Adiáphora

[14] Adiáphora (gr. adiaphora = unausgezeichnet) heißen gleichgültige Dinge, Mitteldinge, Dinge zwischen Gutem und Bösem. Der Streit über die Frage, ob es Adiáphora gebe, durchzieht die Geschichte der Moral und der Religion. Epikuros (341-270) verneinte die Frage. Nach der Lehre der Stoiker dagegen, durch die das Wort seine Verbreitung gefunden hat, ist die Tugend das einzige Gut, das Laster das einzige Übel; alles was nicht Tugend oder Laster ist, z. B. das Leben, die Begabung, die Schönheit, die Gesundheit usw., ist ein Adiáphoron. – In Wirklichkeit wird jeder Mensch je nach seiner Individualität, Erziehung, Gewöhnung etwas anderes für gleichgültig erklären. Und in verschiedenem Zusammenhange mit anderen Dingen kann oft das an sich Gleichgültige bedeutungsvoll werden.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 14.
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