Tanzordnung.

[262] Wie nun alles im Leben seine Ordnung haben muß, so auch der Ball, und wie man eine Vorstellung oder sonst irgend etwas, an dem viele Personen teilnehmen, nach einem gewissen Programm verlaufen läßt, so entwirft man für den Ball auch ein Programm.

Gedruckte Tanzordnungen sollten auf jedem Ball im Saal auf mehreren dem Publikum in die Augen fallenden Stellen angeschlagen sein. Außerdem müßte noch am Orchester jeder Tanz vor Beginn desselben mit großer deutlicher Schrift[262] ausgehängt werden, damit man seine Engagements darnach treffen kann.

Den Anfang macht in der Regel die Polonaise und wählt man als sich daranschließenden Tanz gewöhnlich Walzer. Da nun aber viele den Walzer nicht einmal mangelhaft, sondern sogar recht herzlich schlecht tanzen, so nimmt man bei Zusammenstellung der Tanzordnung oft hierauf Rücksicht und setzt der Polonaise, die doch jeder mittanzt, eine Polka hinzu, welche auch jeder nach seiner Art verarbeitet. Es sei dieses Verfahren nicht weiter zu kritisieren, da man ja einmal aus der Regel eine Ausnahme machen kann, nur darf man der Polonaise absolut keine Redowa, Tirolienne oder einen Rheinländer folgen lassen.

Überhaupt lasse man die Tänze derartig aufeinander folgen, daß geschwinde und langsame, echauffierende und minder anstrengende mit einander abwechseln. Aus der folgenden Ordnung stelle man sich beliebig eine solche zusammen, und man kann leicht berechnen, wie viel Tänze man, – je nach der Zeit, die für den Ball angesetzt ist, – gebrauchen muß, wobei nur zu beobachten ist, daß der Tanz gewöhnlich noch einmal so lange als die dazwischenliegende Pause zu sein hat, wenn also die Musik zu einem Tanze zehn Minuten spielt, so nimmt dieses mit den fünf Minuten Pause zusammen eine Viertelstunde Zeit in Anspruch.


Tanzfolge:


PolonaiseWalzer

WalzerPolka Mazurka

PolkaTirolienne

RedowaDamenwahl

RheinländerFrançaise

GaloppKotillon

Lanciersad libitum.

Pause

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 262-263.
Lizenz:
Kategorien: