für ihr Verhalten in der Fremde mit: »Fördert das Wohl der Stadt, wohin ihr vertrieben seid.« Samuel hatte diese herzliche Ermahnung in eine religiöse Vorschrift umgewandelt: »Das Gesetz des Staates ist giltiges Gesetz«.72 Jeremias und Mar-Samuel verdankt das Judentum die Möglichkeit seines Bestandes in der Fremde. Samuel hatte überhaupt eine besondere Zuneigung zu dem persischen Wesen, war infolgedessen bei dem persischen Hofe sehr beliebt und lebte auf vertrautem Fuße mit Schabur I. Die Zeitgenossen nannten ihn daher – man weiß nicht rügend oder ehrend – den König Schabur und auch Arioch den Arier (Anhänger der Neuperser).73 Seine Anhänglichkeit an die persische Dynastie war so groß, daß sie das Gefühl für die Stammverwandten in seinem Herzen verdrängte. Als Schabur seine Eroberungen bis nach Kleinasien ausgedehnt und die kappadozische Hauptstadt Mazaka-Cäsarea eingenommen hatte, kamen dabei 12 000 Juden um. Samuel legte aber kein Trauerzeichen um die Gefallenen an, weil sie gegen Schabur gekämpft hatten.74 Er bildet daher einen eigenen Typus, inmitten der Hochströmung des Judentums stehend, in dessen Lehre und Überlieferung vertieft, erhob er sich aus dem engen Gesichtskreise der Nationalität, um auch den Blick für andere Völker und andere Geistesbestrebungen offen zu haben. Rab, ganz und gar in der Nationalität befangen, räumte dem persischen Wesen keinen Einfluß ein, gestattete nicht einmal, von den Magiern etwas Unschuldiges aufzunehmen: »Wer auch nur eine einzige Sache von den Magiern lernt, verdient den Tod«.75 Samuel hingegen lernte [263] sehr viel von den persischen Weisen. Mit seinem Freunde Ablat pflegte er die Sternkunde, jene erhabene Wissenschaft, welche den Staubgeborenen der Gottheit näher bringt, und dem staunenden menschlichen Blicke die göttliche Größe durch die unzähligen rollenden, glänzenden Welten offenbart. Die Tiefebene zwischen Euphrat und Tigris, deren weit ausgedehnter Horizont von keinem Hügel beengt ist, war die Wiege der Sternkunde, die aber in dieser Region auch in die Afterwissenschaft der astrologischen Sterndeuterei entartete, welche die kurze Spanne des menschlichen Lebens an den ewigen Lauf der Sterne knüpft. Samuel legte aus seinem jüdischen Bewußtsein heraus kein Gewicht auf astrologische Nativitätswahrsagerei76 und pflegte nur die erhabene Seite der Sternkunde. Er rühmte von sich: »Mir sind die Himmelsbahnen so bekannt, wie die Straßen Nahardeas«. Nur die unregelmäßige Bewegung der Kometen wußte er nicht zu berechnen. Wie weit seine astronomischen Kenntnisse reichten, ob er seiner Zeit voraus war, läßt sich nicht ermitteln. Mar-Samuel machte von dieser Wissenschaft einen praktischen Gebrauch, er legte einen sichern Festkalender an, damit die babylonischen Gemeinden nicht stets in Ungewißheit über den wahren Feiertag zu bleiben und von den Neumondbestimmungen Judäas abhängig zu sein brauchten.77 Wahrscheinlich nur aus Pietätsrücksicht für das Patriarchenhaus und um die Einheit des Judentums nicht zu zerreißen, hat Samuel diesen Kalender nicht veröffentlicht, sondern ließ die Kalenderkunde, wie bisher, als eine geheime Wissenschaft (Sod ha-Ibbur) fortbestehen. Einige waren überhaupt ungehalten über ihn, daß er die kalendarische Berechnung in Anregung brachte. – Der Umfang von Samuels Arzneikunde ist noch weniger bekannt; er rühmte sich, alle Krankheitsfälle bis auf drei heilen zu können. Die meisten Krankheiten schrieb er dem tödlichen Einflusse der Luft auf den menschlichen Organismus zu. Selbst der Tod auf dem Schlachtfelde sei nach seiner Ansicht auf Rechnung der Luft zu setzen, deren Zutritt nicht schnell genug verhindert werden könne. Eine Augensalbe, deren Erfinder Samuel war, war sehr gesucht; R. Jannaï ließ sie sich durch Mar-Ukba aus Babylonien kommen.78

Zwischen Samuel und dem Gründer des suranischen Lehrhauses herrschte eine brüderliche Eintracht, obwohl die nahardeanische Sidra durch Rab verdunkelt wurde. In seiner Bescheidenheit ordnete er sich freiwillig Rab unter. Die angesehene Familie Schela hatte bei der Huldigung des Exilarchen den Vortritt, der ihr gebührte, gerne Samuel [264] überlassen, und er trat ihn seinem suranischen Genossen ab und begnügte sich mit der dritten Stelle.79 Nach Rabs Tod wurde Samuel als einziges religiöses Oberhaupt für Babylonien anerkannt und fungierte in dieser Eigenschaft zehn Jahre. R. Jochanan in Judäa nahm zwar anfangs Anstand, ihn als Autorität anzuerkennen. In dem Sendschreiben, die das Schuloberhaupt von Tiberias nach Babylonien richtete, gebrauchte er für Rab den Titel: »An unsern Lehrer in Babylonien,« für Mar-Samuel hingegen: »An unsern Genossen«. Man traute in Judäa dem letzteren nicht die erforderlichen halachischen Kenntnisse zu, weil er sich mit anderweitigen Wissenszweigen beschäftigte. Vergebens schickte Samuel nach Judäa eine Festordnung auf sechzig Jahre berechnet; wegwerfend äußerte sich R. Jochanan darüber: »Nun, er versteht das Rechnen gut«. Erst als Samuel mehrere Rollen, gefüllt mit Untersuchungen über zweifelhafte Tierkrankheitsfälle, überschickt hatte, nahm die Hochachtung für ihn zu. R. Jochanan und ben Lakisch, begierig diesen seltenen Mann kennen zu lernen, schickten sich an, ihn zu besuchen, hörten aber inzwischen, daß er das Zeitliche gesegnet habe.80 Mar-Samuel hinterließ keine männliche Nachkommenschaft, aber zahlreiche Jünger, welche seinen Namen zu dem gefeiertsten machten.81


Fußnoten

1 [Vergl. Interpretation des I. Abschnittes des Talmudtraktates Ned., Seite 5.]


2 Genesis Rabba, c. 17.


3 Kidduschin 72 a. Vergl. Mannert, Geographie der Griechen und Römer, V, 2, S. 32, 68 und Rappaport, Erech Millin, S. 33 ff. אריק gleich Κƞρός, cera bedeutet nämlich Asphalt und mit der Genitiv-Partikel יד verbunden אריקד.


4 Baba Batra 24 a.


5 Kidduschin das., Genesis Rabba das.


6 Daselbst. Ritter, Erdkunde X, 229 ff.


7 Kidduschin 72 a. אזוחמד ארשיגד אנינת אברא דע, so die Lesart Scheriras in Respp. קדצ ירעש, p. 15 b, Nr. 30.


8 Berachot 44 a, s. Sabbat 60 b und dazu die Erklärung in Aruch v. לע 1.


9 Vergl. Erubin 45 a, 63 a. Ketubbot 54 a. Baba Batra 145 a.


10 Kidduschin 71 a.


11 Kidduschin. Jerus. das. IV, p. 65 c.

12 Vergl. Kerem Chemed, Jahrg. V, S. 218 ff., wo die Notizen aus dem Talmud von Rappaport zusammengestellt sind. Die geographische Lage ist jedoch das. nicht richtig angegeben, יאזוח יב ist nichts anderes als Chusistan, kenntlich an der Hauptstadt טפל יב (Taanit 72 a), die auch in Assemani Bibliotheca Orient. vorkommt.


13 Beza 29 a. Ketubbot 54 a. Erubin 29 b.


14 Josephus Altertümer XVIII, 12. Mannert, Geographie V, 2, S. 386. Erubin 45 a.


15 Mannert das. Ritter, Erdkunde X, S. 145.


16 Rosch ha-Schanah 23 b.


17 Chulin 127 b.


18 Vergl. Ritter, Erdkunde, T. X, S. 205 und 267.


19 Berachot 19 b.


20 Taanit 3 a und Aruch das.


21 Keritot 6 a.


22 Ammianus Marcellinus XXIV, 42.


23 Joma 11 a.


24 Daselbst.


25 Kidduschin 73 a.

26 Taanit 26 a. Rosch ha-Schanah 17 a. Sabbat 109 a.


27 Sabbat 33 a, 59 b.


28 Moed Katan 4 a b, 11 a; Gittin 9 a, 60 b; Baba Batra 73 a; Baba Kama 119 a.


29 Jebamot 46 a. Baba Mezia 73 b, 108 a. Baba Batra 55 a.


30 Schebuot 6 a. Jeres. das. I, Anfang.


31 Sabbat 20 b. Horajot 13 b.


32 Bericht des Babyloniers Nathan im Jochasin.


33 Jerus Megilla III, p. 74 a. Babl. Gittin 7 a.


34 Seder Olam Sutta.


35 [b. Berach. 63 a, jer. Synhedrin 19 a. S. Bacher. Agg. d. Tan.].


36 Synhedrin 5 a.


37 Baba Batra 89 a.


38 Bericht des Babyloniers Nathan das. Jerus. Sota VII, p. 22 a. [Die Stellung des Resch-Galuta wurde auch in Palästina als eine höhere als die des Patriarchen bezeichnet. S. Horajot 11 b., wo Rabbi nur R. Juda II. sein kann].

39 Sabbat 58 a. Moed. Katan 12 a.


40 Vergl Succa 31 a. Baba Kama 59 a. Erubin 11 b.


41 Pesachim 76 b.


42 Genesis Rabba, c. 33.


43 Sendschreiben Scheriras.


44 Vergl. Fürst, Literaturblatt des Orient, Jahrg. 1847. Nr. 2.


45 Note 1.


46 Sabbat 107 a.


47 Joma 20 b.


48 Scheriras Sendschreiben.


49 Sabbat 55 a. S. Note 27.


50 Ketubbot 105 a.


51 Jerus. Baba Batra V, Ende. Babl. das. 89 a.


52 Jer. Peah I, 15 d., Genesis Rabba, c. 58 b; Aboda Sara 10 b. In den beiden ersten Stellen muß emendiert werden ברל statt: וניברל oder שדקה וניברל; in der letzten ןבדרא = ןבטדא statt ןכרדא. Auch b. Pesachim 112 b. ist בר statt שודקה וניבר zu lesen.


53 Chullin 110 a. Jerus. Schekalim VII, 50 c.

54 Ketubbot 106 a. Baba Batra 54 a. Scheriras Sendschreiben.


55 Chullin 54 a. 137 b. Moed Katan 24 a.


56 Berachot 52 b. Chullin 105 a. Maasser Scheni V, S. 56 d.


57 Succa 26 a. Der Name הלכ bedeutet wohl gleich ארילכ, Kranz, Kreis, von den Sitzen der Zuhörer im Kreise.


58 Succa 26 a.


59 Baba Kama 117 a.


60 Jebamot 52 a. Kidduschin 12 b, 41 a.


61 Jebamot 63 a.


62 Joma 87 b.


63 Joma 87 b.


64 Das. Synhedrin 7 b.


65 Chullin 92 a.


66 Pesachim 113 a.


67 Berachot 43 b. Sabbat 110 a.


68 Haï Gaon in Respp. Gaonim (הבושת ירעש) Nr. 18, auch Halachot Gedolot Gittin 61.

69 Synhedrin, p. 97 und Parallelstellen.


70 Baba Batra 54 a und Parallelstellen. Eine Biographie Samuels hat A. Krochmal geliefert (Chaluz I); sie enthält viel Brauchbares, aber auch manches Unhaltbare, so z.B., daß Samuel ein Jünger Hunas in Babylonien gewesen sei.


71 Nedarim 28 a. [Vergl. Hoffmann, Mar Samuel, S. 41, A. 4].


72 [In seiner strengen Rechtlichkeit nannte er jede Täuschung eines Nebenmenschen, um dessen Gunst zu gewinnen, das »Stehlen einer Meinung« (תעד תבינג) was wie der Diebstahl, selbst einem Heiden gegenüber sündhaft sei. Chullin 94 a].


73 So richtig erklärt von Fürst.


74 Moed Katan 26 a. Die Eroberung von Kappadozien (Zonares I, 12) wird 260 angesetzt, von Gibbon und Clinton, Fasti Romani I zu diesem Jahre. Aber damals war Samuel schon tot, vergl. Note 1.


75 Sabbat 75 a.


76 Sabbat 156 b.


77 Rosch ha-Schanah 20 b. Chullin 95 b, s. Note 21.


78 Baba Mezia 106 b., 113 b. Sabbat 108 b.


79 Jerus. Taanit IV, p. 68 a.


80 Chullin 95 b.


81 [Über die Tätigkeit von Rab und Samuel für den synagogalen Gottesdienst und die von ihnen verfaßten Gebete, s. Note 39]



Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1908, Band 4, S. 266.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Prévost d'Exiles, Antoine-François

Manon Lescaut

Manon Lescaut

Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon