Mutterharzgalban

[114] Mutterharzgalban, Bubon Galbanum, L. [Zorn, pl. med. tab. 416.] mit rhomboidalischen, gezahnten, gestreiften, glatten Blättchen, und wenigen Dolden, ein in Afrika und Persien einheimischer, vier bis fünf Fuß hoher Strauch unserer Treibhäuser, welcher im August (Juny?) gelb blüht.

Der etliche Querfinger über der Wurzel abgeschnittene (angeritzte?) Stengel läßt einen zähen milchichten Saft auströpfeln, welcher zu einer weißlichten Masse, dem Galban (Gummi Galbanum) verhärtet, welche mit der Zeit eine gilblichte und röthlichte Farbe annimmt, inwendig mit weißlichten Stücken durchmischt, durchscheinend, von starkem, widrigem Geruche, und bitterlich erwärmendem Geschmacke. So kömmt es gewöhnlich in ansehnlichen Klumpen (Galbanum in massis, en pains) zu uns. Das in kleinen runden Stückchen (Galbanum in lacrymis, en larmes) ist seltner, und oft mit Stengeln und Samen vermischt.

Ueberhaupt ist es ein sehr zähes Gummiharz, worin etwa 1/3 oder 1/4 Gummi, das übrige aber Harz, vorhanden ist. Die versüßten Mineralsäuren, und ein Gemisch von zwei Theilen Weingeist und einem[114] Theile Wasser sind das beste Auflösungsmittel. Mit kaltem Wasser gerieben wird es zur Emulsion, die aber ihre festen Theile wieder absetzt; vollkommner, mit Hülfe des arabischen Gummis oder des Eidotters.

Am besten wird es von den fremdartigen Theilen gereinigt, wenn man es in eine Rinderblase schüttet, diese in siedendem Wasser so lange hält, bis das Galban ganz weich und flüssig ist, und es dann durch Leinwand auspreßt. Blos in der Frostkälte erhärtet, läßt es sich pülvern.

Bei der wässerigen Destillation erhält man 1/20 eines gilblichen, leichten, ätherischen Oels, bei der trocknen Destillation aber (mit Sand gemischt) ein dunkelfarbiges stinkendes Oel (Ol. Galbani), welches gegen Kolik und hysterische Krämpfe auf den Unterleib eingerieben wird.

Das Mutterharz selbst ist ein hitziges Mittel, welches in Hysterie, und feuchter Engbrüstigkeit mit Vortheil angewendet wird, so wie äußerlich zur Erregung der zögernden Eiterung in Pflastern.

Das dunkelbraune, unreine, schmierige, mit Sand, Holz, Bohnenmehl oder Ammoniakgummi gemischte Mutterharz ist verwerflich.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 114-115.
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