20.

[142] Besonders in der wichtigen Epoche Ihres Lebens, in den Jahren der eintretenden[142] Mannbarkeit, merken Sie genau auf sich; Fühlen Sie sich da schläfrig und träge, so nehmen Sie sich viel körperliche Arbeiten vor, bewegen Sie sich viel und lange in freier Luft. Arbeiten Sie gegen sich selbst mit aller Gewalt, reissen Sie sich auf, wenn das Bette Sie zu lange festhalten will, gehen Sie schnell in die Kälte hinaus, wenn der Ofen Sie zu sehr an sich zieht, stehn Sie plötzlich auf und gehen, wenn Sie sich müde fühlen, das wird die vortheilhaftesten Wirkungen auf Ihre Gesundheit haben, die bei jenen Erscheinungen so leicht wankt, oder den Körper träge und das Temperament und Geist schläfrig macht. Besonders in diesen Jahren verhüten Sie das zu viele Sizzen, und geben Sie dem zu dieser Zeit nicht seltenen Hange zur Bequemlichkeit, nicht so sich selbst verzärtelnd nach. Härten Sie sich, so sehr Sie können, ab, lernen Sie auf hartem Lager schlafen. Machen Sie sich müde durch körperliche Arbeiten, achten Sie nicht Kälte, nicht Sturm, nicht Regen, gehn Sie hinaus, und bekämpfen die Weichlichkeit Ihres Körpers; der, wenn er zu verzärtelt wird, den Keim von sehr vielen Schwächlichkeiten und Kränklichkeiten nährt.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 142-143.
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