Dëianíra [1]

[878] DËIANÍRA, æ, ( Tab. XXVI.) des Oeneus und der Althäa Tochter, blieb, nebst der Gorgo, allein durch des Bacchus Gunst bey ihrer Gestalt, als ihre übrigen Schwestern wegen des vielen Klagens über ihres Bruders, des Meleagers, Tod, endlich alle von der Diana in Vögel verwandelt wurden. Nicander ap. Anton. Liberal. c. 2. & Hygin. Fab. 174. Einige machen sie zu des Dexamenus, und, noch andere zu des Dionysus und der Althäa Tochter. Idem Fab. 31. & Muncker. ad l. c. Weil sie ein schönes Frauenzimmer war, so fanden sich viele Freyer um sie zu Kalydon, bey ihrem Vater, ein: er wollte sich aber nicht gern eine Feindschaft von ihnen zuziehen, und versprach sie also dem zu geben, der sie durch den Kampf erlangen würde, worauf denn alle Freyer, bis auf den Herkules und Achelous, ihren Abschied nahmen. Diese beyden kämpfeten hatt mit einander, und Herkules erhielt sie, Apollod. lib. II. c. 7. §. 5. & Hygin Fab. 31. welcher denn mit ihr den Hyllus zeugete. Da er aber das dritte Jahr nach ihrer Vermählung von Kalydon zurück über den Fluß Evenus gehen wollte, und solcher eben sehr angelaufen war, so erboth sich der Centaur, Nessus, sie insgesammt über solchen zu tragen. Allein, da er die Deianira zuerst hinüber bringen sollte, so ließ er sich deren Schönheit so sehr einnehmen, daß, als er sie so weit gebracht hatte, daß ihm Herkules nicht gleich nachkommen konnte, [878] er sie zu seinem Willen haben wollte. Indem sie aber den Herkules um Hülfe anrief, so schickte ihm dieser einen seiner Pfeile nach, der ihn tödtlich verwundete. Nessus beredete darauf die Deianira, dasjenige, was er ihr von sich und seinem Blute, das von dem Pfeile troff, und er mit etwas Oele vermischete, zustellete, wohl zu verwahren; weil es ein Mittel seyn würde, ihren Mann dadurch von aller fremden Liebe abzuhalten. Sie glaubete solches, und hub diese Mischung in einer Büchse sorgfältig auf. Immittelst zeugete Herkules mit ihr noch den Gynäus und Hodites. Als er aber hernach seine Zuneigung auf die Iole warf, so erfuhr sie es durch den Lichas, des Herkules Bedienten, da er einige Kleider von ihr zu einem vorhabenden Opfer holen sollte. Sie bestrich daher das Hemde davon mit des Nessus Mittel, welches dem Herkules die schrecklichsten Schmerzen verursachete, so bald er es angezogen, so daß er sich auch deswegen das Leben nahm. Als nun Dejanira erfuhr, was sie angerichtet hatte, so ergriff sie aus Verzweifung einen Strick, und erhieng sich. Diod. Sic. lib. IV. c. 35, 36, 37, 38. p. 167, 168, 169. Apollod. l. c. §. 5, 6, 7. & Hygin. Fab. 36. Nach andern erstach sie sich auf ihrem hochzeitlichen Bette. Sophocl. Trachin. v. 934. sqq. Die sie zu des Dexamenus Tochter machen, wollen, es habe sie Herkules erst zu Falle gebracht, und, als sie dennoch der Centaur, Ixion, zur Frau haben wollen, auch sich bereits mit seinen Angehörigen zur Hochzeit eingefunden, so habe ihn Herkules, als er noch zu rechter Zeit dazu gekommen, hingerichtet. Hygin. Fab. 33. Ihr Grab wollten nachher die zu Argis zeigen: es war aber an der Seite von Heraklea und dem Berge Oeta zu sehen. Pausan. Corinth. c. 23. p. 127. Indessen giebt ihre Historie zu verstehen, daß große Leute auch von geringen können betrogen werden; daß man sich vor der Feinde Schenkungen in Acht zu nehmen habe, und in Ansehung ihres Mannes, daß Ehebruch nicht leicht unbestrafet [879] bleibe. Omeis Mythol. in Deianira s. p. 43.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 878-880.
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