Israel unter dem Hause 'Omri. Aramaeerkriege.

Meša' von Moab

[325] Nach Niederwerfung des Königsmörders Zimri hat 'Omri (885-874) noch jahrelang gegen den Rivalen Tibni kämpfen müssen, bis er nach dessen Tode in ganz Israel Anerkennung fand. Aber er hatte den Vorteil, daß er nicht als Usurpator zur Krone gelangt war, sondern als Rächer des ermordeten Königs716. 'Omri hat sich eine neue Hauptstadt Samaria (Šamerîn) erbaut, für die er mit gutem Blick eine die Umgebung beherrschende Bergkuppe westlich von Sichem wählte, der ein an ihrem Fuß sich hinziehendes Wadi den Zugang zur Küstenebene und zur Hafenstadt D'ôr gewährte. Die Stadt hat sich rasch entwickelt und ist dauernd der Mittelpunkt der Landschaft Ephraim geblieben. Sie wurde stark befestigt; in der Mitte der Hochfläche liegt der Königspalast, von dessen Grundmauern die sorgfältig behauenen Fundamentquadern wieder aufgedeckt sind717.

Auch nach außen hat 'Omri die Stellung des Reichs neu gefestigt. Den Aramaeern von Damaskus freilich hat er die Grenzgebiete in Galilaea und im Ostjordanlande mit der Festung [325] Ramat im nördlichen Gil'ad nicht wieder entreißen können, sondern mit Barhadad auf Grund des Besitzstandes einen Vertrag geschlossen, in dem er ihm die Anlage eines Bazars in Samaria gestattete718; dadurch erhielt die neue Hauptstadt Anteil an dem von den aramaeischen Kaufleuten lebhaft betriebenen Handel der vorderasiatischen Welt. Mit Tyros hat er die von der judaeischen Dynastie ererbten Beziehungen gepflegt und weiter gefördert719. Den Versuch Ba'šas, Juda ans Reich zurückzubringen, hat er nicht wieder aufgenommen, und so ist der langjährige Hader zwischen beiden Staaten allmählich eingeschlafen oder vielleicht durch einen Friedensschluß beendet worden.

'Omris bedeutendster Erfolg war die Wiederunterwerfung Moabs. Der armselige Abriß der Geschichte Israels im Königsbuch, der über ihn wie über seine Vorgänger durch keinerlei sonstige Mitteilungen ergänzt ist, berichtet davon nichts; dagegen erfahren wir durch die Inschrift des Königs Meša' von Moab, daß »'Omri, König von Israel, Moab viele Tage bedrückte, weil Kamoš auf sein Land zürnte, und ebenso sein Sohn (Achab)«. Der ganze Norden des Landes wurde in Israel einverleibt; »'Omri«, berichtet Meša', »hatte das Gebiet von Madeba besetzt und hauste darin, seine Tage und die Hälfte der Tage seines Sohnes720, vierzig Jahre« – eine runde Zahl, [326] wie so häufig auch in den israelitischen Erzählungen (vgl. o.). Auch die benachbarten Orte Nebo, Jahaṣ, Qirjatain und weiter südlich 'Aṭarôt, wo »der Mann von Gad seit Urzeiten saß« – man sieht, wie die Sitze der Moabiter und der israelitischen Stämme durcheinander gingen –, wurden von den Königen Israels besetzt und befestigt. Das Gebiet von Moab war auf die Landschaft am Arnon und weiter südlich beschränkt, und seine in Daibon721 residierenden Könige – zuerst Meša's Vater722, dann dieser selbst – mußten alljährlich aus dem von Viehzucht lebenden Lande einen schweren Wolltribut zahlen723.

Aus den Kämpfen der Israeliten gegen Moab stammt ein Lied, das triumphierend die Zerstörung von Chešbôn (ganz im Norden Moabs), der Stadt des Königs Sichon, und die Verwüstung und Ausplünderung der Ortschaften Moabs verkündet, dessen Gott Kamoš seine Söhne zu Flüchtlingen, seine Töchter zu Gefangenen gemacht hat724.

'Omris Sohn Achab (873-852/1) hat das Werk des Vaters fortgesetzt. Er hat zahlreiche Orte, darunter Jericho, neu befestigt. In Samaria hat er den Palast seines Vaters umgebaut und die Prunkgemächer nach Salomos Vorbild im phoenikischen Stil mit Elfenbein ausgelegt, was dann von manchen der wohlhabenden Magnaten nachgeahmt wurde725; im allgemeinen freilich [327] scheint er (und ebenso Joram) den Aufenthalt in Jezre'el in der Ebene vorgezogen zu haben. Mit Tyros wurde der »Bruderbund« (Amos 1, 9), der Israel dem phoenikischen Handel eröffnete, weiter gepflegt; Achab hat sich wahrscheinlich schon zu Lebzeiten seines Vaters (s.o. S. 278 Anm. 2) mit Izebel, der Tochter des Königs Itoba'al von Tyros (887-856), vermählt. Für sie und ihr Gefolge hat Achab dem Ba'al ihrer Vaterstadt in Samaria einen Tempel erbaut.

Auch zu Juda stellte sich das natürliche Verhältnis her, daß der kleine Staat sich dem größeren Reich unterordnete. Als hier die lange Regierung Asas zu Ende ging, hat sein Sohn Jošaphaṭ (873-849) Achabs Tochter 'Atalja geheiratet, die dann den Ba'alkult auch in Jerusalem einführte, und hat ihm in seinen Kriegen Heeresfolge geleistet726. Das gab dem judaeischen König die Möglichkeit, Edom wieder zu unterwerfen727. Von hier aus versuchte er, Salomos Fahrten nach dem Goldlande Ophir auf eigene Hand wieder aufzunehmen, während er in begreiflicher Besorgnis vor der Übermacht Israels seinem Schwager Achazja, dem Nachfolger Achabs, die nachgesuchte Beteiligung ablehnte. Indessen die der See völlig unkundigen Judaeer waren der Aufgabe nicht gewachsen; die »Taršîšschiffe« (o. S. 103) scheiterten schon im Hafen, und das Unternehmen mußte aufgegeben werden.

Im Innern hatte Achab schwer unter einer lang anhaltenden Dürre zu leiden, die auch in den Annalen von Tyros verzeichnet ist728. Weitere Erregung brachte die Hinrichtung des Nabot, eines Magnaten von Jezre'el, der wegen Lästerung Gottes und des Königs durch ein Volksgericht mit seinen Söhnen gesteinigt wurde, worauf der König sein Grundstück in Besitz nahm. Die [328] Tat hat große Erregung hervorgerufen und gilt wohl mit Recht als ein Justizmord, den Achab auf Anstiften seiner Gemahlin veranlaßt habe, weil Nabot ihm seinen an den Palast in Jezre'el angrenzenden Weinberg nicht hatte verkaufen wollen729. Bezeichnend für die Staatsgestaltung und die Stellung der freien Bevölkerung ist, daß der König nicht daran hatte denken können, ihm etwa sein Grundstück gewaltsam zu nehmen; die Königsgewalt in Israel war eben keineswegs despotisch, und ebensowenig offenbar in den aramaeischen und auch in den phoenikischen Staaten.

Die durch diese Vorgänge erzeugte Mißstimmung gegen den König wurde gesteigert durch den von ihm in Samaria erbauten Ba'altempel, der mit allem Zubehör, Ašera und Maṣṣeba, Priestern und Propheten und ihren Riten, Festen und Opfern reich ausgestattet war. Es ist begreiflich, daß dieser Kult auch auf die einheimische Bevölkerung eine starke Anziehungskraft ausübte. Der Gedanke, daß man damit Jahwe zu nahe trete, lag diesen Kreisen ganz fern; man wollte sich nur auch den Segen des mächtigen Gottes der blühenden und nahe befreundeten Handelsstadt sichern. Auch der König dachte nicht anders; von einer Verfolgung Jahwes und seiner Anhänger und Propheten, wie sie die spätere, durch und durch verfälschte Tradition ihm zuschreibt, kann garkeine Rede sein; vielmehr hat er allen seinen Kindern Namen gegeben, die sie unter den Schutz Jahwes stellen, und in den Erzählungen von seinen und seines Sohnes Aramaeerkriegen treffen wir in ihrer Gefolgschaft zahlreiche Jahwepropheten, die ihnen den Sieg verkünden. Aber daß der Gott eines politisch und kommerziell eng verbündeten Staates, aus dem seine Gemahlin stammte, auch in seinem Reich eine [329] Kultstätte erhielt, war für ihn eben so selbstverständlich, wie es das seinerzeit für Salomo gewesen war730.

Indessen seitdem hatten sich die Anschauungen geändert und vertieft; was bei anderen, naturwüchsig empfindenden Völkern allgemeiner Brauch war, bot zwar nicht der Masse des Volkes, wohl aber den Kreisen, in denen sich die fortgeschrittenen Anschauungen von den Geboten Jahwes und dem mit ihm geschlossenen Bunde gebildet hatten, den schwersten Anstoß. Und in der Tat mußte der fremde Gott als ein Konkurrent Jahwes erscheinen. Es ist bezeichnend, daß er in unseren Berichten niemals Ba'al von Tyros oder Melqart genannt wird, sondern immer nur »der Ba'al« schlechthin. Das konnte nur als Gott (»Eigentümer«) des Landes oder Israels verstanden werden. Früher hatte man Jahwe ganz unbedenklich so bezeichnet und die Kinder danach benannt; jetzt aber, durch die Stiftung eines eigenen Tempels und Kultes, trat dieser Ba'al als ein gesondertes Wesen neben den Volksgott und stand in schroffem Widerspruch zu der inzwischen weiter ausgebildeten Forderung der Alleinverehrung Jahwes.

Als Hauptvertreter der Opposition erscheint in der Überlieferung der Prophet Elia aus Tišbe in Gil'ad. Als Achab am Tage nach der Steinigung Nabots und seiner Söhne dessen Grundstück besichtigte, ist ihm Elia entgegengetreten und hat ihm angekündigt, daß Jahwe ihm eben an dieser Stätte sein Verbrechen vergelten werde731. Daß er auch den Ba'alkult bekämpft [330] hat, kann nicht zweifelhaft sein; daraus ist dann die Dichtung von seinem Kampf gegen die Ba'alspfaffen erwachsen. Seine Haltung hat sich auf seinen Jünger Eliša' vererbt, der gleichfalls aus dem Ostjordanlande (Abel Mechola) stammte. Elisa hat dann die Gelegenheit ergriffen, um die Bestrebungen seines Meisters in die Tat umzusetzen.

Vertreten sind jedoch diese Anschauungen immer nur von Einzelpersönlichkeiten, die vielleicht einen kleinen Kreis von Anhängern um sich sammeln mochten. Die ständig anwachsende Masse der berufsmäßigen Jahwepropheten stand durchaus auf seiten des Königs; in den zahlreichen populären Erzählungen, die von dieser Zeit berichten, verheißen sie ihm den Sieg in seinen Kämpfen für die Macht Israels732. Ein anschauliches Bild ihres wüsten Treibens gibt die Erzählung von Achabs Zug gegen Ramat (Reg. I 22). Da verkünden alle Propheten, »ungefähr 400«, ihm den Sieg; Ṣidqija ben Kena'na macht sich eiserne Hörner, so soll der König Aram niederstoßen. Nur Micha ben Imla, der ständige Unglücksprophet, tritt ihm entgegen: er hat Jahwe auf seinem Thron sitzen sehn, umgeben vom ganzen Himmelsheer, ratschlagend, wie er Achab zu dem Unternehmen, das ihm den Tod bringen soll, verlocken kann, und »der Geist« – der Gottesgeist, der die Propheten inspiriert – erbietet sich, zum Lügengeist im Munde der Propheten zu werden733. Auf König Jošaphaṭ von Juda, der dabei saß, haben diese Worte Eindruck gemacht; Achab dagegen sieht offenbar auf das ganze Treiben, [331] das er dulden muß, mit der Geringschätzung des Staatsmanns herab und läßt Micha festsetzen. Der Ausgang hat diesem dann recht gegeben, und eben darum wird diese Geschichte erzählt. Man sieht aber aus ihr und allen ähnlichen Erzählungen, wie verheerend diese Gestaltung der Religion auf das gesunde Empfinden des Volks gewirkt hat.

Gegen Ende der Regierung Achabs hat König Hadad'idri von Damaskus734, vielleicht angelockt durch die verheerende Wirkung der in Israel herrschenden Hungersnot, den mit 'Omri geschlossenen Frieden gebrochen und Samaria angegriffen. Wir besitzen darüber einen ganz legendarisch gestalteten Bericht, in dem aber, anders als in den Eliasagen, die Propheten auf seiten Achabs stehn und ihm den Sieg verheißen. Geschichtlich wird sein, daß das Belagerungsheer durch das Aufgebot der Landbezirke (medînôt) angegriffen wurde und ein Ausfall des Königs aus der Stadt die Niederlage vollendete735. Im nächsten Jahre (854) wurde Hadad'idri dann bei Apheq, dem auch aus den Philisterkriegen bekannten Schlachtort in der Ebene Jezre'el, völlig geschlagen und mußte sich gefangen geben. Statt ihn, wie die Fanatiker forderten, dem Jahwe zu schlachten, nahm Achab ihn freundlich auf und begrüßte ihn als seinen Bruder. Auf Grund eines Vertrages, in dem er sich verpflichtete, die unter [332] Ba'ša und 'Omri entrissenen Ortschaften zurückzugeben und als Gegenleistung gegen den aramaeischen Bazar in Samaria die Anlage eines israelitischen Bazars in Damaskus zu gestatten, konnte Hadad'idri in sein Reich zurückkehren.

Politisch war dieses Verhalten Achabs das allein richtige; denn mehr hätte er gegen das Aramaeerreich, das Israel an Machtmitteln mindestens gleichstand, keinesfalls erreichen können. Wohl aber bot sich da durch die Möglichkeit zu einer weitreichenden Kombination. Gleich nach seinem Regierungsantritt (859) hatte Salmanassar III., der König des neuerstarkten Assyrerreichs, die Unterwerfung der syrischen Kleinstaaten begonnen und war bereits bis an die Grenzen des Reichs von Ḥamât vorgedrungen. Gegen die Übermacht sich zu wehren reichten die Kräfte der Einzelstaaten nicht aus; nur ein Zusammenschluß aller konnte vielleicht Rettung bringen. So trat dem Assyrer, als er im Jahre 853 verheerend ins Gebiet von Ḥamât einfiel, eine starke Koalition entgegen; die Führung hatte Hadad'idri, der nach den allerdings offenbar aufs stärkste übertriebenen Angaben Salmanassars 1200 Wagen, 1200 Reiter, 20000 Mann zu Fuß ins Feld führte; Achab von Israel (Achabbu Sir'elai) soll 2000 Wagen, 10000 Mann, Irchulini von Ḥamât 700 Wagen, 700 Reiter, 10000 Mann gestellt haben. Dazu kamen Kontingente zahlreicher Kleinstaaten, von Arados, Irqanata (Arqa?), Ušanat, Sianu in Phoenikien, 500 Mann von Que in Kilikien, 1000 Mann des Ba'ša ben Rechôb von Ammon, 1000 Kamelreiter des Arabers Gindibu' und 1000 Ägypter736. Bei Qarqar im Orontesgebiet kam es zur Schlacht. Salmanassar rühmt sich, den Sieg erfochten zu haben737; aber von weiteren Erfolgen kann er nichts berichten, vielmehr hat er den Angriff [333] auf Ḥamât und Damaskus erst 6 Jahre danach wieder aufgenommen.

Von Dauer freilich ist die Eintracht der syrischen Staaten nicht gewesen. Da Hadad'idri die Festung Ramat in Gil'ad nicht herausgeben wollte, hat Achab im dritten Jahre nach seinem Siege bei Apheq (851) den Krieg erneuert und unterstützt von Jošaphaṭ von Juda die Stadt angegriffen738. In der Schlacht hatte er, um sicher zu gehn, sein Königsornat abgelegt; da traf ihn ein Pfeil, und an der Wunde ist er im Kampfgetümmel im Wagen stehend verblutet. Als der Fall des kriegerischen Königs bekannt wurde, gab das Heer den Kampf auf; seine Leiche wurde nach Samaria überführt.

Die Bedrängnis durch die Aramaeer mag den Anlaß gegeben haben, daß König Meša' von Moab die israelitische Oberhoheit abschüttelte und die Wiedereroberung der entrissenen Gebiete begann739. Der Reihe nach wurden Madeba, 'Aṭarôt, Nebo, Jahaṣ genommen; in 'Aṭarôt hat er die gesamte Bevölkerung »dem Kamoš und Moab zur Augenweide« abgeschlachtet, »den Altar seines Numens vor Kamoš und Moab nach Qarijot geschleppt«. Ebenso erschlug er in Nebo sämtliche Einwohner, 7000 Männer mit Weibern und Kindern, »denn ich hatte sie der 'Aštar-Kamoš gebannt«; die Kultobjekte wurden auch hier dem Kamoš dargebracht. Wie für die Israeliten ist eben für alle semitischen [334] Stämme (auch die Assyrer) der Krieg zugleich ein Kampf ihres Stammgottes gegen seine Rivalen; dadurch wird die Brutalität dieser Kriege noch weiter gesteigert.

Achab hat gegen Meša' nichts unternehmen können, und ebensowenig sein Sohn Achazja. Als aber dieser nach kurzer Regierung an den Folgen eines Sturzes gestorben war, hat sein Bruder und Nachfolger Joram alsbald740 den Versuch gemacht, Moab wieder zu unterwerfen. Da Jošaphaṭ von Juda auch diesmal Heeresfolge leistete und daher auch die Streitkräfte Edoms zur Verfügung standen, konnte er den Plan fassen, das Land von Süden aus, durch die Wüste rund um das Tote Meer, anzugreifen und so völlig zu erdrücken. Zunächst hatte er vollen Erfolg; das Land wurde weit und breit verwüstet, die Felder und Quellen mit Steinen überschüttet, die Fruchtbäume umgehauen, die Ortschaften zerstört, Meša' in der Feste Qîr Chareset741 eingeschlossen. Als ein Durchbruchsversuch zu den Edomitern mißlang, ergriff er das Verzweiflungsmittel, seinen ältesten Sohn auf der Mauer der zürnenden Gottheit als Opfer darzubringen. Das hat gewirkt: »da kam«, erzählt unser Bericht, »ein großer Zorn über Israel, und sie zogen von ihm ab und kehrten in ihr Land zurück«; Kamoš hatte sich in seinem Lande als mächtiger erwiesen als Jahwe. In Wirklichkeit wird es die Uneinnehmbarkeit der Festung gewesen sein, an der, wie so oft in der älteren Kriegsgeschichte, der Feldzug gescheitert ist.

Nach der Abwehr der Invasion hat Meša' sein Reich weiter [335] festigen können742. Er hat die eroberten Ortschaften wieder aufgebaut und mit Moabitern besiedelt, zahlreiche andere neu befestigt, ebenso die Hauptstadt Daibon und ihre Zitadelle (החרק). In ihr erbaute er ein Königshaus und (wie auch in Ba'al Me'ôn) ein Wasserreservoir; außerdem mußte jedes Haus sich eine Zisterne anlegen743. Für die Bearbeitung des Felsbodens744 verwendete er die israelitischen Gefangenen. Von 'Aro'er aus führte er eine Straße über den tief eingeschnittenen Arnon. Nach Süden hat er seinen Machtbereich beträchtlich erweitert; in dem verstümmelten Schluß seiner Inschrift erzählt er, wie Kamoš ihm den Auftrag gibt, das hier gelegene Chauranên zu erobern. Auf einer größtenteils erhaltenen Basalttafel, die er an der Kulthöhe des Kamoš in der Zitadelle von Daibon aufstellte, hat er in schlichten Worten die Taten aufgezählt, die Kamoš zu seiner Rettung – so deutet er seinen Namen Meša' – durch ihn vollbracht hat und durch die er ihn »seine Lust sehen ließ an allen seinen Feinden«.

Die Folge der Wiederaufrichtung Moabs ist gewesen, daß auch Edom die judaeische Herrschaft abschüttelte und sich wieder einen König setzte; Jošaphaṭs Sohn Achazja hat sich bei dem Versuch, es wieder zu unterwerfen, eine Niederlage geholt. Auch die Stadt Libna in den westlichen Vorhöhen des Gebirges ist damals abgefallen, offenbar zu den Philistern von Gaza.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 2/2, S. 325-336.
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