November.

[330] Den 1sten. Das Fest Allerheiligen. Das Pantheon vom Agrippa, unter dem Kaiser Augustus gebauet, welches allen Göttern geweiht war, wurde vom Papste Bonifacius IV. zu einem christlichen Tempel geweihet und allen Heiligen gewidmet. Dies gab Gelegenheit, ein neues Fest anzuordnen, welches das Fest Allerheiligen genannt wurde. Es ist eigentlich aus dem Feste [330] aller Märtyrer entstanden, welches zum Andenken aller Märtyrer gefeiert wurde.


Den 2ten. Das Fest Allerseelen. Das Fest Allerseelen ist im 10ten Jahrhunderte aufgekommen; und wurde angeordnet, um für die Seelen im Fegefeuer an diesem Tage zu beten, und Seelenmessen für ihre baldige Erlösung zu lesen. Der Abt Otillo war der erste, der für die Seelen im Fegefeuer Messen lesen ließ.

Die Veranlassung zu diesem Feste gab ein gewisser Reiser, welcher aus dem gelobten Lande kam und erzählte, daß, als er vor dem feuerspeienden Berge Vesuv vorbei gekommen wäre, die Teufel in demselben einen entsetzlichen Lärm gemacht und gesagt hätten: die neuen Mönche beteten zu viel, und dies mache, daß niemand mehr in die Hölle käme. Dies gab Gelegenheit, einen neuen Tag anzusetzen, an welchem man für die Seelen im Fegefeuer betete und Messe las.


[331] Den 3ten. Theophilus, anfangs ein Sadducäer, und folglich ein Jude, nicht aber ein Heide, und hernach Bischof zu Antiochien.


Den 6ten. Leonhardus, war ein Schüler des Remigius, und lebte gegen das Jahr Christi 501.


Den 9ten. Theodorus, wurde unter dem Julian gemartert.


Den 10ten. Martin Luther, geboren zu Eisleben den 10ten November 1483 von Margaretha, der Ehegattinn Hans Luthers, eines Bergmanns, kam nach Magdeburg und Eisenach in die Schule; 1502 nach Erfurt auf die Universität; wurde 1505 Magister, 1507 ein Augustiner-Mönch, und 1512 Professor der Theologie zu Wittenberg. Schon lange hatte er durch das fleißige Studiren der Bibel gute Einsichten bekommen: nun aber brachte ihn der Gräuel des Ablaßkrams dergestalt in Eifer, daß er 1517 den 31sten October an der Schloßkirche zu Wittenberg [332] 95 Sätze wider die Irrthümer des Papstthums anschlug, und viele Predigten, sonderlich gegen den Ablaß, hielt. 1520 wurde er vom Papste Leo in den Bann gethan. 1521 vertheidigte er sich auf dem Reichstage zu Worms. Bei seiner Rückreise wurde er auf Veranstaltung des Churfürsten Friedrichs aus dem Wagen geholt, und auf das Schloß Wartenburg, nahe bei Eisenach, gebracht, wo er das neue Testament übersetzte. Von da ging er nach Wittenberg, um einige Unruhen zu stillen, welche Carlstadt erregte. 1525 verheirathete er sich mit Katharina von Boven, einer Exnonne. 1527 machte er auf Befehl des Churfürsten zu Sachsen, Johannes, eine neue Kirchenordnung. 1530, da die Ausburgische Confession auf dem Reichstage zu Augsburg übergeben wurde, hielt er sich auf dem Schlosse zu Coburg auf. 1537 setzte er die Schmalkaldischen Artikel auf. 1546 starb Luther in seiner Geburtstadt Eisleben an den Steinschmerzen. Sein Körper wurde nach Wittenberg gebracht, und in die Schloßkirche begraben.


[333] Den 11ten. Martin, zum Unterschiede von dem vorhergehenden, Bischof genannt. Er war Bischof zu Tours in Frankreich. Er soll allerlei Streitigkeiten mit dem Teufel gehabt haben. Man erzählt von ihm folgende Anekdote: Als er in seinen jüngern Jahren, da er noch Soldat gewesen war, einstens einen entblößten Bettler in einem harten Winter gesehen habe, habe er sogleich mit seinem Degen seinen Reitrock mitten entzwei geschnitten, und dem Bettler die eine Hälfte gegeben.


Den 19ten. Elisabetha, war die Tochter des Königs Andreas in Ungarn. Sie wurde wegen ihrer Religiosität vom Papste Gregorius IX. unter die Heiligen versetzt, 1525.


Den 21sten. Mariä Opferung. Als die Maria 3 Jahr alt gewesen, sollen sie ihre Eltern nach dem Tempel gebracht haben, wo sie erzogen worden.


Den 25sten. Catharina, zu Alexandrien gebohren. Man rühmt ihre ausgebreiteten Kenntnisse,[334] welche sie angewandt habe, um die Religion auszubreiten. Sie starb den Märtyrer-Tod.


Den 30sten. Andreas, gebohren zu Bethsaida. Sein Vater hieß Jonas, sein Bruder war Simon Petrus, seiner Profession nach ein Fischer, ein Schüler Johannis. Dieser sandte ihn mit seinem Bruder, dem Simon Petrus, zu Christo. Er soll in Scythen das Evangelium gepredigt haben, und unter dem Vespasian gekreuziget worden seyn.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 330-335.
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