Vom Alpha zum Omega ...

Gibt es erste – gibt es letzten Schritte der Dame? Oder bildlich: Bunte Gymnasiastenmützen leuchten zwischen Fliederbüschen unter geöffneten Villenfenstern, eingeschlafene Erzieherinnen werden überlistet, Abschied an Parkwegen und Gartenpforten wird zum Symbol, Konditoreien treten in Kraft, am Telephon werden Schlagworte gewechselt – Studentenlieder in Sommernächten, Tanzstundenzirkel, Sportplatz als Stelldichein, Steigerung der Affekte durch äußere Geschehnisse, bei graumelierten Schläfen ebenso wie bei Jungenphysiognomien, das alles können noch die ersten Schritte sein!

Und die letzten? Die jeder Frau durch Naturgesetz vorgeschrieben ...? Weich gepolsterte Lehnsessel, bläuliche Zigarettenwölkchen, nervöse Finger, die an hundert Dingen spielen, beiseite geschobene halbgeleerte Gläser – so beginnen die letzten Schritte ...

Weit entfernt vom Schema lassen wir alle Möglichkeiten offen. Die Dame geht sie, die ersten und die letzten – mit der gleichen Grazie und Sicherheit, unbewußt – vorzüglich in der Haltung, die nichts verrät, keine Aufschlüsse gibt, nur Vermutungen anregt. – Sie wird sie gehen, aber das »wie« ist entscheidend. Sie hat die Macht, dem Ehegatten ein Paradies vorzuzaubern, wo nur eine Wohnung ist, und Illusionen zu wecken, die nun einmal zu den letzten Schritten gehören. Aber dennoch sind vielleicht die Spannen Zeit, die zwischen den ersten und den letzten Schritten liegen – schöne Leserin – die glücklichsten!


Vom Alpha zum Omega ...

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 149-152.
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