Die dreizehnte Dynastie

[299] 298. Nach der Epitome aus Manetho sind auf die zwölfte Dynastie 60 thebanische Könige der dreizehnten Dynastie mit 453 Jahren gefolgt, dann die vierzehnte aus Xois im Delta mit 76 Königen und 184 Jahren. Dann folgt die Eroberung Aegyptens durch die Hyksos oder Hirtenkönige, die in zwei Dynastien, der fünfzehnten mit 6 und der sechzehnten mit 32 Königen, über Aegypten herrschen, und schließlich die siebzehnte Dynastie, in der gleichzeitig 43 Hirten und 43 Thebaner regieren. Insgesamt umfassen die drei Dynastien 15 bis 17 bei ihm (die Überlieferung ist hier sehr schwankend) etwa 930 Jahre (§ 305), das Intervall zwischen dem Ende der zwölften und dem Beginn der achtzehnten Dynastie unter König Amosis, dem Befreier Aegyptens, mithin etwa 1570 Jahre. Das ist ins Absurde übertrieben; denn tatsächlich wissen wir durch die Sothisdaten (§ 163), daß dies Intervall nicht mehr als rund 210 Jahre, 1788/5 bis ca. 1580/75 v. Chr., betragen hat. Dazu stimmen die Denkmäler, die nicht nur sehr spärlich sind, sondern auch eine enge Berührung zwischen dem Ende der zwölften und dem Anfang der achtzehnten Dynastie zeigen, so daß sie unmöglich durch viele Jahrhunderte von einander getrennt gewesen sein können. Dagegen stimmt in der Folge der Dynastien und auch in den Zahlen der Könige Manetho mit den Angaben des Turiner Papyrus sehr gut überein. In diesem folgt auf die zwölfte Dynastie eine lange, [299] mehrere Kolumnen füllende Herrscherliste, in der mehrere (wahrscheinlich 5) Dynastieeinschnitte erkennbar sind. Eine dieser Dynastien beginnt mit dem 61. Namen; die vorhergehenden 60 Könige entsprechen also genau den 60 Königen der dreizehnten Dynastie Manethos. Dann folgt im Papyrus eine lange, der vierzehnten Dynastie entsprechende Herrscherreihe, dann auf den letzten, nur in dürftigen Trümmern erhaltenen Kolumnen die Hyksoskönige und die thebanischen Herrscher der siebzehnten Dynastie. Die im Papyrus aus der dreizehnten Dynastie in größerer Zahl, aus den folgenden nur ganz vereinzelt erhaltenen Jahreszahlen (insgesamt etwa 32 Posten) sind durchweg ganz niedrig und zeigen einen sehr raschen Wechsel der Herrscher, in bester Übereinstimmung mit den spärlichen Monumenten, die sie hinterlassen haben. Weiter läßt sich nachweisen, daß die Könige der vierzehnten Dynastie und schon die letzten der dreizehnten Dynastie gleichzeitig mit den Hyksos regiert haben (§ 301). Summierungen sind im Papyrus nicht mehr erhalten; es ist aber sehr wohl möglich, daß er schon, ebenso wie Manetho, diese Dynastien (mit Ausnahme der Doppelreihe der siebzehnten Dynastie) als fortlaufend betrachtet hat, wie das ebenso, mit gleichem Irrtum, die babylonischen Chroniken bei den älteren Dynastien von Babylon getan haben. – In den Königstafeln von Abydos und Sakkara sind die Herrscher der Dynastien 13 bis 17 sämtlich übergangen. Dagegen hat die Tafel von Karnak eine Auswahl von etwa 35 Namen der dreizehnten und siebzehnten Dynastie gegeben, von denen 25 ganz oder teilweise erhalten sind; die vierzehnte Dynastie und die Hyksos übergeht auch sie. Die chronologische Folge ist, wie durchweg auf dieser Tafel, nur innerhalb einzelner Gruppen beobachtet.


Daß das Intervall zwischen der 12. und 18. Dynastie nicht allzu groß gewesen sein kann, wird aufs neue bestätigt durch ein unter den Trümmern des »unteren Tempels« der Ḥetšepsut in Dêr el Baḥri aufgedecktes, viele Generationen hindurch benutztes Massengrab, dessen Särge und Beigaben vom Ende der 12. Dynastie (Amenemḥet IV.) durch die Zeit der 13. und 17. Dyn. (mit Hyksosskarabaeen) bis auf Ḥetšepsut und Thutmosis III. reichen (eine Kammer in demselben ist mit dem [300] Siegel Thutmosis' I. verschlossen): EARL OF CARNARVON and CARTER, Five years explor. at Thebes 1912, p. 64ff. – Über die folgende Epoche s. meine Nachträge zur Aeg. Chronol. Abh. Berl. Ak. 1907. Sammlung aller Königsnamen und Denkmäler: PIEPER, Die Könige zwischen dem M. und N. R. Berlin 1904. Die meisten Zylinder und Skarabaeen bei NEWBERRY, Scarabs. – In der Epitome aus Manetho werden von Dynastie 13-17, mit Ausnahme der ersten sechs Hyksos, nur die Namen und Zahlen der Dynastien gegeben (vgl. § 309 A.). Vom Turiner Königspapyrus ist hier viel mehr erhalten als sonst. Die Tafel von Karnak zitiere ich nach der Bezifferung bei LEPSIUS, Zwölfte Dynastie, Taf. 1, die mit der Folge übereinstimmt, in der SETHE, Urk. der 18. Dynastie S. 608ff. die Namen aufzählt [in der Auswahl der wichtigsten Urkunden hat LEPSIUS dagegen die Könige in umgekehrter Folge, von innen nach außen, gezählt]. – Der neue große Fund von Königsstatuen aus Karnak (LEGRAIN, Rec. 26, 218f. 27, 69) enthält aus dieser Zeit nur vier Könige, die seltsamerweise bisher alle entweder unbekannt, oder doch im Papyrus und in der Liste von Karnak erst jetzt identifizierbar geworden sind: Mer-sechem-rê' Neferhotep II. (Karnak 41) (§ 301 A.); Mer-ḥotep-rê' Sebekḥotep VII. (Karnak 50) (§ 301 A.); Mer-'anch-re' Mentuḥotep VIII. (§ 309 A.); Snefer-jeb-rê' Sesostris IV. (in Karnak no.45 oder 56, § 309 A.).


299. Mit dem Ausgang der langen Regierung Amenemḥets III. (1849-1801) neigt sich die Glanzzeit der zwölften Dynastie dem Ende zu. Sein Sohn Amenemḥet IV. hat nur etwas über 9 Jahre regiert; dann folgte als letzte Herrscherin der Dynastie dessen Schwester Sebeknofrurê' mit 4 Jahren (1791-1788). Ob das nächste Herrscherhaus, das erste der unter dem Namen der dreizehnten Dynastie zusammengefaßten, durch Heirat oder Usurpation auf den Thron gekommen ist, wissen wir nicht; aber alle 13 Könige, die ihm angehören, haben nur ganz kurze Zeit auf dem Thron gesessen, und nur fünf von ihnen sind uns durch vereinzelte Denkmäler bekannt. Mit dem vierten und letzten Jahre des ersten brechen die Nilhöheangaben in Semne (§ 293), mit dem dritten seines Nachfolgers die Dokumente aus Kahun (§ 284 A.) ab. Das ist nicht nur Zufall, sondern ein Beweis des eingetretenen Verfalls. Vergeblich sucht man, wie die Königsnamen zeigen, die glorreichen Traditionen der zwölften Dynastie festzuhalten. Wie rasch oft die Thronwechsel eingetreten sind, geht daraus hervor, daß drei dieser Könige keinen Thronnamen haben; [301] sie sind offenbar gleich nach der Thronbesteigung gestürzt worden. Auch der Name des fünften Königs, Jufni, sieht nicht danach aus, als sei er auf dem Thron geboren. So müssen Palastrevolutionen und Usurpationen an der Tagesordnung gewesen sein. Insgesamt wird man auf diese Herrscher nicht mehr als 25 Jahre, rund 1785-1760, rechnen dürfen.


Verzeichnis der Könige § 301 A. Für die beiden ersten Könige s. GRIFFITH, Kahun Papyri. – Erhaltene Denkmäler: 1. Chutauirê': Karnak no. 51. LEGRAIN, Ann. du serv. VI 133 (Theben), vgl. GAUTHIER, Bull. de l'inst. français du Caire V, 1906, 45ff., der p. 56 seinen Eigennamen Ugaf aus Elephantine mitteilt, der auch auf einem Statuenfragment aus Karnak, LEGRAIN, Ann. du serv. VI 130 vorkommt. – 2. Sechemkerê' auf einer Stele aus Athribis: BRUGSCH, Thesaurus 1455 = BUDGE, Hist. III 87. – 5. NEWBERRYS Vermutung, PSBA. 25, 135f., König Jufni sei mit einem auf einer Grabstele vorkommenden Prinzen Junef identisch, ist schwerlich richtig. – 6. S'onchjebrê' Ameni-Antef-Amenemḥet (Karnak no. 37): MARIETTE, Karnak 9. 10 = DE ROUGÉ, Inscr. 7 (Opferschalen). – 10. oder 11. Sechemrê'-sešeṭtaui Sebekemsaf I. (vgl. Nachtr. zur Chron. S. 32f., wohl Karnak no. 58): PETRIE, Abydos II 32, 5; Grabsteine: BUDGE, Hist. III 127; Gräber des Königs und seiner Gemahlin Nubcha's in Theben: Pap. ABBOTT; Stele der letzteren Louvre C 13 PIERRET, Etudes égyptol. III p. 5; ihre Nachkommen in Elkab LD. III 62 a. [Ein Sebekemsaf ohne Vornamen: PETRIE, Season 385. BORCHARDT, ÄZ. 32, 23. LEGRAIN, Ann. du serv. IV 8.]-13. Sebekḥotep I. ohne Vornamen: Ann. du serv. IV 7. LANGE und SCHÄFER, Grabsteine des M. R. 20146 = MARIETTE, Catal. d'Abydos 767; in der Schreibung Rê' Sebekḥotep, wie im Turiner Papyrus, bei NAVILLE Deir el Bahari II pl. 10 h.


300. Nach Sebekḥotep I. macht der Papyrus einen Einschnitt. Der nächste König heißt Ranseneb, ebenso wie ein General des ersten Königs der dreizehnten Dynastie (LD. II 151 c), der ein Vorfahr des Usurpators sein könnte. Erst von seinem dritten Nachfolger Sebekḥotep II. besitzen wir einige Monumente. Dann folgt eine Gruppe von Herrschern, die sich als die bedeutendste der dreizehnten Dynastie durch eine etwas größere Zahl von Denkmälern heraushebt, darunter vor allem einige vortrefflich gearbeitete Kolossalstatuen; auch in der Königstafel von Karnak sind die wichtigsten von ihnen in richtiger Reihenfolge aufgezählt. Usurpatoren freilich sind [302] die meisten gewesen; mehrere von ihnen fügen auch auf den Siegeln und offiziellen Denkmälern ihrem Namen den ihres Vaters, der jezt den Titel »Gottesvater« erhält, gelegentlich auch den der » Königsmutter« hinzu, verhüllen also die Usurpation in keiner Weise. Der erste König dieser Gruppe trägt den Eigennamen Mermeša' »General«, war also ein militärischer Usurpator. Von ihm besitzen wir zwei Kolossalstatuen aus dem Ptaḥtempel von Tanis. Sein dritter Nachfolger war Sebekḥotep III., der Sohn des »Gottesvaters« Mentuḥotep. Er hat ganze 3 Jahre regiert und ist nur durch einige Skarabaeen und unscheinbare Denkmäler aus Oberaegypten bekannt. Ihm folgte ein neuer Usurpator Neferḥotep I., Sohn des »Gottesvaters« Ḥa'anchef und der »Königsmutter« Kemi. Er hat außer einer Statue und Skarabaeen eine Anzahl Inschriften in Abydos, Theben und an den Felswänden des Kataraktengebiets hinterlassen, und den Thron 11 Jahre lang behauptet. Sein Sohn Seḥatḥôr dagegen wurde schon nach 3 Tagen von seinem Oheim, Neferḥoteps Bruder Sebekḥotep IV. ersetzt. Von diesem besitzen wir eine dem Ptaḥ geweihte Statue aus Tanis, zwei aus Bubastis, während eine andere, ziemlich kleine, später nach der Insel Argo hoch in Nubien, oberhalb des dritten Katarakts, verschleppt ist. Auch sein Nachfolger (zunächst wahrscheinlich sein Mitregent) Sebekḥotep V. ist nicht ganz unbekannt; er hat z.B. in Abydos gebaut. Dann folgt Sebekḥotep VI. mit 5 Jahren 8 Monaten, und zum Schluß Ja'jeb, vielleicht wieder ein Usurpator, gar mit 10 Jahren und 8 Monaten. Sein Name begegnet in Theben und auf einem Gefäß aus Kahun. – Wie die Denkmäler lehren, haben diese Könige noch über ganz Aegypten geboten; sie mögen insgesamt etwa 50 Jahre, ca. 1760-1710, den Thron innegehabt haben.


Denkmäler [für Unwesentliches genügt der Verweis auf PIEPER]; K. mit folgender Nummer = Liste von Karnak. 4. Sechem-rê'-chu-taui Sebekḥotep II. (K. 36): Nilhöhen LD. II 151 a-d. Bauten in Bubastis: NAVILLE, Bubastis 33. Siegel: NEWBERRY, Scarabs 7, 4. 10, 1. Grab in dem Wiener Papyrus bei BRUGSCH, ÄZ. 14, 3. – 6. Smenchkerê' Mermeša': [303] LD. III 259 c; MARIETTE, Rev. arch. nouv. sér. III 102. V 297. DE ROUGÉ, Inscr. 76 = PETRIE, Tanis I 3. – 9. Sechemrê'-suaẕtaui Sebekḥotep III. (K. 35): LD. III 13 b; in Gebelên Rec. 20, 72 [dazu DARESSY, Ann. du serv. IX 70, wonach der Vorname vielmehr Sechemrê' 'onchtaui lautet], Skarabaeen: LD. Text I 15. NEWBERRY, Scarabs 10, 2. 3. MARIETTE, Catal. d'Abydos 1383. MARIETTE, Mon. div. 48 j = DE ROUGÉ, Inscr. 298. PETRIE, Hist. scarabs 290ff. Stele: Louvre C 8, PRISSE, Mon. ég. 8. = PETRIE, Hist. I 211 [vgl. GAUTHIER, Bull. de l'inst. français du Caire V 51ff.]. – 10. Cha'-sešeš-rê' Neferḥotep I. (K. 34): LD. II 151 e-h. MARIETTE, Karnak 8. Abydos II 28-30. 40 g [usurpierte Stele bei MACIVER and MACE, El Amrah and Abydos pl. 29]. Catal. d'Ab. 1383. Mon. div. 70, 3. PETRIE, Season 337. Statue in Bologna: ROSELLINI, Mon. stor. Text II pl. 13 n. 152. LD. III 291. Scarabaeen: NEWBERRY, 10, 4. 5; Scarabaeus seines Vaters ib. 43, I. – 11. Prinz Seḥatḥôr auf den Inschriften Neferḥoteps und dem Scarabaeus MARIETTE, Cat. d'Ab. 1334 = PETRIE, Hist. scar. 399. – 12. Cha'neferrê' Sebekḥotep IV. (K. 33), LD. II 151 i = 120 h.i. Statuen aus Bubastis: Louvre A 16. 17 (ROSELLINI, Mon. stor., Text III, Taf. I, no. 7. 8); aus Tanis: PETRIE, Tanis I 3. MARIETTE, Rev. arch. n.s. V 298. DE ROUGÉ, Inscr. 76; ferner PETRIE, Abydos I 59; NEWBERRY, PSBA. 23, 220. 25, 134. 338. MARIETTE, Karnak 8 k.n.p. Mon. div. 48 u. PETRIE, Naqada and Ballas pl. 80, 19. Sorge für den Kult Mentuḥoteps IV. mit Bezugnahme auf Sesostris II. u. III.: NAVILLE, Deir el Bahari I p. 58. Scarabaeen: NEWBERRY 10, 6-13, ferner in Tarquinii § 291 A. – 13. Cha«onchrê' Sebekḥotep V. (K. 47) mit seinem Vorgänger zusammen auf einem Scarabaeus: NEWBERRY, PSBA. 25, 136. Scarabs 10, 13; dadurch wird die Stelle, an der ihn die Tafel von Karnak nennt, als richtig erwiesen. Statue und Inschriften aus Abydos im Louvre; Altar: Aeg. Mon. te Leiden I 37; Stein aus Theben: NEWBERRY, PSBA. 25, 106. – 14. Cha'ḥoteprê' Sebekḥotep VI. (K. 46); MARIETTE, Mon. div. 48 p. – 15. Uaḥjebrê' Ja'jeb: NEWBERRY, PSBA. 25, 130. PETRIE, Kahun pl. X 72. NEWBERRY, 7, 5. 10, 17. – Aus der Zeit eines Sebekḥotep (vielleicht II. vgl. § 301 A.) stammt das Rechnungsbuch von Bulaq, welches BORCHARDT, ÄZ. 28, 65ff. und GRIFFITH, ÄZ. 29, 102ff. behandelt haben, vgl. BORCHARDT in den Aegyptiaca S. 8. Den in demselben vorkommenden Vezir 'Anchu [sein Siegelzylinder NEWBERRY, Scarabs 7, 13] identifiziert GRIFFITH, ÄZ. 29, 106 (vgl. PIEPER S. 31) mit dem gleichnamigen Vezir auf den Stelen Louvre C 11 und 12 (PRISSE, Mon. 9. SHARPE, Egypt. Inscr. 23. 24. DE HORRACK bei CHABAS, Mélanges, 3 sér. II 203ff.) aus der Zeit des Königs Nema'n-cha're Chenẕer; 'Anchus Sohn Imeru war wieder Vezir unter einem Sebakhotep (etwa VIII.). Daraus folgt, daß König Chenẕer in diese Zeit (col. VIII des Papyrus) gehört [vgl. ERMAN, ÄZ. 33, 143. GRIFFITH, PSBA. 19, 293]; aber eben deshalb kann er trotz seines seltsamen Namens unmöglich ein Hyksos gewesen sein, [304] wie PIEPER S. 31f. annimmt: unter den fremden Eroberern kann nicht derselbe Mann Vezir gewesen sein, wie unter den aegyptischen Pharaonen.


301. Mit dem nächsten König, Ai, beginnt eine neue Reihe von 34 Namen. Erhalten ist von ihnen nur ein Drittel, und noch etwa sechs anderweitig bekannte sind hierher zu setzen. Aber weder von Ai, obwohl er nach dem Papyrus über 13 Jahre regiert hat, noch von einem seiner Nachfolger (von 8 erhaltenen Zahlen ist keine höher als 3 Jahre) sind mehr als ganz unscheinbare Monumente erhalten. Nur Sebekemsaf II., der mindestens 7 Jahre regiert hat, hat wieder einmal in Hammamât Steine brechen lassen. Usurpationen werden auch hier mehrfach durch die Eigennamen und die zugesetzten Vatersnamen erwiesen. So werden wir auch diese Königsreihe nur auf höchstens 50 Jahre (etwa 1710-1660) anzusetzen haben. Charakteristische Denkmäler haben wir nur von dem drittletzten König, der den bei Privatleuten häufig vorkommenden Namen Neḥesi »der Neger« führt. In Tanis wird er als Prinz auf einem Steinblock genannt, der zu einem vermutlich von seinem Vater (der obere Teil der Inschrift ist verloren) dem Sêth von Reoḥet geweihten Bau gehört hat; und in Leontonpolis (Tell Mokdam) im inneren Delta hat sich seine Königsstatue gefunden, auf der er sich »geliebt vom Sêth von Auaris« nennt. Nun erwähnt in Tanis kein Denkmal vor der Hyksoszeit den Sêth, Mermeša' und Sebekḥotep IV. nennen sich vielmehr auf ihren Statuen aus Tanis »geliebt vom Ptaḥ von Memphis«; und Auaris ist die Hauptstadt der Hyksos, der Sêth von Auaris ihr Gott. Mithin sind Neḥesi und sein Vater bereits Vasallen der Hyksos gewesen, und der Hyksoseinfall ist vor dem Ende der dreizehnten Dynastie erfolgt. Vielleicht stehen die raschen Thronwechsel dieser Zeit zum Teil schon unter ihrem Einfluß. – Neḥesi ist übrigens weniger als ein Jahr, vielleicht sogar nur 3 Tage, König gewesen; daher führt er weder auf seiner Statue noch im Papyrus einen Thronnamen. Mit zwei weiteren ganz kurzen Regierungen schließt diese Reihe des Papyrus; der Einschnitt nach dem 60. König entspricht dem [305] Ende der dreizehnten Dynastie bei Manetho. Es folgt zunächst die vierzehnte Dynastie aus Xois im Norden des mittleren Delta. Von den 21 Königsnamen, die im Papyrus (col. IX) aus ihr erhalten sind (darunter einmal ein Dynastiewechsel), ist auch nicht ein einziger auf einem Denkmal oder in der Liste von Karnak nachzuweisen. Daraus folgt, daß sie über Oberaegypten nicht geboten haben können, sondern lediglich im westlichen Delta als Vasallen der im Osten ansässigen Hyksos geherrscht haben. Die erhaltenen Jahreszahlen beweisen, daß sie alle eben so ephemere Herrscher gewesen sind wie ihre Vorgänger; vielleicht hat sich die alte Dynastie oder der Rest ihres Hofes in die Deltasümpfe geflüchtet und hier den Hader um die Schattenkrone fortgesetzt. Die Hyksos mögen das geduldet und zugleich, das Auftreten neuer Prätendenten befördert haben, ähnlich wie es Jahrhunderte lang unter den Mamluken gegangen ist. Neben den Xoiten bestand in Oberaegypten ein zweites oder vielmehr drittes »Königtum der beiden Lande« (die siebzehnte Dynastie Manethos, § 309f.); indessen auch dieses hat keineswegs den ganzen Süden beherrscht, sondern daneben gab es hier noch mehrere tatsächlich und auch rechtlich selbständige Fürstentümer. Mit dem Eintritt der Fremdherrschaft ist auch die Einheit des Landes aufs neue zerfallen.


Denkmäler; Merneferrê'-Ai Kalksteinfragment DARESSY, Ann. du serv. IX 272; Scarabaeen: MARIETTE, Mon. div. 48 o.q. PETRIE, Hyksos and Israelite cities pl. 9, 116. NEWBERRY, Scarabs 10, 18-20. – Merḥoteprê' Sebekḥotep VII. (K. 50 und Papyrus col. VIII fr. 81 Zl. 4): Stele von Abydos bei LANGE und SCHÄFER Grabsteine des M. R. 20044; Scarabaeus des Louvre: PIEPER, no. 34 und S. 39; Statue § 298 A. – Merkeurê' Sebekḥotep VIII. (K. 42): Statuen bei MARIETTE, Karnak 8 l, jetzt im Louvre A 121. – Chenẕer § 300 A. – Ferner gehören nach Eigennamen, Thronnamen und Fundort vermutlich hierher; Sechemre'-uaẕ-cha'u Sebekemsaf II. (K. no. 54): LD. II 151 k. l (Hammamat) aus seinem 7. Jahre; er ist also einer der wenigen, die etwas länger regiert haben. Statue in Abydos: MARIETTE, Abydos II 26. Catal. 347; in Theben; PETRIE, Hist. I 223. Bunte Granitstatue im Brit. Mus. Bruchstück eines kleinen Obelisken in Karnak: LEGRAIN, Rec. 28, 148. Ann. du serv. VI 284. – Ein weiterer Sebekḥotep: NEWBERRY, [306] Scarabs 10, 22. 23. – Ein Amenemḥet-Sebekḥotep ib. 43, 3. PSBA. 24, 250. 24, 135. Sešešrê-chutaui Amenemḥet-Sebekḥotep: NAVILLE, Deir el Bahari II pl. 10 b [PIEPER vermutet, daß er mit Sebekḥotep II. (no. 17 der Liste) und mit dem König des Bulaqer Rechnungsbuchs § 300 A. identisch sei, dessen Name Ameni(= Amenemḥet)-Sebekḥotep geschrieben sei]. – Mersechemre' Neferḥotep II.: Statue § 298 A. (K. 41). – Sechemre'-smentaui Ṭḥouti (K. 8): PETRIE, Nagada and Ballas pl. 43, 4. Kanopenkasten in Berlin, der dann für eine Königin Mentuḥotep [vgl. GRIFFITH, PSBA. 14, 41] benutzt ist: ERMAN, ÄZ. 30, 46. – Sechemre'-nefercha'u Upuautemsaf: WIEDEMANN, ÄZ. 23, 80. – Sechemrê'-uaḥcha'u Ra'ḥotep (K. 48); PETRIE, Koptos 12, 3; im Text p. 12 wird auch eine Stele im Brit. Mus. erwähnt; ferner Scarabaeen. Sein Bogen, den er einem Beamten geschenkt hat, damit er ihn bei den Prozessionen in Koptos trage, ist im Besitz von GOLÉNISCHEFF. [Man hält ihn für den König Ra'ḥotep in der Geistergeschichte des Ostrakons von Florenz: GOLÉNISCHEFF, Rec. III 3. ERMAN, ÄZ. 18, 93. SPIEGELBERG, Rec. 16, 31, vgl. MASPERO, Contes populaires 199ff.]-Ein König Sechemrê'-chu taui Penẕeni (?): PETRIE, Abydos II 31. 32. – Sodann vielleicht der König Ṭeṭnoferrê' Ṭeṭumes: Stele aus Gebelên: DARESSY, Rec. XIV, 26 (danach PSBA. 15, 494 no. 18), Kairo no. 20533. Der Name an einem Felsen in Elkab: FRASER, PSBA. 15, 494, no. 2. SAYCE, PSBA. 21, 111, pl. 2, no. 16; Scarabaeus: NEWBERRY 10, 29. Ein weiterer Ṭeṭḥotepre' Ṭeṭumesu aus Edfu; DARESSY, Ann. du serv. IX 1. [Einer von beiden bei NAVILLE, Deir el Bahari II 10 d.] Die Vermutung PIEPERS, daß der Name in dem König ... mes in fr. 94 des Papyrus zu suchen ist, ist wohl richtig, ebenso vielleicht die Kombination des Nameus mit dem König Τουτιμαιος, unter dem nach Manetho (Jos. c. Ap. I 75) die Hyksos einfielen (§ 303, s. LéVY bei WEILL p. 79). – In Gebelên ferner: Ṭeṭ'onchrê' Mentuemsaf Rec. 20, 72. NEWBERRY, Scarabs 10, 25f. – Einige dieser Könige können auch zu Dynastie 17 gehören, und umgekehrt; s. § 309 A. [Die Elfenbeinplatte aus Nimrud mit einem Königsring, dessen Hieroglyphen etwa Aubnurê' zu lesen wären (LAYARD, Mon. of Niniveh I pl. 89, 11), zwischen zwei sitzenden Königen in der erst seit Ende der 18. Dynastie aufkommenden Tracht, ist nicht ein Denkmal eines der drei Könige Ubenrê' des Papyrus, sondern ein pseudoaegyptisches Erzeugnis.]-Neḥesi in Tanis: PETRIE, Tanis I 3; in Tell Mokdam: DÉVÉRIA, Rev. arch. n.s. IV 259 [fälschlich als ein Hyksosname, Salitis, gelesen]. MARIETTE, mon. div. 63 c. NAVILLE, Rec. 15, 97; Ahnas el Medine pl. 4 no. b, 2. Scarabaeen als Prinz und KÖNIG: NEWBERRY, Scarabs 23, 4-6.

Ich gebe jetzt die Königsliste, soweit sie herstellbar ist, nach dem Turiner Papyrus; K. mit folgender Zahl = Tafel von Karnak; M. =. Könige, von denen Monumente existieren. Die im Papyrus zerstörten Namen stehen in eckigen Klammern.

Die dreizehnte Dynastie


Die dreizehnte Dynastie

[308]


Von no. 72-88 sind in fr. 101-104 noch weitere 12 Namen ganz oder teilweise erhalten; dabei einmal ein Dynastieeinschnitt. Auf Denkmälern kommt kein einziger der Namen 61-88 vor. In fr. 100 sind unter einander zwei gleichlautende Jahresangaben erhalten:

0 J. 2 M. 1 + x T.

0 " 2 " 1 + x "

Auf col. X können noch einige weitere Könige der 14. Dynastie gestanden haben; aber die manethonische Zahl 76 war im Papyrus auch nicht annähernd erreicht. – Wenn der Judenfreund Artapanos den Mose [309] unter einem Χενεφρής, König τῶν ὑπὲρ Μέμφιν τόπων – πολλοὺς γἀρ τότε τῆς Αἰγύπτου βασιλεύειν – leben läßt [Clem. Alex, strom. I 23, 154. Euseb. praep. ev. IV 27, aus Alexander Polyhistor], so kann in dem Namen zur Not mit WIEDEMANN Cha'neferre' Sebekḥotep IV. und in dem Zusatz eine Verwertung guter geschichtlicher Tradition gefunden werden; im übrigen aber ist die ganze Erzählung des Artapanos frecher Schwindel.


302. Äußerlich bestehen unter der dreizehnten Dynastie die Formen des Staats unverändert. König Neferḥotep I. versammelt im 2. Jahre seiner Regierung die hohen Beamten und Geheimräte um seinen Thron und läßt sich das »Buch des Götterkreises des Atumu« vorlesen; das gibt ihm den Anlaß zur Anordnung von Bauten im Tempel des Osiris von Abydos. Ebenso läßt König Chenẕers Vezir 'Anchu (§ 300 A.) Restaurationen am Tempelbau Sesostris' I. vornehmen, und König Ra'ḥotep berät mit seinen Beamten die Herstellung des Tempels des Minu in Koptos. In dieser Weise sorgen die Könige, wenn ihnen etwas Zeit gegönnt ist, durchweg für ihre Väter, die Götter, lassen in Ḥammamât Steine brechen, errichten sich selbst Kolossalstatuen, und bauen sich Gräber-zum Teil, wie Sebekemsaf I. und seine Gemahlin Nubcha's, in Theben, während Neferḥotep I. offenbar im Gebiet von Memphis seinen Palast hat. Voll Demut erfüllen die Beamten des Reichs ihre Befehle und nehmen die Gnadenerweisungen entgegen, die ihnen zu teil werden. In den Inschriften merkt man von der furchtbaren Zerrüttung so wenig wie etwa in den Inschriften des Römerreichs aus dem dritten Jahrhundert. Und doch zeigen die ununterbrochenen Thronwechsel und Usurpationen, daß es damals in Aegypten etwa eben so schlimm ausgesehen haben muß: offenbar sind Jahrzehnte hindurch nicht mehr Pharaonen eines natürlichen Todes gestorben, als im dritten Jahrhundert Caesaren. Wie diese Zustände zu erklären sind, bleibt freilich völlig dunkel; darüber können offizielle Urkunden, Weih- und Grabinschriften keine Auskunft geben. Wenn man früher glauben konnte, unter der dreizehnten Dynastie vollziehe sich die Krisis des Feudalstaats und die Gaugrafen hätten sich unabhängig gemacht [310] und nach der Krone gegriffen, so war das ein Irrtum. Diese Krisis liegt vielmehr zwischen dem Alten und dem Mittleren Reich; die Könige der zwölften Dynastie haben die Selbständigkeit der Gaufürsten vollständig beseitigt (§ 285). Nur an einer einzigen Stelle finden wir unter der dreizehnten Dynastie selbstherrliche Grundbesitzer, nämlich im südlichen Oberaegypten in der alten Königsstadt Elkab; und diese haben sich denn auch Felsgräber mit Inschriften im alten Nomarchenstil angelegt. Der älteste von ihnen, Sebeknacht, unter Sebekḥotep VI. und Neferḥotep, trägt die Titel »Fürst, Graf, Hoherpriester«, auch »Kanzler und einziger Freund«, die an die alten Erbgrafen erinnern; aber nach ihm folgen Ranseneb und Bebi, die ausschließlich einen Beamtentitel (u'artu n ḥqa) führen und mit den Königen und hohen Beamten verwandt sind – obwohl Bebi so selbständig ist, daß er wie die alten Nomarchen von den Wohltaten redet, die er seiner Stadt erwiesen hat, wie er Vornehm und Gering 50 Brote geschenkt, die Felder bestellt hat u.ä. Unter der siebzehnten und achtzehnten Dynastie ist dann daraus nochmals ein wirkliches Fürstentum erwachsen. Hier haben wir es also mit Beamten zu tun, die durch Besitz und Heirat zu einer mächtigen, fürstengleichen Stellung gelangt sind. Das scheint, soweit die wenigen Andeutungen eine Vermutung gestatten, überhaupt auf das Wesen der Krisis des Mittleren Reichs, die unter der dreizehnten Dynastie eingetreten ist, hinzudeuten: es werden die hohen Beamten der Krone und vor allem die Offiziere gewesen sein, die jetzt selbst nach der Königswürde greifen und in wildem Ehrgeiz einer dem andern den Siegespreis abjagen, ohne daß es auch nur einem von ihnen gelungen wäre, eine feste Stellung zu erringen und eine dauerhafte Dynastie zu begründen.


Die große Inschrift Neferḥoteps I., MARIETTE, Abydos II 28-30, liegt noch immer unbeachtet und harrt des Bearbeiters. – Von den Gräbern von Elkab (VGL. LEPSIUS, Denkmäler, Text IV 46ff. und die Publikation der Gräber des Sebeknacht, Reneni und Paḥeri von TYLOR, Wall drawings and Monuments of Elkab, 3 voll.) gehören der 13./14. Dynastie an no. 10 (Sebeknacht), no. 9 (Ranseneb) und no. 8 bis (Bebi, LD. Text IV S. 53), dem Anfang der 18. Dynastie no. 2 A'ḥmes Pennechbet, no. 5 A'ḥmes [311] S. des Abana, no. 7 Reneni (unter Amenophis I.), no. 5 Paḥeri (unter Thutmosis III.). – Im Dekret des Antef VIII. (§ 309) sind die höchsten Beamten in Koptos der Kanzler und Vorsteher des Tempelguts, mit dem Grafentitel, der Kommandant von Koptos mit dem Titel, »Königssohn«, ein zweiter Kanzler, und der Sekretär des Tempels. Außerdem ist das Dekret an »die ganze Garnison von Koptos und die gesamte Laienpriesterschaft« gerichtet. Die Zustände der Feudalzeit bestanden hier also nicht mehr.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 299-312.
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