296. Kriegslied.

[382] (Asmus. 4. Th. S. 143.)


's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre

Und rede du darein!

's ist leider Krieg – und ich begehre,

Nicht Schuld daran zu seyn!


Was soll' ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen

Und blutig, bleich und blaß,

Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,

Und vor mir weinten, was?


Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,

Verstümmelt und halb todt,[382]

Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten

In ihrer Todesnoth?


Wenn tausend, tausend Väter, Mütter, Bräute

So glücklich vor dem Krieg,

Nun alle elend, alle arme Leute

Wehklagten über mich?


Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöthen

Freund, Freund und Feind ins Grab

Versammelten und mir zu Ehren krähten

Von einer Leich' herab?


Was hülf' mir Kron und Land und Gold und Ehre

Die könnten mich nicht freun!

's ist leider Krieg – und ich begehre

Nicht Schuld daran zu seyn.

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 382-383.
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