Vorrede zur zweiten Auflage.

[15] Wohin konnte würdiger das Verlangen einer zweiten Auflage dieser Schrift an mich ergehen, als hieher auf den Monte Pincio, wo jenseits des Häusermeeres der ewigen Stadt und über den Kuppeln und Thürmen, welche aus demselben emporragen, der Blick auf dem wunderdereichen Dom ruht, der über den Gräbern der Apostel sich wölbt, auf dem hohen Bau, in dessen Gemächern der oberste Hirte über der Heerde wacht, aus denen er in ernsten Momenten an dieselbe das väterliche Wort, das warnende, mahnende, tröstende richtet. Wann konnte ich freudiger diesem Verlangen entsprechen, als in eben denjenigen Tagen, in welchen die erhebende Kunde von der Rückkehr so mancher gewichtiger Männer Englands in den Schoß der katholischen Kirche jeden getreuen Sohn derselben zur Verherrlichung ihres Herrn aufmahnt? Sie, erst erleuchtet durch erforschte, hierauf bewältigt durch die gefundene Wahrheit, mögen auf andern Bahnen zu ihren Ufern hingeführt worden seyn, als ich es ward; das Ziel, zu dem sie gelangten ist dasselbe. Gefiele es dem Einen oder Andern von ihnen, die Pfade, auf welchen, und die Weise,[15] in der sie geführt wurden, so offen und treulich darzulegen, wie ich in diesen Blättern dessen mich beflissen habe, so gewinnen wir damit einen neuen Beitrag zu der inhaltsreichen Geschichte der göttlichen Führungen, und zu so vielen vorhandenen einen neuen Beweis, daß das redliche Annehmen auch nur einer Wahrheit den Rückweg in alle Wahrheit, wie dieselbe uns in der katholischen Kirche nur entgegentritt, anbahnt.1

Ich habe bei sorgfältiger Durchsicht dieser Blätter keine Veranlassung gesunden, irgend Etwas, was auf die Heranbilbung zum Glied der Kirche Bezug hätte, beizufügen, von dem, was ich bereits mitgetheilt, irgend etwas wegzulassen oder zu berichtigen, irgend ein Urtheil über die Dinge ausser mir zu äussern. Wohl habe ich einige Abschnitte erweitert, Verschiedenes noch berührt, nichts aber, was der Schrift, wie sie ihrer ersten Fassung nach erschienen ist, fremdartig wäre, wohl gar ihr widerspräche.


Rom,

am Tage des heiligen Gallus 1845.

Fr. Hurter.[16]

Fußnoten

1 So eben ist dieß geschehen durch die ausgezeichnete Schrift Newmans über seine Conversion, die in deutscher Uebersetzung (Schaffhausen Hurter'sche Buchhandlung) erschienen ist.



Quelle:
Hurter, Friedrich: Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen aus meinem Leben und Blicke auf die Kirche. Schaffenhausen 1849.
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