35. Die Mischna, ob niedergeschrieben oder mündlich.

[459] Luzzatto gebührt das Verdienst, den alten, verbreiteten Irrtum, als seien Mischna und Talmud, gleich nachdem sie gesammelt und redigiert waren, niedergeschrieben worden, berichtigt zu haben. Mit voller Schärfe führte er den Beweis, daß im Gegenteil Mischna und Talmud nach wie vor nur mündlich aufbewahrt wurden, bis sie in der Saburäerepoche, zur Zeit des R. Gisa und Simona (550), ein halbes Jahrhundert vor dem Auftreten Mohammeds, niedergeschrieben wurden (vergl. Kerem Chemed Jahrgang. 1838, S. 62. f.). Dasselbe bestätigt auch Scheriras Sendschreiben: יצורת אלא ובתכא אל דומלתהו הנשמה הפ לא יסרגמל ןנבר ןיריהזו וצרתיא. Am entschiedensten spricht dafür der im Texte zitierte Midrasch (Pesikta c. 5.; M. Tanchuma P. Ki-Tissa; Exod. Rabba c. 47; verstümmelt in j. Peah II. p. 17. a.): רב הדוהי 'ר רמא ה"בקה הפצש (יפלו) בתכב הנשמה אהתש השמ שקב םולש םהו תינוי ןהב ןירוק תויהלו הרותה תא םגרתל ןידיתע תומואהש ה"בקה םהל רמא – םוקמ לש וינב םה ונא לארשי ונא םירמוא ודיב ילש ןיריטסמש ימ אלא ,עדוי יניא ינב םתאש םירמוא םתא המ השמל ה"בקה רמא – הנשמה וז ןיריטסמה םה המו – ינב אוה תומואל לארשי ןיב המו בתכב הנשמה אהתש שקבמ התא רז ומכ ןכ םא יתרות יבור ול בותכא רמוא אוה ךכ .םלועה ובשחנ. Also zur Zeit, als die Septuaginta in den Kirchen gelesen wurde, und das christlich gewordene Rom sich für das wahre Israel ausgab, war die Mischna noch nicht niedergeschrieben. Da es noch immer Ungläubige gibt, so mögen die schlagenden Beweise aus dem Talmud hier angeführt werden. B. Erubin 62. b. wird vorausgesetzt, daß nur Megillat Taanit niedergeschrieben war, sonst aber keine Halacha: בקעי 'ר ל"א ייורואל והמ אחנמו אביתכה תינעת תליגמ ןוגכ ייבאל אבא רב היברד ארתאב. S. Raschi zu St., der mit richtigem Takte dazu bemerkt: הכלה רבד התיה אלש תינעת תליגמ טקנ יכהל תחא תוא וליפא ןהימיב הבותכ. In Baba Mezia 26. b. wird verhandelt, wie man gefundene heilige Schriften behandeln soll und ob man geborgte weiter leihen darf; aber es wird kein Wort von Halacharollen erwähnt, wie es damit zu halten sei. Wohl kommt vor, daß Raba ein Agadabuch hat pfänden lassen: אברד אה יכ ימתימ אתדגאה ארפסו ילברסה אגוז קיפא (Schebuot 46. b.) und Josua ben Levi versichert, er habe nur ein einziges Mal in eine Agadasammlung geblickt, weil er das Niederschreiben auch der Agada für verboten hielt (Jerus. Sabbat XVI. 15. c.; Soferim XV. 10): 'ר רמא יומוי ןמ אנא ... קלח ול ןיא הבתוכה אתדגא אדה יול ןב עשוהי תילכתסא ןמז דח אלא אתדגאה ארפסב תילכתסא אל. Vergl. Jerus. das. den Fluch des Chija ben Abba über das Niederschreiben von Agadas. Aber von niedergeschriebenen Halachas, oder ganzen Mischnasammlun gen kommt auch keine Spur in den Talmuden vor. Übrigens waren einige Partien, namentlich seltene Halachas schriftlich vorhanden. Wie R. Chija eine Megillat Setarim halachischen [459] Inhaltes hatte, so hatte auch Ilfa seine Halachatafel (j. Maasarot II. p. 49): יאדו ןנקתמו יארע ןהמ לכוא ייפליחד היסקנפב בתכ ןחכשא. Vergl. Kilaim I. p. 20. a. אוו רב אייח 'ר םשב יסוי 'ר 'ר םשב הנוי 'ר .סלא יבר יב ללה 'רד היסקנפ לע ביתכ ןוחכשא

.'וכו ללה 'רד אלתוכ לע ביתכ ןוחכשא .... אייח


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1908, Band 4, S. 459-460.
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