Höflichkeitsbezeugung in Wort und Schrift.

[100] Höflichkeitsbezeugungen sind gewisse Regeln, die die Menschen erfunden und aufgestellt haben, als sie sich zu kleineren oder größeren Gesellschaften vereinigten, um einander im Umgange ihre Höflichkeit, Aufmerksamkeit, Achtung, Ehrfurcht, Ergebenheit, Wohlwollen und Verbindlichkeit zu bezeugen. Es sind Formeln, die, wenn sie auch in den meisten Fällen wahrhaft und aufrichtig gemeint sind, doch den Nebenzweck haben, irgend einen Nutzen zu stiften. Sollen sie nun aber ihren Zweck erfüllen, so müssen sie den jeweiligen Umständen, Verhältnissen und Beziehungen angepaßt sein. Leicht kann man durch falsch angebrachte, übertriebene Höflichkeit andere in Verlegenheit setzen und sich selbst lächerlich machen. Demgegenüber kann man aber auch durch zu wenig Höflichkeit Anstoß erregen und sich als ungebildeten Menschen kennzeichnen.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 100.
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