Die Haut.

[55] Die menschliche Haut ist nicht etwa eine einzige uns umgebende Hülle, sondern sie besteht aus 3 übereinander liegenden Membranen. Die unterste derselben, welche direkt auf den Muskeln resp. dem abgesonderten Fette liegt, nennt man schlechtweg »Haut« (auch wohl Lederhaut), dann folgt das sogenannte »Malpighische Netz«, welche beide mit Äderchen und Nerven versehen sind und schließlich die »Epidermis«, das ist die Oberhaut. Sie ist gefühllos und blutet nicht, sobald nur sie allein verletzt wird.

Das malpighische Netz ist je nach der Völkerrasse verschieden gefärbt, z.B. bei den eingeborenen Amerikanern rot, bei den Maleien gelb, bei den Negern schwarz. Ganz ohne Färbung ist sie bei unserer Kaukasischen Rasse, und hier wird an der Oberfläche der Haut durch das Durchschimmern des weißen Fettes und des roten Arterienblutes jene rosa Färbung erzielt, die sich auf weiblichen Gesichtern so ungemein lieblich ausnimmt.[55]

Die Epidermis ist am ganzen Körper außerordentlich dünn, nur an gewissen Stellen, die einem großen Drucke ausgesetzt sind, z.B. an der Ferse ist sie stärker.

Diese drei übereinander liegenden Häute sind porös und zwar haben diese Poren, wie bereits angedeutet, den Zweck, die Ausdünstungen des Körpers hindurchzulassen. Erste Grundbedingung zur Pflege der Haut ist es daher, dieselbe in regelmäßigen Zwischenräumen gehörig zu reinigen und zwar mittelst kalten Wassers und eines geeigneten Waschmittels.

Das Wasser muß kalt sein, weil warmes Waschwasser, obwohl es im Winter ja im ersten Augenblick ein angenehmes Gefühl erzeugt, der Haut eine Menge Fett entzieht und diese spröde macht. Warmes Wasser verweichlicht auch die Haut und macht sie weniger widerstandsfähig. Es darf sogenanntes hartes Wasser, wenn irgend möglich, nicht zum Waschen verwendet werden. Am besten eignet sich hierzu Flußwasser oder aber, wenn dieses nicht vorhanden, muß das Brunnenwasser vorher gekocht sein.

Als Waschmittel sind die billigen soda- und schwerspathaltigen Seifen nicht zu verwenden. Erstere greifen die Haut zu stark an, eignen sich wohl zur Reinigung von Händen, die durch irgend welche Arbeit stark beschmutzt worden, sind aber als Toilettgegenstand durchaus verwerflich. Letztere reizen durch ihre Härte bei der Reibung die Haut zu sehr und verletzen dieselbe sogar. – Das geeignetste Waschmittel ist Seife, die viel Fett und wenig Lauge enthält.

Häufige Waschungen sind nicht allein Erfordernisse des Anstandes, sondern auch ein Bedürfnis des Körpers, denn bei mangelnder Reinlichkeit verstopft der Staub die Poren der Haut, hindert die Ausdünstung und verursacht Krankheiten, die in ihren Folgen unabsehbar sind.

Einer noch größeren Pflege der Haut haben sich Damen zu befleißigen, da bei diesen ein zarter Teint nicht allein als eine Schönheit, sondern zuweilen als Erfordernis angesehen wird.

Der Genuß hitziger Speisen und Getränke, scharfer Gewürze verursacht eine Röte der Haut. Weniger bekannt dürfte es sein, daß der Schleier, welcher sonst allgemein als[56] Konservator einer schönen Gesichtsfarbe angenommen wird, manches Unrecht auf dem Gewissen hat.

Es gibt nämlich Schleier, deren Farbe gesundheitsschädliche Stoffe enthalten und Entzündung der Augen, Finnen und Pusteln im Gesichte nach sich ziehen. Ein zu enges Gewebe des Schleiers hindert das Abziehen der ausgeatmeten Kohlensäure. Es wird größtenteils dieselbe Luft wieder eingeatmet, die soeben vom Körper ausgeschieden wurde, was ganz entschieden von schädlichem Einfluß ist.

Wenn die Lichtstrahlen auf eine zarte, empfindliche Haut in direkter und intensiver Weise einwirken, so alterieren sie die Blutgefäße des malpighischen Netzes, bringen diese zum Springen und die Zusammenziehung der Lymphe verursacht die kleinen Pünktchen, welche man Sommersprossen nennt.

Nur eine zarte Haut ist für diesen Reiz empfänglich, daher erblicken wir nur auf weichen Gesichtern die Sommersprossen. Wenn aber im Winter die Lichtstrahlen weniger intensiv auf den Teint wirken, so verschwinden die Sprossen, um im nächsten Frühjahr wieder zum Vorschein zu kommen.

Erhöht wird die Wirkung des Lichtes auf die Haut durch Schweißtropfen, welche brennglasähnlich die Lichtstrahlen konzentrieren. Man tut wohl, sich des Schweißes durch Aufdrücken mit einem weichen Tuche zu entledigen, aber man wische nicht mit demselben, weil einerseits durch die Reibung die Haut gereizt und andererseits der Staub in die Poren hineingerieben wird. – Vermindert wird die Lichtwirkung durch breiträndige, beschattende Hüte oder durch Anwendung eines Sonnenschirms, der in diesem Falle nicht allein den Zweck hat, Hitze abzuleiten, sondern auch, Sommersprossen zu verhüten.

Neben einem schönen Teint gilt als Schönheit der Besitz von vollem, weichen


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 55-57.
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