13. Kapitel. Die Inquisition in Spanien. (1474-1492.)

[283] Die Marranen, ihre Anhänglichkeit ans Judenthum und ihre unüberwindliche Abneigung gegen das Christenthum. Die Dominikaner lüstern nach Menschenopfern; Alonso de Ojeda, Diego de Merlo und Pedro de Solis. Der Katechismus für die Marranen. Eine polemische Schrift gegen den Katholicismus und die Despotie wirkt günstig für die Einführung der Inquisition. Das Tribunal wird eingesetzt. Miguel Morillo und Pedro de San-Martin die ersten Inquisitoren. Der marranische Dichter Montoro Ropero. Das erste Inquisitionsgericht in Sevilla. Die Artikel, um die apostasirenden Ketzer zu erkennen. Die Procession des Auto-da-Fé. Die Menge der Angeklagten und Hingerichteten. Der Papst Sixtus IV. Anfangs für, dann gegen die Inquisition, bald für Milde, bald für Strenge. Die Inquisition unter dem ersten Generalinquisitor Thomas de Torquemada; seine Constitutionen. Die Marranen in Aragonien. Verschwörungsplan gegen den Inquisitor Arbues. Sein Tod schlägt zum Unheil der Marranen aus. Verfolgung gegen die Verschworenen und ihre Beschützer. Zunahme der Schlachtopfer. Der Proceß gegen zwei Bischöfe von jüdischer Abkunft, de Avila und Aranda. Jüdisches Blut in den Adern des spanischen Adels.


Ein jüdischer Dichter1 nannte Spanien die Hölle für die Juden. Und in der That haben giftgeschwollene Calibans in Mönchskutten, die Erfinder der Inquisition, das schöne Land dazu gemacht. Alles Elend, allen tragischen Schmerz, den nur die ausschweifendste Phantasie eines Dichters ersinnen kann, allen Jammer, der das Herz des Menschen in seinen Tiefen zu erschüttern geeignet ist, haben diese Unmenschen im Gewande der Demuth über die Juden der hesperischen Halbinsel gebracht. Auch diese Calibans sprachen: »Verbrennet nur ihre Bücher, denn darin liegt ihre Kraft.« Nicht blos den Leib, auch den Geist der Juden wollten die Dominikaner tödten. Freilich haben sie das Leben des Judenthums nicht tödten können, es gelang ihnen nur, das paradiesische Spanien allmählich in einen großen Kerker umzuschaffen, in dem nicht einmal der König frei war. Das Inquisitionstribunal, das die Mönche geschaffen, hat den Juden tiefe, aber nicht unheilbare Wunden geschlagen. Sie sind gegenwärtig bald vernarbt, Spanien kränkelt aber noch heute an den Wunden, welche die Inquisition [283] ihm beigebracht. Fernando der Katholische und Isabella die Bigotte, welche durch die Vereinigung von Castilien und Aragonien und die Entdeckung Amerikas den Grund zur Größe Spaniens gelegt, haben zugleich durch die Schöpfung des Inquisitionstribunals dessen Verkümmerung und Verwesung angebahnt.

Die Neuchristen, zu Tausenden in den Königreichen Castilien und Aragonien, raubten den Mönchen ihren Schlaf. Mehrere von ihnen waren trotz ihrer Verfolgung und der Abneigung der Altchristen gegen sie in den Bisthümern Toledo und Cordova (o. S. 151, 230) in Castilien und mehr noch in Aragonien mit hohen Staatsämtern und Kirchenwürden bekleidet, hatten durch Reichthümer großen Einfluß auf maßgebende Kreise und waren mit altadligen Familien verschwägert2. Die Neuchristen machten den dritten Theil der Städtebewohner aus und waren intelligent, fleißig und rührig. Viele Marranen hatten in den tiefen Falten ihres Herzens ihre Liebe zum Judenthum und zu ihrem Stamme bewahrt. Und selbst solche, die aus philosophischen Gründen gegen das Judenthum gleichgiltig waren, hatten einen unüberwindlichen Widerwillen gegen das Christenthum, das ihre Lippe öffentlich zu bekennen gezwungen war. Wenn sie auch nicht ihre Kinder beschneiden ließen (o. S. 230), vielmehr sie zur Taufe brachten, so vernachlässigten sie doch die Kirchen-Riten und Sakramente mit mehr oder weniger Heimlichkeit. Die Juden, welche die religiöse Gesinnung vieler ihrer abgefallenen Stammgenossen achteten, leisteten ihnen Vorschub, die religiösen Satzungen erfüllen zu können3. [284] In den Augen der katholischen Geistlichen galten die meisten Marranen, wenn nicht alle, als judaisirende Christen oder als apostasirende Ketzer. Auf den Ursprung ihrer Bekehrung, die durch Gewalt mit Feuer und Schwert bewerkstelligt worden war, achteten sie nicht; jene hatten einmal das Sakrament der Taufe empfangen, und somit seien sie und ihre Nachkommen verurtheilt, in dem christlichen Glauben zu verharren, so widerwärtig es ihnen auch sein mochte. Eine vernünftige Gesetzgebung hätte ihnen freigestellt, zum Judenthum zurückzukehren und allenfalls, um das Aergerniß zu vermeiden, sie gezwungen auszuwandern. Allein die Vertreter der Kirche waren damals voller Verkehrtheit. Das, was die freieste Regung der Seele erfordert, sollte durch Gewaltmittel erzwungen werden – zum größten Lobe Gottes.

Der von mehreren Seiten angeregte Plan, ein Ketzergericht einzusetzen, zuerst von Juao II. oder vielmehr von Alvaro de Luna (o. S. 190), hatte unter dem schlaffen König Heinrich IV. keine feste Gestalt erhalten, zumal die Forderung bis dahin immer nur formulirt war, daß die Inquisition über die verdächtigen Marranen von den Bischöfen geleitet werden solle, mehrere Neuchristen aber selbst Bischofswürden inne hatten und daher die Sache lau betrieben oder gar hintertrieben. Da nahmen die Dominikaner den Plan auf und betrieben ihn mit dem diesem Orden eigenen Feuereifer und beharrlicher Zähigkeit. Sie zielten darauf hin, daß das Tribunal aus ihren Ordensmitgliedern zusammengesetzt sein sollte und zwar unabhängig von den Bischöfen. Sie beabsichtigten damit ihrem Orden Macht und Ueberlegenheit über die anderen zu verschaffen und zugleich die Berechtigung zu erlangen auch hohe Kirchenfürsten vor das Tribunal zu ziehen. Von dem neuen Königspaar versprachen sich die Dominikaner einen großen Erfolg für ihr Vorhaben, von Isabella, welche ihre Beichtväter zu ihrer Sclavin gemacht hatten, und von Don Fernando, welcher zwar nicht so übermäßig kirchlich gesinnt, aber gern die Religion zum Deckmantel seiner Habsucht machte. Man erzählte sich, daß der Beichtvater Thomas de Torquemada einst der Infantin Isabella ein Gelübde abgedrungen habe, wenn sie zum Thron gelangen würde, ihr Leben der Vertilgung der Ketzer zu weihen, zum [285] Ruhme Gottes und zur Verherrlichung des katholischen Glaubens4. Jetzt war sie Königin geworden: »und ihr Thron war befestigt.« Ihr Sinn war benebelt genug zu glauben: »Gott habe sie nur erhöht um die spanische Christenheit von dem Makel des Judenthums zu säubern.« Der Prior des Dominikaner-Klosters von Sevilla Alonso de Ojeda, der das Ohr des Königspaares hatte, machte ihm eine abschreckende Schilderung von der Lästerung der Neuchristen gegen den Glauben. Er erzählte: Ein Ritter, der sich bei einer marranischen Familie aufgehalten, habe bemerkt, wie mehrere Neuchristen am Charfreitag den Glauben gelästert und sogar ein Christenkind gekreuzigt haben. Der päpstliche Nuntius in Spanien, Nicolo Franco, unterstützte den Vorschlag der Mönche, ein außerordentliches Tribunal zu errichten, welches die Neuchristen ob ihres Vergehens zur Bestrafung vorladen sollte. Don Fernando ging ohne Bedenken auf den Antrag ein, da er voraussah, daß sein Säckel sich durch die Güterconfiscationen der Verurtheilten füllen werde. Mehr Bedenken hatte die scrupulöse Königin. Indessen wandte sich das Königspaar an den Papst Sixtus IV. und die zwei spanischen Gesandten am römischen Hofe, die Brüder Francisco und Diego de Santillana, bearbeiteten den Papst und das Cardinalcollegium, den Wunsch ihrer Monarchen zu erfüllen. Sixtus, bei dem für Geld Alles, Gutes wie Böses, zu erlangen war, faßte ebenfalls die gewinnbringende Seite der Inquisition ins Auge, erließ eine Bulle zu diesem Zwecke (1. November 14785) und ermächtigte das Königspaar, außerordentliche Inquisitoren von Bischöfen, Welt- oder Klostergeistlichen zu ernennen, die Ketzer, die Abtrünnigen zu vertilgen und ihre Gönner zu richten und zu verurtheilen. Auffällig ist es, daß das Königspaar fast zwei Jahre hingehen ließ, ehe es von dieser päpstlichen Bulle, welche seinen Herzenswunsch erfüllte, Gebrauch machte.

Isabella, auf welche auch den Neuchristen günstige Stimmen einwirkten, wollte, wie es scheint, nicht so gleich strenge Maßregeln erlassen; sie versuchte Anfangs den Weg der Milde. In ihrem Auftrage arbeitete der Erzbischof von Sevilla, Cardinal Pedro Gonzalez Mendoza, [286] einen Katechismus zum Gebrauche für die Neuchristen aus (1478) und übergab ihn den Geistlichen seiner Diöcese, die Marranen in den christlichen Glaubensartikeln, Religionsgebräuchen und Sakramenten zu belehren. Es gehörte allerdings eine bewunderswürdige Naivetät dazu, zu glauben, daß getaufte Juden ihre Antipathie gegen das Christenthum, die täglich mehr Nahrung fand, durch einen trockenen Katechismus würden fahren lassen. Viele Marranen blieben natürlich in ihrer Verblendung, nach der Anschauung der Kirche, d.h. in ihrem reinen Gottesbewußtsein und in ihrer Treue gegen ihre angestammte Religion. Als aber ein Neuchrist das Königspaar durch die Veröffentlichung einer kleinen Schrift verletzte, indem er darin zugleich den Katholicismus mit seinem götzendienerischen Cultus und die Staatsverwaltung mit ihrem despotischen Charakter brandmarkte, wurde die Königin immer mehr geneigt, den Vorschlag zur Errichtung des Bluttribunals gutzuheißen6. Diese Schrift machte nämlich einen so starken Eindruck, daß der Beichtvater der Königin, Fernando de Talavera, von jüdischer Abkunft, später zum Erzbischof von Granada befördert, eine Widerlegung auf höheren Befehl ausarbeitete. Immer gehässiger wurde die Stimmung des Hofes gegen die Neuchristen. Und als die Commission, welche das Königspaar ernannt hatte, über die Besserung oder Halsstarrigkeit der Marranen Bericht zu erstatten, die Erklärung abgab: dieselben seien unverbesserlich, wurde das Inquisitionstribunal von dem Königspaare genehmigt und die Mitglieder desselben ernannt (7. September 1480). Es bestand aus Männern, würdig ein solches Blutgesetz zu vollstrecken: aus zwei Dominikanern, Miguel Morillo, bis dahin Inquisitionsrichter in der Landschaft Roussillon und als Ketzerbekehrer durch das Mittel der Folter bewährt, und Juan de San-Martin, ferner aus einem Beisitzer, dem Abte Juan Ruiz, und endlich aus einem Procurator des Fiscus, Juan Lopez del Barco. Sie waren von dem Papste Sixtus IV. als Glaubens- und Ketzerrichter bestätigt worden7. Dieses erste Ketzergericht gegen die Marranen war zunächst für die Stadt Sevilla und deren Umgegend ernannt, weil dieser Landstrich unter unmittelbarer königlicher Gewalt stand und keine Cortes hatte und weil hier Marranen in großer Zahl wohnten. Drei Wochen später erließ das Königspaar eine Verordnung an die [287] Beamten, die Inquisitoren mit allen Mitteln zu unterstützen. Zugleich wurde ein hoher Beamter Diego de Merlve ernannt, die Güter der zu Verurtheilenden zu confisciren.

Bemerkenswerth ist es, daß die Bevölkerung mit der Einführung des Ketzergerichtes, sobald sie bekannt wurde, unzufrieden war, als ahnte sie, daß sie selbst in das Netz verstrickt werden könnte, welches den getauften Juden bereitet wurde. Während früher die Cortes von Medina del Campo selbst die Errichtung eines Tribunals für die Neuchristen beantragt hatte, beobachtete die große Landesversammlung zu Toledo in demselben Jahre – die erste seit dem Regierungsantritte Fernando's und Isabella's, dieselbe welche, durch neue Gesetze eine Umgestaltung der öffentlichen Verhältnisse schuf – ein vollständiges Stillschweigen über diesen Punkt, als wollte sie jede Betheiligung an dieser so unheilvollen Schöpfung ablehnen. – Der Schrecken, welchen die als unerbittlich grausam bekannten Ketzerrichter den Marranen einflößten – sie hatten sofort ihre Thätigkeit mit Vorladung und Einkerkerung verdächtiger und reicher Neuchristen begonnen – bewog viele derselben aus Sevilla, Cordova, Toledo und anderen Orten sich durch Flucht zu retten. Ihre Zahl soll 8000 betragen haben8. Sie begaben sich unter den Schutz des Don Rodrigo Ponce de Leon, Marquis von Cadix, welcher eine glänzende Rolle in den Kriegen gegen die Mohammedaner spielen sollte. Dieser, sowie andere Granden und selbst Ordensmeister an der Grenze nahmen die Flüchtlinge auf. So unzufrieden waren sie mit der Einsetzung der Inquisition. Aber die Ketzerrichter verdoppelten dadurch ihre Strenge. Sie bedrohten den hochangesehenen Marquis, sowie alle Granden mit Verlust ihrer Würden und Aemter und mit der Aufwiegelung ihrer Untergebenen gegen sie, wenn sie nicht die Flüchtlinge in einer bestimmten Frist gebunden in die Kerker des Tribunals abliefern und auf deren Hab und Gut Beschlag legen sollten9. Um eine Flucht der Zurückgebliebenen zu vereiteln, stellten die Inquisitoren Wachen an den Stadtthoren auf und bedrohten sie, im Falle sie entweichen und ergriffen werden sollten, mit sofortiger Todesstrafe10.

[288] Die Stimmung der Marranen, auch solcher, welche dem Judenthum entfremdet waren und untadelhaft christlich lebten, veranschaulicht ein Dichter jüdischer Abkunft, der letzte spanische Troubadour, Anton de Montoro Ropero, der sich nach seiner Taufe von seinen Gegnern den Spitznamen »der boshafte Kohen« gefallen lassen mußte. Dieser Dichter wagte in einigen Versen an die Königin ihr Vorstellungen zu machen, wegen der Strenge, womit die Neuchristen behandelt werden sollten. Das Gedicht hat zugleich einen satirischen Stachel11.


O Ropero, wehdurchzuckt, traurig,

Empfindest du nicht brennenden Schmerz?

Sechzig Jahre alt geworden

. . . . . . . . . . . . .

Schwurst niemals beim Schöpfer,

Sondern leiertest das Credo ab,

Verzehrtest Gerichte mit Schweinebissen,

Mit halbgebratenen Schinkenschnitten.

Messe hören, beten, Kreuze schlagen,

Alles vermochte nicht die Spur

Vom getauften Juden zu verwischen!

Die Augen verdrehen

Und mit großer Andacht

An den heiligen Tagen

Hergesagt und hergebetet

Christi Leidensgeschichte,

Anbetend den Gottmenschen,

Daß er mich von meiner Sünde erlöse,

Kann ich doch nicht den Namen

Des alten schandbaren Juden verlieren.

O Königin von großer Macht!

Zum Gedeihen des heiligen Glaubens

Will unser Herr nicht

Mit Zorn den Tod des Sünders,

Sondern daß er lebe und Reu' empfinde.


Angesehene Neuchristen von Sevilla traten indeß zu einer Berathung zusammen, um den gegen sie gerichteten Streich abzuwehren12. Die Hauptanführer aus Sevilla und den Vorstädten waren Diego de Susãn, der zehn Millionen Maravedis besessen haben soll, Benedeva, dessen Sohn Kanonikus und Verwalter einer Kirche war; [289] Juan Fernando Abolafio, ein Gelehrter, Oberrichter und königlicher Oberzolleinnehmer, dabei auch mehrere Richter, Schöffen und Polizeimeister. Da sie beim Volke beliebt waren und Macht und Geld besaßen, verabredeten sie den Plan, wenn die Inquisitoren mit ihren Schergen sie festnehmen sollten, mit ihren Leuten und mit einem Volksaufstand über sie herzufallen und sie zu tödten. Zu diesem Zwecke vertheilten sie heimlich Waffen und Geld und verabredeten einen Angriffsplan. Allein die Verschwörung wurde durch die schöne Tochter de Susãn's an die Inquisitoren verrathen, welche ein Liebesverhältniß mit einem altchristlichen Ritter hatte und ihn zum Vertrauten gemacht hatte13. Das schöne Mädchen, wie sie allgemein genannt wurde, gab dem Blutgerichte Gelegenheit, seine Thätigkeit alsbald zu beginnen. Mehrere Verschwörer wurden festgenommen und mit ihnen reiche und angesehene Marranen, welche nicht die Flucht ergriffen hatten. Viele waren nämlich nach der benachbarten, mohammedanischen Stadt Granada, nach Portugal und selbst nach Rom entflohen, um am päpstlichen Hofe gegen das Blutgericht zu arbeiten. Gegen die Verhafteten ging das Ketzergericht mit rücksichtsloser Strenge zu Werke. Sobald es sich im Kloster St. Paulo zu Sevilla constituirt hatte (2. Januar 1481), und einen Aufruf erlassen hatte, die flüchtigen Marranen auszuliefern und ihre Güter mit Beschlag zu belegen, muß der hohe und niedere Adel sich beeilt haben, diejenigen, denen sie eben Schutz verheißen hatten, zu verhaften und nach Sevilla abzuliefern. Denn die Zahl der verhafteten Neuchristen war so groß, daß das Inquisitions-Gericht sich nach einem andern Gebäude für seine Funktionen umsehen mußte, zumal das Kloster nicht sicher genug war und von den Marranen und ihren Freunden hätte überrumpelt werden können. Es wählte dazu ein Schloß in Triana, einer Vorstadt Sevilla's. Am Portale dieser Blutstätte wurden später als Inschrift, gewissermaßen zum Hohne der Juden, Verse aus ihrer heiligen Schrift gewählt, welche die ganze Herzlosigkeit der Richter bezeichnen: »Auf Gott richte deine Sache!« »Fanget uns Füchse«14. Die eingefangenen Flüchtlinge wurden als überwiesene Ketzer behandelt. Schon am vierten Tage nach der Einsetzung der Inquisition hielt das Tribunal sein erstes Blutgericht. Sechs Marranen, welche entweder vor den Richtern ihren alten Glauben bekannt, oder auf der Folter gräßliche Geständnisse gemacht hatten und fünf von den ergriffenen Verschwörern wurden zum Tode verurtheilt und verbrannt15. Mit [290] jedem Tage wuchs die Zahl der Schlachtopfer, so daß die Stadt Sevilla einen eigenen Platz (Tablada) zum beständigen Scheiterhaufen hergeben mußte. Er wurde im Verlaufe die Brandstätte (el Quemadero) genannt. Vier große mißgestaltete Bilder von Propheten bezeichnen den Ort, der sich bis auf den heutigen Tag zur Schmach erhalten hat.

Mehr als drei Jahrhunderte sah man das entsetzliche Schauspiel, wie der Rauch verkohlter Unschuldigen zum Himmel stieg. Die erste Blutthat, welche die herzlosen Molochpriester »Glaubensakt« (auto da fé) nannten, wurde mit einer feierlichen Procession eingeweiht, dabei hielt der fanatische Dominikaner Prior Alonso de Ojeda die Einweihungsrede. Die Pest, welche gleich darauf in Sevilla wie auch in anderen Gegenden Spaniens wüthete, zwang zwar die Priester von Menschenopfern die Stadt zu verlassen, unterbrach aber ihre Arbeit nicht. Denn in dem Städtchen Aracena, wohin sie Zuflucht genommen hatten, zündeten sie ebenfalls Scheiterhaufen an und verbrannten dreiundzwanzig Marranen16. Nach Sevilla zurückgekehrt, verbrannten sie auf dem Quemadero (26. März) abermals siebzehn Neuchristen, die geständig waren, dem Judenthum im Geheimen treu geblieben zu sein, darunter drei Weltgeistliche und fünf Mönche und einen angesehenen Prediger Namens Sabariego17. Bis Anfangs November, also in kaum einem Jahre wurden in Sevilla allein 280 Marranen dem Feuertode überliefert18. Es waren solche, welche das Judenthum bis zum letzten Augenblicke bekannten und ihren Abfall von der Kirche nicht verleugnet hatten. Bemerkenswerthe Treue und Standhaftigkeit! – denn es waren Enkel derer, welche bei dem Gemetzel von 1391 oder bei den Massentaufen durch Vicente Ferrer zum Christenthum übergetreten waren.

Aber nicht einmal der Tod gewährte Sicherheit vor der Wuth des heiligen Officium. Die Schergen der Religion rissen die Gebeine der als jüdische Ketzer19 gestorbenen Neuchristen aus den Gräbern, verbrannten sie, confiscirten ihr Vermögen aus den Händen ihrer Erben und verdammten diese zur Ehrlosigkeit und zur Armuth, daß sie niemals zu einem Ehrenamte gelangen dürften. Welch ein weiter Spielraum für die Habsucht des Königs. Wenn man einem reichen Erben [291] nicht beikommen konnte, so brauchte man nur gegen den verstorbenen Vater Beweise aufzustellen, daß er judaisirt habe, und das Vermögen verfiel zum Theil dem königlichen Fiscus und zum Theil dem Inquisitionstribunal. Die entflohenen Marranen wurden im Bilde verbrannt.

Dieses grauenerregende Blutwerk machte selbstverständlich das größte Aufsehen in Spanien und erregte besonders Schrecken und Furcht im Herzen aller Neuchristen. Wer war gegen Anklagen und Verurtheilung gesichert? Es gab indeß menschlich fühlende Christen, welche über diese Grausamkeit empört waren. Ein angesehener Geschichtsschreiber Fernando del Pulgar mißbilligte diese unerbittliche Glaubenswuth. Dadurch wurde der Gedanke angeregt, den Marranen eine Frist zu gewähren, innerhalb welcher sie sich freiwillig stellen, ihre etwaigen Vergehungen bekennen, Aussöhnung mit der Kirche erflehen und demzufolge vor der Untersuchung und dem Tode geschützt sein sollten.

Mit jenem bekannten mildsüßlichen Tone, welcher hinter der Taubensanftheit die Schlangenklugheit und das Schlangengift so geschickt verbirgt, forderten in Folge dessen (Juli 1482) Miguel Morillo und seine Genossen die Neuchristen auf, welche sich des Rückfalls ins Judenthum schuldig gemacht hatten, sich bis zu einer gewissen Zeit freiwillig zu stellen. Dann würden sie Sündenvergebung (Absolution) empfangen und auch ihr Vermögen behalten dürfen. Das war das Edikt der Gnade, das aber auch den drohenden Finger zeigte, wenn die Marranen die Frist verstreichen lassen und durch Andere als abgefallen vom Glauben denuncirt werden sollten, die ganze Strenge des kanonischen Gesetzes gegen Ketzerei und Abfall würde dann an ihnen angewendet werden. Die Leichtgläubigen folgten in großer Menge der Aufforderung und erschienen mit zerknirschten Mienen vor den Blutrichtern, bereuten ihre schrecklichen Sünden, daß sie judaisirt hatten, und erwarteten Absolution und unangefochtene Existenz. Aber die Inquisitoren stellten ihnen hinterher die Bedingung, die Personen ihrer Bekanntschaft nach Namen, Stand, Wohnung und sonstigen Zeichen anzugeben, von welchen sie wüßten, daß sie judaisirende Apostaten wären. Sie sollten ihre Aussagen durch einen Eid bekräftigen. Man verlangte von ihnen im Namen Gottes, daß sie Angeber und Verräther werden sollten, der Freund an dem Freund, der Bruder an dem Bruder, der Sohn an dem Vater. Wenn der Schrecken, verbunden mit der Zusicherung, den Verrathenen den Namen ihrer Verräther zu verschweigen, die Zunge der Schwachsinnigen löste, so hatte das Tribunal vor der Hand eine Liste von Ketzern, mit denen [292] es sein Bluthandwerk fortsetzen konnte, und sie setzte es mehr als drei Jahrhunderte fort20.

Indessen nicht blos die gehetzten Marranen, sondern auch sämmtliche Spanier forderten die Inquisitoren auf, Verräther zu werden. Bei Vermeidung der schweren Excommunication sollte Jeder gehalten sein, innerhalb dreier Tage die Personen seiner Bekanntschaft anzugeben, welche sich der jüdischen Ketzerei und des Rückfalls ins Judenthum schuldig gemacht hatten. Es war ein Aufruf an die häßlichsten Leidenschaften der Menschen, Bundesgenossen des Gerichts zu werden, an die Bosheit, den Haß und die Rache, sich durch Angebereien zu befriedigen, an die Habsucht, sich zu bereichern, an die Glaubensdummheit, sich durch Verrätherei die Seligkeit zu erwerben. Was waren die Anzeichen solcher Ketzerei oder Apostasie? Die Inquisition hatte, recht praktisch, ein langes Verzeichniß aufgestellt, damit jeder Angeber einen Anhaltspunkt für seine Denunciation haben könnte. Als Merkmale wurden angegeben: Wenn getaufte Juden Messiashoffnung gehegt, Mose's Gesetz für das Seelenheil eben so wirksam gehalten als Jesus', den Sabbat oder einen der jüdischen Festtage gefeiert, die Beschneidung an ihren Kindern vollzogen, die Speisegesetze beobachtet haben. Wenn Jemand am Sabbat ein sauberes Hemd oder bessere Gewänder getragen, den Tisch mit dem Tafeltuch bedeckt, kein Feuer an diesem Tage angezündet, oder wenn er am Versöhnungstage ohne Fußbekleidung gegangen oder einen Andern um Verzeihung gebeten, oder wenn der Vater auf das Haupt seiner Kinder seine Hände segnend gelegt, – ohne das Kreuzeszeichen dabei zu machen; ferner wenn Jemand beim Gebete mit dem Gesicht zur Wand gekehrt oder dabei den Kopf bewegt, über einen Weinkelch einen Segensspruch (Baraha, Beracha) gesprochen und davon den Tischgenossen zu kosten gegeben. Natürlich war das Unterlassen kirchlicher Bräuche der stärkste Verdächtigungsgrund zur Anklage. Wenn ein Neuchrist die Psalmen hergesagt, ohne zum Schlusse hinzuzufügen, »Preis dem Vater, dem Sohne u.s.w.« oder wenn er in der Fastenzeit Fleisch genossen, wenn eine Frau sich nicht vierzig Tage nach ihrer Niederkunft in der Kirche eingefunden, wenn Eltern ihren Kindern einen jüdischen Namen beigelegt. Auch Handlungen unschuldiger Natur wurden, wenn sie auch als jüdischer Brauch vorkamen, als Zeichen arger Ketzerei angesehen. Wenn Jemand am jüdischen Hüttenfeste Gaben von der [293] Tafel der Juden empfangen oder solche geschickt, oder ein neugeborenes Kind in Wasser gebadet, worein Gold und Getreidekörner gelegt wurden, wenn der Sterbende beim letzten Athemzug das Gesicht zur Wand gekehrt21. Gewissenlose Menschen hatten dadurch bequeme Handhaben zu Angebereien, und das Tribunal konnte auch die kirchlichsten Neuchristen als Ketzer anklagen, wenn es deren Einfluß hemmen oder deren Vermögen einziehen wollte. Die Reuigen oder Ausgesöhnten (reconciliados) wurden geächtet und mit allerlei Büßungen gemartert.

Die treugebliebenen Juden mußten mit den Marranen büßen. Die Fanatiker der Inquisition wälzten die Schuld des »Rückfalls« der Neuchristen auf die Juden, als hätten diese sie dazu verleitet, dem Judenthum heimlich treu zu bleiben. Der sonst milde General des Hieronymisten-Ordens Alfonso de Oropesa, welcher die Grausamkeit des Blutgerichtes tadelte, hetzte mündlich und schriftlich gegen die Juden, daß durch deren Verkehr mit den Marranen das Unheil entstanden sei. Sie, die Feinde des christlichen Glaubens, verführten nicht blos die Neuchristen, sondern auch Altchristen zu ihrem Glauben oder Unglauben, verderbten fast öffentlich christliche Jungfrauen und dergleichen mehr. Von verschiedenen Seiten wurde die Forderung laut ausgesprochen, die Marranen müßten von den Juden völlig getrennt werden. Das Königspaar gab dieser Stimme Gehör und erließ einen Befehl (1480-81), daß die Juden aus Andalusien, besonders aus den Diöcesen Sevilla und Cordova, wo Neuchristen in größerer Zahl als in den übrigen Gebieten wohnten, ihre Wohnstätten verlassen und sich anderswo ansiedeln sollten. Der Befehl wurde Anfangs nicht allzustreng vollzogen; den jüdischen Bewohnern der einen oder andern Stadt wurde ein Aufschub der Auswanderung bewilligt. Das Interesse der königlichen Finanzen und des Wohlstandes im Allgemeinen, welches die Uebersiedelung geschädigt hätte, überwog hin und wieder. Aber nach und nach wurde die Ausweisung doch vollstreckt und zwar auf Betrieb der Inquisition. Viele tausend Juden, deren Vorfahren diesen Landstrich vielleicht noch vor der Einwanderung der Gothen und deren Bekehrung zum Christenthum bewohnt hatten, mußten ihn verlassen (1481). Mehr als viertausend Häuser, welche Juden gehört hatten, blieben zum Theil unbewohnt22. [294] In den Städten außerhalb Andalusiens, wo sie wohnen durften, wurde mit der völligen Abschließung von den Christen und mit der Verordnung, das Schandzeichen zu tragen, – so oft erlassen und so oft nachgesehen, – bittrer Ernst gemacht23. Nur den jüdischen Aerzten, welche die spanische Bevölkerung trotz des eben so oft wiederholten Verbotes nicht missen konnte, wurde gestattet, die christlichen Quartiere zu besuchen. Die Zeit war vorüber, in welcher einflußreiche Juden bei Hofe so harte Maßregeln gegen sie abändern konnten. Am Hofe war zwar damals Don Abraham Senior24 wegen seiner Klugheit, Findigkeit und seines Reichthums sehr angesehen. [295] Die kriegerische Unternehmung des Königspaares gegen die letzten mohammedanischen Besitzungen in Südspanien verdankten ihren glücklichen Erfolg der Umsicht Don Abrahams, mit der er für die Verpflegung und Beschaffung der Geldmittel für das Heer gesorgt hat25. Er wurde, entgegen den kanonischen und königlichen Bestimmungen, Hauptverwalter aller Staatseinnahmen, und vom Königspaar zum Großrabbiner über die spanischen Gemeinden ernannt als Nachfolger des Jakob Nuñes. Seine warme Theilnahme an dem Geschick seiner Stammgenossen hat Don Abraham mehr als einmal bethätigt. Als Malaga von den Spaniern eingenommen wurde, befanden sich unter den Gefangenen mehr als vierhundert und fünfzig Personen, meistens Frauen, darunter auch solche, welche als Marranen aus Sevilla und Cordova entflohen und in jener Stadt Zuflucht genommen hatten. Das Königspaar erließ den Befehl, diese Apostaten auf der Stelle ums Leben zu bringen. Die anderen kaufte Don Abraham um 20000 Dublonen los26. Aber das Dekret der hermetischen Abschließung der Juden in Spanien vermochte er nicht rückgängig zu machen.

Diejenigen verfolgten Marranen, denen es gelungen war, nach Rom zu entkommen, wendeten sich an den damaligen Papst Sixtus IV. und führten flehentlich Klage über das grausame und willkürliche Verfahren des Inquisitionstribunals gegen sie und ihre Leidensgenossen. Da die Kläger nicht mit leeren Händen gekommen waren, so fanden sie ein geneigtes Ohr. Der Papst erließ ein sehr scharfes Sendschreiben (29. Januar 148227) an das Königspaar und tadelte das Verfahren der Inquisitoren mit unverhüllten Worten. Es sei ihm versichert worden, daß dieselben gegen alle Rechtsformen vorgehen, [296] Viele ungerecht eingekerkert, mit grausamen Folterqualen gepeinigt, Unschuldige als Ketzer erklärt und deren Erben die Güter entzogen hätten. Der Papst erklärte: er habe die Bulle zur Errichtung der Inquisition unüberlegt erlassen. Er sollte eigentlich, bemerkte der Papst weiter, die Inquisitoren de Morillo und San-Martin absetzen; allein aus Rücksicht auf die Majestäten wolle er sie noch in ihrem Amte lassen, aber nur so lange, als sich nicht wiederum Klagen gegen sie erheben würden. Sollten wieder Beschwerden gegen sie vorkommen, so werde er das Inquisitionsamt denen wieder zustellen, welchen es von Rechtswegen gebührt. Der Papst Sixtus lehnte auch das Gesuch des Königs Fernando ab, für die übrigen Gebietstheile der vereinigten Königreiche außerordentliche Ketzertribunale zu errichten.

Doch diese sittliche Entrüstung war eitel Heuchelei. Der Papst freute sich im Herzen über den Tod der Sünder, welchen das außerordentliche Inquisitionstribunal über die Marranen verhängte, weil dadurch die Selbstständigkeit der Bischöfe, denen früher das Untersuchungsrecht zustand, aufgehoben wurde. Sollte man es glauben, daß kaum vierzehn Tage nach Erlaß der Entrüstungs-Bulle gegen das empörende inquisitorische Verfahren gegen die ersten Inquisitoren, Sixtus auf Antrag des Königspaares vermittelst eines Breve (11. Februar 1482) sechs neue Inquisitoren hinzuernannt hat, weil die zwei, de Morillo und St. Martin, für den Umfang der Königreiche Castilien und Leon nicht ausreichten, die »Pestsekte« der Neuchristen zu vertilgen! Diesen neuen Richtern schärfte der Papst ein »die Wurzel der Verderbniß aus dem Weinberge des Herrn Zebaoth gründlich auszurotten und die kleinen Füchse zu vertilgen.« Unter den sechs neuen Inquisitoren war auch der Blutmensch Thomas de Torquemada28. Auch für das Königreich Aragonien mit seinen Nebenländern hat in derselben Zeit Sixtus IV. Inquisitoren ernannt (17. April 1482) und sie ermächtigt, ohne sich an die Rechtsformen zu binden, die zur Rechenschaft gezogenen Marranen zu richten29. Aber dieses rechtswidrige Verfahren des Tribunals in diesem Lande, wo die königlichen Rechte selbst durch einen überwachenden Oberrichter (Justicia) beschränkt waren, erregte so viel [297] Mißfallen, Aufregung und Klagen, daß Fernando selbst den Papst bitten ließ, seinen Befehl an die aragonischen Inquisitoren zu ändern und dafür ein regelrechtes Verfahren eintreten zu lassen.30

Dieser Papst befreundete sich so sehr mit dem Vertilgungskrieg gegen die Neuchristen, den er als ein heiliges Amt im Interesse der katholischen Kirche betrachtete, daß er das von ihm früher verdammte grausame Verfahren der Inquisition auch in Sicilien, das zu Aragonien gehörte, einführen wollte, wohin wohl auch verfolgte oder dem Judenthume im Herzen treugebliebene Marranen geflüchtet waren. – Aber hier, wo von altersher ein freundliches Verhältniß zwischen Juden und Christen bestand, widersetzten sich selbst die königlichen Behörden zum großen Verdruß des Papstes dieser Einführung (1482 bis 148331).

In Castilien herrschte ebenfalls eine dumpfe Gährung über die sich täglich mehrenden Opfer der Inquisition. Man raunte sich einander zu, daß die Königin nicht aus Religionseifer sie gefordert habe, sondern aus Ehrgeiz und Gier nach deren Gütern. Statt diese Stimmung, welche der Papst recht gut kannte, zu benutzen, um ein formgerechtes Verfahren gegen die Angeklagten durchzusetzen und die empörende Güterconfiscation der auf dem Scheiterhaufen Verbrannten abstellen zu lassen, lobte der Papst (23. Febr. 1483) den fanatischen Sinn der Königin und ihr Wüthen gegen die Neuchristen32. Da es häufig vorkam, daß die von dem Ketzergericht verdammten Neuchristen,[298] wenn es ihnen gelungen war, nach Rom zu entkommen, vom päpstlichen Stuhle – für klingende Münze – Absolution erhielten und nur einer leichten und geheimen Buße unterworfen wurden, so sah das Königspaar seine Bemühungen, das Geschlecht der Marranen zu vertilgen, den Glauben zu reinigen und besonders sich ihrer Güter zu bemächtigen, öfters auf eine unangenehme Weise vereitelt. Der Hof drang daher darauf, den Papst zu bewegen, einen Appellationsrichter in Spanien selbst zu ernennen, damit die Inquisitionsprocesse nicht außerhalb des Landes von neuem anhängig gemacht werden könnten, wo sich allerhand ungünstige Einflüsse geltend machten. Sixtus ging auch darauf ein und bestellte (25. Mai 1483) den Erzbischof von Sevilla, Iñigo Manrique, als obersten Richter für die Fälle, wenn die Verurtheilten auf Revision ihres Processes antrügen33. Diese Maßregel war aber von sehr zweifelhaftem Nutzen für die Unglücklichen. Denn welche Gründe konnten sie gegen ihre Verurtheilung geltend machen, da die Processe heimlich betrieben wurden, und sie weder Ankläger noch Zeugen kannten? Schwerlich hat das Inquisitionsgericht ihnen Zeit gelassen, die Appellation anzustellen. Zwischen dem Urtheilsspruche und dem Schauspiel des Auto da-Fé lag nur eine kurze Spanne. Noch eine andere Maßregel des spanischen Hofes hieß der Papst gut, welche ebenfalls geeignet war, den Angeklagten von vornherein jede Hoffnung auf Freisprechung abzuschneiden. Getaufte Juden oder Neuchristen, welche von solchen abstammten, hatten nämlich auch Bischofssitze inne, und diese waren geneigt, zu Gunsten ihrer unglücklichen, verfolgten Stammgenossen aufzutreten. Da erließ der Papst in derselben Zeit eine Bulle: daß kein Bischof, Vicar oder höherer Geistlicher, welcher von Juden abstammte, sei es von väterlicher oder mütterlicher Seite, als Richter in Ketzerprocessen fungiren dürfte34. Von dieser Ausschließung war nur ein Schritt zur Verurtheilung der Geistlichen von jüdischer Abkunft zum Scheiterhaufen! Ein Inquisitor von Valencia, Namens Christoval Galvez, wurde vom Papste seines Amtes entsetzt und zwar wegen Unverschämtheit und Gottlosigkeit. War dieser Ketzerrichter zu strenge oder zu milde gewesen? Aus dem Umstande, daß der König Fernando selbst auf dessen Amtsentsetzung eifrig gedrungen hatte, sollte man das Letztere folgern dürfen35.

Wenn der Papst Sixtus auch nicht anderweitig als verworfene Creatur, als Wollüstling, Habgieriger und Gewissenloser gebrandmarkt wäre, der die von ihm geschändeten Knaben zu Bischofs- und [299] Cardinalswürden erhoben und kein kirchliches Amt ohne baare Bezahlung bestätigt hat – wie sein Zeitgenosse, der Kanzler von Rom, Infessura, berichtet36 – würde ihn sein Benehmen in Betreff der Inquisition vollständig gekennzeichnet haben. In kurzer Zeit faßte er die entgegengesetzten Entschlüsse und gab sich kaum die Mühe, seinen Wankelmuth mit einem Scheine zu verhüllen. Kaum hatte er in einer Bulle die äußerste Strenge gegen die judaisirenden Ketzer empfohlen und ein Appellationstribunal errichtet, als er schon nach zwei Monaten sie zum Theil wieder aufhob und eine andere Bulle erließ, worin er eine mildere Handhabung der Inquisition vorschrieb, um auch diese wieder außer Kraft zu setzen.

Die gehetzten Scheinchristen und unter ihnen ein muthiger Mann, Juan de Sevilla, hatten sich nämlich bemüht, es am päpstlichen Hofe durchzusetzen, daß diejenigen unter ihnen, welche in Rom sich einer geheimen Pönitenz unterworfen, in Spanien nicht von dem habsüchtigen Könige und der blutdürstigen Inquisition belästigt und verfolgt werden dürften, daß sie vielmehr als rechtgläubige Christen angesehen und behandelt werden müßten. Darauf ging der Papst anfangs ein und erließ eine Bulle »zum ewigen Andenken und zur Richtschnur für die Zukunft«, (2. August 1483, worin er besonders betont, daß Strenge mit Milde in Behandlung der Neuchristen gepaart werden sollten, während die Strenge der Inquisition das Rechtsgefühl überschritte37). Die Bulle befahl, daß alle Neuchristen, welche ihre Reue in Rom dem Großpönitentiarius zu erkennen gegeben und der Buße unterworfen worden sind, von der Inquisition nicht verfolgt und ihre Processe niedergeschlagen werden sollten. Sie beschwor den König und die Königin »bei den Eingeweiden Jesu Christi« zu bedenken, daß Gnade und Milde allein die Menschen gottähnlich machen, sie mögen daher Jesu nachahmen, dessen Eigenthümlichkeit es ist, sich zu erbarmen und zu schonen. Der Papst gestattete von dieser Bulle so viel Copien als möglich zu machen, welche die Gültigkeit des Originals haben sollten, damit die Gesinnung des päpstlichen Stuhles in Betreff der Neuchristen männiglich kund würde. Er bemerkte endlich dabei, daß er diese Bulle aus freiem Antriebe ohne irgend welchen Einfluß erlassen habe, obwohl in den hohen Kreisen bekannt war, daß er sich von den Geldanerbietungen der Neuchristen habe bestimmen lassen. Allein das Königspaar wollte nichts von der Barmherzigkeit und [300] Schonung wissen; es wollte den Tod des Sünders und sein Vermögen, und auch dem Papst war es nicht um Milde zu thun. Er widerrief daher, kaum zehn Tage später (11. August) die Bulle, bat den König um Entschuldigung wegen ihres Inhaltes und bemerkte: sie sei mit einer zu großen Eilfertigkeit erlassen worden38. Welche Festigkeit und Unfehlbarkeit! Vergebens suchte derjenige, der das Erlassen der günstigen Bulle erwirkt hatte, Don Juan de Sevilla, ihr Verbreitung zu verschaffen. Er fand in Spanien keine geistliche Behörde, die sie copiren und beglaubigen wollte. Er wandte sich daher an den portugiesischen Erzbischof von Evora. Dieser ließ sie von seinem Notar abschreiben und als echt anerkennen. Die Inquisition aber war argwöhnisch gegen diejenigen Marranen, welche in Rom um Ablaß nachgesucht und ihn erhalten hatten. Don Juan de Sevilla und seine Genossen entgingen ihren Netzen nicht und verfielen einer harten Strafe39.

Zweierlei Wünsche hatte das Königspaar, der eine war, den Prior des Dominikaner-Ordens von Avila, Thomas de Torquemada, einen harten, menschlichen Regungen unzugänglichen Menschen, zum Großinquisitor zu ernennen und mit außerordentlicher Gewalt zu ermächtigen, und der andere, das Glaubensgericht auch in Aragonien einzuführen. Beide Wünsche erfüllte der Papst Sixtus und ernannte Torquemada (14. September 1483) zum Oberrichter mit der Voll macht, sich nicht an die Formen des gemeinen Rechts zu binden, also ohne regelmäßiges Zeugenverhör und ohne Zulassung eines Vertheidigers verurtheilen zu dürfen. Allein in dem aragonischen Königreich, wo Adel und Bürgerstand in öffentlichen Angelegenheiten eine gewichtige Stimme hatten, erregte die Verurtheilung der jüdischen Ketzer ohne regelmäßiges Rechtsverfahren einen gewaltigen Unwillen.

So grausam auch das Ketzertribunal bisher gewesen war, so viel auch von den Nachkommen der Zwangstäuflinge seit den kaum drei Jahren seines Bestandes theils in den Flammen umgekommen, theils in den Kerkern vermodert, theils landesflüchtig und verarmt waren, so war das doch nur ein Kinderspiel gegen das, was die Inquisition wurde, seitdem ihr ein Priester vorgesetzt wurde, dessen Herz gegen jedes Mitleid verschlossen war, dessen Lippen nur Tod und Verderben aushauchten, der die blutdürstige Hyäne mit der listigen, giftigen Schlange in sich vereinigte. Bisher war die Inquisition lediglich auf Südspanien, auf das Gebiet von Sevilla und Cadix und auf das eigentliche christliche Andalusien beschränkt und konnte in den übrigen Provinzen Spaniens keinen rechten Eingang finden. Bestanden auch [301] hier und da in den übrigen Provinzen Ketzergerichte, so waren sie vereinzelt und hatten keinen Zusammenhang untereinander. Sie konnten einander die Schlachtopfer nicht zu liefern. Der König Fernando hatte also noch nicht genug Güter eingezogen, und die fromme Isabella sah noch nicht genug Neuchristen in den Flammen verbrennen. Um Beides zu erlangen, hatten sie eben den Dominikaner Thomas de Torquemada zum Generalinquisitor (17. October 1483) erhoben. Es giebt Menschen, welche böse oder gute Seelenstimmungen, Richtungen und Prinzipien in ihren äußersten Consequenzen zum vollen Ausdruck bringen und die Verkörperung derselben sind. Torquemada verlebendigt und verleiblicht die Inquisition mit ihrer teuflischen Bosheit, ihrer herzlosen Härte und ihrer blutdürstigen Grausamkeit.

»Aus Rom wurde ein wildes Ungethüm bezogen von einer so wunderlichen Gestalt und einem so entsetzlichen Anblick, daß von seinem Rufe allein ganz Europa zitterte. Sein Leib war von rauhem Eisen mit tödtlichem Gifte geknetet, mit einer harten Schale von Stahlschuppen bedeckt. Tausend schwere giftgefüllte Flügel erhoben es von dem Boden. Sein Wesen gleicht dem fürchterlichen Löwen und der Schlange der afrikanischen Wüste. Sein Gebiß übertrifft das der riesigsten Elephanten. Sein pfeifender Ton tödtet schneller als der giftigste Basilisk. Aus seinen Augen und seinem Munde entströmen stets Flammen und Feuerschlünde. Es nährt sich von menschlichen Leibern. Es übertrifft den Adler an Schnelligkeit des Flugs. Wohin es kommt, verbreitet es mit seinem schwarzen Schatten düsteres Dunkel. Wie hell auch die Sonne scheint, so hinterläßt seine Spur eine ägyptische Finsterniß. Wohin es seinen Flug nimmt, jede grüne Matte, die es betritt, jeder blühende Baum, auf den es seinen Fuß setzt, verdorrt, entfärbt sich und stirbt ab. Mit seinem zerstörenden Munde entwurzelt es Alles bis auf den Grund, und mit seinem Giftgeruche verwandelt es den Umkreis seiner Bewegung zu einer Wüste, gleich der syrischen, wo keine Pflanze gedeiht und kein Grashalm aufkommt.« So schildert die Inquisition ein jüdischer Dichter, der selber an ihren Flammen versengt wurde40.

Die Ueberschrift, welche der Dichter Dante an der Pforte der Hölle lesen läßt: »Lasset, Eintretende, jede Hoffnung zurück!«, sie paßte noch viel besser für den Eingang zu allen Inquisitionsgebäuden, die durch Torquemada in fast allen größern Städten Spaniens entstanden. Er errichtete nämlich sogleich noch drei Tribunale in Cordova, Jaen und Villareal (Ciudad-Real) und später in der [302] damaligen Hauptstadt Südspaniens, in Toledo. Die Inquisition wurde von ihm durchweg mit fanatischen und übereifrigen Dominikanern besetzt, deren Willen Torquemada sich zu unterwerfen wußte, so daß sie sämmtlich wie Organe eines einzigen Wesens wirkten, bereit auf einen Wink von ihm die grauenhafteste Unmenschlichkeit mit einer Seelenruhe zu begehen, um welche sie Kannibalen beneiden könnten. Spanien füllte sich seit der Zeit mit Kerkermoder, Leichengeruch und prasselnden Flammen verbrannter Unschuldiger, welche zu einem Glauben gezwungen waren, dessen Unwahrheit jeder Schritt der Kirchendiener an den Tag legte. Ein Wehruf ging durch das schöne Land, der Mark und Bein zu durchdringen vermochte; aber die Majestäten lähmten den Arm derjenigen, welche, von Erbarmen ergriffen, dieser Menschenschlächterei Einhalt thun wollten.

Fernando's Plan, die Inquisition auch in seinen Erblanden dauernd zu befestigen, um seinen Säckel auch von den dortigen Neuchristen zu füllen, legte er zur Zeit der Cortesversammlung in Taragona (April 1484) seinem Geheimrath vor und hob die alten Privilegien des Landes auf, welche von Alters her verbrieft waren: daß an keinem Aragonesen die Confiscation seiner Güter, welches Verbrechen er auch begangen haben mochte, vorgenommen werden dürfe. Der Generalinquisitor de Torquemada ernannte darauf (4. Mai) für das Erzbisthum Saragossa zwei Inquisitionsrichter, welche ihm an blutigem Fanatismus ebenbürtig waren: den Canonicus Pedro Arbues de Epila und den Dominikaner-Mönch Gaspard Juglar. Eine Ordonnanz des Königs erging noch dazu an alle Behörden und Edelleute, den Inquisitoren hilfreiche Hand zu leihen. Der Großjustitiar von Aragonien und andere hohe Würdenträger mußten den Eid leisten, daß sie zur Vertilgung der von dem Tribunal bezeichneten Schlachtopfer alle Kraft anstrengen werden41.

Torquemada, die Seele der Inquisition, war nun darauf bedacht, einen Codex zur Richtschnur für die Maßnahmen der Richter entwerfen zu lassen, um die Fangnetze so eng als möglich ziehen zu können. Vierzehn Inquisitoren wurden zur Berathung desselben unter Torquemada's Vorsitz in Sevilla versammelt und brachten Gesetze zu Tage, unter dem Namen Constitutionen (veröffentlicht 9. Januar 1485), die, wenn sie auch nur auf dem Papier geblieben wären, Schauder erregen würden. Man hat behauptet, daß die inquisitorischen Mönche nur die Beschlüsse der Kirchenversammlung unter den westgothischen Königen gegen die getauften Juden copirt hätten. Es ist [303] wahr, daß auch die Gesetzgebung von Receswinth den Tod auf dem Scheiterhaufen oder durch Steinigung über die Neuchristen verhängte, welche bei jüdischen Gebräuchen ertappt würden42. Dennoch ist der Vergleich falsch. Denn nicht nur der Inhalt der Ketzergesetze, sondern auch ihre Anwendung macht die Inquisition-Constitution zu dem Grausamsten, das je einem bösen Herzen entsprungen. Es war, als ob boshafte Dämonen berathen hätten, wie sie unschuldige Menschenkinder verstricken und ins Verderben bringen wollten. – Ein Gesetz bestimmte eine Gnadenfrist von 30 oder 40 Tagen für diejenigen, welche freiwillig Bekenntnisse über ihr bis dahin beobachtetes Judaisiren ablegen würden; diese sollten frei von Strafe und Confiscation ihres Vermögens bleiben – mit Ausnahme einer geringen Geldstrafe und zum Heile ihrer Seelen mit einer Bußstrafe lebenslänglich gebrandmarkt zu sein. Allein sie sollten ihr Bekenntniß schriftlich und wahrheitsgemäß ablegen, auf alle an sie gerichteten Fragen aufrichtige Antwort ertheilen und namentlich ihre Mitschuldigen angeben und auch diejenigen, von denen sie auch nur vermutheten, daß sie judaisirende Ketzer wären. Wer sich nach Ablauf der Gnadenfrist nicht stellte und bekannte, sollte all sein Vermögen verlieren und zwar auch dasjenige Besitzthum, welches er am Tage seines Abfalls vom Christenthume besessen, wenn es auch inzwischen in andere Hände übergegangen wäre, und mit einer empfindlichen Strafe, etwa lebenslängliche Einkerkerung belegt werden. Nur Neuchristen unter zwanzig Jahren sollten auch bei später abgelegtem Bekenntnisse vom Verluste ihrer Güter befreit bleiben, aber sie sollten gezwungen sein, ein Schandzeichen, das Büßerkleid (sambenito), zu tragen und damit bekleidet den Processionen und der großen Messe beiwohnen. Die nach Ablauf des Termins bekennenden Reuigen sollten zwar Ablaß erhalten, aber sie sollten gebrandmarkt bleiben, kein öffentliches Amt bekleiden, weder sie, noch ihre Nachkommen, und kein Gewand von Gold, Silber, Perlen, Seide oder feinerer Wolle tragen dürfen und stets das brandmarkende »Büßergewand« tragen. Hat ein Reuiger der Inquisition einen Theil seiner Verbrechen, d.h. seines jüdischen Verhaltens, verschwiegen, so sollte er als ein Unbußfertiger verurtheilt d.h. dem Flammentod übergeben werden. Geheimer Ablaß sollte auch nicht an die freiwillig Bekennenden ertheilt werden dürfen, sondern immer nur öffentlicher.

Fänden die Inquisitoren, daß das Bekenntniß eines Reuigen nur erheuchelt gewesen, so sollten sie ihm die Absolution verweigern, ihn als falschen Reuigen behandeln und ihn dem Flammentod überliefern.[304] Hätte ein Reuiger nur ein halbes Bekenntniß abgelegt und einen Theil seiner Verbrechen verschwiegen, so verfalle er dem Tode. Die Zeugen gegen einen judaisirenden Neuchristen sollten, wenn es nicht anders angeht, auch durch andere Personen vernommen werden. Diese Zeugenaussage brauchte nicht mit allen Umständen dem Angeklagten vorgelegt zu werden, sondern nur kurz und inhaltlich. Beharrte er, trotz des ihm vorgelegten Zeugenverhörs bei seiner Aussage, daß er niemals judaisirt habe, so sollte er als Unbußfertiger zum Feuertode verurtheilt werden. Läge gegen einen Marranen nur ein halber Beweis seines Rückfalls zum Judenthume vor, so sollte er auf die Folter gespannt werden; im Falle er unter Qualen eingestände, sollte er zum zweiten Male einem Verhör unterliegen. Bestätigte er sein unter der Tortur abgelegtes Bekenntniß, so sollte er verurtheilt werden; leugnete er es aber, so sollte er zum zweiten Male der Folter unterworfen werden. Stellte sich ein Angeklagter nicht auf die an ihn ergangene Einladung, so sollte er als überführter Ketzer verdammt, d.h. seine Güter sollten eingezogen werden43.

Bei einem solchen Verfahren, solchen Proceßgange, einer solchen Voreingenommenheit der Richter gegen den Angeklagten, ihn durchaus schuldig zu wissen, welcher Marrane konnte da nachweisen, daß er unschuldig von Sünde sei? Kerker und Folter machten die Angeschuldigten öfter so gleichgültig, so lebenssatt, daß sie von sich, ihren Freunden und sogar ihren Nächsten Bekenntnisse ablegten, welche die Nothwendigkeit der Inquisition zu rechtfertigen schienen. Jeder Proceß gegen einen Neuchristen verwickelte andere in scheinbare Mitschuld und führte neue Untersuchungen, neue Anklagen, eine immer zunehmend größere Zahl von Schlachtopfern herbei.

Neben Sevilla waren in Castilien wie angegeben zwei Tribunale errichtet, in Jaen und Villa-Real. In der letzten Stadt, welche später Ciudad-Real genannt wurde, müssen einst reiche Marranen gewohnt haben, denn in den ersten Jahren, nach der Eröffnung sind mehr als vierzig auf den Scheiterhaufen verbrannt worden, und der Anfang wurde mit schwachen Frauen gemacht44.

Selbst Personen, welche mit einem geistlichen Amte bekleidet waren, entgingen nicht dem Argwohn und dem Feuertode. Ein [305] Kanonikus, Pedro Fernandez de Alcaudete, der bereits in der christlichen Religion geboren und erzogen und mit dem Amt eines Schatzmeisters an der Kathedrale von Cordova betraut war, wurde vor das Inquisitions-Tribunal gezogen und sehr schwerer Verbrechen angeklagt. Er habe heimlich einen jüdischen Namen geführt, die jüdischen Feiertage beobachtet, habe auch am Passa ungesäuertes Brod gegessen. Schlimmer noch war die Anklage gegen de Alcaudete, daß er im Verkehr mit Marranen sie zur Beobachtung des Judenthums ermahnt und das Christenthum als eine Täuschung ausgegeben. Ob alle diese Anklagepunkte erwiesen waren? Der Kanonikus wurde von dem Bluttribunal in Cordova zum Tode verurtheilt und lebendig verbrannt (Februar 148445).

Im Mai 1485 wurde das Tribunal von Villa-Real nach Toledo verlegt. An der Spitze standen ein Erzdekan von Talavera, Namens Don Vasco Ramirez und ein Licenciat und Kanonikus Pero Dias. Die Eröffnung begann auch hier mit einer Predigt über das fromme Werk der Inquisition und mit dem Verlesen der Bulle des Papstes Sixtus IV., welcher den Richtern unbeschränkte Gewalt über Leben und Tod bewilligt hatte. Mit der großen Excommunikation wurden alle bedroht, welche in Wort und That gegen die Inquisition sich vergehen würden, alle königlichen Beamten wurden vereidet, der Inquisition hilfreiche Hand zu bieten, die Marranen wurden aufgefordert sich einzustellen und ihren Rückfall zum Judenthum zu bereuen und Sühne zu erhalten. Diesen wurden dazu vierzig Tage Gnadenfrist gewährt. Aber in den ersten zwei Wochen fand sich keiner derselben zur Selbstanklage ein. Im Gegentheil, die Marranen zettelten eine Verschwörung an, bei einer Procession über die Inquisitoren herzufallen, sie und ihre Begleitung, Adlige und Ritter zu tödten und – wie später übertreibend gedichtet wurde – die ganze christliche Bevölkerung von Toledo zu vertilgen. Nun, so gefährlich war die Unternehmung keineswegs, denn es stand keine Persönlichkeit von Ansehen und Stellung an der Spitze – die Marranen von Bedeutung in Toledo waren zwei Jahrzehnte vorher umgebracht oder zur Flucht gezwungen worden (o. S. 230). Einer der Urheber und Führer war ein junger Gelehrter de la Torre, und seine Mitverschworenen waren Handwerker. Die Unternehmung, die auch sonst keinen Erfolg gehabt hätte, wurde verrathen und vier oder fünf der Betheiligten wurden vom Stadthauptmann Gomez Manrique verhaftet und gehängt. Viele hatten sich wohl durch Flucht gerettet. Der Stadthauptmann. [306] welcher eine Entvölkerung der Bewohner Toledos fürchtete, wenn sogleich mit Strenge gegen die verdächtigen Marranen vorgegangen werden sollte, legte indeß ihnen nur eine Geldstrafe auf für den Krieg gegen das mohammedanische Gebiet von Granada46.

Infolge dieses Fehlschlags der Verschwörung blieb den Marranen in Toledo nichts übrig, als sich zu unterwerfen, d.h. zu bekennen, daß sie vorher mehr oder weniger judaisirt hätten, und um Verzeihung und Sühne zu bitten, aber – wie ein Augenzeuge berichtet – mehr durch die Furcht gezwungen als aus Liebe zum katholischen Glauben47. Um hinter die Wahrheit dieser Geständnisse und die Aufrichtigkeit der Reue zu kommen, machten die Inquisitoren bekannt, Jedermann sollte bei Vermeidung der Inquisition innerhalb einiger Monate zur Anzeige bringen, was er von dem ketzerischen Thun und Treiben der Marranen wüßte. Dann riefen sie die Rabbiner des Gebietes von Toledo zusammen, ließen sie bei der Thora schwören und bedrohten sie für den Fall des Ungehorsams mit Todesstrafen, daß sie in den Synagogen jeden Juden bei dem schweren Bann auffordern sollten, die Marranen anzugeben, von welchen sie wüßten, daß sie irgend wie jüdische Riten und Gewohnheiten sich hatten zu Schulden kommen lassen. Es war ein teuflischer Plan, würdig des Großinquisitors Torquemada, der ihn ausgedacht hatte, um alle Marranen zur Strafe ziehen zu können, welche heimlich dem Judenthume anhingen. Die Juden selbst sollten Verräther an ihren eigenen Stamm- und Glaubensgenossen werden – oder gar ihre Blutsverwandten verrathen, da sie doch die Heimlichkeit der Scheinchristen kannten. Ob dieses Mittel zum Ziele geführt hat? Die Quelle berichtet, daß viele Juden gegen die Marranen Zeugniß abgelegt hatten48. Jedenfalls hatte die Inquisition an denen, welche ihre Schuld bekannt und in ihren Aussagen Mitschuldige angegeben hatten, reichlichen Stoff, ihr fluchwürdiges Werk zu beginnen. Diejenigen Marranen, welche sich nicht zur Selbstanklage gestellt hatten und anderweitig denuncirt worden waren, sowie die in ihrem Reuebekenntniß falsche Angaben gemacht hatten, wurden in dunklen Kerker gebracht, um später zum Verhör und zum Urtheilsspruch herangezogen zu werden.

Als erste Schlachtopfer der Inquisition von Toledo fielen drei Männer und drei Frauen, welche ein Mißgeschick in ihre Arme getrieben [307] hatte. Die Marranen Sancho de Ciudad mit seiner Frau Mariar Diaz, seinem Sohn und seiner Schwiegertochter und Gonzalez de Teba mit seiner Frau aus Villa-Real, welche dem Judenthum heimlich treugeblieben und gewiß waren, daß sie von dem Tribunal in dieser Stadt zum Feuertode verurtheilt werden würden, waren nach Valencia entflohen und hatten dort ein Schiff genommen, um auszuwandern. Nachdem sie bereits mehrere Tage zur See waren, hatte sie ein Gegensturm in einen spanischen Hafen getrieben, und so wurden sie verhaftet, nach Toledo gebracht und auf dem Scheiterhaufen verkohlt49.

Die Mittel, welche die Inquisition anwendete, um die Marranen mit dem Christenthum zu versöhnen, waren so verkehrt, daß sie weit mehr Entsetzen vor einer Religion verbreiteten, welche in dem Herzen ihrer Vertreter jede menschliche Regung erstickt hatte. Nicht blos der Feuertod der standhaft im Judenthum verharrenden Marranen, sondern auch die Art und Weise, wie die scheinbar Reuigen zur Gläubigkeit gebracht wurden, die Entehrung, die Züchtigung, welche die Inquisition solchen auflegte, waren nur geeignet, jede Spur von Gläubigkeit in deren Herzen auszulöschen und nur die Empfindung des Abscheus zu erregen. Es wäre kaum glaublich, daß die entmenschten Ketzerrichter den Reuigen solche Qualen auferlegt haben, wenn fanatisirte Augenzeugen, die einen Triumph der Kirche in solchen Entsetzen erregenden Scenen erblickten, sie nicht mit breiter Ausführlichkeit geschildert hätten, als wenn sie damit der Nachwelt den augenscheinlichen Beweis hätten geben wollen, in wie weit eine Religionsform, deren Stifter die Bruderliebe gepredigt hatte, bis zur Entmenschung entartet wurde. In Toledo, wo nächst Sevilla das zweitgrößte Ketzertribunal errichtet worden war, waren im Jahre 1486-87 mehr als 5000 Reuige aus der Stadt und dem Erzbisthum vermittelst eines Glaubensschauspieles öffentlich zur Versöhnung mit der Kirche geführt worden. Worin bestand dieses Schauspiel? Nicht mit einem Male wurden sie unter Demüthigung, Seelen- und Körperpein in Procession zur Kirche gezerrt, sondern Truppenweise aus den Kirchspielen, in denen sie wohnten, um durch Wiederholung derselben Procession mehr als ein Jahr hindurch einen nachhaltigeren Eindruck zu machen. Die Bevölkerung der Hauptstadt und der Umgegend strömte in großen Massen herbei, einem solchen entsetzlichen Schauspiel beizuwohnen, als wäre es eine That hoher Frömmigkeit.

Zuerst wurden im Februar 1486 aus einigen Kirchspielen von Toledo 750 Marranen, Männer und Frauen, welche ihrer jüdischen [308] Ketzerei selbstgeständig waren, in Procession durch die Straßen mit einer ausgelöschten Kerze, mit unbedecktem Haupte bis zu einer Kirche geführt, sie alle ohne Schuhe und Strümpfe, obwohl es bitter kalt war. Doch erlaubte ihnen die christliche Barmherzigkeit Sohlen an die Füße zu binden. Die Menge gaffte die Unglücklichen in fanatischer Schadenfreude an. Vor Kälte zitternd, stießen die Elenden Jammertöne aus und rauften sich das Haar aus. An der Kirchenpforte angelangt, machten zwei Kapläne das Zeichen des Kreuzes an der Stirne jedes Einzelnen mit den Worten: »Empfange das Zeichen, welches du verleugnet und durch Täuschung verloren hast.« In der Kirche waren die Väter Inquisitoren versammelt, ein Geistlicher las für die Jammernden Messe und predigte. Dann wurde ihr Sündenregister ihnen vorgehalten, wie sie es vor dem Tribunal abgelegt hatten, und ihnen die Buße für ihre Sünden aufgegeben. Worin bestand die Buße? Sechs Wochen hinter einander an jedem Freitag sollten sie, den ganzen Tag fastend, in Procession zu einer Kirche wallen und dort auf die entblößten Schultern mit Hanfstricken gegeißelt werden. Dabei wurde ihnen eröffnet, daß sie lebenslänglich keinerlei öffentliches Amt bekleiden dürften, nicht einmal als Pförtner bei einem Adeligen, nicht seidene Kleider, nicht irgend einen Schmuck tragen, und daß sie nicht als Zeugen gelten können und nicht auf einem Rosse reiten dürften. Zudem mußte jeder von seinem Besitze den fünften Theil zum Krieg gegen die Mohammedaner von Granada abgeben. Die Unglücklichen, welche nicht wußten, womit sie sich ernähren sollten, mußten noch von ihrem Vermögen abgeben. So waren sie zur Schande und zur Armuth verurtheilt. Bedroht wurden sie noch zuletzt, daß bei Uebertretung aller dieser Bußezeichen sie als Rückfällige zum Feuertode verurtheilt werden würden. Diese Reuigen wurden mit der Freitagsprocession und mit Geißelhieben auf den entblößten Schultern in den Monaten Februar und März nicht verschont. Den am meisten mit der Schuld der jüdischen Ketzerei Belasteten wurde noch die Schmach hinzugefügt, daß sie je nach Schwere der Schuld, entweder ein ganzes Jahr hindurch oder lebenslänglich öffentlich nur in dem Sanbenito-Büßerkleid ausgehen durften, das von röthlichbrauner Farbe und hinten mit einem Kreuz bemalt war. Wer sich ohne dieses Ketzerzeichen öffentlich zeigte, sollte als Rückfälliger mit dem Feuertode bestraft werden.

Diese Schaustellung mit Jammergestalten wiederholte sich aus anderen Kirchspielen im April mit 900 Marranen und im Juni mit 750, dann weiter im December mit 900, im Januar des folgenden Jahres mit 700 und im März mit beinahe 1200 aus den Orten des Erzbisthums Toledo.

[309] Dieses Schauspiel wechselte mit der Feierlichkeit des Scheiterhaufens ab. Zuerst wurden 25 judaisirende Marranen verbrannt (10. Aug. 1486), fünf Frauen und zwanzig Männer, alle diese Personen von Stande, darunter ein Comthur des Ordens von Santjago, ein Doktor Alonso Cota, ein Staatsanwalt und eine Rathsperson. Sie wurden zum Platze geschleppt, die Hände an den Hals mit Stricken gebunden, mit einem Sanbenito von grober Leinwand bekleidet, auf welchem der Name des Schlachtopfers bezeichnet war, auf dem Kopfe eine pyramidenförmige hohe Mütze. Auf dem Platz angelangt, wurde ihnen ihr Sündenregister vorgelesen und sie dann dem weltlichen Arm übergeben, d.h. Scharfrichter zerrten sie auf ein Blachfeld, wo ein Holzstoß angezündet war, auf dem sie verbrannt wurden. Mit zwei Geistlichen wurde ein besonderer Glaubensakt vorgenommen (17. August), damit die Strafe für ihr Verbrechen noch nachdrücklicher kundbar werde. Der Eine von ihnen war ein junger Arzt und zugleich Kaplan in der Kapelle der Könige von Toledo und der Andere Pfarrer einer Kirche in Talavera. Beide hatten sich schreckliche Ketzereien zu Schulden kommen lassen, indem sie trotz ihres geistlichen Standes die Gesetze des Judenthums beobachtet hatten. Sie wurden zuerst mit den geistlichen Gewändern bekleidet und hielten den Meßkelch und das Evangelienbuch in der Hand. Dann wurden sie ihrer entkleidet, so daß sie nur ihr Unterkleid behielten, und ihre Hände mit Stricken gebunden und verbrannt. Neun Monate später (Mai 1487) wurden in derselben Stadt dreiundzwanzig Marranen dem Feuertode übergeben, darunter ein Kanonikus, der die Messe zu lesen pflegte. Unter der Folterqual hatte er seine Schuld eingestanden, daß er in seinem Wider willen gegen das Christenthum eine Kreuzfigur verunsäubert und beim Messelesen das Sakrament gelästert habe. Im darauffolgenden Jahre wurden noch mehr Marranen in Toledo verbrannt, einmal zwanzig Männer und sieben Frauen (2. Juli 1488), und zwei Tage darauf mit besonderer Feierlichkeit ein Stiftsgeistlicher und zwei Mönche vom Hieronymiten-Orden. In diesen Orden von der milderen Observanz pflegten Marranen, welche im Scheinchristenthum Ruhe haben wollten, einzutreten. Aber das Mönchsgewand schützte sie nicht vor der Wuth der Dominikaner. Ein anderes Mal wurden einige Prioren, drei Mönche und Männer mit hohen geistlichen Würden verbrannt50. Gab es keine Lebenden für das Glaubensschauspiel, so wurde ein solches mit Leichnamen veranstaltet, um den Fanatismus der Bevölkerung rege zu erhalten. Die Gebeine verstorbener Marranen. [310] die angeblich oder wirklich judaisirt hatten, wurden ausgegraben, in Särge gelegt, mit dem Namen derselben in Prozession zur Stätte geschleppt und verbrannt. So wurden in Toledo an einem Tage die Ueberreste von mehr als hundert Neuchristen verbrannt, darunter auch die eines Messe lesenden Geistlichen. Die Güter ihrer Erben wurden eingezogen und alle ihre Nachkommen für ehrlos erklärt. Hebräische Schriften bei einem Marranen anzutreffen, war ein glücklicher Fund für die Inquisition. Es war ein handgreiflicher Beweis für die judaisirende Ketzerei ihres Besitzers, und sie wurden mit demselben verbrannt, auch ohne Schonung für die Bücher der heiligen Schrift in der Ursprache51, welche den Dominikanern ein Dorn im Auge war, weil wahrheitsliebende christliche Gelehrte, wie Reuchlin und andere, sie als die »hebräische Wahrheit« vor der lateinischen Uebersetzung der in der Kirche gebrauchten Vulgata vorzogen.

In Castilien, Isabella's Herrschergebiet, ging die Einführung der Inquisition zur Vertilgung oder Demüthigung der Marranen ohne Widerstand von statten. Denn einerseits war hier die königliche Gewalt so ziemlich unbeschränkt und nicht an Formen gebunden, und andrerseits waren die Neuchristen hier bei der altchristlichen Bevölkerung mehr verhaßt als in Aragonien, dem Herrschergebiete Fernando's. Außerdem mußte der König in den Landestheilen Aragonien, Catalonien und Valencia zu neuen Gesetzen die Zustimmung der Cortesversammlung, die aus Deputirten des Adels-, Geistlichen- und Bürgerstandes zusammenberufen waren, erlangen. Hier gab es, wie angegeben, eine richterliche Autorität, welche dem königlichen Befehle die Zustimmung versagen konnte; es war der Großjusticiar, damals vertreten von Don Juan de la Nuza, welcher ein Enkel einer Marranin52 aus der Familie Coscon war, die von einem jüdischen Ahnen Abraham Aben-Jachja abstammte53. Fernando, von Haus aus ein armer Monarch, hatte mit der Einführung der Inquisition den Hauptzweck im Auge, den königlichen Schatz durch Confiscirung der Güter der verurtheilten reichen Marranen zu füllen; aber gerade nach altaragonischem Grundrechte durfte die Hinterlassenschaft der hingerichteten schlimmsten Verbrecher nicht den Erben entzogen werden, und die Verurtheilung durfte [311] nur nach sichern Rechtsformen erfolgen, welche doch das Statut der Inquisition geradezu verhöhnte. Der König, so wie der Großinquisitor mußten daher mit Klugheit verfahren, dem Ketzertribunal in Aragonien Gesetzeskraft zu geben und den Widerspruch oder Widerstand dagegen zu lähmen. Torquemada hatte zu diesem Zwecke zum Schluß der Cortes von Saragossa eine Versammlung von gelehrten Geistlichen, Granden und Rittern zusammenberufen und ihnen die Nothwendigkeit der Ketzergerichte gegen das überhandnehmende Judaisiren der Marranen auseinandergesetzt. Diese Cortes hatte Alonso de la Caballeria, Vice-Kanzler des Königreichs Aragonien geleitet, welcher der Sohn des Täuflings Pedro war (mit seinem jüdischen Namen Bonafos), und weder dieser noch andere Marranen in dieser Versammlung haben Widerspruch dagegen erhoben. Darauf hatte der König die Inquisition zum Gesetz erhoben und die Richter ernannt, den Kanonikus Pedro de Arbues de Epila für Aragonien und den Dominikaner- Mönch Gaspar Juglar für Valencia (Mai 148554). Dann wurden die königlichen Beamten und die Stadträthe zusammenberufen und in Pflicht genommen, dem Tribunal alle möglichen Unterstützungen zu geben. Unter den Beamten waren mehrere Marranen wie Sancho de Patornoy, königlicher Großschatzmeister, Francesco de Santa-Fé, der Sohn des boshaften Apostaten Josua Lorqui (o. S. 113), Beisitzer des Gouverneurs von Aragonien, und mehrere andere. War diese Gefügigkeit Verstellung oder thörichte Selbsttäuschung? Sie ließen eine lange Zeit verstreichen, ehe sie Stellung gegen die Inquisition nahmen. Sie sahen ruhig mit an, wie Arbues die Kerker des Tribunals mit ihren verdächtigen Genossen füllte, und wie er alte Processe gegen verstorbene Marranen wieder aufgrub.

[312] Wie viel Opfer hat die Inquisition in diesem Lande unter Arbues dem Feuer überliefert in den sechszehn Monaten seiner Funktion? In Saragossa hat nicht, wie in Toledo, ein Augenzeuge, welcher an den Autos da Fé im Anfange Freude empfand, ihre Zahl und Namen aufgezeichnet. Bekannt ist nur, daß in Saragossa mehrere Neuchristen verbrannt wurden, darunter die Schwester eines thatkräftigen Marranen Joan de la Abadia und drei Männer55. Als Delegirter von Torquemada hatte Arbues ohne allen Zweifel die Weisung und auch das Temperament, nicht schonend zu verfahren, sondern was für den Kerker bestimmt war, dem Kerker, was für den Tod dem Tode zu überliefern. Der Schrecken vor ihm war auch so groß, daß wie in Sevilla und Toledo eine Anzahl Marranen die Flucht ergriffen hat. Die aragonische Inquisition scheint indeß ihre Opfer zuerst aus dem Mittelstande ausgesucht zu haben.

Erst als einer der angesehensten Marranen Leonardo de Eli in den Kerker geworfen wurde, erwachten sie aus ihrem Wahne, daß die Hand der Inquisition nicht so hoch hinauf reichen würde. Diese Vornehmen steckten die Köpfe zusammen, um zu berathen, wie sie den auch ihnen drohenden Schlag abzuwenden haben. Am meisten Eifer [313] entwickelten die Brüder Sanches, welche von dem Täufling Eleasar Joseph abstammten, von denen einer Gabriel, königlicher Schatzmeister, und ein anderer Francisco, Großhaushofmeister des Königs Fernando waren. Sie verbanden sich mit Sancho de Paternoy, welcher königlicher Oberrechnungsrath war, Luis de Santangel, dessen Vater eine hohe Würde (Salmedina) inne hatte, und mit einem bedeutenden Juristen Jayme de Montfeaw. Diese hatten durch Verschwägerung mit altchristlichen Familien vielfache Verbindungen mit dem Hofe, und sie schmeichelten sich, daß durch diesen Einfluß bestimmt der König wenigstens die Confiscation der Güter von verurtheilten Marranen aufgeben würde, und damit würde der Hauptzweck für ihre Verfolgung und für die Aufrechterhaltung der Inquisition wegfallen. Sie sandten auch Vertraute an den neuen Papst Innocenz VIII., damit dieser Einspruch gegen die Verfolgung erheben möge. Da aber alle diese Mittel nicht einschlugen, so beschlossen sie die Inquisition durch Schrecken zu lohnen. Der Inquisitor Arbues und noch einer oder zwei seiner Blutgenossen sollten aus dem Leben geräumt werden, dann werde keiner mehr den Muth haben, das gefährliche Amt zu übernehmen. Die Urheber der Verschwörung betrieben sie mit so geringer Vorsicht, daß es verwunderlich ist, daß sie nicht, wie in Sevilla und Toledo, vorher verrathen wurde. Sie kamen häufig bald in ihrer Wohnung, bald in Kirchen56 zusammen, zogen sehr viele Marranen und auch Alt-Christen, welche mit diesen verschwägert waren, aus Saragossa und dem Lande in das Geheimniß. Jeder Beitretende mußte einen Betrag für die Kosten geben, welche die Schatzmeister sammelten. Juan de la Abadia, dessen Schwester den Scheiterhaufen hatte besteigen müssen, miethete die Mörder für Arbues und verabredete mit ihnen den Plan der Ermordung57. Die Verschwörer wurden ermuthigt durch Vorgänge in einigen Städten des Königreichs, welche die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Einführung der Inquisition offenkundig machten. In Teruel, Valencia und in einigen anderen Städten waren leidenschaftliche Volksaufstände ausgebrochen, als Processe gegen Marranen angestellt wurden (1485), und sie konnten nur durch Blutvergießen niedergeschlagen werden58.

Juan de la Abadia hatte handfeste Männer gewonnen, Juan de Esperaendeo, Vidal Franco de Uranso und andere vier, den Streich gegen den Inquisitor Arbues zu führen. Dieser hatte [314] aber Wind davon bekommen; denn er schützte seinen Leib durch ein Panzerhemd und seinen Kopf durch eine Art eisernen Helmes. Am 15. September 1485, als sich Arbues vor Tagesanbruch mit der Laterne in die Kirche begab, um die Frühmesse zu lesen, schlichen ihm Juan de la Abadia, Juan de Esperaendeo und Vidal de Uranso nach, und sobald er sich auf die Knie niedergelassen hatte, brachten sie ihm tödtliche Wunden bei. In Blut gebadet, wurde er aus der Kirche getragen und starb zwei Tage darauf. Sobald sich die Nachricht von dem Mordanfalle auf den Hauptinquisitor in Saragossa verbreitete, brachte sie eine entgegengesetzte Wirkung hervor. Die Altchristen rotteten sich zusammen und brüllten mit fürchterlicher Stimme: »Ins Feuer mit den Judenchristen, welche den Inquisitionsrichter gemordet haben!« Es wäre um sämmtliche Marranen geschehen gewesen, wenn nicht der junge Bastard des Königspaares, der Erzbischof Alfonso de Aragon, zu Pferde die Volksmenge von Gewaltthätigkeiten zurückgehalten hätte. Er versprach ihr die vollständigste Genugthuung durch strenge Bestrafung der Schuldigen und ihrer Theilnehmer59.

Der König Fernando beutete diesen mißlungenen Verschwörungsversuch aufs Beste aus, um die Inquisition in Aragonien zu befestigen. Mit dem ermordeten Arbues trieb das Königspaar eine wahre Abgötterei. Eine Statue wurde zu seinem Andenken errichtet und seine Verdienste um die Religion und die Vertilgung der judaisirenden Ketzer verewigt. Den Dominikanern war der gewaltsame Tod des ersten Inquisitors nicht weniger erwünscht; sie brauchten gerade einen Märtyrer, um ihr Bluttribunal mit dem Glorienschein umgeben zu können. Ihre Bemühung war nun dahin gerichtet, Pedro Arbues zum Seligen, d.h. zum Halbgott zu erheben. Es dauerte nicht lange, so schmiedeten sie eine himmlische Offenbarung aus dem Munde des heiligen Ketzerrichters, worin er alle Welt ermahnt, die Inquisition zu unterstützen und zu fördern, und die Mitglieder des Tribunals beruhigt wegen der Skrupel: daß sie so viele, viele Menschen dem Flammentod übergeben haben; es erwarten sie dafür im Himmel die höchsten Ehrenplätze60.

Die mißlungene Verschwörung der Marranen in Saragossa verschaffte dem Moloch eine Menge neuer Schlachtopfer. Mehrere Verschworene legten ein offenes und vollständiges Bekenntniß ab, und so hatten die Inquisitoren die Liste sämmtlicher Betheiligten in Händen. [315] Sie wurden als judaisirende Ketzer und als Feinde des heiligen Officiums mit doppeltem Eifer verfolgt. Die Betheiligten an der Verschwörung wurden, wie die Richter ihrer habhaft geworden waren, (1486-1487) durch Saragossas Straßen geschleift, ihnen die Hände abgehauen, dann wurden sie gehängt und ihre Leichen verbrannt. Mehr als zweihundert Neuchristen wurden als Theilnehmer verurtheilt und viele Männer und Frauen aus vornehmen marranischen Familien besonders der Sanches und Sant-Angel zum Feuertode gebracht. Francesco de Santa-Fé, der Sohn des Apostaten Josua Lorqui, welcher letztere in seiner Giftigkeit gegen Juden und Judenthum den ersten Zunder zur Inquisition gelegt hat, zum Scheiterhaufen verurtheilt, entleibte sich im Kerker und ebenso de la Abadia61. Mehrere Verwandte des Pedro de la Caballeria, der mit seiner Anklageschrift: »Eifert für Gott«, als Apostat die Glaubenswuth entzünden geholfen hatte (o. S. 150), wurden zur öffentlichen Buße im Sambenito-Gewande verurtheilt. Die Flüchtlinge wurden in effigie verbrannt, und diejenigen, welche diesen auch nur auf kurze Zeit Asyl gegeben hatten, wurden ebenfalls öffentlich geächtet. Diese Strafe wurde über einen Prinzen, Jakob von Navarra, Neffe des Königs Ferdinand, verhängt, welcher einen flüchtigen Marranen vor der Inquisition zu schützen, einige Tage in Tudela beherbergt hatte62. Die Gebeine der Marranen, welche an dem Tode des Inquisitors Arbues betheiligt waren, wurden ausgegraben und öffentlich mit der Feierlichkeit eines Glaubensschauspiels verbrannt. Wie weit die Entmenschung der Ketzerrichter ging, charakterisirt eine von ihnen verhängte Strafe. Einer der Verschworenen, Gaspar de Eruz, welcher Gelder für das Unternehmen gesammelt hatte, war glücklich nach Toulouse entkommen und dort gestorben. Die Inquisition begnügte sich aber nicht damit, ihn im Bilde verbrannt zu haben, sondern verhaftete seinen Sohn als Helfer bei der Flucht des Vaters und verurtheilte ihn, nach Toulouse zu wandern, den dortigen Dominikanern das über ihn ausgesprochene Urtheil vorzuzeigen und sie zu bitten, die Leiche seines Vaters auszugraben und zu verbrennen. Der schwache Sohn fügte sich und brachte nach Saragossa die Bescheinigung der Dominikaner mit: daß die Leiche des Vaters auf den Antrag des Sohnes geschändet worden sei.63 Ebenso empörend ist die doppelte Verruchtheit, daß ein Sohn seinen Vater, Simon de Sant-Angel und seine Mutter Clara Lünel64, den Inquisitoren als [316] judaisirende Ketzer denuncirt hat, und diese sie daraufhin zum Feuertode verurtheilten.

Nichtsdestoweniger setzten einige nordspanische Städte, Lerida und Barcelona der Einführung der Inquisition in ihren Mauern hartnäckigen Widerstand entgegen; aber Alles vergeblich. Der eiserne Wille des Königs Fernando und Torquemada's blutiger Fanatismus überwanden jedes Hinderniß, und der päpstliche Hof sagte zu Allem Amen65. Im folgenden Jahre, da die Inquisition auch in Barcelona und auf der Insel Mallorca eingeweiht wurde, erlitten in diesen Plätzen allein zweihundert Marranen den Feuertod66. Ein jüdischer Zeitgenosse (Isaak Arama) schreibt darüber: »In unserer Zeit steigt die Rauchsäule (der Scheiterhaufen) bis gegen den Himmel in allen spanischen Königreichen und auf den Inseln. Ein Drittel der Marranen kam durch Feuer um, ein Drittel irrt flüchtig umher, um sich zu verbergen, und die übrigen leben in steter Angst vor der Untersuchung«67. So nahm die Zahl der Schlachtopfer von Jahr zu Jahr zu durch noch mehr Tribunale, die das schöne Spanien zu einem flammenden Tôphet machten, dessen Feuerzunge bald auch Altchristen erreichte und verzehrte. In den dreizehn Jahren, in welchen Torquemada's finsterer Geist in Spanien waltete (1485-1498), wurden mindestens zweitausend Marranen dem Feuertode überliefert, und Geächtete, d.h. solche, die wegen Eingeständnisses als gesühnt entlassen worden waren, zählten mehr als siebzehntausend. In Avila, dem Wohnorte Torquemada's wo erst 1490 in Folge der Lügenmäre von der Kreuzigung des Kindes von La-Guardia (w.u.) ein Ketzer-Tribunal eröffnet wurde, erlitten innerhalb acht Jahren, bis zu seinem Todesjahr, siebzig Marranen den Feuertod. Unter diesen waren ein Kanonikus, Fernando Gonzalez, und seine Eltern – der Vater war als Ketzerlehrer (Haeresiarch) verurtheilt – und noch zwei andere Geistliche. Auch eine Frau, Ines Gonzalez, wurde als Ketzerlehrerin, weil sie die Marranen ermahnt hatte, dem Judenthume treu zu bleiben, unbarmherzig verbrannt. Die Namen dieser siebzig, auch derer, welche sich zwar durch Flucht gerettet hatten, aber im Bilde verbrannt wurden, endlich derer, welche nach 1498 verurtheilt worden waren, sind noch heutigen Tages in der Klosterkirche von Avila zu lesen.

[317] Auch solche Personen, bei denen jüdische Ketzerei gar nicht zu vermuthen war, wurden in Anklagen verstrickt, wenn sie hohe Aemter bekleideten; man gönnte ihnen keine hohe Würde, keinen weitreichenden Einfluß. Der Großinquisitor Torquemada richtete auch seine Angriffe auf zwei Bischöfe jüdischer Abkunft Davila und de Aranda, um sie, wenn es ihm nicht gelingen sollte, sie für die Flammen zu bestimmen, doch ihrer Aemter entsetzen zu können. – Juan Arias Davila, Bischof von Segovia, stammte von Diego Arias Davila ab, der zur Zeit von Vicente Ferrer's Rasereien (o. S. 225) zum Christenthume übergetreten war. König Juan II. hatte den Vater zum Chef der königlichen Rechnungskammer ernannt, und Don Heinrich IV. hatte ihn in den Adelstand erhoben und ihn unter die spanischen Granden versetzt. Sein ältester Sohn Pedro wurde gar zum Grafen von Pugnonrostro erhoben und heirathete eine Tochter aus einem altadeligen Hause; der jüngere Juan wurde mit dem bedeutenden Bisthum Segovia belehnt. In dieser Eigenschaft hatte er acht unschuldige Juden von Sepulveda hinrichten lassen (o. S. 234) – Pedro de Aranda68, Bischof von Calahorra, stammte ebenfalls von einem jüdischen Vater, Gonzalo Alonso, der zur selben Zeit wie Diego Davila in den Schooß der Kirche getrieben und Geistlicher geworden war. Seine zwei Söhne erlangten die Bischofswürde, der ältere Pedro die von Calahorra, und der jüngere die von Montreal in Sicilien; der erstere war auch Präsident des Rathes von Castilien.

Gegen diese beiden kirchlichen Würdenträger erhob Torquemada die Anklage, zwar nicht direkt gegen sie, sondern zunächst gegen ihre Väter: daß sie als Juden gestorben wären. Es sollten demnach ihre Gebeine ausgegraben und verbrannt, ihre Hinterlassenschaft ihren Söhnen genommen und eingezogen und diese ihrer Bischofswürden verlustig erklärt werden. Indessen widersetzte sich der Papst Alexander VI. dem Ansinnen, Bischöfe zu schänden, weil dadurch die Kirche selbst gebrandmarkt werden würde. Er machte in einem Schreiben gegen Torquemada's Verfolgungssucht geltend, daß nach einer älteren päpstlichen Bulle der Proceß gegen Großwürdenträger der Kirche wegen Ketzerei lediglich durch eine apostolische Specialcommission angestellt [318] werden dürfte. Er forderte daher, die Akten gegen Davila und de Aranda zu einer Untersuchung einzusenden. Zugleich benutzte der Papst diese Gelegenheit, sich in die inneren castilianischen Angelegenheiten einzumischen, was immer irgend einen Gewinn in Aussicht stellte, und sandte einen außerordentlichen Nuntius Antonio Palavicini dahin, den Proceß zu untersuchen. Der Ausgang fiel verschieden aus. Während Juan Arias Davila in Rom mit Auszeichnung behandelt wurde und in Ehren starb, wurde Pedro de Aranda, der sich ebenfalls nach Rom stellen mußte, seiner Bischofswürde und sogar des geistlichen Standes entkleidet und blieb bis zu seinem Tode in San-Angelo eingekerkert69.

Torquemada und die Inquisitoren hatten sich bereits eine solche Selbstständigkeit errungen, daß sie nicht nur dem Ausspruch des Papstes, sondern auch dem Willen des Königspaares trotzen durften. Das Beil erhob sich gegen die damit hauende Hand, die Säge gegen den, der sie schwang. Gegen den Willen des Königs Fernando erhoben Torquemada und seine Untergebenen eine Anschuldigung gegen den Vice- Kanzler Don Alfonso de Caballeria (1488), welcher bei der Verschwörung gegen den Inquisitor Arbues betheiligt war. Er stammte von jüdischen Großeltern, und die Gebeine seiner Großmutter Violante wurden als die einer rückfälligen Jüdin verbrannt. Selbst seine erste Frau stand unter Anklage der Ketzerei und wurde zur öffentlichen Buße verurtheilt, einem Auto-da-Fé im Büßergewande beizuwohnen. Alfonso de Caballeria70, obwohl in besonderer Gunst des Königs, wurde als judaisirender Ketzer und Mitschuldiger an der Verschwörung angeklagt. Er apellirte aber an den Papst und wies das Ausnahmegericht zurück, das über ihn keine Competenz hätte. Da der Vicekanzler von jüdischer Abkunft sehr reich war, so nahm der Papst seine Partei; der König trat ebenfalls auf seine Seite und die Inquisition war zuletzt genöthigt, ihn freizusprechen und, als mit der Kirche versöhnt, wieder aufzunehmen. Seine zwei Töchter wurden an die vornehmsten Adeligen verheirathet, und einer seiner Söhne ehelichte eine Enkelin des Königs, eine Base des nachmaligen Kaisers Karl V. Fast in dem ganzen hohen Adel Spaniens fließt jüdisches Blut, sei es auch nur von weiblicher Seite, in der Abstammung von Don Davila oder dem Grafen von Pugnonrostro in Castilien71. In Aragonien stammten die Grafen von Ribegorza oder Herzöge de Lunas von einer Jüdin Estanza, Tochter von Abiatar [319] Conejo (Cohen), welche ein Bastardbruder Fernando's des Katholischen geheirathet hatte72. Dieser König, der so unsägliches Elend über die spanischen Juden gebracht hat, war auch von einer anderen Seite mit einer jüdischen Familie verwandt73.

Wenn nicht die Inquisition so unbarmherzig gegen die Marranen gewüthet hätte, so hätten diese den Spaniern mit ihrem Blute auch den geweckten jüdischen Geist eingeflößt und die der Entartung entgegengehende Rasse mit gesunden Säften erfrischen können.


Fußnoten

1 Samuel Usque in der Einleitung zu seinem Dialogon: As consolacães.


2 Vgl. Amador h. III. p. 237 f. die Namen der marranischen Würdenträger.


3 Quellen über die Einführung der Inquisition: Bernaldez (Reyes Catolicos) und daraus Llorente und die neueren Geschichtsschreiber; Mariana; Prescott B. I.; Adolfo de Castro, Judios en España (Cadix 1847), de los Rios, Estudios und hist. T. III. 246 f. und Lafuente historia general de España T. IX. bei der betreffenden Zeit. Fernere Hauptquellen: Pulgar Reyes Catolicas (Valentia 1780) T. II. c. 77; Zuñiga, Annales de Sevilla II. p. 386 ff. Das reichste Material hat Llorente aus Urkunden zusammengestellt, da er Sekretär der Inquisition unmittelbar vor ihrer Aufhebung war, und sämmtliche höllische Proceßakten zu seiner Disposition standen. Ueber neuentdeckte Quellen la Inquisicion Toledana und andere vergl. Note 11. Von der unvertilgbaren Liebe vieler Neuchristen zum Judenthume und ihrer Abneigung gegen das Christenthum berichtet der Zeitgenosse Saadia Ibn-Danan in einem Gutachten unmittelbar nach Einführung der Inquisition (Chemda Genusa, Sammelwerk von Edelmann p. 14, 15): הברהו (םיסונאה בלב) םבלב ותבהאו לאה דוחי יכ םיעשרה וליפאו .םמצעב םינכסמו םינומטמב תוצמ םישוע םהמ בושח םיוג לש אוהה לבהה ןיא תוסרוקיפאו תונימל םיטונה םהמ םיוגהו ... שממ וב שיש ןימאהל םבל לכוי אלו םולכל םהיניעב ינפמ םתוא םיאנושו םידוהי םהל ןירוקו םויה לכ םתוא םיפרחמ .תידוהי תרותל םתוטנ

In dem Edikt für die Vertreibung der Juden aus Spanien motivirt das Königspaar diese Grausamkeit mit der Behauptung, daß die Juden die Marranen zur Observanz der jüdischen Riten verführt und ihrem Abfall vom Christenthum Vorschub geleistet hätten, und führt eine lange Reihe von Einzelheiten auf: instruyendo los (á los malos Christianos) en las crecencias e ceremonias ... procurando de circumidor á ellos e á sus fijos. ... notificandoles los pascuas ... dandoles è levandoles de su pano azimo e carnes muertas con ceremonias etc. Diese lange Schilderung ist jedenfalls übertrieben und ist wohl dem Königspaare von den Inquisitoren insinuirt worden. (Dieses Edikt bei Amador III. p. 604.)


4 Zurita, Annales de Aragon IV. p. 323.


5 Diese für die Einführung der Inquisition Grundlegende Bulle war bisher so wenig bekannt, daß einige ihren Erlaß ins Jahr 1480 datirten. Sie war auch noch dem Historiker der spanischen Kirchengeschichte P. B. Gams vor zehn Jahren unbekannt. Erst Fidel Fita hat sie entdeckt und mitgetheilt in Boletin de la Real Academia de la historia 1889. T. XV, p. 449-452. Dadurch ist das Datum 1478 gesichert.


6 Vergl. Amador III, 241. Note.


7 Bernaldez bei Amador h. III 247 e. Ovnieran (los Reyes) Bulla de Sixto IV para proceder con justicia contra la dicha heregia por via de fuego. Die Bulle des Papstes bestätigte stillschweigend das Gesuch des Königspaars: ut talium perniciosam sectam ... radicitus exstirpare.


8 Die ersten Inquisitoren richteten einen Drohbrief an die Granden im Süden, vom 2. Jan. 1481 (Boletin XV, 454) und bemerkten: algunos personas ... vezinos de Sevilla e de otros logares de un mes a esta parte poco mas ò menos se an absentado. ... Bernaldes giebt die Zahl auf mehr als 8000 an. Amador 250.


9 Im Drohbrief a.a.O.


10 Bernaldes: e pusieronles (á los conversos en Sevilla) pena que no fuyesen so pena de muerte, e pusieron guardas à las puertas de la ciudad.


11 Montoro, Poesias varias bei Kayserling, Sephardim p. 91. Sein Name Ropero »der Trödler« bedeutet nicht seine Profession, sondern war wohl ein Familienname; vergl. weiter unten.

12 Amador das. 249 aus einer Handschrift in der Bibliotheca Colombina: Relacion de la junta y conjuracion, que hicieron en Sevilla los Judios conversos contre los Inquisidores, que vinieron a fundar y establecer el santo oficio de la Inquisicion.


13 Amador h. III 249. N.


14 Zuñiga. Annales de Sevilla III p. 398.


15 Amador 250.


16 Bei Amador III 251. Note.


17 Das. p. 251.


18 Das. 152f. im Texte. Die Zahl, welche bei Amador fehlt, giebt Llorente I p. 160.


19 Amador.


20 Der letzte Scheiterhaufen wurde in Sevilla 1781 unter dem vierzigsten General-Inquisitor Philipp Cultran angezündet, gerade 300 Jahre nach Eröffnung der Inquisition in Sevilla. 1808 hob Napoleon die Inquisition gesetzlich auf. Aber 1826 wurde bei der Reaktion wieder ein Ketzer verbrannt.


21 Die 37 Artikel über die Merkmale der judaisirenden Ketzerei bei Llorente a.a.O. I. p. 153 ff. und IV. Beilage VI. und Revue des Etudes Juives T. XI. p. 96 f.

22 Nach Pulgar und Zurita. Dieses Factum berührt das Ausweisungsedikt von 1492. »Obwohl wir ein Mittel dagegen (gegen den Verkehr der zweierlei Juden) durch die Vertreibung der Juden aus allen unsern Königreichen hatten, waren wir doch Willens, uns mit dem Befehl zu begnügen, daß sie alle großen und kleinen Städte von Andalusien verlassen sollten (con mandarlos salir de todas las ciudades. ... de Andalucia), wo sie, wie es scheint, den größten Schaden angerichtet haben.« Der Befehl zur Ausweisung wurde 1480 erlassen, wie in dem Edikt von 1492 angegeben ist. en las cortes que Nos fecimos en la ciudad de Toledo en el año passado de mill quatrodocientos ochenta mandamos apartar los Judios. Fidel Fila hat durch Akten der Stadt Xerez de la Frontera unwiderleglich bewiesen, daß die Ausweisung nicht streng durchgeführt und öfter aufgeschoben wurde. (Boletin XV, 313 ff.) In einem Aktenstück vom 8. Januar 1483 heißt es daselbst: (p. 323 f.) Vinieron ... Mayr Aben-Sancho y Mosé Aben Semerro ... dixeron, qua han sabido que los ... padres ynquisidores an mandado pregonar, unos disen que los Judios de Sevilla e de su tierra salgan della; (das. vom 21. Jan. 1483) p. 325: eran mandado salir (los Judios) por los padres inquisidores del arcobispado de Sevilla e obispado de Cadix. (Das. p. 328 vom 4. Februar 1484) bemerkt das Königspaar, daß die Juden die Stadt Xerez hätten verlassen sollen: y como despues sobre ello mandamos dar algunas prorrogaçiones und fügte hinzu, daß die Ausweisung noch 6 Monate aufgeschoben werden soll. Eine Bulle des Papstes Sixtus IV. vom 31. Mai 1484 spricht noch von: in provincia Vandaliae Judei et Saraceni insimul permixti cum Christianis habitare (das. p. 443). Joseph Ibn Zadik von Arevalo, ein Zeitgenosse, welcher von der strengen Durchführung der Juderias in ganz Spanien spricht, weiß nichts von der Ausweisung der Juden aus Andalusien. Barnaldes bemerkt darüber: Fallaron especialmente en Sevilla y Cordoba y en los ciudadas y villas del Andalusia en aquel tiempo quatro mil casas, do morava muchos de aquel linage (Judios).


23 Das Ausweisungsedikt erinnert an zweierlei Beschränkungen aus früherer Zeit, die Ausweisung aus Andalusien und an die Absonderung innerhalb des zum Mitbewohnen erlaubten Gebietes. Darauf bezieht sich die Chronik des Joseph ben Zadik von Arevalo (Neubaur Anecdota p. 99). םיטפושה וליחתה ב'מר תנשב ותוכלמ לכב ךלמה הוצ הנשה תאזב ... םיסונאה לכ דגנכ רוקחל .םתובשומ לכבו םהירוגמב םיוגל לארשי ןיב לידבהל

Vergl. Amador p. 288, daß die Stadt Madrid im März 1481 bei der durchgeführten Absonderung eine Ausnahme für den Rabbi »Jakob Fisico« gemacht hat.


24 Note 4, I. Ende.

25 Amador h. III. 280, 295 f.


26 Das. 298 f. vgl. indeß w.u.


27 Dieses päpstliche Sendschreiben, welches ein grelles Licht auf die ersten Anfänge der Inquisition in Spanien gegen die Marranen wirft, hat Llorente a.a.O. T. IV. als Beilage mitgetheilt (p. 346 ff.) und neulich Fidel Fita in Boletin XV. 459 f., woraus das im Texte Angegebene gezogen ist. Der betreffende Passus lautet: Quo factum est, ut multiplices querelae et lamentationes factae fuerint tam contra Nos ... quam contra Majestates vestras et contra.. Michaelum de Morillo.. et Joannem de Sancto Martino ... pro eo quod (ut asseritur) inconsulte et nullo juris ordine servato procedentes, multos injuste carceraverint, diris tormentis subjecerint et Haereticos injuste declaraverint, ac bonis spoliaverint, qui ultimo supplicio affecti fuere, adeo ut plures alii justo timore perterriti in fugam se convertentes, hunc inde dispersi sint, plurimi ex eis se Christianos et veros Catholicos esse profitentes, ut ab oppressionibus hujusmodi releventur, ad sedem (nostram).. confugerint, etc.


28 Dieses Breve hat Fidel Fita im Original veröffentlicht (Boletin, a.a.O. S. 462-464.) Der Inhalt bei Llorente I., 162. In diesem Breve kommt der Passus vor: ut radix pravitatis penitus evellatur. ... exterminatis exinde vulpeculis. Das letztere ist eine Anspielung auf den am Inquisitionsgebäude in Sevilla angebrachten Vers aus dem Hohenliede. capite nobis vulpeculas (S. 290.)


29 Ist erwähnt in dem folgenden Breve.


30 Bei Llorente Aktenstück IV p. 349 ff. Llorente irrte, indem er angab, daß dieses Schreiben auch an Isabella gerichtet war; es ist sowohl in der Ueberschrift, wie im Contexte an Fernando allein adressirt und betrifft lediglich die Marranen der aragonischen Provinzen: Carissimo ... mandavimus per Ordinarios et inquisitores in regnis tuis Aragoniae, Valentiae, et Majorcarum ac principatu Cataloniae deputatos contra reos hujusmodi criminis (apostasiae) etc. auch Boletin das. 465-8.


31 Dieses Factum ist erwähnt in dem Sendschreiben an die Königin vom 23. Februar 1483.


32 Bei Llorente IV. 352, Boletin, das. 468-79. Darin kommt der Passus vor: quod si non defuerint qui asserint (quando tam severe animadvertere cures) ambitione potius et bonorum temporalium cupiditate, quam zelo fidei et catholicae veritatis. Pater Gams machte sich verlorene Mühe in seiner Schrift: Geschichte der spanischen Kirche (III, 2. S. 20 f.) die Kirche oder ihre Hauptvertreter von dem unauslöschlichen Flecken der außerordentlichen Inquisition in Spanien rein zu waschen. Mehr wahrheitsliebend urtheilt Pater Fidel Fita, daß Papst Sixtus freudigen Herzens dieselbe unterstützt hat, um die Selbstständigkeit des spanischen Episkopats zu brechen (Boletin XV, 465). In dem Sendschreiben an die Königin sagte dieser Papst: laetamur plurimum in hac re (inquisatoria) nobis tantopere concupita.


33 Boletin, a.a.O. 472-74.


34 Das. p. 475.


35 Das. 473.


36 Bei Giesler, Kirchengeschichte II. vierte Abtheilung p. 160 Note.


37 Bulle bei Llorente a.a.O. IV. 2. 357 ff. Boletin das. 477-89: quod rigor excedat juris temperamentum; rigorem cum clementia miscere cupientes (nos) etc.


38 Das Original Boletin 439 f.


39 Das. 477, Llorente I., 179 f.


40 Samuel Usque Consolacoes III. No. 25.


41 Llorente das. p. 186 f. Amador ph. III., 257-8.


42 Vergl. Band V. S. 158.


43 Vergl. die 28 Artikel der Torquemadischen Constitutionen für die Inquisition bei Llorente a.a.O. I. p. 175 ff. Neue Aktenstücke darüber mitgetheilt vom Notar Martin de Quoca, im Besitze des städtischen Archivs von Bordeaux auszüglich veröffentlicht von E. Gaullieur in Revue des études Juives T. XI. p. 91 fg.


44 Vergl. Note 12.


45 Boletin Jg. 1884, 104, Revue des études. X. 287.


46 Note 12.


47 Anonymer Bericht eines Augenzeugen in derselben Note vino mucha gente de ellos (conversos) á reconcilacion, bien pareçe mas por fuerça que no por voluntad de se volver á la sancta fé catolica.


48 Boletin Ig. 1887 das. p. 294. S. Note 12.


49 Das.


50 Note 12.


51 Das.


52 Amador h. III. p. 258.


53 El libro verde (o. S. 150) unter der Rubrik Coscon ... todos los Coscones descienden deste Abraham Aven-Maya. Nach der Angabe des Cardinals Mendoza y Bobadilla, des Verf. des tison de España, stammten die Grafen de Sanjago von den Coscones ab (p. 40). Aven-Maya ist wohl verschrieben statt Aven-Haya = איחי ןבא.


54 Amador h. III. 258. Ist angegeben, als wenn in Saragossa bereits im Jahre 1482 ein Inquisitionsverfahren gegen Francisco Clemente und seine Frau Violante de Calatayud angestellt worden wäre. Ebenso Llorente I p. 186. Allein im alphabetischen Verzeichniß der verurtheilten Marranen in Saragossa, als Anhang zum grünen Buche, ist angegeben, daß diese Violante erst im März 1486 verbrannt worden war. Revista de España 1885 p. 572. Violante de Calatayud, muger de Francisco Clemente, heretico Judio, relaxado en persona en 18. de Março 1486. In dem zweiten Verzeichniß nach chronologischer Ordnung ist angegeben unter dem Jahre 1486: Francisco Clemente Notario, Violante de Calatayud su muger. Amador, der das Verzeichniß abgedruckt hat (III p. 616 und 627), hätte merken müssen, daß das Datum 1482 falsch sein muß. Der Irrthum stammt davon her, daß das zweite Verzeichniß die Aufschrift hat sumario de los confesos condenados á fuego desde el anno 1482 hasta el anno ve 1499. Das Datum 1482 ist gewiß ein Druck- oder Schreibfehler statt 1486. S. Note 12.


55 Pater Gam machte Anstrengungen, um Arbues, welchen Kaulbach als Typus des menschenmörderischen katholischen Fanatismus gemalt hat, weil nun einmal Papst Alexander VII. ihn zum Seligen erklärt (1664) und Pio Nono aller Welt zum Trotze ihn zum Heiligen gemacht hat, lammfromm darzustellen, daß dieser Inquisitor am Ende sehr, sehr wenig Marranen habe verbrennen lassen (spanische Kirchengesch. III, 2 S. 24 ff.). Er giebt allenfalls zu, was die Acta Sanctorum zu Arbues' heiligem Tag referiren: Joannes de Labadia ex odio, quo Beatum (Arbues) prosequebatur ... qua illius soror ab eodem tribunali paulo ante damnata fuerat. Aber Llorente hat noch die Proceßakten von mehreren Neuchristen, welche Mai – Juni 1484, d.h. im Beginne von Arbues' Funktion – verbrannt worden waren, vor Augen gehabt (I. 188). Und Llorente's gewissenhafte Treue, wenn er sich auf Urkunden beruft, haben neue Funde in Spanien bestätigt. Er hat nicht geflunkert, was Pater Gam von ihm behauptet; er hat nur einen falschen Calcül von der enormen Zahl der verbrannten Marranen aufgestellt. Die jetzt in Bordeaux befindlichen Proceßakten der Inquisition von Saragossa enthalten auch ein Convolut von der Verurtheilung contra Johannem Francis mercatorem judaizantem von 1485, noch vor Arbues Tod. Vergl. noch Note 12. Warum sollte dieser milder verfahren sein, als die Inquisitoren in Sevilla und Toledo? Wäre er milden Herzens gewesen, hätte ihn Torquemada nicht eingesetzt. Die Inschrift auf seinem Grabesdenkmal, welche zwei Jahre nach seinem Tode angebracht worden war:



»Fugite hinc retro, fugite cito Judaei.

Nam fugat pretiosus pestem hyacinthus lapis« (Petrus)


zeugt keineswegs dafür, daß er hätte Milde walten lassen.


56 Vergl. den Anhang zum grünen Buche a.a.O. Tomo 106 p. 281 f. Bericht über Arbues' Tod.


57 Llorente a.a.O. I. p. 189 f. Amador III 259 f.


58 Llorente das. 211.


59 Das. p. 190-192 und Zurita, Annales de Aragon I. XX. c. 65. Amador III. 261 f. ergänzt aus dem Anhang zum grünen Buche von Aragonien.


60 Llorente das. I. p. 192 ff.


61 Das. p. 204, 223. Amador III. 264 vergl. Anhang zum grünen Buche, und Note 12.


62 Llorente 207, Amador 265.


63 Note 12.


64 Das.


65 Llorente I. p. 211.


66 Das. I. p. 278. IV. p. 247 ff.


67 Isaak Arama, Predigtsammlung קחצי תדקע Nr. 98 gegen Ende: המהה םיוגב (םידודיה) וברעתנש יפ לע ףא יכ דימת םתוא וזביו ופרחי םה יכ ... עיגרמ םהיניב ואצמי אל ירמגל םידושח םה דימתו םתד תאפמ תולילעו תובשחמ םהילע ובשחיו םנשע הלע רשא הז וננמזב התע המו ... םידהיתמל םהיניעב ,שאה ףרש םתישילש .םהייאבו דרפס תויכלמ לכב המימשה דחפב ויחי םהב ראשנהו ,אבחהר הנהו הנה וחרבי םתישילש םהיניע הארממו םבבל דחפמ אלפנ ךרומו לודג.


68 Ueber den Ketzerproceß gegen Pedro de Aranda hat Fidel Fita eine Bulle veröffentlicht, welche das Sachverhältniß ein wenig berichtigt (Boletin de la real Academia XV, Jahrg. 1889, p. 590 f.). In diesem Jahrgange hat derselbe noch mehrere Bullen und Breven des Papstes Alexanders VI. bezüglich der Inquisition mitgetheilt, in denen sich, milde ausgedrückt, die Inconsequenz dieses Papstes bezüglich der Processe gegen die Marranen widerspiegelt.


69 Llorente das. p. 267 ff. Amador III. 270.


70 Llorente das. p. 250 f.


71 Llorente das. I. Préface XXVI.


72 Das grüne Buch von Aragonien (o. S. 150) im Anfang. Ueber andere adelige und hochadelige spanische Familien von jüdischer Abstammung vergl. Amador III. 97, Note.


73 Vergl. o. S. 233 Note.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1890], Band 8, S. 321.
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