Sechstes Kapitel.
[234] Schweizerreise. – Charlotte Birch-Pfeiffer. – Calame. – Mendelssohn. – Tell-Erinnerungen. – Jenny Lind. – Andersen.

Es war im Jahre 1842, als die heiße Junisonne Deutschlands grüne Matten in ein düsteres Braun verwandelt hatte; Wiesen und Felder dürsteten, allein der wolkenlose Himmel wollte ihren Durst nicht stillen. Mein langjähriger Freund, Generalkonsul Heinrich Schletter, Besitzer des größten Seidengeschäfts in Leipzig, hatte mich zu einer Reise nach der Schweiz eingeladen und kam Anfang Juli nach Weimar, um mich abzuholen. Er war ein feingebildeter, wohltätiger und kunstfreundlicher Mann. Sein Reichtum erlaubte ihm, sich mit Pracht und Luxus zu umgeben, doch tat er dies mehr um[234] seiner Freunde willen, denn für seine Person lebte er höchst einfach. Sein edler Sinn für alles Schöne wandte sich der bildenden Kunst zu, und so entstand die kostbare Sammlung von Gemälden der neueren Schule, die er testamentarisch seiner Vaterstadt Leipzig mit der Bedingung vermachte, daß fünf Jahre nach seinem Tode ein neues Museum erbaut würde, um seine Sammlung aufzunehmen. Dieselbe ist jetzt die schönste Zierde des neuen Museums. Daß Schletter sich durch fleißiges Studium echte Kennerschaft erworben, beweisen am besten die Meisterwerke, die er nach eigener Wahl angeschafft hat.

Ich will die Schönheiten der Schweiz und den gewaltigen Eindruck, den sie auch auf mich machten, hier nicht zu schildern versuchen. Aber einiger Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten auf dieser Reise will ich doch gedenken.

Charlotte Birch-Pfeiffer, unsere gemeinschaftliche Freundin, hatten wir flüchtig in Baden begrüßt; später suchten wir sie in ihrer ländlichen Villa am Züricher See auf. Die Räume des freundlichen, mit Aprikosen und Weingeländen umgebenen Bauernhauses hatte sie echt künstlerisch eingerichtet. Überall trat uns ein seiner Sinn entgegen. Schletter gehörte zu ihren besten und treuesten Freunden. Ich hatte sie im Jahre 1818 in Prag kennen gelernt, wo sie das Fach der ersten Liebhaberin bekleidete, wozu ihre plastische, schlanke Gestalt sich ganz besonders eignete. Ihr Körper war so edel geformt, daß man sich kein schöneres Modell für eine Juno denken konnte.

Sie empfing uns mit großer Herzlichkeit. Zwei liebliche Mädchen, Töchter ihrer Schwester, Marie und Mathilde Herlin, standen ihr zur Seite.

Charlotte Birch-Pfeiffer war im Jahre 1838 nach Zürich gekommen und hatte durch ihre trefflichen Darstellungen das Publikum so enthusiasmiert, daß man ihr die Leitung[235] des dortigen Theaters anbot, die sie auch übernahm. Durch ihre Sachkenntnis und ihren geistigen Überblick stellte sie hier ein Ensemble auf, wie es die Züricher nie gesehen hatten. Schade, daß sie diesen Beruf nicht weiter verfolgte, daß man sie nicht an die Spitze einer bedeutenderen Hofbühne berief, wo ihr große künstlerische und pekuniäre Mittel zu Gebote standen und sie gewiß noch ganz anderes geschaffen haben würde. Sie allerdings hat durch ihren Rücktritt gewonnen. Wo hätte sie als Direktrice die Zeit hernehmen sollen, solche Tätigkeit in der dramatischen Literatur zu entwickeln? Vom ästhetischen Standpunkt aus sind allerdings viele ihrer Stücke zu tadeln, das wußte sie ebensogut wie die Herren Kritiker. Sie war die Tochter ihrer Zeit und kannte den Geschmack des damaligen Publikums. Diese Kenntnis hat ihr reichlichen Gewinn gebracht und den Schauspielern höchst dankbare Rollen.

In Genf ließ Schletter sich gleich nach unserer Ankunft bei dem berühmten Maler Calame anmelden, um das Bild: ›Ein Schweizer Bergsturm‹, zu sehen, das in Paris ausgestellt gewesen, trotz des Beifalls, den es gefunden, aber nicht verkauft worden war, und forderte mich auf, ihn dahin zu begleiten. Der Meister, ein hageres Männchen von mittlerer Größe, einen Schirm über den Augen, empfing uns in seinem Atelier. Sein Benehmen und seine Bescheidenheit erinnerten mich an Dannecker; auch daraus konnte man den wahren Künstler erkennen. Das Bild in seiner Komposition und Ausführung machte auf uns einen gewaltigen Eindruck. Da war keine Spur von gewaltsamen Lichteffekten; groß und einfach war die erhabene Natur wiedergegeben. Ohne zu handeln, gab Schletter den geforderten Preis, 4500 Franken, und das Bild wurde eine der schönsten Zierden seiner Galerie. Ein zweites Bild, das kaum untermalt war und einen Sonnenuntergang darstellte, stand auf der Staffelei[236] und war für den König von Württemberg bestimmt. Calame sagte uns, daß er nur ungern diese Bestellung übernommen; die Kunst hätte ihre Grenzen. Sonne und Mond getreu wiederzugeben, wäre noch keinem Sterblichen geglückt, und er würde nicht der erste sein. Nicht nur der sinnige, große Künstler zog mich aufs lebhafteste an, auch der einfache, liebenswürdige Mensch. Der arme Mann litt damals an einem Augenübel und trug deshalb den grünen Schirm, der fast sein Gesicht bedeckte; doch muß sich dieses Leiden bald gegeben haben, da er seit jener Zeit noch so viele Meisterwerke geschaffen hat.

Im Hotel zu Chamounix trafen wir verabredetermaßen Felix und Paul Mendelssohn mit ihren Frauen. Unsere unterwegs immer größer gewordene Gesellschaft bestand nun aus elf Personen, und Frohsinn und Heiterkeit nahmen in unserer Mitte Platz. Der unvergeßliche Felix war die Seele des Ganzen. Er war der Abendstern, dessen Licht uns erfreute und belebte. Für den folgenden Tag wurde eine Partie auf den Montanvert beschlossen und ausgeführt, obgleich der Himmel, der tags zuvor hold lächelte, sich in ein abscheulich graues Gewand gehüllt hatte.

Die älteren Damen bedienten sich der Sänften, die jüngeren sicherer Maultiere, wir Männer unserer Alpenstöcke. Felix war immer allen voran und sprang wie eine Gemse von einem Fels zum andern. Sein Kostüm bestand aus einem italienischen Strohhut, schwarzem Frack und schwarzen Beinkleidern, weißer Weste und Halsbinde. Er hätte, bis auf Hut und Alpenschuhe, sofort bei Hofe erscheinen können. Wir andern nahmen uns neben ihm sehr unelegant aus.

Mendelssohn war ein herrlicher Mensch, wahr, offen, treu, redlich, im Leben wie in seiner Kunst. Ohne allen Neid erkannte er jedes wirkliche Talent an, wie es dem echten Künstler ziemt.[237]

Eine allerliebste Anekdote erzählte er mir von seinem Diener, der ihn in Interlaken erwartet hatte, als Beweis, wie jedes Augenmaß in der Schweiz aufhört. »Wie hast du dich amüsiert?« fragt Mendelssohn denselben. »Na, hör'n Se mal, Herr Doktor,« sagt das Berliner Kind, »davon könnte ick nich ville Rühmens machen. Det is ja ein janz kurioses Land! Die Jungfrau hatte mich sehr gefallen und ick denke: Det Ding kannst du dich en bisken in die Nähe besehen. Ick gehe also zum Wirt und sage: ›Hör'n Se mal, Herr Wirt, erwarten Sie mir heute nich zum Mittagessen, ick will man en bisken uf die Jungfrau.‹ – ›Wie woll'n Se denn das machen?‹ fragt mir der Mann. ›Na, janz enfach,‹ sage ick. ›Ick jehe man immer lang.‹ – ›Ja,‹ sagt er, ›von hier aus is se noch nie bestiegen worden, und wenn Se ruf wollen, brauchen Se anderthalb Tage.‹ Na, Herr Doktor, da hört doch allens uf! Det Ding sieht ja von Hotel Bellevue aus, als könnte man in en paar Stunden ruf kommen. Ne, Herr Doktor, da lob ick mir mein Berlin! Da weeß eener, wie er dran is.« –

Um mir einen besonderen Wunsch zu erfüllen, mußte Schletter mit mir von Hospental aus die Gotthardstraße hinab nach Altorf fahren, wo ich mich so oft in meiner Phantasie als Tell herumgetrieben. Den Ort wie den ganzen Weg dahin mußte ich in der Wirklichkeit sehen. Schon um sechs Uhr früh fuhren wir durch das Urserental, wo das Vieh bis an den Bauch in duftenden Kräutern weidete, dann durch Andermatt, durch das schwarze Felsentor über die Teufelsbrücke, durch die Schöllenen, Wattigen, Wasen, Amsteg, Silenen, Blüs, bald auf dem rechten, bald auf dem linken Ufer der Reuß, über unzählige Brücken Altorf zu. Hier war der Ort, wo ich meinem Walther so oft den Apfel vom Kopfe geschossen hatte. Ein heiliger Schauer erfaßte mich, als man mir die Stelle bezeichnete, wo Tell und sein Knabe gestanden[238] haben sollen. Der grimme Landvogt saß auf seinem Gaul in diesem Augenblick zu meiner Seite, seine Schergen und Urnervolk bildeten die Gasse. Kurz, Schillers Meisterwerk stand lebendig vor meiner Seele. Auf dem Hinwege konnte ich nur flüchtig die Straße betrachten, zurück nahmen wir uns mehr Zeit. Zwischen Silenen und Amsteg stieg ich aus, um mir die Ruine von Zwinguri in der Nähe zu besehen. Der zweite Gesell im »Tell« mag nicht so unrecht haben, wenn er diese Zwingburg Geßlers mit einem Maulwurfshaufen vergleicht; von großem Umfang kann sie nicht gewesen sein. Hinter Amsteg beginnt die Straße zu steigen. Mit wie wenigen Worten hat Schiller dies Wunderwerk der Natur und Kunst so treffend geschildert!


Am Abgrund geht der Weg, und viele Kreuze

Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtnis

Der Wanderer, die die Lawin' begraben. –

Und seid Ihr glücklich durch die Schreckensstraße,

Sendet der Berg nicht seine Windeswehen

Auf Euch herab von dem beeisten Joch,

So kommt Ihr auf die Brücke, welche stäubet.

Wenn Ihr sie glücklich hinter Euch gelassen,

So reißt ein schwarzes Felsentor sich auf.

Kein Tag hat's noch erhellt – da geht Ihr durch,

Es führt Euch in ein heitres Tal der Freude.

So immer steigend, kommt Ihr auf die Höhen

Des Gotthards, wo die ew'gen Seen sind,

Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen.

Dort nehmt Ihr Abschied von der deutschen Erde.


So oft mir die alte Straße zu Gesicht kam, sah ich in meiner Phantasie den unglücklichen Parricida dahinwandeln, vor jedem Kreuze niederfallend, mit heißen Tränen seine Schuld büßend, gleich einem Schatten über die alte bemooste Brücke wankend. Aber auch das Bild Schillers stand leuchtend vor meiner Seele.

Endlich nahte die glückliche Stunde, wo ich Weib und Kinder wieder in meine Arme schließen konnte, und manchen[239] Winterabend lieferte meine Schweizerreise den Stoff zur Unterhaltung. – –


Am Schlusse des Jahres 1845 wurde ich von unserer Intendanz nach Berlin gesendet, um Jenny Lind für ein Gastspiel in Weimar zu gewinnen. Mehrere schriftliche Anerbietungen hatten keinen Erfolg gehabt. Mir glückten die mündlichen Unterhandlungen durch die Unterstützung, welche mir meine Freundin Charlotte Birch-Pfeiffer zuteil werden ließ. Am 24. Januar 1816 sollte Jenny Lind bei uns als Norma auftreten, und mein Chef beauftragte mich, ihr bis Halle entgegen zu fahren und von da aus das Amt ihres Reisemarschalls zu übernehmen. Vorher sollte ich mich aber nach Leipzig begeben, um mir eine dort gastierende Tänzergesellschaft anzusehen und sie nach Befinden gleichfalls nach Weimar einzuladen. Ihre Mittelmäßigkeit ersparte mir den Antrag. Da ich die Lind erst am 17. zu erwarten hatte, blieb ich in Leipzig und wohnte einem der berühmten Tunnelbälle in Gesellschaft Herloßsohns und vieler alter Freunde bis zu früher Morgenstunde bei. Kaum war ich wieder in meinem Gasthofe und eben erst eingeschlafen, als ich durch die Nachricht geweckt wurde, es sei eine Stafette an mich da. Mein Chef schrieb mir in Telegraphenstil: »Sofort mit der Eisenbahn nach Berlin fahren. Lind Dienstag bei Hof singen müssen. Küstner will keinen längeren Urlaub geben. Alles aufbieten, unseren Zweck zu erreichen. Beiliegenden Brief persönlich an Graf Redern übergeben. Abends 8 Uhr. Spiegel.« Ja, er hatte gut reden von persönlich an Graf Redern übergeben. Auf den Ball hatte man mich trotz meines Reiseanzugs freundlich zugelassen, aber Staatsvisiten konnte ich ohne Frack usw. nicht machen. Ich entwarf daher augenblicklich eine Depesche in gleichem Lapidarstil an meinen Freund Isensee, der von ziemlich gleicher Gestalt mit mir war. »Um[240] elf Uhr nach Berlin fahren müssen – schwarzer Frack, weiße Halsbinde, Weste und Glacéhandschuhe dazu nötig – Unnennbare selbst besitzen – alles übrige sofort schicken – halb elf Uhr selbst auf Bahnhof sein.« Das Verlangte kam umgehend, und zur genannten Stunde stellte sich auch Isensee pünktlich auf dem Bahnhofe ein, um sich zu erkundigen, ob ich seit letzter Nacht verrückt geworden sei.

In Berlin kostete es allerdings manchen Weg, manche dringende Bitte, und manche einflußreiche Fürsprache war nötig, ehe der Intendant einwilligte, seine Sängerin früher zu beurlauben und das bereits festgestellte Repertoire zu ändern. Allein es gelang dennoch. Am 21. morgens sieben Uhr hielt ich in meinem Wagen vor der Wohnung der »Schwedischen Nachtigall« und brauchte keine Minute lang zu warten; die strengste Pünktlichkeit gehörte unter die vielen seltenen und trefflichen Eigenschaften, welche Jenny Lind schmückten. Daneben lernte ich auch auf dieser Reise zu meiner wahren Freude und Bewunderung die einfache Natürlichkeit und den reinen, edlen Sinn der hochgefeierten Sängerin kennen. Als Reiselektüre hatte sie Goethes »Geschwister« bei sich und erbat sich von mir die Erklärung einiger Stellen. Das gab mir Gelegenheit, ihr mancherlei von dem mitzuteilen, was ich von Goethe wußte. Sie nahm daran das lebhafteste Interesse und erzählte mir darauf mit prunkloser Bescheidenheit von ihrem eigenen Leben und Bildungsgange. Nachdem sie in ihrem Vaterlande Musik studiert, in Stockholm schon Konzerte gegeben und Unterricht erteilt hatte, war sie mit den auf diese Weise gesammelten, nicht bedeutenden Geldmitteln unter dem Schutze einer schwedischen Familie nach Paris gegangen, um Garcias Unterricht beizuwohnen, nicht als dessen Schülerin einzutreten. So hatte sie denn in größter Zurückgezogenheit sechs Monate lang in Paris gelebt, aber Garcias Schule mit einem Feiß, einer Energie und Ausdauer[241] studiert, welche wohl ebenso selten und bewundernswürdig waren als ihre künstlerische Begabung. Zu diesem Urteile kam ich und mußte jeder Sachverständige kommen, der Garcias Methode und die Zeit, welche andere begabte und fleißige Schülerinnen zu ihrer Ausbildung bedurften, kannte und dann Jenny Lind hörte.

Jenny trat als Norma auf. Trotzdem, daß man die Preise der Plätze verdreifacht hatte, waren doch alle Räume des Theaters überfüllt, der Beifall des Publikums enorm. Ihre Charakterzeichnung war sehr verschieden von der der Schröder-Devrient, nicht so grandios-leidenschaftlich, doch einheitlich und wohl durchdacht; in Mimik und Plastik blieb sie hinter ihrer großen Vorgängerin zurück, aber als Sängerin erreichte sie unter allen, welche ich bis dahin gehört, das höchste Ziel.

Ihre zweite Rolle war die Amine in der »Nachtwandlerin«, worin sie ein so naturtreues, psychologisches Charakterbild gab, daß sie als Darstellerin wie als Sängerin den höchsten Gipfel der Kunst erreichte.

Obgleich sie fast alle Einladungen ausschlug, hatte sie doch die Freundlichkeit, einen Abend in meiner Familie zu verleben. Auf ihren Wunsch waren außer dieser nur der Dichter Andersen und Direktor Röder aus Nürnberg, der gekommen war, sie für ein Gastspiel dorthin zu gewinnen, gegenwärtig.

Die Damen saßen mit Stickereien beschäftigt um den Tisch, Andersen in ihrer Mitte, sein reizendes Märchen »Der Tannenbaum« mit liebenswürdiger Naivität vorlesend. Nachdem der Tannenbaum seine Chamäleonsrolle ausgespielt, verließ Jenny ihren Platz, setzte sich ans Klavier und sagte: »Nun will ich euch ein paar schwedische Lieder vorsingen.« Diesen folgten noch einige deutsche. Wir alle waren bezaubert nicht nur durch ihren unübertrefflichen Gesang, sondern auch[242] durch ihre ungekünstelte Liebenswürdigkeit, und unvergeßlich wird gewiß jedem Teilnehmer dieser genußreiche Abend geblieben sein.

Daß sie, wo es erforderlich war, die große sich ihres Werts bewußte Künstlerin zur Geltung zu bringen wußte, davon sollte ich bei dem Hofkonzert, das ihrem Gastspiel voranging, Zeuge sein. Nachdem die höchsten Herrschaften sie begrüßt, kamen auch einige Damen ersten Rangs und sprachen gegen mich den Wunsch aus, ihr vorgestellt zu werden. Sie nahm das exzentrische Lob derselben mit freundlicher Bescheidenheit entgegen. Da drängte sich ein guter, dem Weimarischen Hof nicht angehörender Kavalier in unseren Kreis, und ohne sich der Künstlerin vorstellen zu lassen, wendete er sich mit den Worten an sie: »Nun, das war ja ganz allerliebst! Recht hübsch! Wirklich recht hübsch!« Die beiden Gräfinnen sowie ich kamen in einige Verlegenheit, die Lind aber nicht. Sie sah mit besonderer Hoheit den naiven Sprecher über die Achsel an, und ohne etwas zu erwidern, wandte sie sich wieder zu den Damen.

Quelle:
Genast, Eduard: Aus Weimars klassischer und nachklassischer Zeit. Erinnerungen eines alten Schauspielers. Stuttgart 1919, S. 234-243.
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