Der Bettler.

[87] Habt Erbarmen, habt Erbarmen!

Seht mein Elend, meine Not!

Gebt mitleidig doch mir Armen

Einen Pfennig, oder Brot!


Schon zwei Tage kam kein Bissen

Speise, ach! in meinen Mund;

Steine waren meine Kissen,

Und mein Bett der Wiesengrund.


O wie reich war ich als Knabe,

Von den Eltern hochgeliebt!

Aber, wehe mir! ich habe

Sie bis in den Tod betrübt.


Ich verschmähte ihre Lehren,

Achtet' nicht auf ihre Gunst,

Wollte nichts von Weisheit hören,

Nichts von Arbeitslust und Kunst.


Ach, mein Los ist nun, zu darben!

Traute Kinder, seht mich an:

Jammer, Elend sind die Garben,

Die die Thorheit ernten kann!

Chr. D. Schubart.

Quelle:
Adelfels, Marie von: Des Kindes Anstandsbuch. Stuttgart [1894], S. 87-88.
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