3. Sabbataï Zewi, sein Anhang und seine Lehre.

[428] Unter den vielen Pseudomessiassen, welche seit der Römerherrschaft bis ins 17. Jahrhundert aufgetreten sind, hat keiner so viele authentische Quellenschriften über sein Leben und die durch ihn hervorgerufene Bewegung veranlaßt, als der letzte derselben aus Smyrna. Kein Wunder. Sabbataï Zewi trat am hellen Tage der Geschichte auf, als durch die entwickelte Verbindung zwischen den verschiedenen Erdteilen die Vorgänge nicht in ihrer Geburtsstätte isoliert blieben, sondern weithin schallten. Es gab bereits eine geschäftige Presse, welche Kuriositäten schnell verbreitete. Nicht bloß christliche, sondern auch türkische Geschichtsschreiber haben Sabbataï Zewi in ihren Annalen einen Platz angewiesen (bei von Hammer IV, p. 184, Note). Trotz der Überfülle von Quellen ist indes vieles an seiner Erscheinung noch dunkel oder noch gar nicht ans Tageslicht gebracht worden. Ja selbst sein Geburtsjahr und sein Lebensalter sind von manchen irrtümlich aufgestellt worden, und überhaupt hat sich eine ernste Kritik noch nicht an diese Erscheinung gemacht. Was Peter Beer und Jost über diese Bewegung geschrieben haben, ist gar nicht zu gebrauchen. In seiner großen Geschichte hat Jost wenigstens das Geburtsjahr von Sabbataï Zewi, 1626, richtig angegeben. Unglücklicherweise fiel ihm später ein Machwerk in die Hände יבצ תוערואמ oder רופס תומולח (zuerst 1804 in Lemberg gedruckt), welches S. Zewis Geburtsjahr 1641 ansetzt. Daran hielt sich Jost in seiner dreibändigen Geschichte des Judentums und hat mit diesem Irrtum auch andere irre geführt. Horschetzkys biographische Skizze von Sabb. Zewi (Zeit. des Judentums, Jahrgang 1838, Nr, 129 f.) hat kaum die Umrisse gezeichnet, und zwar nur nach einer einzigen Quelle. Durch kritische Vergleichung aller vorhandenen Quellen kann erst der wahre Sachverhalt konstatiert werden, was bei mystischen Bewegungen um so unerläßlicher wird, als gerade hier Visionen und Schwindeleien häufiger als Tatsachen auftreten.

Um eine gewisse Ordnung in die Sichtung der Quellen zu bringen und ihren Wert zu beurteilen, führe ich sie in drei Rubriken auf:


  • 1. Christliche Nachrichten,
  • 2. Jüdische Quellen, von Sabbataïs Anhängern,
  • 3. Gegnerische, antisabbatianische Quellen.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1897], Band 10, S. 428.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: