Medicamenta galenica

[73] Medicamenta galenica. Nur die ganz einfachen Zubereitungen der Arzneien, vorzüglich der Gewächs- und Thiersubstanzen, welche durch Zerkleinen, Mischen, Kochen u.d.gl. erhalten werden, waren dem Galen, und seinen Nachfolgern bekannt. Die Araber und einige europäische Scheidekünstler, Raimund Lulle, Arnold von Villeneuve, Basilius Valentinus und vorzüglich Theophrast Paracelsus und seine Anhänger, setzten andre künstlichere Bereitungen, insbesondere aus dem Mineralreiche zu dem Vorrathe der Arzneibereitungen. Diese chemischen Arzneien setzte man lange jenen galenischen entgegen, verwarf bald diese auf Kosten jener, und jene auf Kosten dieser, bis in der Mitte oder doch zu Ende des 17ten Jahrhunderts, vorzüglich in Deutschland, eine Vereinigung beider, eine eklektische Reform entstand, wodurch beiderlei Klassen Arzneien als nöthig und dienlich in besondern Fällen angesehen wurden und in den Apothekervorschriften brüderlich zusammen traten. Seit nun in den neuern Zeiten (der letzten Hälfte unsers Jahrhunderts) die geläuterte Chemie beide gesichtet, verbessert und auf einfachere, gegründetere Handgriffe zurückgeführt hat, ist von jenem altfränkischen Unterschiede unter wissenschaftlichen Aerzten und Apothekern weiter die Rede.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 73.
Lizenz: