9.

[274] Bayreuth, 11. Februar 1876.


Allervortrefflichstes Kind!


Ich hab' zwar kürzlich schon einmal mit einem Schweden zu tun gehabt, der war aber einäugig und Jude. Nun versuchen[274] wir es einmal mit einem echten »alten Schweden«! (Stockhausen??) – gefällt mir nicht ganz! –

War er noch gar nicht auf dem Theater, so ist's allerdings mit dem »Hagen« etwas viel gewagt. Nun möge er sich die Sache nur etwas ansehen. Die letzte Woche im Februar bringe ich in Berlin zu, da wollen wir denn sehen, was die kleine Salome ausgebrütet hat! – Übrigens bin ich mit Scaria noch nicht ganz auseinander: eine gerichtliche Aufforderung, hier seine »Honorare« mit Beschlag zu belegen, hat mir die sonderbare Erklärung seines Benehmens gegeben, welches weniger von Roheit und Unverschämtheit, als von – Not herrührte. Dazu empfiehlt man mir noch einen Kögel in Köln, welcher sich auf Ihre Schwester Marie beruft. Ich habe ihn auch nach Berlin zitiert. –

Mit Fräulein Amman ist's in Ordnung. Richter ist sehr für sie eingenommen. An einer Altistin für Frl. v. Fischer fehlt es noch! –

Nun, Kind, jetzt sehe ich Sie bald wieder. Ich habe soeben auch an Hülsen geschrieben. Jetzt muß ich alles abmachen, um mir die Monate vor unseren Proben frei zu erhalten.

Schönsten Gruß an Mama, – auch an Onkel Betz!

Es lebe der Leipziger Platz!

Von Herzen Ihr

Richard Wagner.

(nebst Frau!)


(Auf der gedruckten Einladung an die Sänger vom 9. April 1876.)

Quelle:
Lehmann, Lilli: Mein Weg. Leipzig 1913, S. 274-275.
Lizenz:
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