Pflichten der Zuhörer gegen die Lehrer.

[264] Die Zuhörer sollen die Lehre beherzigen und in einem feinen guten Herzen bewahren, daß sie darnach thun und Früchte bringen. Auch sind sie den Lehrern Liebe und Ehrerbietung schuldig, und wer die Lehrer hasset oder verachtet, der hasset auch wohl immer die Lehre, die sie verkündigen. Man ist auch schuldig, Lehrer und Prediger mit Unterhalt zu versorgen. Und die versündigen sich schwer, die Christen sein wollen, und doch zur Unterhaltung der Lehrer keinen Beitrag thun wollen. Einige suchen ihnen sogar das zu entziehen, was ihnen doch zu geben verordnet ist. Sie werden aber dem Rechenschaft geben, der da saget: Ein Arbeiter ist seines Lohnes werth. Du versorgest ja deinen Knecht, der dir in leiblichen Dingen dienet, um so mehr mußt du auch dem dankbar sein, der dir das Heil deiner Seele lehret. – Ich vergönne dir es auch, so du hübsch prüfest, was dir gesagt wird, und untersuchest, ob es mit der Schrift zusammenstimmt, denn so wirst du rechten Nutzen für deine Seele haben. Die[265] Lehrer dürfen nicht über dein Gewissen herrschen, aber du mußt auch nicht murren, so sie dich vor Lastern warnen und Gottes Gesetze vorhalten. Denn das ist ihr Amt, daß sie das thun sollen. Ich wüßte auch nicht, was aus der Welt werden wollte, wo allen das Stillschweigen geboten würde. Darum stehet auch Hebr. 13, 17. Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf daß sie das Werk mit Freuden thun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 264-266.
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