§. [180] 117.

Zu den letztern gehören die sogenannten Idiosyncrasien, worunter man eigne Körperbeschaffenheiten versteht, welche, obgleich sonst gesund, die Neigung besitzen, von gewissen Dingen, welche auf viele andre Menschen gar keinen Eindruck und keine Veränderung zu machen scheinen, in einen mehr oder weniger krankhaften Zustand versetzt zu werden89. Doch dieser Mangel an Eindruck auf Jedermann[180] ist nur ein Schein. Denn da zu diesen, so wie zur Hervorbringung aller übrigen krankhaften Befindensveränderungen im Menschen beide, sowohl die der einwirkenden Substanz inwohnende Kraft, als die Fähigkeit der den Organism belebenden Lebenskraft, von ihr erregt zu werden, erforderlich ist, so können die auffallenden Erkrankungen in den sogenannten Idiosyncrasien nicht bloss auf Rechnung dieser besondern Körperbeschaffenheiten gesetzt, sondern sie müssen zugleich von diesen veranlassenden Dingen hergeleitet werden, in denen die Kraft liegen muss, auf alle menschliche Körper denselben Eindruck zu machen, nur so, dass wenige unter den gesunden Körperbeschaffenheiten geneigt sind, sich in einen so auffallend kranken Zustand von ihnen versetzen zu lassen. Dass diese Potenzen wirklich auf jeden Körper diesen Eindruck ma chen, sieht man daraus, dass sie bei allen kranken Personen für ähnliche Krankheitssymptome, als sie selbst (obgleich anscheinend nur bei den sogenannten idiosyncratischen Personen) erregen können, homöopathische Hülfe als Heilmittel leisten90.[181]


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 180-182.
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