Die 5 guten Positionen.

[176] 1. Position. Die Fersen berühren sich, während die Fußspitzen soweit nach auswärts gewendet sind, daß die Füße eine gerade Linie bilden. In dieser Ausführung findet die 1. Position Anwendung in der höheren Tanzkunst, beim Ballet.

Werden die Fußspitzen soweit nach auswärts gewendet, daß die Füße einen rechten Winkel bilden, so bezeichnet man diese Position in Verbindung mit der entsprechenden Körperhaltung als Grundstellung. Sie findet Anwendung im gesellschaftlichen Leben und bei den Gesellschaftstänzen. Sie ist die Antrittsstellung; aus ihr beginnt die Verbeugung der Herren. Sie wird ferner eingenommen von den Soldaten und dem Diener bei Entgegennahme von Befehlen. In dieser Position spricht sich Achtung und Respekt, sowie ein ernstes und gemessenes Wesen aus. Bei mangelhafter Ausführung geht das Charakteristikum der Position verloren.

So würde bei Stellung der Füße in einem stumpfen Winkel der Ausdruck der Festigkeit verloren gehen; die Stellung würde gezwungen aussehen. Die Füße im spitzen Winkel zueinanderstehend würde Unbeholfenheit und Plumpheit andeuten.

2. Position. Stellt man den rechten oder linken Fuß aus der 1. Position um eines Fußes Länge rechts oder links seitwärts, so erhält man die 2. Position. Obgleich dieselbe dem Körper eine größere Standfestigkeit gibt, als die erste Position, ist doch ihre Verwendung im gesellschaftlichen Leben zu vermeiden, weil das Stehen mit gespreizten Beinen als unanständig und respektwidrig erscheint. Diese Position findet Anwendung beim Zurseitetreten, beim Fechten, bei Verbeugungen und beim Tanzen. Es sei bemerkt, daß diese Position in früheren Zeiten als militärische Grundstellung galt.

3. Position. Berührt die Ferse des aus der 2. Position herangezogenen Fußes den anderen Fuß in der Mitte,[176] so ist diese Stellung die 3. Position. Sie verleiht Anmut und ist die Antrittstellung bei der Verbeugung der Damen, bei den Rundtänzen und den meisten Kunsttänzen.

4. Position. Wird aus der 1. Position ein Fuß um Fußes Länge in gerader Richtung vor- oder rückwärts gestellt, so ist die 4. Position gebildet. Diese Stellung ist, verbunden mit einem aufgerichteten, etwas zurückgebeugten Oberkörper für den Redner, Künstler und Heldendarsteller geeignet. Man kann durch sie Männlichkeit, Mut, Entschlossenheit, Würde, Hochmut und Stolz ausdrücken.

5. Position. Diese Position wird so gebildet, daß je eine Fußspitze die Ferse des anderen Fußes berührt (Fußspitzen nach außen stehend). Sie ist eine Kunststellung und meist nur bei der höheren Tanzkunst gebräuchlich. Bei richtiger Ausführung müssen die Knie gestreckt bleiben.

Anmerkung. Beim Einüben der Positionen empfiehlt es sich, um eine größere Mannigfaltigkeit in der Übung zu haben, die Positionen auch auf den Zehen und in Verbindung mit Kniebeugen zu üben.

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 176-177.
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