Kosmetische Kostproben ...

[46] Weshalb hat die Großmama von fünfzig Jahren eine Haut wie ein Backfisch?

Wieso ist der scheußliche Teint von Fräulein G. seit zwei Monaten engelsrein?

Wohin sind Ihre Sommersprossen, Ihre Mitesser, Ihre Leberfleckchen spaziert, die Sie noch vor 14 Tagen ...?


Kosmetische Kostproben ...

Sie werden es uns nicht glauben, wir machen alle in: Schönheitspflege! Um von Mani- und Pedikure ganz zu schweigen. Aber wir massieren unser Gesicht, elektrisch, mit Radio, mit den Händen, wir geben der in der Großstadt oft ausgetrockneten Haut fetthaltende Einreibungen, wir pudern vorsichtig mit einer Pudersorte, welche unserer Haut bekommt, wir lernen Schminken, um uns selbst in »Beautés« verwandeln zu können, und wir pflegen unseren Teint wie ein Baby.

Aber wie sehen wir auch aus! Einst und jetzt – ich bitte Sie! Gar kein Bluff. Tupfen Sie das »rouge« ruhig fort, wir bleiben immer noch rosig oder braungebrannt, unsere Wimpern sind so schwarz und sind so lang, unsere winzigen Barthärchen sind verschwunden, unsere Lippen bleiben im Wasser und bei anderen Gelegenheiten gleichbleibend rot und – werden es nicht erst. Und dann unsere Haut. Pfirsiche sind nichts dagegen. Früher war das selten, aber heute sind Pfirsiche – Stapelware! Aber das verstehen die Männer noch nicht einmal zu würdigen. Toll! Da sprechen sie mit verächtlichen Blicken auf Toilettentisch oder Täschchen ihrer Holden von »Geschmiere« und »Gepinsle« ... Die wenigen Runzeln oder Fältchen, die wir eventuell noch haben, sind daher eure Schuld, ihr Herren der Schöpfung, die buchen wir auf euer Konto, ihr Tyrannen, und die sollen euch teuer zu stehen kommen ...[46]

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 46-47.
Lizenz:
Kategorien: