§. [205] 155.

Ich sage: ohne bedeutende Beschwerde. Denn beim Gebrauche dieser passendsten, homöopathischen Arznei sind bloss die den Krankheits-Symptomen entsprechenden Arznei-Symptome des Heilmittels in Wirksamkeit, indem letztere die Stelle der erstern (schwächern) im Organism, einnehmen und letztere so durch Ueberstimmung vernichten; die oft sehr vielen übrigen Symptome der homöopathischen Arznei aber, welche in dem vorliegenden Krankheitsfalle keine Anwendung finden, schweigen dabei gänzlich. Es lässt sich in dem Befinden des sich stündlich bessernden Kranken fast nichts von ihnen bemerken, weil die zum homöopathischen Gebrauche nur in so tiefer Verkleinerung nöthige Arznei-Gabe ihre übrigen, nicht zu den homöopathischen gehörenden Symptome in den von der Krankheit freien Theilen des Körpers zu äussern viel zu schwach ist, und folglich bloss die homöopathischen auf die von den ähnlichen Krankheitssymptomen schon gereiztesten und aufgeregtesten Theile im Organism wirken lassen kann, um so die kranke Lebenskraft zur ähnlichen, aber stärkern Arzneikrankheit umzustimmen, wodurch die ursprüngliche Krankheit auslöscht.[205]


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 205-206.
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