Die Hochzeit.

[158] Es läßt sich hier wie bei der Verlobung ebenfalls nur Allgemeines sagen, weil die Gebräuche sehr mannigfaltig und nicht an allen Orten dieselben sind. Wir unterscheiden bei der Hochzeit die standesamtliche und die kirchliche Trauung. Bei der standesamtlichen Trauung erscheint die Braut in schwarzem Kleide ohne Myrtenkranz und Schleier, der Bräutigam in schwarzem Gesellschaftsanzug. Das Paar wird begleitet von den Zeugen und von den Eltern. Bei der kirchlichen Trauung erscheint die Braut in weißem Brautkleide, mit Schleier und Myrtenkranz geschmückt. Der Bräutigam fährt bei der Braut vor und holt sie ab. Die Eltern folgen im nächsten Wagen, die Brautjungfern und Brautführer sowie Gäste erwarten das Brautpaar in der Sakristei, von der aus sich alle im Zuge zur Trauung in die Kirche begeben. Das Brautpaar schreitet voraus. Dann folgen die Brautjungfern und Brautführer, dann die beiderseitigen Eltern, wobei der Vater der Braut die Mutter des Bräutigams, und der Vater des Bräutigams die Mutter der Braut führt. Diesen folgen die nächsten Verwandten usw. Es ist auch üblich, daß sämtliche zur Hochzeit geladenen Gäste bei der Braut zur Begrüßung vorfahren und von hier aus mit ihrem Wagen hinter dem des Brautpaares im Zuge zur Kirche fahren.[158]

Nach der Trauung geht das junge Ehepaar Arm in Arm nach seinem Wagen. Die Wagen fahren wieder hintereinander nach dem Ort, wo die weitere Festlichkeit stattfindet, oder machen vorher noch eine Rundfahrt.

Es werden hier dann dem jungen Paare die Glückwünsche gebracht, wobei jenachdem Umarmungen und Küsse angebracht sind. Dann geht's zur Tafel.

Das junge Paar erhält den Ehrenplatz. Ihm zur Seite links und rechts sitzen die Eltern. Den Neuvermählten gegenüber sitzen der Prediger, die Brautjungfern, Brautführer und Verwandte. Während des Essens werden dann die Toaste ausgebracht, und nach der Tafel wird in der Regel getanzt.

Tritt das junge Paar eine Hochzeitsreise an, so zieht es sich, jenachdem es angebracht ist, zurück, im andern Fall bleibt das Paar so lang bei den Gästen, bis die meisten sich verabschiedet haben.

Nach kurzer Zeit, oder wenn von der Reise zurückgekommen, zeigt das Paar die Vermählung durch die Zeitung an.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 158-159.
Lizenz:
Kategorien: