[800] Diese Tafel bedarf kaum einer besondern Orientierung; die Bedeutung der Linien ist dieselbe wie auf Tafel I. Die Tafel erfüllt einen doppelten Zweck; einmal läßt sie abermals, diesmal aber in fünfjährigem Durchschnitt, die Anteilnahme der einzelnen Disciplinen an der Gesamtentwickelung des Buchhandels erkennen und ist somit eine willkommene Ergänzung zu Tafel II, sodann innerhalb derselben die Anteilnahme der drei Sprachgruppen.
Tabelle 1 bietet nichts Neues; sie ist nur, der Vergleichung wegen, eine Wiederholung der Sprachenstatistik, die schon Tafel I bietet. Die feste Linie fehlt: ein Blick auf Tafel I ersetzt sie mit Leichtigkeit.
Die folgenden Tabellen, 2 bis 9, bieten ein Bild der einzelnen Wissenschaften und des Verhältnisses der drei Sprachengruppen innerhalb derselben. Überall bedeutet die feste Linie (-) die Gesamtentwickelung der betreffenden Disciplin.
Auf Einiges mag auch hier aufmerksam gemacht werden. So sieht man in Tabelle 2, wie in der protestantische Theologie von allem Anfang an[800] die Deutsche Sprache das Übergewicht hat, und seit 1710 das Lateinische allmählich ganz zu verschwinden beginnt; in der katholischen beginnen erst am Ende des 17. Jahrhunderts die beiden Sprachen einander die Wage zu halten. In der Jurisprudenz hält sich das Latein lange dominierend, erst nach dem Jahre 1750 tritt das Deutsche in gleichem Umfange hervor. In der Medizin ist die Differenz zwischen Latein und Deutsch nicht groß; bis 1700 überwiegt das Latein, seitdem das Deutsche. In der Geschichtswissenschaft und Geschichtserzählung wird seit dem Jahre 1685 das Deutsche vorwiegend in den philosophischen Disciplinen seit 1715, dann bald mächtig ansteigend, während das Latein stetig sinkt. In der Poesie, deren Oszillationen minimal sind, überwiegt das Deutsche seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs; seit dem Ende des 17. Jahrhunderts verschwindet das Latein fast ganz, mit dem Beginn der Fridericianischen Zeit steigt das Deutsche kräftig empor. Die musikalischen Werke sind so gering an Zahl, daß ein Vergleich kaum möglich ist.
Die fremden Sprachen, die in keiner der aufgestellten Kategorien ganz fehlen, haben es nur in zwei Disciplinen zu nennenswertem Umfang gebracht: 1) in der Geschichtsdarstellung, zumal in den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts und dann seit dem Jahre 1740; und 2) noch etwas mehr in den philosophischen Disciplinen; ihr Höhepunkt liegt auch hier da, wo wir ihn in der Geschichtsdarstellung beobachten. Ähnlich steht es auf dem Gebiete der Poesie.
Der Umfang der poetischen und musikalischen Werke ist übrigens ein so geringfügiger, daß die graphische Darstellung gar kein Bild gewährt. Bei der Poesie kommt dies zum Teil aus dem schon besprochenen Grunde, weil lange nicht alles in den Meßkatalog Aufnahme fand, was erschien. Besonders hier wäre eine Darstellung nach Prozenten wohl die willkommenste gewesen.
Ich lasse nun die Ziffern zu den 9 Tabellen der Tafel III folgen.
Anteil der verschiedenen Sprachen innerhalb der einzelnen Disciplinen 1565 – 1765.
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