Myrtengagel

[119] Myrtengagel, Myrica Gale, L. [Zorn, pl. med. tab. 217.] mit lanzetförmigen, etwas sägeartig gezahnten Blättern und ziemlich strauchartigem Stengel, ein etwa zwei bis drei Fuß hoher Strauch in ungebauten sumpfigen, schattigen Gegenden vorzüglich der nördlichen Länder, welcher im Mai und Juny mit hellröthlichen Kätzchen blüht.

Die Zweige mit den myrtenförmigen, zollgroßen Blättern (hb. Myrti brabanticae, Gales, Chamelaeagni) haben frisch und getrocknet einen duftenden, kardemomartigen, aromatischen, starken, Kopf einnehmenden Geruch und einen etwas herben, theebouartigen, bittergewürzhaften Geschmack. Ihre gewiß große Arzneikraft ist noch nicht untersucht. Man hat sie für stärkend und schmerzstillend gehalten, und innerlich und äußerlich gegen Eingeweidewürmer, äußerlich in Salbe hülfreich gegen die Krätze, auch sonst zur Vertreibung verschiednen Ungeziefers gebraucht. Die Blüthenkätzchen statt des Hopfens unter das Bier gekocht, betäuben, machen trunken und erregen Kopfweh. Die in kochendes Wasser geworfenen, wohlriechenden Beeren sollen eine Art grünes Wachs von sich geben, welches obenauf schwimmt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 119.
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