Kilikien

[423] Nicht minder rege war die Verbindung Ioniens mit dem südöstlichen Becken des Mittelmeers und der phönikisch-ägptischen Welt. Die mykenische Epoche hatte durch die Besiedlung Pamphyliens und Cyperns einen energischen Vorstoß in diese Gebiete unternommen, weiter vorzudringen war nicht möglich. Nur im Osten der lykischen Küste, in Phaselis, setzten sich Dorier von Rhodos fest632. Auf Cypern hielten sich Griechen und Phöniker das Gleichgewicht; Pamphylien, wo Side als Gründung der Kymäer bezeichnet wird, also wohl dieser Zeit angehört, tritt völlig zurück. Dagegen sind an der Küste des rauhen Kilikiens eine ganze Anzahl von Ansiedlungen – zum Teil wohl nur Faktoreien – entstanden: Nagidos und Kelenderis sind samische, Soli eine rhodische Kolonie. Auch Holmi wird als griechisch bezeichnet633. [423] Diese Ansiedlungen führten die Griechen zum ersten Male wieder in direkte Beziehungen mit einer asiatischen Großmacht. »Als in Kilikien Griechen gelandet waren«, berichtet Berossos, »und Krieg erregten, trat der Assyrerkönig Sanherib (705-681) ihnen entgegen, besiegte sie und errichtete zum Andenken daran sein Bild mit einer Inschrift« (Euseb. I 27, vgl. Abydenos ib. 35). Seit Sargon ist das Land Que, das spätere ebene Kilikien, assyrische Provinz (o. S. 41), in Tarsos und Anchiale haben die Könige (nach Berossos Sanherib, nach alten griechischen Nachrichten Sardanapal; vgl. meine Forsch. I 203. II 541ff.) Festungsbauten und Denkmäler aufgeführt, über die Kiliker in dem rauhen Berglande des Tauros dehnten, wie früher schon Salmanassar III. (Bd. II 2, 408), so jetzt Sargon und seine Nachfolger ihre Oberhoheit aus. Daß sie da den Versuchen der Griechen, sich hier festzusetzen, entgegentraten, ist begreiflich genug. Auch die griechischen und phönikischen Stadtkönige auf Cypern mußten die assyrische Oberhoheit anerkennen634.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 3, S. 423-424.
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