Der treueste Begleiter –

[53] So paradox es klingt – er existiert, und jede Frau kann ihn nach ihrem Belieben auswählen, auswechseln und ausführen. Mit und ohne Verzierungen, einfach oder in prächtiger Ausführung, je nachdem. Der treueste Begleiter ist und bleibt: das Handtäschchen der gnädigen Frau.

Was für Variationen sind heute nicht möglich! Mit wenig Kosten kann man zu jedem Kostüm sein passendes Täschchen vorführen. Am Vormittag kommt nach neuestem Muster nur Kascha oder pastellfarbenes Leder in Frage – vom Nachmittag an spielen metallene Fäden in seidenen Brokaten und schillernde Perlen und Straßstickereien eine beachtliche Rolle.

Hier – wie in den meisten Dingen der Bekleidungsfrage –: Harmonie! Kein Metall am Vormittag, kein goldenes oder onyxbesetztes Party-case zum Shopping, kein Leder oder Stoff zum Abendkleid. Größer das Tagesformat – aber zierlicher der nächtliche Begleiter.

Der Hüllen Reiz läßt oft auf den Inhalt schließen. Darum Vorsicht! Ich kenne junge Frauen, bei denen der Puder, immer im Übermaß vorhanden, schmutzig macht und das Futter befleckt, bei denen der Lippenstift ausgeflossen und die Creme im falschen Appartement untergebracht ist, bei denen die Puderquaste wie ein Büschel Negerhaare und der Spiegel wie ein Trümmerhaufen ausschaut. Das schreckt ab.

Hüter eure treuesten Begleiter – innerlich wie äußerlich – denn sie sind das unerläßliche Waffenzeug im Feldzug der internationalen Mode ...[53]

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 53-54.
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