Mechabalsamölharzstrauch

[71] Mechabalsamölharzstrauch, Amyris balsamea Im. [Alpin, de plantis Aegypti, Ic. pag. 60.] mit aus drei, fünf und mehr Blättchen zusammengesetzten Blättern, und büschelförmig angehäuften, fünfblätterigen Blumen, ein im glücklichen, wie auch im wüsten Arabien, vorzüglich auf Anhöhen, einheimisches, etwa zwei Fuß hohes Bäumchen.

Der vermuthlich zwischen Medina und Mecka von diesem Bäumchen gesammelte, theils von selbst, theils durch Einschnitte aus der Rinde, gewöhnlich sehr spärlich fließende sogenannte Meckabalsam (Balsamus de Mecca, Opobalsamum, Balsamum Gileadense. Bals verum) ist anfangs dünnflüssig, blaß und trübe von Farbe, von angenehm duftendem, Zitronen, Rosmarin und Salbei, oder vielmehr der Balsammünze ähnlichem Geruche und gelind bitterm, angenehm schärflichem und erwärmendem Geschmacke. Er enthält einen großen Theil ätherischen Oels, und löst sich in ausgepreßten Oelen und in heißem Weingeiste auf, welcher dann durch Wasser weiß getrübt wird. Mit der Zeit wird er dicklich, gilblich, durchsichtig, und verliert viel am Geruche.

Der Einkaufsort ist Mecka, wo 77 Quentchen 50 venetianische Zechinen kosten. Dieses ungeheuern Preises wegen kömmt er nicht nach Europa, außer als Geschenk an Monarchen, gewöhnlich in bleiernen, enghälsigen Flaschen.

Die zweite Sorte, der käufliche, obgleich immer noch seltene Meckabalsam wird durch Auskochen des Holzes und der Aeste in einem großen Kessel erhalten, da dann dieser Balsam zuerst als ein helles, feines Oel auf die Oberfläche des Wassers steigt, und so abgenommen wird.

Durch fortgesetztes Kochen wird die dritte schlechteste, gewöhnlich käufliche Sorte gewonnen. Er ist dick und hat wenig Geruch.

Die meisten angegebenen Zeichen von der Güte eines ächten Balsams sind trüglich, und blos die Quelle, aus der man ihn hat, kann etwas entscheiden. Die Verfälschungen sind unzählig, unter denen die in England gebräuchliche Unterschiebung des Balsams von der Balsamtannenfichte nicht die geringste ist.

Da die arzneilichen Kräfte des ächten Balsams die eines andern gewöhnlichen natürlichen Balsams z.B. des Kopahubalsams oder einer feinen Terbenthinart weder sehr übersteigen können, noch wirklich übersteigen, so wird uns sein unmäßiger Preis über seine Seltenheit trösten können. Die geringste Sorte ist als kraftlos von keinem Belange.

Was die von diesem Bäumchen noch hie und da officinellen Aestchen (Xylobalsamum) und Samenkapseln (Carpobalsamum) betrift, so sehe man oben Balsamholz und Balsamkörner nach.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 71.
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