[9] Gar Vieles wird in der eleganten Welt, zu der ich nicht nur den Adel, sondern jeden Gebildeten mit Recht zähle, von uns gefordert; die größten, bisweilen an's Kleinliche gränzenden Ansprüche machen aber die Damen, und den ruhigen Beobachter wandelt oft ein Lachen an, wenn er sieht, wie die Eine das, die Andere jenes schön oder häßlich, fein oder grob, geschmackvoll oder bizarr, anständig oder[9] unanständig u.s.w. findet, ohne eigentlich zu wissen, warum; dennoch aber von jedem Andern eine gleiche Meinung fordert.

Nur hinsichtlich des Aeußern, z.B. der Kleidung, des Tanzes, oder des Ganges und der Complimente sind sie meistens einig, indem der ihnen angeborne feine Geschmack bald das wahrhaft Schöne und Richtige vom Gegentheil unterscheidet. Die Hauptsache ist daher, im Aeußern einen gefälligen Eindruck zu machen, und dieß bezweckt man besonders durch eine wohlgewählte, nette und anständige


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Hoffmann, Karl August Heinrich: Unentbehrliches Galanterie-Büchlein für angehende Elegants. Mannheim 2[1827], S. 9-10.
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