Achte Dynastie. Auflösung der Reichseinheit

[234] 267. Unter der drei Generationen umfassenden Regierung Pepis II. hat das Alte Reich sich ausgelebt. Nur ganz vereinzelt erscheinen die Namen seiner Nachfolger in den Inschriften; und wenn es auch nicht zweifelhaft sein kann, daß auch die folgenden Könige noch Gräber auf dem Friedhof von Memphis gebaut haben, und einige der verfallenen und noch nicht identifizierten Pyramiden bei Sakkara ihnen angehören mögen, so ist doch bis jetzt auch hier noch keine Spur von ihnen gefunden worden. Für die Herstellung der Königsliste sind wir daher fast ausschließlich auf die spätere Überlieferung angewiesen. Danach folgte auf Pepi II. (Neferkerê' III.) zunächst die einjährige Regierung des Merenrê' II. Methesuphis II. Dann schließt Manetho die Dynastie mit einer Königin Nitokris; darauf sei eine siebente Dynastie von 70 Memphiten gefolgt, die 70 Tage regierten. Wenn dem überhaupt etwas Geschichtliches zugrunde liegt, kann man darin nur ein Interregnum sehen, bei dem bis zur Einsetzung des neuen Herrschers die höchsten Reichsbeamten jeder einen Tag lang die Regierungsgewalt vertreten haben; aus der Liste der Dynastien ist die siebente jedenfalls zu streichen. Die achte Dynastie scheint bei Manetho (die Zahlen schwanken in der Überlieferung) 18 Memphiten mit 146 Jahren umfaßt zu haben. Im Turiner Papyrus kommt der Name der Nitokris (Neit-aqert) auch vor, aber vielleicht an etwas späterer Stelle; im ganzen hat er, nach den hier ganz dürftigen Fragmenten zu urteilen, nach Merenrê' II. noch acht Könige genannt, von denen die letzten vier zusammen nur 7 Jahre und wenige Monate regiert haben; sie entsprechen der viel umfangreicheren achten Dynastie Manethos. Insgesamt gibt der Papyrus den Königen der sechsten [234] und achten Dynastie 181 Jahre (ca. 2540-2360 v. Chr.). Die Tafel von Sakkara geht von Pepi II. gleich auf die elfte Dynastie über; die Tafel von Abydos dagegen nennt nach Merenrê' II. noch 17 sonst fast sämtlich unbekannte Könige, deren Namen vielfach deutlich an die ihrer Vorgänger anknüpfen; so tragen 5 Könige den Vornamen Pepis II. Neferkerê' dazu ein Ṭeṭkerê' II. und Nefererkerê' II., und viele ähnliche Namen. Diese Könige sind also die legitimen Erben der sechsten Dynastie gewesen. Wie sich aber diese lange Liste zu den acht Königen des Turiner Papyrus verhält, ist völlig dunkel (vgl. § 268 a). In diesem folgt dann der größte Einschnitt des ganzen Papyrus und die Summe der seit Menes verflossenen Jahre, insgesamt 955; das Alte Reich ist zu Ende, und die Epoche, die wir als das Mittlere Reich bezeichnen, beginnt.

Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 234-235.
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