[Einleitung]

[1] Der Zweck unsers Wirkens und Strebens in der wirklichen Welt ist Ruhe; und zwar eine Ruhe, die vor dem Hader, den Befeindungen der Menschen schützt, die unsern Umgebungen gefällig ist, und uns selbst die Gemächlichkeit des Wohlseins gewährt.1 Zu diesem Ziel zu gelangen, schlagen tausend Menschen tausend verschiedene Wege ein, und fast alle verirren sich, oder kehren ermüdet, entsagend, verzweifelnd auf der Mitte um.

Es muß also schwer halten, dieses Ziel zu erreichen, und nicht das Ohngefähr, die Laune des Zufalls führt uns hin; wir müssen selbstthätig, umsichtig sein, das Ziel fest vor Augen haben, und durch die Neckerein des Schicksals, durch die Verführungen, welche am Wege lauern, durch die Graben und Bäche, welche den Weg zu durchschneiden scheinen, uns nicht irre leiten lassen. Wir ermüden oder verunglücken auf dem Wege, wenn wir nicht wissen, wohin wir eigentlich wollen, wenn wir unsere zu den Anstrengungen nöthigen Kräfte nicht kennen, oder zur Unzeit einen falschen Gebrauch davon machen. Es ist daher


Quelle:
Nicolai, Carl: Über Selbstkunde, Menschenkenntniß und den Umgang mit den Menschen. Quedlinburg, Leipzig 21818, S. 1.
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