Aber am Abend ...

[25] Im Extrem schwelgen erregt Lustgefühl! Je sachlicher, einfacher, frecher und fescher der »anziehend« gestaltete Tag – desto anmutiger, liebreizender, auf Verführung eingestellter die Nacht.

Männlich betonte Frauen im Ballsaal sind undiskutabel, sie schaden ihrer Generation und zerstören das, was Jahre aufzubauen bemüht sind.


Aber am Abend ...

Gegenüber dem Mann im Smoking, in den Arm des Tänzers im Frack – gehört die Gestalt einer zarten, scharmanten Frau, weich in ihren Gesten, reizvoll und verlockend im Äußeren, naiv oder raffiniert – »gamin« oder groß im Stil – aber: Frau.

Schon der Etonkopf paßt im seltensten Fall zu Lichterglanz und Tanzsaalpracht. Das Jungengesicht in rosa Tüll oder mädchenhaftem Blau ist eine Contradictio in adjectum. Die Ausnahmen, die die Regel bestätigen, sind von kleinster Anzahl.

So sind die Grundbedingungen für die Tanzrobe: Ausgeschnittenes Kleid nach der Mode, möglichst viel echter und möglichst wenig unechter Schmuck – aber auch Steine, die zueinander passen! Smaragde und Rubine um einen Hals – nicht zum Ausmalen! Auch Perlen und Brillanten sind in ihrer Zusammenstellung vorsichtig zu behandeln. Eine einzige Sorte Schmuck schadet nie!

Das Wichtigste beim Tanz ist der Fuß, das Wesentlichste beim großen Kleid der Schuh! Ich sah »Damen«, die zum Chiffonkleid Straßenschuhe, hellgelb – mit niedrigen Absätzen – trugen. Es gibt Tänzerinnen, die zu hellem Weiß schwarze Lackschuhe wählen – es gibt noch ganz andere Geschmacksverirrungen, aber es darf nur helle Seiden- oder Brokatschuhe zum Dekolleté geben – und damit: basta![25]


Aber am Abend ...

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 25-26.
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