Sorge für unser ewiges Glück.

[58] Der Menschen Leben ist mit dem Tode nicht aus, sondern hat ein anderes zu hoffen, wo die guten belohnt und die bösen bestraft werden sollen. Darum soll unser Leben dahin gerichtet sein, daß wir nicht gedenken allein auf Erden zu leben und ewig in der Welt zu bleiben, sondern uns auf jenes Leben bereiten und geschickt machen. Denn das haben wir vor den Thieren voraus, daß sie nach diesem Leben weiter nichts zu hoffen haben, wir aber haben Belohnung zu hoffen, daß, wenn dies zeitliche und vergängliche Leben aufhört, wir in ein ewiges unvergängliches[58] Leben eintreten. Siehe dadurch mußt du dich unterscheiden von deinem Viehe, das weiter nicht sorget und denket, als wie es hier auf Erden leben und den Bauch füllen möge, du aber mußt die Augen weiter aufthun, und sehen auf das, was zukünftig ist. Trachtet nach dem, was droben ist, und nicht nach dem was auf Erden ist. Das ist die Ermahnung, die an dich ergeht. Aber wie machst du es? Das Vergängliche hast du immer im Gesichte, denkest daran, sorgest dafür, und freuest dich darüber, aber das Zukünftige schlägst du in den Wind. Du bist wohl Bürger auf Erden eine Zeit lang, aber nicht immer, du bist nur ein Reisender durch dies Erdenleben. Wirst du aber nicht einen Reisenden tadeln und spotten, der den Ort seiner Reise vergäße, und sich unterwegens in allen Wirthshäusern aufhielte und zögerte. Und machst du es nicht so verkehrt, wie er, wenn du nur das Zeitliche zu gewinnen suchst, und um das Ewige dich nicht bekümmerst, immer darauf los sündigest, von Tage zu Tage so bleibest wie du bist, niemals besser wirst und nicht an die Rechenschaft denkst,[59] die du von deinem Leben geben sollst. Die Gottlosen sind wie der Mann, der, um einen Tag lustig und in Freuden zu leben, sich zehn böse und schlimme Tage dadurch macht. So sind sie ebenfalls. Sie machen sich das Leben recht lustig und versagen sich nichts diese kurze Zeit, aber die ewige Zeit werden sie darben und trauern.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 58-60.
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