14. Die Schlacht bei Baal-Perazim.

[416] Unter den Heldentaten, welche im Nachtrage zu Samuel erzählt werden, wird als Wagnis der drei ersten Gibborim, Jaschobeam, Eleasar und Schamma (vgl. o. S. 387) hervorgehoben, daß sie inmitten des Lagers der Philister bei Bethlehem auf Davids Wunsch Wasser aus der dortigen Zisterne geschöpft und es ihm zur Höhle Adullam gebracht haben. Man weiß nicht recht, in welche Zeit man dieses Heldenstück setzen soll. Die Erwähnung der Höhle Adullam erinnert an Davids Aufenthalt daselbst nach der Flucht aus dem Philisterlande (I. Sam. 22, 1-2). Aber damals sammelte sich erst eine Schar um ihn, die Gibborim existierten noch nicht, sie sollten sich erst erproben. Auch hatte David damals keineswegs einen Kampf gegen die Philister zu bestehen. Die Erwähnung des Tales Rephaïm, wo die Philister lagerten, erinnert aber an Davids erste Fehde gegen dieselben, als er bereits Jerusalem erobert hatte (das. II. 5, 17-18). Darauf führen auch die Einzelheiten. Vergleichen wir beide Erzählungen miteinander, so läßt sich daraus der Umfang der ersten Fehde gegen die Philister, seitdem David König geworden war, genau ermessen.

Die letzte Stelle lautet: Als nun die Philister hörten, daß David zum Könige gesalbt war, zogen sie hinauf, David zu suchen, und David ging hinab. Wohin? Hier ist eine unbestimmte Lokalität angegeben לא ... דריו הדוצמה. Dann heißt es, die Philister breiteten sich aus im Tal Rephaïm, םיאפר קמעב ושטניו. Das Tal Rephaïm dehnt sich vom Südwesten Jerusalems bis in die Nähe von Bethlehem aus. Ganz dasselbe kommt in der zweiten Relation vor (II. Sam. 23, 13-14), 29הנחמו זא םיתשלפ בצמו הדוצמב זא דודו םיאפר קמעב הנח םיתשלפ םחל תיב Also die Philister lagerten im Tal Rephaïm, ein Posten derselben war in Bethlehem, David aber war in הדוצמ. Was dieses bedeutet, erfahren wir aus der ersten Hälfte, das. 23, 13: םישלשה ןמ השלש ודריו םלדע תרעמ לא דוד לא ריצק לא ואביו שאר. In der Chronik (I. 11, 15) lautet die Fassung: םישלשה ןמ השלש ודריו םלדע תרעמ לא דוד לא רצה לע שאר. Die Lesart: לע דרי רצה »auf den Felsen hinuntergehen,« hat ebensowenig Sinn wie ריצק לא ואביו, »zur Ernte zu David kommen«. Da im folgenden Verse von הדוצמ die Rede ist, so bietet sich von selbst als Korrektur dar: redo) ואביו דוד לא (הדוצמ) דצמה לא (ודריו: »Sie kamen zu David zur Mezuda«, d.h. zur Höhle Adullam. דצמ oder הדוצמ bedeutet einen Zufluchtsort, gleichviel ob auf einem Felsen oder in einer Höhle. Wenn es in der ersten Erzählung heißt, David ging bei der Nachricht von dem Anrücken der Feinde gegen Jerusalem zur הדוצמ, so ist dieses in der zweiten Relation näher bestimmt, nämlich םלדע תרעמ לא = הדוצמה לא, »zum Zufluchtsort der Höhle Adullam«. Er hatte das eben eroberte, noch nicht befestigte Jebus aufgegeben und zog sich mit seiner Mannschaft nach der Höhle Adullam zurück, die Philister breiteten sich im Tal Rephaïm aus und hatten ihren Posten in Bethlehem. Beide Relationen stimmen daher aufs genaueste in den Lokalitäten miteinander überein. Der Anhang will nur den [416] Zwischenfall von der Heldentat der drei Gibborim, die zusammenhängende Relation dagegen den Ausgang des Sieges erzählen. Diese Heldentat der drei Gibborim hat also nicht im Beginn von Davids Laufbahn, sondern später, nach der Eroberung von Jebus, stattgefunden.

Aus jener Nachricht geht hervor, daß der Sieg nicht leicht war, indem die Philister einige Zeit nicht nur die neue Hauptstadt blockiert hielten, sondern sich bis Bethlehem ausbreiteten. David war genötigt, Jerusalem aufzugeben und den Rückzug bis Adullam anzutreten. Die Lage Adullams ist noch nicht genau ermittelt. Van der Velde identifiziert damit das Dorf Deïr-Dubban, weil sich dabei ein Labyrinth von gewölbten Grottenkammern in Felsen findet (10-60 Fuß Höhe und 20-80 Fuß Durchmesser), und weil dieses in der »Niederung« liegt, was von Adullam in Josua angegeben ist (vgl. van der Velde, Reisen durch Syrien und Palästina II, 162 f.). Allein es stimmt nicht mit der Angabe des Eusebius, daß noch zu seiner Zeit ein großes Dorf Adullam 10 römische Meilen = 2 Meilen östlich von Eleutheropolis (Beit-G'ibrin) lag, während Deïr-Dubban nur eine Meile nördlich von Beit-G'ibrin liegt. Große Höhlen finden sich auch in Summil, südwestlich, und in Dhikkerin, südlich von Deïr-Dubban. Vogel, der nur aus Büchern Hypothesen aufstellt, verlegt Adullam gar nach Osten (Delitzsch und Guerike, Zeitschrift für lutherische Theol., 1873, S. 1 f.: Von Gilgal bis Aseka und Makeda), was gewiß falsch ist. [Vgl. Buhl S. 97 und 193.]

Von Adullam aus, wo sich nach und nach viel Mannschaft vom Stamme Juda und Benjamin bei David eingefunden haben mag, rückte er gegen die Philister vor und besiegte sie bei Baal-Perazim, das noch weniger bekannt ist. Auf diese Schlacht spielt Jesaia םיצרפ רהכ (28, 21) an.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1908], Band 1, S. 416-417.
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