27. Mar-Ukba.

[453] Scherira macht Mar-Ukba, den Zeitgenossen Rabs und Samuels, zum Exilarchen (Sendschreiben): ינמתא אבקוע רמ לבבב אנוה בר רהב, d.h. אתולג שירל. Da diese Angabe aber nicht aus Tradition, sondern aus Kombination einer Talmudstelle stammt, so darf sich die historische Kritik nicht dabei beruhigen. Gründe: 1. Das Chronikon des Exilarchen Seder Olam Sutta, das gerade von dieser Zeit an seinen sagenhaften Charakter aufgibt und einen historischen annimmt, kennt in dieser Zeit keinen Resch-Galuta Mar-Ukba, sondern nennt nach Huna einen Anan und als seinen Nachfolger Nathan. 2. Wollte man die Glaubwürdigkeit des Seder Olam bestreiten, so bemerken beide Talmude ausdrücklich, daß Mar-Ukba nicht Resch-Galuta gewesen, vielmehr dem Resch-Galuta seiner Zeit Vorwürfe machte wegen dessen musikalischer Unterhaltungen morgens und abends, mit Anwendung eines Prophetenverses in veränderter Satzstellung (j. Megilla III. 74. a.b. Gittin 7. a.): שירל בתכ חלשמ אבקוע רמ לא םימעב חמשת לא לארשי ארמזב םיאקו ךימד הוהד אתולג ליג. (In Babli ist die Fassung ungenau.) 3. Aus der Stelle, woraus Scherira seine Angabe zu erörtern sucht (Sabbat 55. a.), geht nur soviel hervor, daß Mar-Ukba Oberrichter gewesen: בא אבקוע רמ ביתי אה ןיד תיב (daher Raschi immer Mar-Ukba mit diesem Titel nennt); und wenn man den auf ihn angewendeten Vers vom Hause Davids urgieren wollte, was Scherira zu tun scheint, so würde höchstens daraus bewiesen sein, daß Mar-Ukba aus dem exilarchischen Hause stammte. Mit einem Worte, Scheriras Angabe von Mar-Ukba, sowie weiter von Huna ben Nathan, daß sie Exilarchen gewesen, ist ganz ungerechtfertigt, es scheint, daß er sich hierbei von der Namenähnlichkeit habe verleiten lassen. [Vergl. dagegen Hoffmann, Mar Samuel p. 74 und Brüll, Jahrb. II, p. 90.]


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1908, Band 4, S. 453.
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