Abchasien

[7] Abchasien, oder Abassa, im Kaukasus und an dem schwarzen Meere. Großabchasien ist das Küstenland von der mingrelischen Küste bis Anapa, Kleinabchasien liegt landeinwärts gegen Osten zwischen dem oberen Kuban und der Malka. Das Gebirge steigt bis 13000' und ist mit prächtigen Laubwäldern bekleidet; in den Thälern ital. Klima und Erzeugniß. Die Abchasen theilen sich in viele Stämme, haben feudale Verfassung wie das german. Mittelalter, sind schlank, muskulös, schön, adlernasig, arbeiten nicht, lieben Krieg und Raub; ihre schönen Töchter verkaufen sie häufig in die türk. und pers. Harem. Den alten Römern waren sie als Räubervolk bekannt, den Byzantinern dem Namen nach unterworfen; in dieser Zeit wurden sie Christen. Später übten Perser und Georgier eine Art Herrschaft, die mongolischen Eroberer Dschingischan und Timur suchten sie mit Feuer und Schwert heim und endlich setzten sich die Türken fest. Seit 1770 trachtete Rußland nach der Herrschaft und in den Verträgen von Akjerman, 1826, und Adrianopel, 1829, entsagten die Türken ihren Ansprüchen zu Gunsten der Russen. Die A. jedoch, welche den Sultan nur als Kalifen, nie als Landesherrn anerkannten, verweigerten den Russen den Gehorsam und es entspann sich ein blutiger Krieg, der in diesem Augenblicke ruht, weil die Russen im östl. Kaukasus mit den Tschetschenzen vollauf zu thun haben. Die Habgier der A. verschafft den Russen für ihr Gold Spione, Verräther und Waffenstillstände. England machte einen Versuch, mit den A. von der Seeseite in Verbindung zu treten, wagte es aber nicht ferner, als Rußland »den Vixen« als gute Prise behandelte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 7.
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