Die Vasallen. Beziehungen zu Ägypten

[528] Zu dem Reichsgebiet kommen, durch feierliche Eide gebunden und zu Tributzahlung und Heeresfolge verpflichtet, die Vasallenstaaten im südlichen Kleinasien und in Syrien. In Karkemiš und Aleppo regieren Nachkommen Subbiluljumas, und auch sonst werden manche Orte von Chetitern besetzt und kolonisiert worden sein, so Dapur (o. S. 469). Die von Chattusil eingeschlagene Friedenspolitik und das Bündnis [528] mit Ägypten hat ihrer Herrschaft größere Sicherheit und Dauer gewährt. Als Bentesina von Amurru wegen einer Geldforderung von dreißig Talenten an die Leute von Akkad zur Selbsthilfe greifen will und König Kadašmenellil von Babel sich darüber bei Chattusil beschwert, schlägt dieser »seinem Bruder« vor, gegen den chetitischen Vasallen Klage zu erheben; dann werde er Bentesina vorladen und von ihm verlangen, daß er sich vor den Göttern rechtfertige, da sein ungebührliches Verhalten ihn, seinen Landesherren, ebensogut treffe, wie den verbündeten König1006. Unter Dudchalia IV. wird dann Bentesinas Sohn unter den gleichen Bedingungen wie sein Vater zum König von Amurru eingesetzt1007.

Wenn wir von Kriegen kaum noch etwas erfahren, so liegt das allerdings zum Teil daran, daß von Chattusils Annalen nur dürftige Bruchstücke erhalten sind; eins von diesen zählt eine Reihe von Landschaften im späteren Kilikien und seiner Nachbarschaft auf, die er unterworfen hat1008. Über seine Nachfolger Dudchalia IV., Arnuanda IV. und Dudchalia V. ist dann die Kunde noch dürftiger1009.

Zu Ägypten blieben die Beziehungen dauernd freundschaftlich. Es will wenig besagen, wenn sich ein Chetiterkönig (vielleicht Chattusils Enkel Arnuanda IV.) einmal darüber beschwert, daß ihm der Pharao (Merneptah?) zu seiner Thronbesteigung nicht, wie es üblich ist, eine Glückwunschgesandtschaft mit Geschenken geschickt habe; denn in demselben Brief erklärt er sich zu friedlicher Regelung einer Grenzstreitigkeit bereit und bedauert, daß er die Bitte um reines Eisen aus Kizwadna zur Zeit nicht erfüllen kann; er [529] werde aber welches anfertigen lassen1010. Mernephtah ist dann, als wieder einmal eine Hungersnot herrschte, dem verbündeten Reich durch eine große Getreidesendung über See zu Hilfe gekommen1011, in derselben Weise, wie ein Jahrtausend später die Ptolemaeer so oft befreundeten griechischen Staaten geholfen haben.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 2/1, S. 528-530.
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